Typgerechte Ernährung 

Wie und aus welchen Gründen greifen wir zu bestimmten Lebensmitteln?
 

Motive für die Lebensmittelauswahl

Der individuelle Geschmack, Hunger oder auch ökonomische Gründe,
z. B. Sonderangebote, steuern unser Kauf- und Essverhalten. Wenn Spargel gerade saisonal günstig angeboten wird, wird er auch von vielen gekauft, ungeachtet dessen, dass Spargel neben etlichen gesunden Inhaltsstoffen, eben auch eine hohe Konzentration an Purinen beinhaltet. Das hat zur Folge, dass die Harnsäurekonzentration im Blut ansteigt. Harnsäure selbst ist ein natürliches Abbauprodukt von Purinen, Zellbestandteilen aller tierischen und pflanzlichen Zellen und damit vieler Lebensmittel. Wer zu Gicht neigt, sollte aber gerade auf diese Lebensmittel verzichten (hauptsächlich in Fleisch und Wurst).

Kulturelle Einflüsse sind ein weiterer Grund für die Lebensmittelauswahl. In Deutschland trinken 90% der Bürger Kaffee: macht insgesamt 320 Millionen Tassen täglich (www.quarks.de). In Kaffee steckt aber neben dem bekannten Koffein auch Oxalsäure, die den Kalziumstoffwechsel stört und damit ein Resorptionsproblem für den Darm darstellt. D.h., der Körper kann weniger Kalzium aufnehmen. Diese Beispiele sollen nicht dazu führen, dass Spargel und Kaffee nicht mehr konsumiert werden, aber man sollte um ihre Wirkung wissen und sich dann individuell entscheiden, ob es gerade einen nötigen, schädlichen oder einen bewussten Genuss darstellt, den wir uns ohne Reue leisten können.

Traditionelle Einflüsse, die sich auch auf psychologische Effekte stützen, z.B. "Oma´s Plätzchen sind die besten", spielen ebenfalls eine Rolle, genauso wie die Gewohnheit, Suppe vor den Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

Zu nennen wären noch:

Statusgründe, Gesundheitsaspekte, genauso wie die Angst vor schädlichen Einflüssen, Verträglichkeit, Neugierde, Erziehung, Krankheit und besondere Wirkungen von Lebensmitteln, all das steuert unser Essverhalten.

Ziel sollte sein, sich von dogmatischen Ernährungslehren zu lösen, denn nicht jeder Mensch verträgt die vollwertige Ernährung ohne Fleisch gleichermaßen gut. Auf der anderen Seite leiden die Menschen in den industrialisierten Länder zunehmend unter den Zivilisationskrankheiten, wie Arteriosklerose, Diabetes und Bluthochdruck, bei denen allein schon eine individuelle, typgerechte Ernährung zur Entlastung hilfreich wäre. Im Folgenden sollen Ihnen drei unterschiedliche Ernährungstypen vorgestellt werden. Vielleicht kann sich der eine oder andere selbst einordnen, wobei gesagt werden muss, dass es selten "reine" Typen gibt. Wer auf diesem Wege schon fortgeschritten ist, stellt oftmals fest, dass je individueller die Ernährung, umso diffiziler können die einzelnen Komponenten variiert werden. D.h. nicht nur die Tagesform, sondern auch Jahreszeiten und der individuelle momentane Gesundheitszustand, sowie die seelische Grundstimmung bilden die Grundlage für unsere tägliche Auswahl an Lebensmitteln.

Der Empfindungstyp

Hauptmerkmal:

  • Sensibilität

weitere Merkmale:

  • Leichter, zarter Körperbau
  • Unregelmäßiger Appetit und Verdauung
  • Rasches,impulsives Handeln
  • Begeisterungsfähig, bei wechselnder Gemütslage
  • Leicht erregbar, neigt zu Besorgnis und Nervosität
  • Verstopfung
  • Oft Untergewicht
  • Die Energie für geistige und körperliche Aktivität kommt in Schüben
  • Greift Informationen leicht auf, vergisst sie aber auch schnell
  • Braucht Rituale

Ernährungsempfehlung:

  • Generell: Warme Speisen (Milch, Suppe, Getreidebrei); verträgt fetthaltige Speisen in Maßen; Betonung auf gut verdauliche Speisen. Viel trinken; auf die Atmosphäre beim Essen achten; Rohkost weniger gut verträglich; sollte grobe Vollwertkost und Koffein meiden
  • Frühstück: warme Getreidespeisen: fein geschrotetes Müsli, Frischkornmüsli sollte warm sein. Tipp: Brei 30 Min. anwärmen (nicht kochen), dann kann auch auf Süßungsmittel verzichtet werden; fein gemahlene Vollkornbrote
  • Mittag (Hauptmahlzeit): Suppen, leicht bekömmliches Gemüse schonend gegart, Speisen dürfen mit Sahne verfeinert werden, Quarkspeisen, Pürees und Pudding
  • Zwischendurch: Trockenfrüchte, Nuss- und Fruchtschnitten

Der Bewegungstyp

Hauptmerkmal:

  • Dynamik

weitere Merkmale:

  • Wohlproportionierter Körperbau
  • Heller Hauttyp
  • Starke Hunger- und Durstgefühle
  • Gute Verdauung
  • Zielstrebig
  • Führungseigenschaften, sucht Herausforderungen
  • Neigt zu Zornausbrüchen

Ernährungsempfehlung:

  • Generell: Pikante, deftige Speisen, viel Rohkost und kohlehydratreiche Lebensmittel; Fetthaltige und schwere Kost meiden. Hohe Säure- und Eiweißkonzentrationen in den Mahlzeiten sind weniger bekömmlich. Besonderes Augenmerk auf Salz und Schadstoffe legen.
  • Frühstück: Frischkornbrei, kräftige Brotsorten, pikante Brotaufstriche
  • Mittag (Hauptmahlzeit): viel Rohkost, Eintöpfe, grobe Gemüse (gerieben und nur leicht gegart)
  • Zwischendurch: Nüsse und Studentenfutter

Der Entspannungstyp

Hauptmerkmal:

  • Ruhend

weitere Merkmale:

  • Kraftvoller Körperbau
  • Langsam, wenig Bewegung
  • Nimmt Neues langsam auf, aber dafür gutes Langzeitgedächtnis
  • Schwer aus der Fassung zu bringen
  • Mütterliches Verhalten, liebevoll
  • Langsame Verdauung
  • Widerstandsfähig gegen Krankheiten

Ernährungsempfehlung

  • Generell: viel Rohkost, viel Obst, verträgt scharfe und würzige Speisen; auf Süßungsmittel sollte weitgehend verzichtet werden, fette, kalorienreiche Nahrung meiden.
  • Frühstück: Obst, Knäckebrot, fruchtige Brotaufstriche
  • Mittag (Hauptmahlzeit): wasserreiche Gemüse, wenig Fleisch, Obst als Dessert
  • Zwischendurch: Reiscracker, Apfelchips, Gemüsedips

Individuell typgerechte Vollwerternährung

Die Frage ist nun, zu welchem der oben beschriebenen Typen wir uns zählen. Eine grobe Einordnung mag durch die aufgeführten Eigenschaften der verschiedenen Typen möglich sein, wobei hier allerdings das Unterbewusstsein durch unser Wunschdenken, Verschiebungen erzeugen kann. Besser ist es, einen hierfür geschaffenen objektiven, auch mit versteckten Fragen versehenen, professionellen Test mit 60 Fragen (s.u. Literaturtipps) zu beantworten. Das bringt mehr Sicherheit bei der Typbestimmung.

Ist der Punkt der Typenfrage geklärt, spielt neben den genannten wichtigen Punkten die Hochwertigkeit der Lebensmittel (regional, saisonal, biologischer Anbau), der Faktor der wertschonenden Zubereitung eine Rolle. Dämpfen und Garen ist dem Kochen vorzuziehen. Der Hauptschwerpunkt sollte auf den pflanzlichen Lebensmitteln liegen. Fleisch und Wurst nicht täglich verzehren. Die alte Regel der Verhältnismäßigkeit von 70% Kohlenhydrate, 20% Eiweiß (pflanzliche bevorzugen: in Nüssen, Körnern und Keimlingen) und 10% Fett ist bei der täglichen Zubereitung zu beachten. Eiweiß z.B., wird bei der Energieversorgung nur in „Notfällen“ herangezogen und eine hohe Eiweißzufuhr über die Nahrung stresst Leber, Gallenblase und den Darm. Deshalb ist auch der Konsum von Fett, Zucker und Salz immer unter dem Aspekt einer Niedrigdosierung zu betrachten. Dies sind im Wesentlichen die gesundheitlichen Aspekte und doch ist es am allerwichtigsten, dass der Spaß bleibt. Der Weg zur individuellen Vollwerternährung bedeutet nicht, auf alles, was schmeckt, aus gesundheitlichen Aspekten zu verzichten. Es gibt keine Verbote. Wir sollten geduldig mit uns selbst umgehen und persönliche Vorlieben beachtet, sonst streikt das Unterbewusstsein, weil ihm "alles genommen wird". Viel besser ist es, herauszufinden, welche Lebensmittel als "weniger wertvoll" gelten und auf welche schlecht verzichtet werden kann. Dann ist es eher hilfreich, diese Lebensmittel in den Speiseplan in Maßen mit aufzunehmen, bevor die ganze gesunde Ernährung aus Frustration über den Haufen geworfen wird. Vor lauter Verzicht, den Spaß am Essen zu verlieren, nützt niemanden, denn Essen ist und bleibt eine lustvolle Angelegenheit.

Typgeschichte

Interessant mag es sein, wie es zu dieser Typenlehre der Vollwert-Ernährung kam. Die Vollwert-Ernährung entstand in ihrer Definition aus dem Bestreben heraus, in dem undurchsichtigen Wirrwarr der alternativen Ernährungsformen, die sich ganz besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten, Klarheit zu schaffen. Ziel war es, eine Ernährung zu definieren, die alle Anforderungen an eine vollständige gesundheitsfördernde Versorgung des Menschen erfüllt. Bei der Praxis der Einführung dieser Vollwert-Ernährung zeigte sich dann aber, dass es immer wieder Probleme mit dieser Umstellung gab. Ein typisches Beispiel ist das Frischkornmüsli, das natürlich vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her gesehen, ein gutes vollwertiges Gericht darstellt. Aber es kommt noch immer vor, dass Menschen dieses Müsli essen, obwohl es ihnen nicht bekommt und sie es auch nicht mögen. Sie essen es, weil sie gehört haben, dass es gesund ist. Wenn man genauer hinsieht, dann sind es besonders die Empfindungstypen, die hier betroffen sind. Für sie sollte dieses Frischkornmüsli einem Wärmeprozess mit niedrigeren Temperaturen unterzogen werden. Dadurch wird es für sie bekömmlicher und zu einem wertvollen Nahrungsmittel mit Genuss. Die Folgerung aus solch einem Beispiel ist, dass Vollwert-Ernährung nicht als Einheitsverpflegung für alle Menschen in gleicher Form angeboten werden sollte, sondern individuell abgewandelt wird. Zum Beispiel nach den entsprechenden Typen. Die Typeneinteilung und Beschreibung ergab sich aus der Forschungsarbeit auf der Grundlage der verschiedenen Typenlehre, sowohl hier in Europa, als auch im asiatischen Raum. Dann wurden die Ergebnisse auf den heutigen, in zivilisierten Kulturen lebenden Menschen übertragen. Ein Vergleich zeigt, dass die hier gewählten drei Typen in der ayurvedischen Typenlehre eine Entsprechung finden mit VATA = Empfindungstyp, PITTA = Bewegungstyp und KAPHA = Entspannungstyp.

In meiner Seminar- und Beratungspraxis stelle ich immer wieder fest, dass Menschen mit dem Willen, Ihre Ernährung in vollwertiger Richtung umzustellen, oft Probleme haben und frustriert aufgeben. Für sie ist diese Abwandlung der Vollwert-Ernährung und Individualisierung durch die Einführung der typgerechten Empfehlungen, eine wichtige Hilfe. Es bringt Ihnen die Motivation und Energie, um erfolgreich gesundheitsfördernde Veränderungen zu erreichen. Die Typgerechte Ernährung ist gewissermaßen der i-Punkt auf die Vollwert-Ernährung.

Autor/en dieses Beitrages:
, Fastenleiter/in aus Aidlingen
Kommentare
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  • Online-Redaktion, am 08.05.2017
    Sehr geehrte Frau Rohner,

    als eisenreiche pflanzliche Lebensmittel gelten z.B. Linsen (7,5 mg/100 g), Braunhirse (4,5 mg/100 g) und Spinat (4,1 mg/100 g). Leider sind diese Werte bedingt aussagekräftig, weil letztendlich entscheidend ist, wie viel Eisen verwertet werden kann. Weitere Inhaltsstoffe der Lebensmittel wie Phytate, Tannine (z.B. aus Kaffee, Schwarztee), Lignine und Oxalsäuren bilden mit Eisen schwerlösliche Komplexe. Das kann die Eisenverwertung mitunter massiv beeinträchtigen. Auch Phophate können die Eisenresorption behindern. Günstig wirkt sich dagegen - wie von Ihnen richtig bemerkt - die gleichzeitige Zufuhr von Vitamin C (z.B. als Orangensaft) aus.
    Mit besten Grüßen
    Ihre Online-Redaktion
  • Dr. med. Frank Jaschke, am 04.05.2017
    Sehr geehrte Frau Rohner,

    in unserem Eisenzentrum in Wiesbaden beschäftigen wir uns seit zehn Jahren sehr intensiv mit dem Eisenmangel.

    Eisenmangel ist ja bekanntlich der häufigste Nährstoffmangel überhaupt. Viele Menschen, insbesondere Frauen – wegen des menstruationsbedingten Eisenverlustes im Laufe des Lebens – , aber auch einige Männer, haben große Probleme, ihren Eisenbedarf zu decken.

    Dies gilt für Vegetarier genauso, wie für Menschen, die Fleisch essen. Allerdings haben es die »Fleischesser« hinsichtlich der Eisenversorgung etwas leichter. Der Organismus kann von Eisen aus tierischen Quellen das Vierfache aufnehmen, als er aus pflanzlichen Quellen vermag. Zudem muss das dreiwertige Eisen aus pflanzlichen Quellen von Körper noch in seine Wirkform umgewandelt werden.

    Unter dem Strich müssen wir ganz schön viel eisenhaltige pflanzliche Nahrung zu uns nehmen, um den Eisenbedarf decken zu können. Es macht keinen Sinn, große Mengen an eisenreichen, aber gleichzeitig stark zellulosehaltigen Nahrungsmitteln, wie z.B. Bohnen, zu essen, weil die im Darm entstehende Luft unter anderem zu Resorptionsbehinderungen führt.

    Patienten, die mit Eisenmangel zu uns kommen, haben oft schon alles ausprobiert, was von Seiten der Ernährung möglich ist. Wenn dann auch Eisentabletten nicht vertragen werden oder das Eisen daraus – wie so oft – nicht ausreichend aufgenommen wird, macht es häufig Sinn, streng nach Laborkontrolle Eiseninfusionen zu geben.

    Dann hat das Leiden (Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Stimmungstiefs, Nackenschmerzen, Haarausfall, Nagelbrüchigkeit, Schwindel, Restless Legs) oft ein schnelles Ende oder es bessert sich erheblich.

    Mehr zum Eisenmangel erfahren Sie hier: https://dr-jaschke.de/ferritin/

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Frank Jaschke
  • Kerstin Flint, am 03.05.2017
    Für Gaby Rohner,

    ich nehme zur Zeit Bockhornkleesamen als Konzentrat ein, da ich mich öfter schlapp und müde gefühlt habe. Jetzt nur noch moderat Sport treibe, aus Zeitgründen.
    Die direkte Eisenaufnahme mit zweiwertigem Eisen habe ich nicht so gut vertragen. Die Bockhornkleesamen haben den Vorteil nicht so intervallmäßig zu schwitzen (Wechseljahrsbeschwerden werden gelindert) und sie haben einen guten Effekt auf die Verdauung.

    Viel Erfolg
    Kerstin Flint
  • Gaby Rohner, am 01.05.2017
    Liebes Berater-Team.
    Ich jogge und Bike regelmässig. Bin 60 Jahre und leide immer wieder unter Eisenmangel. Zwar bin ich keine Vegetarierin doch esse ich nur ab und zu etwas Fleisch. Wie kann ich genügend Eisen aufnehmen? Von Hülsenfürchten bekomme ich Blähungen. Nun habe ich gelesen, dass Weiszenkleie viel Eisen enthalten. Wie nehme ich diese am Besten ein, in einem Müesli mit Orangensaft? Vielen Dank für eure Tipps.

    Freundliche Grüsse

    Gaby Rohner
  • ingrid daum, am 01.12.2014
    supertoller Bericht bezüglich typgerechte Vollwerternährung, die wirklich zutrifft, bei mir selbst getestet wie auch bei meinem Adoptivsöhnchen .

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Norbert Hartwig
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