Blutwäsche (Apherese) 

Die Blutwäsche (Therapeutische Apherese) ist ein hochmodernes, technisches Verfahren zur Entgiftung des Körpers. Ziel ist es, die Belastungen so weit zu reduzieren, bis der Körper wieder damit umgehen kann. Wie die Blutwäsche funktioniert und warum sie bei so unterschiedlichen Krankheiten wie Rheuma und Schwermetallbelastungen helfen kann, verrät Dr. med. Burgard in diesem Beitrag.

Dr. med. Harald Burgard
FA. für Innere Medizin
Dr. med. Harald Burgard
FA. für Innere Medizin
„Die Therapeutische Apherese kann bei vielen chronisch Kranken für eine spürbare Entlastung und Verbesserung sorgen. Und das bei so unterschiedlichen Krankheiten wie Allergien, chronische Müdigkeit und Erschöpfung, Multipler Sklerose und Rheuma.“

Blutwäsche: Hightech zur Entgiftung

Krankheitserreger, Schwermetalle, Lösungsmittel, Allergene – in unserem Alltag muss sich unser Körper mit vielen Dingen auseinandersetzen. Wird die Summe der Belastungen zu hoch, kommt er einfach nicht mehr hinterher. Wir werden chronisch krank, leiden unter Schmerzen, Müdigkeit, Denkstörungen usw. Ähnlich einem Schwelbrand können dadurch bedingte chronische Entzündungen über lange Zeit heimlich, still und leise Schaden anrichten, ohne erkannt zu werden. Sogar die Laborwerte können noch lange unauffällig sein. Langfristig kann eine solche stille Entzündung („Silent Inflammation“) schwere Folgen haben, wie z.B.

  • Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall
  • Diabetes 
  • Krebs 
  • Schmerzen 
  • Demenz 
  • Depressionen.

Ein hochmodernes Verfahren, mit dem sich viele unterschiedliche Belastungen gleichzeitig effektiv reduzieren lassen, ist die Therapeutische Apherese, umgangssprachlich auch Blutwäsche genannt. Eingesetzt wird das spezielle Blutreinigungsverfahren, das regelrecht als „abgekürzte Entgiftung“ wirkt, bei so unterschiedlichen Erkrankungen wie chronischen Infekten (Borreliose, HIV), Rheuma, Autoimmunerkrankungen und Bluthochdruck.

Definition

Die Blutwäsche (Therapeutische Apherese) ist ein medizinisches Blutreinigungsverfahren, mit dem gezielt bestimmte Bestandteile aus dem Blut bzw. Blutplasma entfernen werden, wobei die eigentliche Reinigung außerhalb des Körpers stattfindet. 

Dafür wird dem Patienten zunächst Blut entnommen, das dann mithilfe spezieller Geräte von krankmachenden Bestandteilen befreit und wieder in den Körper zurückgeführt wird. 

Ursprung und Geschichte der Blutwäsche

Die heute verbreitete Form der Filtrationsapherese (Membranfiltrationsapherese) stammt aus Japan. Entwickelt wurde sie 1980 von dem Nephrologen Agishi, der einen Weg suchte, Patienten mit schweren Schwermetallbelastungen und Autoimmunkrankheiten zu helfen. 

Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Verfahren immer weiter verfeinert und neue „intelligente“ Filter entwickelt, mit denen das Blut gezielt von belastenden Stoffen befreit werden kann. Damit haben sich automatisch immer neue Anwendungsmöglichkeiten ergeben. 

Inzwischen wird diese moderne Form der Blutwäsche weltweit erfolgreich bei Umweltbelastungen, Autoimmunerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen, in der Transplantationsmedizin und vielen anderen Bereichen eingesetzt. Von ihrer Verbreitung zeugen zahlreiche nationale und internationale Apherese-Gesellschaften. Die größten von ihnen befinden sich in Indien und Japan.

Wirkungsweise

Wie der Name schon sagt, nutzt die Filtrationsapherese spezielle Filter bzw. Adsorber zur Reinigung des Blutes. Mit ihrer Hilfe lassen sich krankheits- und entzündungsfördernde Bestandteile ganz gezielt aus dem Blut „herausfischen“, bevor es in den Blutkreislauf zurückgeführt wird. Das gilt z.B. für

  • LDL-Cholesterin, Triglyzeride (Lipidapherese)
  • Immunkomplexe, Autoantikörper (Immunapherese, Immunadsorption)
  • Schwermetalle, Pflanzenschutzmittel und andere Schadstoffe

Der Körper wird spürbar entlastet, kann sich leichter regenerieren und wieder besser reagieren: 

  • Das Immunsystem reguliert wieder besser, die Immun-Toleranz nimmt zu.
  • Blockierte Enzyme werden frei und können ihre Aufgabe wieder erfüllen.
  • Die Fließfähigkeit des Blutes nimmt zu. Die Durchblutung – insbesondere in den kleinsten Gefäßen (Mikrozirkulation) – wird verbessert. Davon profitieren v.a. Herz, Gehirn und Augen (Makuladegeneration).
  • Nerven, Gefäße und Bindegewebe, die möglicherweise durch zirkulierende Immunkomplexe und Autoantikörper (Rheuma) beeinträchtigt waren, werden entlastet.
  • Die Sauerstoffversorgung wird verbessert, der Sauerstoffpartialdruck steigt um bis zu 50 %.
  • Entzündungswerte können reduziert werden.
  • Bislang durch die chronische Belastung und Entzündung gebundene Energie steht wieder zur Verfügung. Zugleich können die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, wieder besser arbeiten. Uns steht wieder mehr Energie zur Verfügung, wir fühlen und wacher und fitter. 

Zugleich entfernen wir mit der Blutwäsche viele Faktoren, die langfristig krank machen. Daher ist die Apherese auch ein hervorragendes Mittel zur Prävention

Wie funktionieren die Filter?

Wenn Giftstoffe, Krankheitserreger usw. an körpereigene Substanzen wie Eiweiße oder Fette binden, verändern sie deren Struktur, Größe und Ladung. Die bei der Therapeutischen Apherese verwendeten Hightech-Filter erkennen so veränderte Strukturen und filtern alles heraus, was eine unnatürliche Größe, Struktur oder Ladung hat oder sonstwie pathologisch verändert ist.

Welche Stoffe werden bei der Blutwäsche entfernt?

Je nach Filter können folgende Stoffe entfernt werden:

  • Schwermetalle und andere toxische Metalle (Quecksilber, Blei, Cadmium, Aluminium, Arsen, Gadolinium, Zinn)
  • Fettlösliche Umweltgifte wie Lösungsmittel (Toluol, Benzole), Pflanzenschutzmittel und Insektizide (DDE, DDT), PCB
  • Krankheitserreger: Viruspartikel (Hepatitis C, HIV), Bakterien, Pilze und von ihnen gebildete Giftstoffe
  • Entzündungsbotenstoffe (Interleukine, Zytokine)
  • Zirkulierende Immunkomplexe
  • Autoimmune Antikörper

Behandlungsmethode – Wie läuft die Blutwäsche ab?

Bei der Therapeutischen Apherese entnehmen wir dem Patienten Blut aus einer Armvene, das über den anderen Arm zurück in den Körper fließt. Dazwischen wird das Blut gereinigt. 

Dazu werden zunächst flüssige und feste Bestandteile, also vor allem Blutplasma und Blutzellen, voneinander getrennt. Der flüssige Anteil (Plasma) wird durch spezielle Filter geleitet, die Giftstoffe und andere belastende Bestandteile entfernen. Auf diese Weise erhalten wir 

1.    das gereinigte Blutplasma, das gemeinsam mit den Blutzellen in den Blutkreislauf zurückgeführt wird,
2.    das Eluat mit den herausgefilterten „Verunreinigungen“.

Anschließend wird das Eluat im Labor analysiert. So sehen wir, mit welchen Belastungen der Patient zu tun hat und erhalten wertvolle Informationen für ein umfassendes, ganzheitliches Behandlungskonzept. Einerseits können wir im weiteren Verlauf noch gezielter behandeln, indem wir z.B. bei einer Schwermetallbelastung zusätzlich Chelate einsetzen, andererseits können wir den Verlauf bzw. Erfolg der Behandlung permanent kontrollieren.

Mit der Blutwäsche reinigen wir zunächst nur das Plasma. Alle weiteren Körperregionen, Zellen, Gewebe, Nerven usw. werden indirekt entgiftet. Da die Flüssigkeiten in und um die Zellen herum immer nach Ausgleich streben, werden sie nach der Blutwäsche wieder Giftstoffe usw. an das gereinigte Plasma abgeben. Daher muss die Blutwäsche mindestens einmal wiederholt werden. 

Eine Blutwäsche dauert jeweils 1,5 bis 2 Stunden. Während dieser Zeit werden Sie permanent technisch überwacht (z.B. Blutdruck). Je nach Belastung sollten Sie insgesamt 2 bis 6 Behandlungen einplanen. Zwischen der ersten und zweiten Behandlung halten wir in unserer Praxis immer einen Tag Abstand ein. Danach liegen die Abstände in der Regel bei 6 bis 8 Wochen. Mit diesem Rhythmus geben wir dem Körper genug Zeit zur Regulation, verbessern die Effektivität und die Verträglichkeit der Blutwäsche.

Vor- & Nachteile der Therapeutischen Apherese

Vorteile

  • Diagnose & Therapie in einem – Mit der Apherese können wir zugleich Belastungen messen und sie reduzieren.
  • Automatische Erfolgskontrolle der Behandlung im Labor.
  • Breites Einsatzgebiet – Patienten mit sehr unterschiedlichen Erkrankungen können von der Blutwäsche profitieren („Pathopherese“).
  • Entfernt nur unerwünschte Bestandteile – nützliche und gesunde Blutbestandteile wie Nährstoffe, Elektrolyte, Blutzellen, usw. bleiben erhalten.
  • Gezielte Entgiftung – im Gegensatz zur unspezifischen Ausleitung, wie wir sie durch Aktivierung der Ausscheidungsorgane, Ernährung usw. erreichen können.
  • Entfernt auch pathogene Bestandteile, bei denen die körpereigene Entgiftung an ihre Grenzen stößt (z.B. Schwermetalle, zirkulierende Immunkomplexe) und die mit keinem anderen Verfahren aus dem Körper zu bekommen sind.
  • Permanente Kontrolle während der Blutwäsche.
  • Gute Verträglichkeit – auch für schwer kranke / stark belastete Patienten geeignet (Nebenwirkungsrate: 0,4 % im Vergleich zu 8 % bei der Plasmapherese).
  • Es muss keine oder nur sehr wenig Flüssigkeit ersetzt werden. Das verbessert die Effizienz der Reinigung und reduziert den Harndrang.
  • Nur wenig Heparin erforderlich.

Nachteile

  • Kosten: Jede Apherese hat ihren Preis. Weil die Filter und andere Utensilien recht teuer sind, müssen Sie mit 4-stelligen Kosten für eine Blutwäsche rechnen. In unserer Praxis bspw. liegen diese in der Regel zwischen 2.300 und 2.500 EUR.
  • Bei anhaltenden Belastungen muss die Blutwäsche wiederholt werden, um einen nachhaltigen Erfolg zu ermöglichen.

Anwendungsgebiete – Bei welchen Krankheiten wird die Apherese eingesetzt?

Da wir mit der Apherese sehr viele unterschiedliche Belastungen entfernen können und entsprechend viele Bereiche und Krankheiten positiv beeinflussen können, spreche ich auch gern von „Pathopherese“.

Ein wichtiges Einsatzgebiet der Blutwäsche ist die Rheumatoide Arthritis. Bei diesem sog. „Gelenkrheuma“ lassen sich Entzündungsmarker wie der CRP-Wert in vielen Fällen deutlich reduzieren. Oft beobachten wir, dass die Patienten, schon nach der ersten Behandlung deutlich weniger Schmerzen haben und sich ihre Beweglichkeit spürbar verbessert.

Hauptanwendungsgebiete

Weitere Anwendungsgebiete

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Während der Apherese kann es zu einem leichten Absacken des Blutdrucks kommen, dem man bei Bedarf (permanente Kontrolle) rasch gegensteuern kann.

Nach der Blutwäsche kann es durch die verbesserte Mikrozirkulation an 1 bis 2 Tagen zu Schwellungen an Händen und unter den Augen kommen. 

Darüber hinaus kann bei empfindlichen Patienten zu spürbaren Umverteilungsreaktionen kommen. Neben Allergien (Wahrscheinlichkeit 1 : 1–10 Mio.) wurden Befindlichkeitsstörungen beschrieben. Ihre Wahrscheinlichkeit hängt von verschiedenen Faktoren, wie Vorbelastungen, Erregern und einem möglichen Mineralstoffmangel ab. Nach meiner Erfahrung lassen sich solche – ohnehin höchst seltenen –Befindlichkeitsstörungen in der Regel gut vermeiden, wenn man den Patienten kennt und entsprechende Voruntersuchungen gemacht hat. 

Möglichkeiten und Grenzen der Blutwäsche

Mit der Blutwäsche lassen sich in vielen Fällen Schmerzen reduzieren oder beseitigen. Viele Patienten fühlen sich danach körperlich und geistig fitter und berichten von einem enormen Gewinn an Lebensqualität 

Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, sollte die Therapeutische Apherese im Idealfall – eingebettet in ein ganzheitliches Konzept – Hand in Hand mit anderen Methoden eingesetzt werden. Bei der Auswahl ergänzender Therapien kann jeder Arzt oder Heilpraktiker auf seinen persönlichen „Werkzeugkasten“ zurückgreifen.

Je nachdem, welche Belastungen bei einem Patienten im Vordergrund stehen, kombinieren wir  die Therapeutische Apherese in unserer Praxis gern mit 

  • Bioresonanz bei Allergien
  • Nosoden bei Belastungen durch Krankheitserreger (Borreliose, Toxoplasmose)
  • Chelate (metallbindende Medikamente) bei Schwermetallbelastungen
  • Mikronährstoffzufuhr bei entsprechendem Mangel
  • Darmsanierung bei Leaky Gut
  • Laserakupunktur (photodynamische Lasertherapie) bei Schmerzen
  • Hinführung zu einem gesunden Lebensstil: Schlaf, Ernährung, Bewegung, viel Wasser trinken

Nach meiner Erfahrung kann auf diese Weise eine möglichst rasche und nachhaltige Verbesserung bzw. Heilung erreicht werden. 

Ein hohes Potenzial besitzt die Therapeutische Apherese, wenn körpereigene Funktionen reversibel gestört sind. An Grenzen stößt sie dagegen überall dort, wo bereits Gewebe zerstört ist und irreversible Schäden entstanden sind. 

Wenn die krankmachenden Belastungen nach der Blutwäsche anhalten, kann sie je nach Bedarf wiederholt werden, um den Behandlungserfolg möglichst lange zu erhalten.

Stand der Forschung

Die Apherese wurde über Jahrzehnte an einer Reihe von Instituten und universitären Einrichtungen erforscht und weiterentwickelt. Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit bei einzelnen Erkrankungen, wie z.B. 

  • autoimmuner oder toxischer Polyneuropathie
  • Multiple Sklerose (lt. Studienlage der Kanadisch-Amerikanischen Apheresegesellschaft)

Darüber hinaus lässt sich die Wirksamkeit bei jedem Patienten aufs Neue bei der Analyse des Eluates nachweisen. Wir sammeln diese Daten seit vielen Jahren in unserer Praxis.

Literatur- und Linktipps

Internationale Gesellschaft für Apherese: https://e-isfa.eu/de-start 

Straube, R.; Donate, H.-P.: Die Doppelmembranfiltrationsapherese als Behandlungsoption bei Erkrankungen aus der Umweltmedizin. umwelt·medizin·gesellschaft, 23, 1/2010

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