Sie gilt als schwer zu erkennen und mitunter schwierig zu behandeln: die Borreliose. Während in der Schulmedizin Antibiotika als Mittel der Wahl gesehen werden, gehen Naturheilkundler gänzlich andere, ganzheitliche Wege.
Was ist eine Borreliose?
Als Borreliose bezeichnet man die bakterielle Infektion des Körpers durch das zu den Spyrochäten gehörenden Bakterium Borrelia burgdorferi und dem sich daraus entwickelnden Krankheitsbildern.
Nachdem Borrelien sich im Körper über den Blutkreislauf verteilen können, können alle Körperteile bzw. Organe befallen werden. Daraus entwickeln sich die verschiedensten Symptomatiken bzw. Krankheitsbilder, je nachdem, wo diese Parasiten sich manifestieren. Das macht die Zuordnung dieser Krankheitsbilder so komplex, und die Verwechslungsgefahr mit anderen ähnlichen Erkrankungen ist sehr hoch. Deswegen wird die Borreliose auch als Chamäleon der Infektionserkrankungen bezeichnet. Nachdem in der Regel nicht nur ein Organ befallen wird, sondern sich viele Borrelienherde im Körper gleichzeitig ansiedeln, spricht man von einer Multisystemerkrankung. Borrelien können durch Zecken, aber auch durch andere stechende oder beißende Insekten wie z. B Stechmücken, Bremsen oder Flöhe auf den Menschen übertragen werden. Borrelien kommen außer in den Überträgern selbst in vielen anderen Säugetierarten vor.
Die Borreliose wurde in den 1970er Jahren im Ort Lyme im US-Bundesstaat Connecticut erstmals beobachtet. Das Bakterium Borrelia burgdorferi wurde dann durch Willy Burdorfer erstmals 1981 beschrieben.

Die "Zeckenimpfung"
Als Zeckenimpfung wird irreführenderweise die FSME-Impfung bezeichnet. Die FSME wird ebenfalls durch Zecken übertragen, hat mit der Borreliose außer dem gemeinsamen möglichen Übertragungsweg nichts zu tun. Die Zeckenimpfung schützt weder vor Zecken noch vor einer möglichen Borreliose.
Stadien der Borreliose
Die Borreliose wird von der Schulmedizin in drei verschiedene Stadien eingeteilt.
- Als Stadium I bezeichnet man die Zeit der ersten vier Wochen nach der Infektion.
- Als Stadium II wird die Zeit nach vier Wochen (Stadium I) bis zu einem halben Jahr nach der Infektion bezeichnet, in der sich die Borreliose im Körper manifestiert und das Immunsystem des Betroffenen versucht, dieser Infektionskrankheit Herr zu werden.
- Als Stadium III wird die Zeit nach einem halben Jahr nach der Infektion bezeichnet, nachdem das Immunsystem die Infektionserkrankungen nicht bezwingen konnte, sich der Parasit, die Borrelie, im Körper manifestiert hat, und es somit zu einer chronischen Borreliose gekommen ist.
Da die Stadieneinteilung überschneidend ist, lassen sich die Stadien nicht klar voneinander abgrenzen. Das Festsetzen eines Stadiums sagt nichts über die Erfolgsaussichten einer wirkungsvollen Behandlung aus.
Die Gelenksborreliose
Von einer Gelenksborreliose wird gesprochen, wenn sich Borrelien in den Gelenkflächen angesiedelt haben und es dadurch zu Gelenkschmerzen kommt. Sie bezeichnet nicht einen komplizierteren Krankheitsverlauf, sondern drückt nur den Ort des Geschehens aus. Verblüffender Weise tritt eine Gelenksborreliose verstärkt das erste Mal nach einer Antibiotikagabe auf. Das lässt den Verdacht zu, dass die im Gewebe vorkommenden Borrelien sich während der Antibiose in die schlecht durchbluteten Gelenksflächen flüchten, um sich den Auswirkungen der Antibiose zu entziehen. Ab dem Moment treiben die Borrelien auch in den Gelenksflächen ihr Unwesen - mit den daraus resultierenden Beschwerdebildern.
Die Neuroborreliose
Man spricht von einer Neuroborreliose, wenn im Verlauf einer Borreliose Beschwerden im Bereich der Nerven hinzukommen, sich neuropathische Schmerzen einstellen oder Sensibilitätsstörungen den Patienten plagen. Ebenfalls spricht man von einer Neuroborreliose, wenn anscheinend die Leistungsfähigkeit des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen wird. Dies äußert sich zum Beispiel durch Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Wortfindungsstörungen sowie Sehstörungen.
Verblüffender Weise klagen die Patienten über diese Symptomatik oft zum ersten Male nach einer antibiotische Behandlung. Analog zur Gelenksborreliose liegt der Verdacht nahe, dass sich Borrelien während der Antibiose in das für Antibiotika schwer zugängliche Nervensystem zurückziehen und ab diesem Zeitpunkt über ihre Ausscheidungen das Nervensystem schädigen.

Diagnostik der Borreliose - Detektivspiel mit ungewissem Ausgang
Die Schulmedizin bietet für die Diagnostik der Borreliose verschiedene Bluttests an. Dabei achtet der Mediziner in erster Linie auf diesen diagnostischen Wert und zieht das Befinden und die Beschwerden des Patienten oftmals zu wenig in die Beurteilung der Gesamtsituation mit ein.
So kommt es leider immer wieder vor, dass ein negativer Laborwert den Mediziner veranlasst, den Patienten für gesund zu halten. Die Beschwerden werden dann in die Psychosomatik eingruppiert.
In diesem Zusammenhang ist wichtig zu erwähnen, dass die Laborwerte bzw. die Laboruntersuchungen nicht standardisiert sind und folglich unterschiedlich ermittelt werden. Das hat zur Konsequenz, dass im Labor A das Ergebnis positiv und im Labor B das Ergebnis negativ sein kann.
Was die meisten Betroffenen auch nicht erkennen, ist, dass nicht nach Borrelien sondern nach Antikörpern gegen Borrelien gesucht wird. Das ist natürlich ein eklatanter Unterschied. So wird ebenfalls unterstellt, dass die Anzahl der Borrelien mit der Anzahl der Antikörper korreliert. Damit ist gemeint: Wenig Borrelien bedeutet wenig Antikörper, viele Borrelien bedeutet viele Antikörper. Diese Unterstellung einer Korrelation zwischen Antikörper und Borrelien ist schlichtweg falsch.
Diese Fehlinterpretation lässt sich sehr einfach darlegen. Antikörper werden im Körper vom Immunsystem als Antwort auf eine Infektion gebildet, sofern das System zu dieser Antwort noch in der Lage ist. Kann das Immunsystem, warum auch immer, nicht mehr antworten, werden im Körper selbst bei einem hohen Erregerbefall keine Antikörper mehr gebildet. In diesem Falle wäre das Testergebnis schlichtweg falsch, da nach schulmedizinischer Sicht keine Borreliose vorliegt, da keine Antikörper nachzuweisen sind.
Hat ein Betroffener ein hervorragendes Immunsystem, das sehr schnell und gut mit der Bildung von vielen Antikörper auf einen geringen Erregerbefall reagiert, was grundsätzlich ein gutes Zeichen wäre, wird dieses Testergebnis fälschlicherweise als hoher Befall interpretiert, obwohl speziell in diesem Falle das Immunsystem mit diesem Erregerbefall hervorragend und physiologisch korrekterweise umgeht und höchstwahrscheinlich keinerlei Therapie notwendig wäre.
Im Moment ist der Western-Blot der gängigste Test bei der Diagnostik der Borreliose. Dabei wird das Blut auf die Anzahl der Antikörper untersucht. Dieser Test sagt lediglich aus, ob der Betroffene irgendwann in seinem Leben Kontakt mit dem Erreger hatte.
Der LTT-Test bzw. Lymphozytentransformationstest erfasst die für Borrelien spezifischen T-Zellen im Blut, also auch eine Reaktion des Körpers auf den Erreger. Damit ist der Test ähnlich schwierig zu interpretieren wie der Antikörpertest, da auch hier die Reaktionsfähigkeit des Körpers maßgeblich ist. Trotzdem gilt der LTT-Test als einer der sichersten Testverfahren.
Der PCR Test, bzw. Polymerase Ketten Reaktionstest (Polymerase Chain Reaction) ist eine Methode, um die Erbsubstanz in diesem Falle der Borrelien zu vervielfältigen. Dazu wird das Enzym DNA-Polymerase verwendet. Diese Vervielfältigung läuft in vielen hintereinander geschalteten Schritten ab und entsprechend hoch sind die Fehlergrenzen und die Falschaussagen bzw. unzuverlässig ist der Test.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass diese Tests lediglich ein Indiz für eine mögliche Borrelien-Infektion sind. Eine klare Diagnostik lässt sich hieraus in keinem Falle ableiten.
Es ist für viele Patienten (und Mediziner) kaum zu glauben, dass es in der heutigen Zeit keinen vernünftigen und damit zuverlässigen Test für eine Borreliose gibt. [Anm. d. Red.: Wie unsicher die Diagnosen bei der Borreliose mitunter sind, zeigte auch eine Warnung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vor Fehldiagnosen. Demnach würden viele Patienten aufgrund einer vermeintlichen chronischen Borreliose zum Teil monatelang mit Antibiotika behandelt, ohne überhaupt daran erkrankt zu sein. (Quelle: Meldung der DGN vom 22.9.2016 beim idw)]
Das Erythema migrans
Das Erythema migrans (Wanderröte) – eine sich kreisrund ausbreitenden Rötung der Haut rund um den Zeckenstich - "gilt" als sicheres Zeichen für eine Borreliose. Bei genauerer Betrachtung darf der aufmerksame Leser feststellen, dass es sich hierbei um ein Postulat handelt, sprich eine Behauptung, die wissenschaftlich nicht nachgeprüft ist. Kein Wissenschaftler der Welt weiß definitiv, ob das Erythema migrans wirklich von Borrelien verursacht wird, oder ob es andere Ursache hat. Sicher ist nur, dass das Erythema migrans eine physiologisch korrekte Immunreaktion des Körpers auf einen Fremdeiweißeintrag in das Gewebe ist. Die bisher gültige schulmedizinische Meinung - Auftreten des Erythemas gleich Borreliose - ist wissenschaftlich nicht haltbar. Umgekehrt tritt die Wanderröte bei Weitem nicht immer auf: Tatsächlich geht man davon aus, dass das Erythema migrans nur in ca. 30 % der Fälle einer Borreliose-Infektion auftritt.

Das Beschwerdebild der Borreliose
Die Borreliose kann mit einer Fülle von Beschwerden einhergehen, wie:
chronisches Krankheitsgefühl, Ermüdung, Erschöpfung, herabgesetzte körperliche Belastbarkeit, leichtes Fieber, Hitzewallungen, Frösteln, Nachtschweiß, Halsschmerzen, geschwollene Drüsen, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Gelenkschmerzen mit Wanderungstendenz in verschiedenen Gelenken, Steifigkeit der Gelenke, Entzündung von Gelenken, Muskelschmerzen, Brustschmerzen und Herzklopfen, Bauchbeschwerden, Übelkeit, Durchfälle, Schlafstörungen, schlechte Konzentration und Gedächtnisstörung, Nervosität und Stimmungsschwankungen, Depression, Benommenheit, Rückenschmerzen, verschwommenes Sehen und Augenschmerzen, Schmerzen im Kieferbereich, Schmerzen in den Hoden oder im Beckenbereich, Schwindelzustände, Tinnitus, Hirnnervenstörungen (Taubheitsgefühl, Schmerzen, Kribbeln im Gesichtsbereich), Lähmungen im Gesichtsbereich einschl. Augenmuskeln, Optikus-Neuritis (Augennerventzündung), Kribbeln oder brennende Schmerzen im Hautbereich, Erkrankung des Herzmuskels inkl. des Erregungsleitungssystem, Herzrhythmusstörungen, Gewichtsverlust ...
Wie bereits erwähnt kann fast jedes Beschwerdebild von Borrelien wenigstens mit verursacht werden, je nachdem in welchem Körperabschnitt bzw. Organ die Borrelien ihr Unwesen treiben. Hinzu kommt, dass sich die möglichen Beschwerden einer Borreliose zu mehr als 90 % mit dem Beschwerdebild der Schwermetallvergiftung decken. Differenzialdiagnostisch kann daher eine Borreliose nicht eindeutig von anderen Krankheitsursachen abgegrenzt werden.
Schulmedizinische Therapie der Borreliose
Viele Schulmediziner richten sich nach der so genannten S1-Leitlinie der Neurologen. Eine weitere S1-Leitlinie gibt es bei den Dermatologen bezüglich der Hautmanifestation. Beide Leitlinien empfehlen das Antibiotikum Doxycyclin oder Amocycillin in einer Dosierung von täglich 200 mg über 2 bis 3 Wochen. Nach der Leitlinie ist die Borreliose anschließend geheilt und die Beschwerden des Patienten sind anderer Natur. Dann spricht man vom postinfektiösem Syndrom bzw. Post Lyme Disease.
Bei einer Spätinfektion wird nach dieser Leitlinie eine intravenöse Gabe von Cephalosporinen empfohlen. Spätestens soll die Borreliose ausgeheilt sein. Die Leitlinie spricht von einer Heilungsrate von 85 bis 100 %. Offen bleibt bei dieser Leitlinie, wie mit den ca. 15 % Verfahren werden soll, welche auf diese Weise nicht ausgeheilt worden sind.
In der Praxis stellt sich dieses Bild meiner Erfahrung nach jedoch völlig anders dar. Etliche Patienten haben mehrfache Antibiotikakuren hinter sich gebracht, ohne eine nachhaltige Besserung zu erfahren.
Die Ärztevereinigung ILADS, die sich ausschließlich mit Zecken übertragene Erkrankungen beschäftigt, empfiehlt eine Kombination von drei verschiedenen Antibiotika über wenigstens sechs Monate. Welche Auswirkungen das auf den menschlichen Organismus hat, darf sich jeder Betroffene selbst ausmalen. [Anm. d. Red. Wie neue Untersuchungen zeigen, ist selbst bei einer Neuroborreliose eine Antbiotikatherapie über mehr als 2-3 Wochen nicht sinnvoll. Sie stelle sogar ein unnötiges Risiko dar.]
Weitere Therapieoptionen (außer Antibiotika) stehen der Schulmedizin nicht zur Verfügung.
Anzumerken ist jedoch noch, dass diese Leitlinie derzeit überarbeitet wird (Stand Oktober 2015). Es bleibt daher abzuwarten, ob die neu überarbeitete Leitlinie der schwierigen Situation der Betroffenen besser gerecht wird.
Literatur- und Linktipps
- Udo Becker: Lexikon der Symbole.
- Lothar Burgerstein, Michael Zimmermann, Hugo Schurgast und Uli P. Burgerstein: Burgersteins Handbuch Nährstoffe.
- Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol.
- Wolfgang Gerok u. a.: Die Innere Medizin.
- Helmut Hahn u. a.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie.
- Rudolf Klussmann: Psychosomatische Medizin.
- Wolf-Dieter Storl: Borreliose natürlich heilen.
- www.borreliose-bund.de - Bundesverband der Borreliose-Selbsthilfegruppen
- www.borreliose.org - Informationen rund um Borreliose und andere Zeckeninfektionen
- www.bzk-online.de - Homepage des Bundesverbandes der Zeckenkrankheiten