Phytotherapie - Weizenkleie 

Das Hauptanwendungsgebiet für die Weizenkleie ist die Verstopfung (Obstipation). Eine große Rolle spielen dabei die Ballaststoffe, die Weizenkleie reichlich enthält. Hier erklärt Ihnen die Heilpraktikerin M. Rupprecht, was die Weizenkleie sonst noch so wertvoll macht und wie Sie sie richtig anwenden.

 

Was ist Weizenkleie?

Weizenkleie besteht aus den Randschichten des Getreidekorns. Diese bleiben beim Mahlen von Mehl übrig. Die Randschichten bestehen aus: Samenschale, Aleuronschicht und dem wertvollen Keimling.

Lange Zeit wurde Weizenkleie nur als Futtermittel genutzt. Das hat sich deutlich geändert: Jede Menge Ballaststoffe (45–54 %), Mineralstoffe wie Eisen und eine Reihe von Vitaminen (v.a. B-Vitamine) machen Kleie zu einem geschätzten Nahrungsmittel.

Ähnlich wie Haferkleie kommt sie insbesondere bei Verdauungsbeschwerden, beim Abnehmen oder im Rahmen einer vollwertigen Ernährung zum Einsatz.

Gesunder Muntermacher für den trägen Darm

„Wie unbegreiflich wir Menschen uns in manchen Stücken benehmen, das zeigt so recht, wenn auch nur in einem kleinen, unscheinbaren Punkte, die Behandlung der Kleie. Jede Dienstmagd wirft die Kleie den Schweinen vor, die Kleie, die, ich möchte sagen, gesündere und kräftigere Wirkstoffe enthält als das Mehl selbst. Viel vernünftiger würde diejenige Hausmutter handeln, welche die nahr- und heilkräftige Kleie sorgfältig in selbsteigenen Verwahr nähme und dieses edle, nahrhafte und gesunde Heilmittel ihren schwachen Kindern gönnte.“

Man möchte meinen, dieses Zitat entstamme einem älteren Lehrbuch für vollwertige Ernährung. Doch dem ist nicht so. Sein Autor ist einer der prominentesten Naturheilkundigen Deutschlands, Pfarrer Sebastian Kneipp. Er kannte bereits vor über 150 Jahren den hohen Nährwert und die positiven Wirkungen der Weizenkleie auf Stoffwechsel und Verdauung und legte sie deshalb seinen Patienten wärmstens an Herz. Außerdem beschrieb er die Wirkung der Weizenkleie in seinem Standardwerk „Meine Wasserkur“.

Hauptanwendungsgebiet für Weizenkleie - die Verstopfung

Das Hauptanwendungsgebiet für die Weizenkleie ist die Verstopfung (Obstipation), also die übermäßig lange Verweildauer der unverdaulichen Nahrungsreste im Darm. Verstopfung ist durch eine erschwerte und zu seltene Abgabe von meist kleinen Stuhlmengen gekennzeichnet, die häufig mit dem Gefühl einer anstrengenden und unvollständigen Entleerung verbunden ist. Der Stuhl selbst ist meist trocken und hart.

Die Verdauungsgewohnheiten sind von Mensch zu Mensch äußerst unterschiedlich. Als normal gilt eine Stuhlentleerung pro Tag, die ohne Probleme, d. h. ohne eine starke Bauchpresse, ohne sich aufbauende Blähungen und ohne ungenügendes Entleerungsgefühl abläuft. Wer sich ballaststoffarm ernährt, hat aber womöglich nur an jedem 2. Tag eine Stuhlentleerung. Für Vegetarier hingegen sind zwei bis drei Stuhlgänge pro Tag durchaus nicht ungewöhnlich. Vier und mehr Darmentleerungen pro Tag gelten als Durchfall und weniger als drei Stuhlgänge pro Woche als Verstopfung.

Die Schulmedizin hat deshalb als Rahmen für eine normale Darmentleerung die Formel „3 x täglich bis 3 x wöchentlich“ aufgestellt.

Als Orientierungshilfe ist diese Formel sinnvoll und angemessen, doch sollte der Arzt oder Heilpraktiker auch das subjektive Gefühl seiner Patienten mitberücksichtigen: Es gibt durchaus Menschen, die jeden Tag Stuhlgang haben, aber sich dennoch immer etwas verstopft fühlen, weil die Passagezeit der Nahrung im Darm bei ihnen zu lang ist.

Ob die unverdaulichen Nahrungsreste einer Mahlzeit nach bereits einem Tag oder erst nach drei bis vier Tagen den Darm verlassen, macht für das Wohlgefühl eines Menschen einen ganz erheblichen Unterschied aus. Ist die Verweildauer zu lang, fühlt man sich träge und beschwert. Darüber hinauskönnen sich durch Gärungs- und Fäulnisprozesse im Darm Gifte bilden, die nicht nur die Darmschleimhaut, sondern auch Leber und Stoffwechsel belasten. Viele Menschen mit z. B. unreiner Haut haben in Wirklichkeit gar kein Hautproblem, sondern aufgrund einer chronischen Verstopfung zu viele toxische Stoffe im Darm.

Ursachen für Darmträgheit und Verstopfung

Die Verstopfung ist ein Symptom für zahlreiche funktionelle und organische Störungen, wobei die organischen Störungen bei weitem die selteneren Ursachen darstellen. Dennoch soll kurz auf sie eingegangen werden:

Organische Gründe

für eine Obstipation sind z. B. Tumore, Verengungen des Darmkanals durch schrumpfende Narben nach Geschwüren, ferner Divertikel (Darmwandausstülpungen), Hämorrhoiden, Aftereinrisse, Mastdarmvorfall, ein Mangel an Gallensäuren, eine Unterfunktion der Schilddrüse, neurologische Störungen, Eisenmangel oder hormonelle Umstellungen während einer Schwangerschaft. Deshalb sollte eine Obstipation zunächst vom Haus- oder Facharzt abgeklärt werden, da sie unter Umständen operativ behandelt werden muss. Aber - wie gesagt - diese organischen Ursachen lassen sich nur bei vergleichsweise wenigen Patienten finden.

Darmträgheit und Verstopfung

sind ein Beschwerdebild, bzw. eine manifeste Erkrankung, die man mit Fug und Recht als Volksleiden bezeichnen kann. Immerhin leidet etwa jeder Zehnte unter einer funktionellen oder sog. „habituellen“ Obstipation. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer. Interessanterweise ist die Darmträgheit in Ländern mit einem hohen Verzehr von Rohfasern (Ballaststoffen) weitaus seltener zu finden. Und genau da liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems.

Die häufigsten Ursachen für eine habituelle Obstipation sind ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel und eine zu geringe Trinkmenge.

Dementsprechend lautet die Therapie: Erhöhung der körperlichen Aktivität, stärkere Zufuhr von ballaststoffhaltiger Kost und Steigerung der Trinkmenge, wobei man den größten Erfolg vor allem mit der Kombination „Ballaststoffe & Flüssigkeitszufuhr“ erzielt.

Behandlung von Darmträgheit

Bei der Behandlung der Obstipation ist unbedingt - und das kann nicht oft genug betont werden - von der Einnahme anthrachinonhaltiger (Sennesblätter) und synthetischer Abführmittel abzuraten. Sie führen nach mehrjährigem Gebrauch zu schweren und nicht mehr rückgängig zu machenden Schäden an der Darmschleimhaut und außerdem zum chronischen Verlust lebensnotweniger Mineralstoffe wie z. B. Kalium.

Ihr Einsatz ist allein deshalb gar nicht notwendig, weil sich die Darmträgheit leicht, schonend und nebenwirkungsfrei behandeln lässt, nämlich mit der bereits von Pfarrer Kneipp so hochgelobten Weizenkleie. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass Medikamente oftmals gar nicht notwendig sind, sondern der Weg zur Gesundheit geradewegs durch die Küche führt.

Bei Darmträgheit empfiehlt sich deshalb ein- bis dreimal am Tag die Einnahme von ein bis drei Esslöffeln Weizenkleie, verbunden mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Die Menge sollte individuell so dosiert werden, dass ein geformter, nicht zu fester, aber auch nicht zu flüssiger Stuhl entsteht. Weizenkleie ist so gut verträglich, dass man sie bereits Kleinkindern in die Breikost mischen kann. Man rührt sie in Wasser, Saft oder Milch ein, gibt sie über das Müsli, kann sie über den Salat streuen oder in Brot mitbacken. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist aber stets, zwischen 1,5 und 2,5 l Flüssigkeit über den Tag verteilt zu sich zu nehmen. damit der Kleie im Darm genügend Quellflüssigkeit zur Verfügung steht.

Was geschieht mit der Weizenkleie im Darm?

Dehnungsreiz und Darmperistaltik

Weizenkleie gehört zu den ballaststoffreichsten Nahrungsmitteln, die wir kennen. Unter Ballaststoffen versteht man Nahrungsfasern, die der menschliche Darm nicht verdauen kann. Meist handelt es sich dabei um Kohlenhydrate, die so komplex sind, dass die Verdauungsenzyme sie nicht aufspalten können. Die Fasern verbinden sich mit Wasser und quellen auf. Dadurch vergrößern sie ihr Volumen, wodurch ein stärkerer Dehnungsreiz auf die Darmwand ausgeübt wird. Und genau dieser Dehnungsreiz regt wiederum die Darmperistaltik an, die dafür sorgt, dass der Stuhl nicht stecken bleibt, sondern gleichmäßig weiterbefördert und ausgeschieden wird.

Bindung toxischer Substanzen

Deshalb ist die Zufuhr von konzentrierten Ballaststoffen wie z. B. Weizenkleie bei Darmträgheit ein so einfaches Mittel, um den Darm in Schwung zu bringen, das Verstopfungsgefühl zu beheben und den Organismus konstant zu entgiften. Denn Ballaststoffe binden auf ihrem Weg durch den Darm toxische Substanzen und sorgen dafür, dass diese ausgeschieden werden und den Stoffwechsel nicht weiter belasten. Dazu zählen auch potentiell krebsfördernde Stoffe. Es hat sich gezeigt, dass der regelmäßige Verzehr von Ballaststoffen das Darmkrebsrisiko deutlich senken kann.

Cholesterin

Darüber hinaus weiß man mittlerweile, dass Ballaststoffe kleine Mengen Cholesterin abtransportieren; deshalb sind sie neben ihrer stuhlregulierenden Wirkung auch ein Nahrungsmittel zu einer leichten Senkung der Cholesterinwerte und zur Prophylaxe der Arteriosklerose.

Weizenkleie ist reich an Inhaltsstoffen

Ballaststoffgehalt von Weizenkleie

Der Ballaststoffgehalt von Weizenkleie ist beachtlich, denn 100 g enthalten 50 g reine Nahrungsfasern. Das Quellvermögen und die stuhlregulierende Wirkung der Kleie sind dadurch außerordentlich hoch. Daneben enthält Weizenkleie reichlich Ferulasäuren, Vanillinsäure, p-Cumarinsäure und Kaffeesäure, allesamt Stoffe, die eine starke antioxidative Wirkung besitzen.

Antioxidative Substanzen

Antioxidative Substanzen sind für unseren Körper von großer Wichtigkeit: Im Organismus werden ständig sog. „freie Radikale“ (Oxidantien) produziert, unvollständige Moleküle, von denen eine Kettenreaktion schädigender Prozesse auf gesundes Gewebe ausgehen kann. Antioxidantien wiederum können mit diesen schädigenden freien Radikalen eine Verbindung eingehen und sie neutralisieren, indem sie diese Stoffe zu stabilen und nicht mehr schädigenden Stoffwechselprodukten umformen.

Weizenkleie ist vor allem dann hilfreich und sinnvoll, wenn die Ernährung bevorzugt ballaststoffarm ist. Ein Vollwertköstler benötigt sie eher nicht.

Paracelsus

Vor 500 Jahren hat ein großer Arzt namens Paracelsus, dem Begriffe wie „Ballaststoffe“ und „Antioxidantien“ gewiss nicht bekannt waren, einen Satz von zeitloser Gültigkeit niedergeschrieben, dessen Aktualität heutzutage genau so hoch ist wie zu Zeiten des Mittelalters: „Wir können uns durch das tägliche Essen krank machen oder auch stärken und gesunderhalten“. Für die zahlreichen positiven Wirkungen der Weizenkleie auf Verdauungstrakt und Stoffwechsel gilt dies ganz gewiss.

Margret Rupprecht

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