Wie behandelt die Naturheilkunde?
Erster Schritt: Ernährung verändern
Eine überwiegend basische und ballaststoffreiche Ernährung, die für weichen, leicht abgehenden Stuhl sorgt, ist das A und O der Hämorrhoidenvorbeugung und -behandlung. Ein großes Stuhlvolumen im Mastdarm reizt den inneren Schließmuskel zum Öffnen und gibt damit auch den venösen Abfluss der Gefäße des Hämorrhoidalplexus frei. So verläuft der Stuhlgang wesentlich “reibungsloser” als mit kleinen, harten, erst durch Pressen aus dem Darm beförderten Stuhlportionen.
Zu einer in diesem Sinne wirksamen Ernährungsstrategie gehören
- ballaststoffreiche Kost – mehr Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse und Vollkorn, weniger Fleisch (täglich 30-40 Gramm Ballaststoffe), "… der Durchschnittsbürger kommt auf maximal 18 g", so Andreas Pfeiffer, Direktor der Endokrinologie an der Berliner Charité und Leiter der Abteilung Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Man nimmt an, dass in der Altsteinzeit die Menschen rund 100 g Ballaststoffe täglich gegessen haben.
- eventuell die zusätzliche Gabe von Quellmitteln (Leinsamen, Weizen- oder Haferkleie), die aber nur bei ausreichender Flüssigkeitsaufnahme ihre Wirkung entfalten können
- reichlich trinken (täglich 2 Liter Neutralflüssigkeit – Wasser, Kräutertee, verdünnte, ungezuckerte Fruchtsäfte)
- Kräutertees mit Eichenrinde, Rosskastanie, Tormentillwurzel und/oder Ratanhiawurzel oder Buchweizentee haben neben der Gewährleistung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr auch einen therapeutischen Effekt: Rosskastanie und das im Buchweizen enthaltene Flavonoid Rutin sind venenstärkend, Eichenrinde, Rantanhia- und Tormentillwurzel wirken aufgrund ihres Gerbstoffgehalts adstringierend.
Die ayurvedische Medizin empfiehlt Hibiskustee und das regelmäßige Trinken kleiner Schlucke heißen Wassers.
Verzichten Sie unbedingt auf Abführmittel! Diese können die Entstehung von Hämorrhoiden sogar noch fördern. Besser ist es, die Verdauung durch Ballaststoffe auf natürliche Weise in Schwung zu bringen.
Anja Müller zum Thema Ballaststoffe: "Als ausgezeichneter Faserstoff fungiert auch der indische Flohsamen (weiß als Schale, schwarz als Samenkorn). Einmal täglich einen Esslöffel in ein Glas Wasser verrührt und sofort getrunken (quillt stark auf) morgens oder abends zu sich genommen, führt zu einem schmerzlosen Stuhlgang und zu einer angenehmen 'Nebenwirkung': Der Serum-Cholesterinspiegel wird gesenkt, der Körper wird zusätzlich entschlackt und das geht bis hin zur Erleichterung beim Abnehmen."
Bewegen und Kreislauf in Gang bringen
Kreislauffördernde Maßnahmen verbessern die Blutzirkulation und verhindern so Staus im venösen Abfluss des Hämorrhoidalplexus – die Hämorrhoiden verkleinern sich generell und schrumpfen auch während des Stuhlgangs effektiver. Was dem Kreislauf hilft, kurbelt in der Regel auch die Verdauung an und hilft so gegen Verstopfung.
Zirkulation und Verdauung verbessern Sie mit diesen Maßnahmen:
- tägliche Bewegung: Wandern, Radfahren, Schwimmen, Joggen, Gymnastik
- Training von Beckenbodenmuskulatur und Schließmuskel (siehe unten)
- bei vorwiegend sitzender Tätigkeit: viele Positionswechsel beim Sitzen, Arbeiten am Stehpult
- Kneipp-Anwendungen (siehe unten)
Beckenbodenmuskulatur- und Schließmuskel-Training (wirkt Blutstau im Enddarmbereich entgegen):
- Spannen Sie etwa 50-mal im Wechsel die Muskulatur der linken und rechten Gesäßhälfte an und lassen Sie wieder locker.
- Ziehen Sie den äußeren Afterschließmuskel fest zusammen (Tipp: “Negativpressen” - als ob Sie mit aller Macht Stuhlgang verhindern wollen) und lassen Sie nach zwei Sekunden langsam wieder locker, mindestens 30-mal.
Kneipp-Anwendungen mit kaltem Wasser verbessern ebenfalls die Zirkulation:
- Schenkelguss: Beginnen Sie mit dem rechten Bein und führen Sie den kalten Wasserstrahl aufwärts auf der Beinaußenseite vom kleinen Zeh bis zum Becken, abwärts auf der Beininnenseite. Verfahren Sie mit dem linken Bein ebenso. Zum Schluss werden beide Fußsohlen abgegossen.
- Alle zwei Tage nehmen Sie ein kurzes, kaltes Sitzbad.
- Unterkörperwaschung mit kaltem Wasser: Tauchen Sie ein Leintuch in kaltes Wasser und reiben Sie mit dem immer wieder neu eingetauchten und leicht ausgewrungenen Tuch zuerst das rechte, dann das linke Bein außen, vorn, innen und hinten (inklusive Gesäß) gründlich ab.
Güsse, Bäder und Waschungen können Sie zunächst auch mit handwarmem Wasser ausführen und die Temperatur mit der Zeit reduzieren. Sorgen Sie direkt nach der Anwendung für Wiedererwärmung und insbesondere warme Füße!
Heilpraktikerin Kriemhilt Waldenmaier empfiehlt sogar kalte Waschungen: „Ich empfehle meinen Patienten, nach jedem Stuhlgang kalte Abwaschungen im Analbereich vorzunehmen und anschließend mit Hamamelissalbe einzureiben. Da oft ein Pfortaderstau vorliegt, sollte sehr auf die Ernährung geachtet und die Leber behandelt werden. Oft führen nämlich scharfe Speisen und Alkohol zu Beschwerden, wenn ein Hämorrhoidalleiden vorliegt. Gut wäre es, ein Venenmittel einzunehmen, wie z.B. Rosskastanie (Aesculus) oder Raute (Ruta).”
Die Leber als Schlüsselorgan für ein Hämorrhoiden-Leiden
Bei der Durchblutungsförderung muss dem Darmbereich besondere Aufmerksamkeit gelten. Das venöse Blut aus dieser Region wird über die Pfortader zur Leber geführt, um dort entgiftet zu werden. Ist die Leberfunktion herabgesetzt, entsteht ein Pfortaderrückstau, der Auswirkungen bis hinunter zu den Enddarmvenen haben kann. Optimale Leberfunktion vermeidet Blutstau und verbessert damit auch unmittelbar den Blutabfluss aus dem Hämorrhoidalplexus. Zur Pflege der Leber empfiehlt sich etwa Mariendistel als homöopathisch-pflanzliche Urtinktur.
Zum Thema Leber und Hämorrhoiden sagt Heilpraktiker Dieter Berweiler: „Es geht bei Hämorrhoiden auch darum, den Leber- und Gallenfluss auf natürliche Weise anzuregen und die Entgiftungsfunktion der Leber zu stärken. Dazu eignet sich am besten Angelika als Entschlackungsmittel, Eisenkraut zur Leberregeneration und Schöllkraut, um den Gallenfluss anzuregen.“
Phytotherapie
Die typischen Beschwerden (Juckreiz, Entzündungen und Brennen) eines Hämorroidalleidens lindern Sie mit Sitzbädern.
- Lauwarme Sitzbäder mit Auszügen aus Kamille, Schafgarbe, Zinnkraut (Schachtelhalm), Lavendel, Wacholder, Hamamelis oder Zypresse wirken wundheilend, antientzündlich und lindernd.
- Ein Sitzbad mit adstringierenden Wirkstoffen heilt Analekzeme und vermindert die Blutungsneigung der Hämorrhoiden: Adstringierend wirken Eichenrinde und Totes-Meer-Salz.
- Rosskastanie wirkt venenstärkend.
- Sitzbad mit Eichenrinde oder Rosskastanienrinde bei Hämorrhoiden: 500 Gramm Rinde mit 5 Liter Wasser 5 Minuten kochen. Auf Körpertemperatur abkühlen lassen und entweder in der Sitzbadewanne oder einfach in einer über die Toilettenbrille gespannten Mülltüte 5 Minuten anwenden. Den Anus vorsichtig trockentupfen.
Noch eine Empfehlung aus der Phytotherapie: Ein Tuch mit Zaubernusslösung (Hamamelis) tränken und auf die betroffene Stelle legen. Hamamelis wirkt entzündungshemmend und blutstillend. Die Haut zieht sich zusammen und der Juckreiz wird gedämpft.
Hämorrhoidalsalben mit denselben pflanzlichen Arzneistoffen, die auch für Sitzbäder empfohlen werden, lindern ebenfalls die Beschwerden. Sinnvolle Salbeninhaltsstoffe sind weiterhin Steinklee und Hirudin (ein durchblutungsfördernder Wirkstoff aus dem Sekret von Blutegeln).
Salben können mittels eines Analdehners aus Kunststoff auch auf innere Haämorrhoiden aufgetragen werden. Empfehlenswerter sind hier jedoch Hämorrhoidenzäpfchen, die als Wirkstoffdepot im Analkanal effizienter und langanhaltender helfen.
Schmerz- und entzündungslindernd wirken weiterhin Umschläge.
- Feuchte Umschläge mit Kamillentee oder Arnika
- Nächtliche Kompressen mit Quark
- Ein mit Retterspitz-Tinktur (aus der Apotheke, enthält Thymian, Rosmarin, Arnika, Zitronensäure, Weinsäure und Alumen) getränkter Wattebausch in der Gesäßspalte (mehrmals täglich erneuern!) wirkt antiseptisch.
Homöopathie bei Hämorrhoiden
Bei Hämorrhoidenin Frage kommende homöopathische Mittel sind insbesondere Acidum nitricicum, Arnica und Nux vomica (bei blutenden Hämorrhoiden), Hamamelis, Sulfur (bei Rötung und Jucken), Aloe und Graphites.
Last but not least: Wichtig bei Hämorrhoiden sind die Regelmäßigkeit und die richtige Strategie beim Stuhlgang (nicht pressen, aber auch nicht verhalten!) sowie sorgfältige Analhygiene. Nach jedem Stuhlgang den After mit weichem Toilettenpapier oder Einmalwaschlappen sanft und gründlich reinigen, oder (wenn möglich) mit lauwarmem Wasser waschen.
Hausmittel
Die Hebamme Ursula Flagmeier empfiehlt ihren Müttern zur Linderung von bei der Geburt entstandenen Hämorrhoiden folgendes Rezept (für 2 x 10 Zäpfchenhüllen):
- 2 Essl. Quark
- ½ ausgepresste Zitrone
Zutaten gut mischen und in eine Plastiktüte füllen. In diese am äußeren Rand ein kleines Loch machen und damit die Quark-Zitronen-Mischung in die Zäpfchenhüllen einfüllen. Hüllen immer wieder beim Einfüllen auf den Tisch klopfen, damit keine Luftblasen in den Hüllen bleiben. Einfrieren und im gefrorenen Zustand ohne Hülle einführen, ca. 1-2 Zäpfchen täglich. (Quelle: Ursula Flagmeier, Hebamme)
Oft handelt es sich bei den nach der Geburt auftretenden Symptomen im Analbereich zum Glück aber gar nicht um Hämorrhoiden, sondern um Analthrombosen oder Fissuren. Die Beschwerden verschwinden oft innerhalb weniger Wochen.
Weitere Naturheilverfahren zur Behandlung von Hämorrhoiden
Weitere Therapieoptionen sind: die Akupunktur, ausleitende Verfahren wie z.B. das Schröpfen, Eigenbluttherapie und Neuraltherapie. In der Orthomolekularen Medizin wird Magnesium gegeben, um harten Stuhl zu normalisieren.