Trotz ständiger Fortschritte in der medizinischen Technik und vielfältigen Therapieansätzen bleiben Rückenschmerzen eine Herausforderung. Hier erklärt der Orthopäde Dr. Steeb, wie er Rückenschmerzen funktionell angeht und welche Rolle die Sensomotorik bei seiner Arbeit spielt.
Rückenschmerzen & Ausfälle
Lesen Sie auch: Akupressur gegen Rückenschmerzen
In Deutschland klagt jeder 3. Patient in orthopädischen Praxen über Rückenbeschwerden. Unter den häufigsten Ursachen für Arbeitsausfallzeiten stehen Rückenschmerzen an vorderster Stelle. Volkwirtschaftlich betrachtet kosten Rückenschmerzen ca. 35 Milliarden Euro im Jahr, wobei die meisten Kosten nichtmedizinisch durch Lohnfortzahlungen, Krankengeld, Kosten für Ersatzarbeitskräfte etc. verursacht sind. Trotz ständiger Fortschritte in der medizinischen Technik und vielfältigen Therapieansätzen hat sich hier in den letzten Jahren wenig geändert.
Während heute bei Rückenschmerzen Behandlungen der anatomischen Formveränderungen, wie z.B. bei Bandscheibenvorfällen oder verschleißbedingte Veränderungen der Wirbelgelenke oder Bandscheiben im Vordergrund stehen, so werden Störungen der Funktion bedingt durch muskuläre Defizite oder Koordinationsstörungen bei Rückenschmerzen noch nicht genügend berücksichtigt.
Das Symptom Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind wie alle Schmerzen ein Signal des Körpers dafür, dass etwas nicht stimmt. So sind Rückenschmerzen häufig Symptom eines Bandscheibenvorfalls oder eines altersbedingten Verschleißes von Bandscheiben.
Die Beschwerden unter denen Patienten bei Rückenschmerzen klagen sind vielfältig. Hierzu gehören u.a. Schmerzen im Bereich von Nacken, Schultern, Rücken und Becken, mit Verspannungen der Muskulatur, Bewegungseinschränkung bis zur Blockade oder Tragschwächensymptomatik. Ist ein vom Rückenmark abgehender Nerv gereizt, kann es zudem zu Empfindungsstörungen in Armen und Beinen oder zur Muskelschwäche bis hin zur Lähmung z.B. des Großzehenhebers oder -senkers, bzw. zu ausgefallenen Reflexen wie dem Achillessehnenreflex oder dem Bizepssehnenreflex, kommen. Solche Nervenreizungen werden typischerweise durch einen Bandscheibenvorfall, eine Einengung des Spinalkanals oder eine Narbe nach einer Bandscheibenoperation ausgelöst.
Diagnose
Die üblichen schulmedizinischen Methoden bei Rückenschmerzen umfassen eine körperliche Untersuchung mit Überprüfung der Beweglichkeit, Klopf- und Stauchungsbelastung der Wirbelsäule, Überprüfung der sensiblen und motorischen Nerven, verschiedene bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie sowie neurologische Untersuchungen wie z.B. die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.
Bei Rückenschmerzen werden nicht selten Diskrepanzen zwischen radiologischen und klinischem Befund offenbar.
Typische Fälle in der täglichen Praxis, die schulmedizinisch oft nicht zu klären sind, sind Patienten mit einem Bandscheibenvorfall, die jedoch keinerlei Beschwerden haben oder Patienten, die zwar einen Bandscheibenvorfall mit Kontakt zur linken Spinalnervenwurzel, d.h. zu einem linkseitig vom Rückenmark abgehenden Nerven, haben, aber rechts über Beschwerden klagen. Andererseits gibt es Patienten, die wegen ihrer Rückenschmerzen zahlreiche Ärzte und Heilpraktiker konsultiert haben, die aber weder in der Kernspintomographie, noch im Röntgenbild, noch bei der körperlichen Untersuchung einen krankhaften Befund aufweisen und dennoch unter massiven Beschwerden leiden. Oft werden solche Patienten dann als „Rentenjäger“, Hypochonder oder Psychopathen diffamiert.
In solchen Fällen sollte unbedingt eine funktionelle Untersuchung der senso-motorischen Haltungskoordination und Muskeltonussteuerung erfolgen. Dabei wird zusätzlich zu einer sorgfältigen manuellen Untersuchung mit Hilfe von speziellen Messverfahren wie der dreidimensionalen strahlungsfreien Haltungsvermessung, der Messung der Muskelspannung und der instrumentellen Stand- und Ganganalyse nach Ursachen geforscht und der Verlauf der jeweiligen Therapie bei Rückenschmerzen kontrolliert. Der Arzt hat so die Möglichkeit, seine manuellen Untersuchungsbefunde bei Rückenschmerzen mit Hilfe technischer Untersuchungsverfahren zu bestätigen.
Auch der Orthopäde Dr. Rüdiger Strauß sieht eine Überbewertung der bildgebenden Verfahren bei Rückenschmerzen: „Nicht selten sind Patienten, aber auch Ärzte, durch die bildgebende Diagnostik so stark fokussiert, dass die wahre Ursache von Rückenschmerzen, auch durch mangelnde funktionelle Untersuchungstechniken, nicht erkannt wird. Der Bandscheibenvorfall ist meist das Resultat jahrelang zuvor bestehender funktioneller Störungen des neuromuskulären Bewegungssystems.“
Ursachen und Hintergründe
In den 1980er Jahren wurden in einer US-amerikanischen Studie Patienten mit Rückenbeschwerden mit dem Ziel untersucht, die häufigste Ursache von Rückenbeschwerden herauszufinden. Weder Beruf noch sportliche Betätigung, weder Alter noch Geschlecht konnten signifikant als Ursache von Rückenbeschwerden ausgemacht werden. Die meisten Patienten mit Rückenschmerzen hatten jedoch eine Schwäche bzw. einen Schwund der tiefen Rückenmuskeln aufzuweisen. Als tiefe Rückenmuskeln bezeichnet man die Muskeln, die direkt zur Wirbelsäule gehören, also von außen gesehen, unter den oberflächlichen Rückenmuskeln liegen und wichtig für die Haltung und Stabilisierung der Wirbelsäule sind. Bedingt durch die Schwäche der tiefen Muskeln werden die Bandscheiben und die Gelenke der Wirbel zu stark belastet – mit den bekannten Folgen. Doch für eine gute Kraftentwicklung ist nicht nur der Muskel alleine zuständig, sondern auch das den Muskel steuernde Nervensignal darf nicht beeinträchtigt sein. Und dieses kann nur dann störungsfrei sein, wenn der sensomotorische Regelreis intakt ist.
Doch warum sind unsere tiefen Rückenmuskeln häufig so schwach? Nun, das hängt mit unserer evolutionären Entwicklung zusammen. Unsere Rückenmuskulatur ist eigentlich für die Stabilisierung einer Brücke (beim Vierfüßergang) und nicht für die Stabilisierung eines Segelmastes (beim aufrechten Gang) konstruiert. D.h. es bedarf eines speziellen Trainings dieses wieder auszugleichen. Meist werden bei sportlicher Betätigung jedoch nur die oberflächlichen Muskeln, die für die Beweglichkeit der Wirbelsäule wichtig sind, trainiert und nicht die tiefen, kurzen Muskelfasern zwischen Quer- und Dornfortsatz.
Was ist Sensomotorik und was bedeutet sie für unseren Bewegungsapparat?
Die Sensomotorik umfasst alle eingehenden Informationen, seien es Informationen von außen (z.B. Sehen, Hören, Gleichgewicht), aber auch Informationen aus dem Körperinneren wie der Längenzustand unserer Muskeln und Sehnen oder die Stellung unserer Extremitäten. Die Sensomotorik ist die Grundlage unsere Haltungs- und Bewegungssteuerung. Die Muskeltonussteuerung, d.h. die Steuerung der Muskelspannung, erfolgt dabei über den Abgleich von Informationen aus den verschiedenen sensomotorischen Regelsystemen.
Bereits geringe Störungen im Regelkreis unseres Nervensystems führen zu Beeinflussungen der Psyche, des Nervensystems, der Muskulatur und des Skeletts.
Steuerung der Körperhaltung
Die Haltungssteuerung basiert auf zwei Steuerungssystemen. So setzt sich die Kopfsteuerung aus dem räumlichen Sehen mit beiden Augen, dem Gleichgewichtssinn, dem Nackenfeld sowie dem Kiefergelenk und dem Biss zusammen.
Die Füße sind die Basis unserer Haltungssteuerung, gewissermaßen unsere Erdung. Dieses aktive, sensomotorische Greiforgan beeinflusst über aufsteigende Muskel-kettenreaktionen ebenfalls unsere Körperhaltung.
Wie funktioniert das?
Die Wahrnehmung der Stellung und Bewegung des eigenen Körpers („Proprioception“) erfolgt reflexartig über spezifische Strukturen an der Fußsohle mit Weiterleitung an Rückenmark und Kleinhirn. Über Muskelspindeln, Golgi-Sehnen-Organe, Mechanorezeptoren (Sinneszellen, die mechanische Reize erfassen), Gelenkrezeptoren sowie freie Nervenendigungen werden die Reizinformationen des Fußes zur Bewegungskoordination erfasst, die dann über verschiedene Nervenfasern an das Zentrale Nervensystem (ZNS: Rückenmark und Gehirn) weitergeleitet werden.
(sh. Abb. unten: Anatomische Strukturen des neuro-muskulo-skelettalen Systems)
Die Hauptaufgabe der Muskelspindeln liegt in der Rückmeldung der jeweiligen Längen-, Lage- und Spannungsänderung der Muskulatur an das ZNS. Muskelspindeln und Golgi-Sehnen-Organe sind für die Regelung der Muskelspannung entscheidend. Von ihnen werden Informationen über Längen-, Lage- und Spannungsänderung der Muskulatur an das ZNS weitergeleitet. Funktionell ist diese gegenseitige Wechselwirkung als Balanceakt der neuronalen Ansteuerung zu sehen.
In den Gelenkkapseln, den Sehnen und Bändern und in der Haut sind ebenfalls Rezeptoren, welche die Lage der Gelenke melden oder Zug- oder Druckkräfte übermitteln. Diese Rezeptoren im Körperinneren werden durch die Sinnesorgane, d.h. durch räumliches Sehen, Gehör und Gleichgewichtssinn, ergänzt. Weitere Rezeptoren sind für die Kontrolle des Kopfes im Bereich des Übergangs zwischen Halswirbelsäule und Kopf, die Funktion der Kiefergelenke sowie der inneren Organe wichtig.
Die sensomotorische Steuerung wird also aus dem Abgleich innerer und äußerer Signale stets von zentralen Kontrollmechanismen situativ angepasst und in eine, vorausgesetzt es liegt kein Muskelschwund vor, adäquate Bewegung von Muskeln und Knochen umgesetzt.
(sh. Abb. unten: Sensomotorische Steuerung durch das Zusammenspiel der Systeme, modifiziert nach Gollhofer)
Sensomotorische Fehlsteuerungen
Sensomotorische Fehlsteuerungen lösen im System von Muskeln und Skelett (muskulo-skelettales System) Schmerzen und Fehlbelastungen aus, wodurch langfristig strukturelle Störungen entstehen. Der amerikanische Zahnarzt Harold Gelb hat dies in dem Schlagwort „form follows function“ (Die Gestalt folgt der Funktion) kurz und prägnant zusammengefasst.
Die überwiegende Mehrzahl der Beschwerden des Bewegungsapparates spielen sich im Muskel- und Bindegewebe ab. Die meisten dieser Beschwerden sind funktionell bedingt, d.h. anatomisch können über die bildgebenden Verfahren keine Gründe für die Beschwerden ausgemacht werden. Dies erklärt die eingangs erwähnte häufig festzustellende Diskrepanz zwischen Befund des CTs (Computertomatographie), NMRs (NMR-Spektroskopie, NMR = nuclear magnetic resonance) oder Röntgenbildes und den Beschwerden der Patienten in der täglichen Praxis.
Symptome bei sensomotorischer Fehlsteuerung
Symptome funktioneller Beschwerden bedingt durch sensomotorische Fehlsteuerungen sind z.B. eine Fehlstatik der Wirbelsäule, wie z.B. eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule, kombiniert mit einer Rotation des Beckens, Schulter- und Beckenschiefstand, eine Verdrehung bzw. Verwringung des Beckens oder Beckenverkippung. Weitere Symptome können unspezifische Rückenschmerzen, Schmerzen an oder in der Wirbelsäule, Rückenschmerzen nach oder trotz Bandscheibenoperation (sog. Postnukleotomiesyndrom) oder muskuläre Verspannungen sein. Spannungskopfschmerzen, chronische Schmerzen im Nacken, Triggerpunkt-schmerzen (Schmerzen im Muskel an typischen Stellen) oder auch chronische Kreuzschmerzen sind ebenfalls häufig anzutreffen. Reizzustände an der Hüfte, Knie-scheibe oder an der Fußsohle sind nicht selten Ursache einer funktionellen Störung.
Durch sensomotorische Fehlsteuerung ausgelöste strukturelle Störungen:
- Fehlstatik
- muskuläre Dysbalance
- Spannungskopfschmerz
- Triggerpunktschmerzen
- Funktioneller Beckenschiefstand
- Reizzustand des Muskels, der Sehnen und Gelenke
Weitere Ursachen von Rückenschmerzen
Neben der gestörten Sensomotorik, insbesondere der tiefen autochtonen Rückenmuskeln, der Propriozeption über die Fußsohlen, gilt es nach Ansicht des Orthopäden Dr. Strauß Störfelder im Sinne der Neuraltherapie zu beachten: „Störfelder im Nasen-Rachenraum (Nasen-Nebenhöhlen, Rachenmandeln und Zähne), im Bauchbereich, im Unterleib sowie Narben müssen beachtet werden. Für den Patienten nicht immer wahrnehmbare Störfelder im Nasen-Rachen-Zahnbereich induzieren Verspannungen der Nackenmuskulatur und lösen damit Atlasfunktionsstörungen aus. [Anm. d. Red.: Atas = 1. Halswirbel] Über die Muskelkette und Gleichgewichtsgegensteuerungen kommt es fast stereotyp zu einer Skoliose der Wirbelsäule. Die funktionelle Fehlstellung landet damit im Beckenbereich mit Verwringung und führt weiter zur Fehlstellung der Beine. Diese sensomotorischen, myofascialen Störungen werden insgesamt als Rückenschmerz wahrgenommen.
Jeder chronische Rückenschmerzpatient muss daher grundsätzlich ganzheitlich, im wahrsten Sinne des Wortes, betrachtet werden. Eine Reduzierung der Betrachtungsweise alleine auf den Bereich des Bewegungsapparates würde diesen Patienten nicht gerecht werden. Das heißt, neben der orthopädisch, manuellen Funktionsdiagnostik müssen durch geeignete Untersuchungstechniken, z.B. kinesiologische oder neuraltherapeutische Testung, Störfelder, die überall im Körper liegen können, diagnostiziert und behandelt werden.
Auch Funktionsstörungen der inneren Organe können zu neuromuskulären Fehlsteuerungen im Bewegungsapparat führen.“
Auch der Kinderarztes Dr. Scheel weist auf den Bezug von Rückenschmerzen zu inneren Organgen hin: "Leider wird bei der Diagnostik von akuten wie chronischen Rückenschmerzen sehr oft nicht erkannt, dass sich entzündliche und andere Veränderungen der Nieren bzw. Harnwege bzw. des Urogenitaltraktes dahinter verbergen - und nur deshalb, weil wegen unauffälliger Laborwerte (Blut- und Urin) fälschlicherweise davon ausgegangen wird, dass eben die Nieren oder Harnwege oder Urogenitalbereiche gesund sind. Das stimmt eben leider nicht. Somit ist auch bei der Diagnostik von Rückenschmerzen darauf zu achten, dass mit allen auch naturheilkundlich verfügbaren Diagnostikmethoden definitiv für die Schmerzen ursächliche Faktoren im Nieren- Harnwegs- oder Urogenitalbereich ausgeschlossen werden."
Darüber hinaus spielen aus Sicht von Dr. Scheel noch folgende Faktoren bei der Entstehung von Rückenschmerzen eine Rolle:
- "Auch eine immer erforderlich ganzheitliche Diagnostik wird oft keine körperlichen Befunde erbringen, weil ein beachtlicher Teil auch der Rückenschmerzen psychosomatisch, also primär "seelisch" bedingt ist. Die Formulierung "etwas nicht mehr ertragen zu können" ist ja allgemein bekannt. Eine Beurteilung der psychischen Situation des Patienten ist insoweit sehr wichtig, weil oft die Betreffenden die körperlichen Beschwerden im Rückenbereich sehr oft nicht in Verbindung mit ihren - oft über längere Zeiträume angehäuften seelisch-geistig-sozialen usw. Problemen bringen.
- Sehr wichtig für Diagnostik und Therapie von Rückenschmerzen ist weiterhin die Beachtung der sogenannten "Headschen Zonen". Das sind Hautareale, in denen über das entsprechende Rückenmarkssegment laufende Querverbindungen zwischen dem somatischen und vegetativen Nervensystem bestehen. So können im Rückenbereich massive Schmerzen empfunden werden, die aber eigentlich ihre Ursache im Bereich der jeweiligen Bauchorgane haben. Die Kenntnis dieser Hautareale in ihrer Beziehung zu den inneren Organen ist natürlich dringend für eine gute Diagnostik erforderlich wie logischerweise im Umkehrschluss nutzbar im Sinne einer Reflexzonen-Therapie."
Schulmedizinische Therapie
Bei Rückenschmerzen umfasst die klassische schulmedizinische Therapie in der Regel
- Massagen
- Physiotherapie
- Manuelle Therapie
- Wärmetherapie
- Elektrotherapie
- Streckungen
- Rückenschule
- Kreuzbandagen
- Schmerzmittel
- Injektionen oder Infusionen
- bei stärkeren oder chronischen Rückenschmerzen minimal-invasive Verfahren wie CT-gesteuerte Injektionen oder Nucleoplastien (dabei wird in der Mitte der Bandscheibe Gewebe durch Hitze aufgelöst und so eine Bandscheibenvorwölbung zurückgebildet)
- normale Entfernung des vorgefallenen Bandscheibengewebes
- Versteifung mehrerer Wirbelsegmente.
Aus Sicht von Dr. Steeb sollten lokale Beschwerden jedoch nicht rein symptomatisch nach der DAWOS-Methode („DA WO’S weh tut wird behandelt“) behandelt werden. Vielmehr muss eine ursächliche funktionelle Störung, falls erforderlich auch unter Einbeziehung aller betroffenen Fachgebiete, ausgeschlossen werden. So reicht es z.B. nicht, den Reizzustand der Kniescheibe lokal durch Verbände oder Elektrotherapie zu behandeln, wenn hinter den Beschwerden stehende funktionelle Störungen unbeachtet bleiben.
Ganzheitliche Therapie
Behandlung von Rückenschmerzen auf Basis der Sensomotorik
Um Patienten auf Basis der Sensomotorik zu behandeln, ist ein Netzwerk von ganzheitlichen denkenden und arbeitenden Kollegen der Zahnmedizin/Kieferorthopädie, der Augenheilkunde oder Optiker, der HNO-Heilkunde und der Orthopäden, aber auch speziell ausgebildeter Physiotherapeuten notwendig.
Je nach funktioneller Ursache kommen folgende Therapien in Betracht:
- Spezielle Brillenversorgung und/oder Sehtraining
- Aufbiss-Schienen- oder Spangentherapie, Bionator, Aqualizer
- Craniosacrale Therapie
- Krankengymnastik
- Training der Koordination (z.B. Einbeinstand auf weichem oder wackeligem Untergrund)
- Gesundheitsorientiertes Krafttraining (PKT) oder eine medizinische Kräftigungstherapie (MKT)
- Fußmuskeltraining (Spiraldynamik)
- Sensomotorische, proprioceptive Einlagenversorgung
Die Versorgung mit sensomotorischen Einlagen ist in einer orthopädischen Praxis häufig angezeigt, da 80 % der Patienten eine Störung der fußgewölbebildenden, den Abrollvorgang steuerenden Fußmuskeln haben. 90 % der Babys haben bei der Geburt gesunde, altersentsprechende Füße. Beim Eintritt in das Schulalter liegt bei der Hälfte der Kinder eine Fußfehlform bedingt durch eine familiäre Veranlagung, durch falsches Schuhwerk und vor allem durch zu wenig Barfußlaufen auf unterschiedlichen Oberflächen vor.
Einlagentherapie bei Rückenschmerzen
Wenn die Statik und/oder die Funktion des Fußes nicht stimmt, hat das Auswirkungen auf die gesamte Körperstatik und das Bewegungsmuster. Das heißt: In vielen Fällen ist das Symptom Rückenschmerz zwar durch eine verspannte Rückenmuskulatur bedingt, die Ursache liegt aber oft in einer Fehlfunktion der Fußmuskulatur etc. Diesen Patienten kann mit einer sensomotorischen Einlagentherapie geholfen werden. Sensomotorische Einlagen sind individuell an die Fußfunktion angepasste Einlagen, die gezielt schwache Fußmuskeln aktivieren. Sensomotorische Einlagen verstärken die von der Fußsohle ausgehenden Nervensignale („Afferenzverstärkung“). Dabei verbessern die Einlagen nicht nur die Fußfunktion und damit die Fußstatik, sondern optimieren auch die Gesamthaltung und die Bewegungskoordination. Über die Muskelketten wird dabei auch die Grundspannung der Rückenmuskulatur verändert.
Sensomotorische Einlagen
- kräftigen die Fußmuskulatur
- tragen zur Aufrichtung der Wirbelsäule bei
- massieren die Füße
- verbessern das Körpergefühl
- führen zu einer besseren Durchblutung
- helfen Verspannungen aufzulösen
- sorgen dafür, dass Muskeldysbalancen ausgeglichen werden
Manche Therapeuten stehen einer klassischen Einlagentherapie kritisch gegenüber. Ihrer Ansicht nach werden mit solchen Einlagen bestehende Fehlhaltungen nur vordergründig ausgeglichen. Dies gilt jedoch nicht für sensomotorische Einlagen! Sie stützen nicht einfach den Fuß, sondern kräftigen schwache Fußmuskeln und helfen die Statik von den Füßen her – und damit der Basis her –zu verbessern.
Über 80 % der Schmerzen am Bewegungsapparat kommen aus der Muskulatur und dem Fasziensystem. Besonders die Faszien sind voll mit Fühlern und dienen der Muskulatur als Vorspanner. Muskuläre Defizite und Dysbalancen sorgen für eine verstärkte Reizung der Rezeptoren und machen sich z.B. in Schmerzen bemerkbar. Damit ist noch nichts über die Ursache gesagt und bedarf eine entsprechenden Diagnostik des gesamten sensomotorischen Regelkreises.
Speziell ausgebildete Orthopäden können durch einen sensomotorischen Koordinationstest den Muskeltonus an der Fußsohle individuell überprüfen. Dabei werden vor allem die kurzen und langen Fußmuskeln untersucht. Anhand der speziellen Tests werden schwache Fußmuskeln identifiziert die damit korrespondierenden Einlegesohlenareale für jeden Patienten individuell mit Kautschukgranulat befüllt. Diese Untersuchung ist mittlerweile etabliert und durch die Akademie Deutscher Orthopäden und den Berufsverband der Orthopäden anerkannt.
Auch das orthopädische Schuhmacherhandwerk bietet in letzter Zeit zunehmend sensomotorische Einlagen, meist nach Stand- und Ganganalyse oder sogar mit Rückenvermessungen an. Dabei stellt sich allerdings die Frage nach der Kompetenz und Ausbildung des Orthopädieschuhmachers. Ein Franchiseunternehmen bietet den Schuhmachern Kurse an, in denen in wenigen Stunden die Grundlagen der Sensomotorik erklärt werden soll. Wer sich jedoch nach langer Ausbildung (Studium der Medizin, Facharztausbildung Orthopädie, Weiterbildung Sensomotorik) und mehrjähriger Erfahrung gut in dieser Materie auskennt, weiß, dass das nicht in einem Wochenend-Schnellkurs gelernt werden kann. Sensomotorische Einlagen wirken auf den ganzen Haltungs- und Bewegungsapparat und erfordern deshalb einen Verordner, der in der Lage ist, diesen ganzheitlich zu untersuchen und Kontraindikationen einer solchen Therapie zu erkennen.
Gezielter Muskelaufbau gegen Rückenschmerzen
Ergänzend zur Verbesserung der Fußfunktion und damit der Körperhaltung ist oft ein gezielter Muskelaufbau der primären und sekundären Rumpfstabilisatoren durch gezieltes gesundheitsorientiertes Krafttraining. Dabei sollte in einer Eingangs-untersuchung, am besten durch einen im Krafttraining erfahrenen Arzt, mögliche Kontraindikationen erkannt und das Trainingsprogramm nach seinen Wünschen und Zielen individuell auf den Menschen abgestimmt werden. Dem Kunden sollten die Maschinen erläutert und das Training zu Beginn mehrfach kontrolliert werden. Auch im weiteren Verlauf sollten immer wieder Trainingskontrollen durchgeführt werden. Die Maschinen sollten so konstruiert sein, dass einerseits über den Bewegungsumfang eine möglichst gleichmäßige Belastung, im Gegensatz z.B. beim Hanteltraining, erfolgt und die Trainingsbelastung mit und gegen die Schwerkraft möglichst gleich hoch ist. Auch sollte die Gewichtsbelastung fein dosiert einstellbar sein. Optimal wäre gleichzeitig die Möglichkeit der Durchführung einer Medizinischen Kräftigungstherapie bei Band-scheibenvorfällen, Zustand nach Operationen, Wirbelgleiten, altersbedingter Abnutzung etc. unter Anleitung durch medizinisches Assistenzpersonal.
Durch die gezielte Verbesserung der Kraft und Koordination kann damit auch so genannten therapieresistenten Patienten mit einer langen Leidensgeschichte geholfen werden.
Goldimplantation bei Rückenschmerzen
Der Facharzt für Innere Medizin und Naturheilverfahren Dr. Harald Burgard arbeitet bei Rückenschmerzen besonders erfolgreich mit der Goldimplantation. Einige unabhängige Studien bestätigen seine positiven Erfahrungen [Endrizzi 2018; Kjerkegaard et al. 2011].
Bei diesem alternativen Therapieverfahren bringt der behandelnde Arzt mittels einer Hohlnadel kleine Goldteilchen in den Körper ein. Die winzigen Implantate aus Feingold werden nahe des Schmerzzentrums platziert und dort verankert. Bei Rückenschmerzen werden die kleinen Goldstifte in der Regel seitlich der Facettengelenke, direkt an der Wirbelsäule oder am Iliosakralgelenk eingesetzt.
Gold wirkt generell entzündungshemmend und hat einen vitalisierenden Einfluss auf das lokale Immunsystem. Zudem wirkt Gold regulierend, sodass sich Verkrampfungen in der Regel schnell lösen.
Im Resultat erleben die meisten Patienten eine deutliche Erleichterung, was die Schmerzen, aber auch die Beweglichkeit angeht. In diesem Zustand ist es sehr viel einfacher, die Rückenmuskulatur gezielt zu trainieren, um so den knöchernen Stützapparat zu entlasten. Dies gibt dem Körper die Zeit und Gelegenheit, beispielsweise die Rückenwirbel mit neuer Knorpelmasse auszustatten.
Außerdem wird das Muskelgewebe geschmeidiger und belastbarer, sodass erneute Muskelverhärtungen unterbunden oder deutlich reduziert werden können.
Eine Goldimplantation erfolgt fast immer als ambulanter Eingriff, wobei lediglich eine lokal begrenzte Betäubung notwendig ist. Bereits nach einer kurzen Ruhephase im Anschluss an die Implantation können die Patienten nach Hause entlassen werden.
Anders als bei einem orthopädisch chirurgischen Eingriff sind bei der Goldimplantation keine Antibiotika notwendig und auch eine Kur mir Reha entfällt.
Weitere alternative Therapieverfahren bei Rückenschmerzen
Weitere Therapieverfahren, die sich bei der Behandlung von Rückenschmerzen bewährt haben, sind z.B.
- Akupunktur
- Spiraldynamik
- Triggerpunkt-Therapie
- Myoreflextherapie
- Faszientherapie nach Typaldos
- Matrix-Therapie
Der Orthopäde Dr. Strauß hält darüber hinaus folgende Therapien bei Rückenschmerzen für sinnvoll:
- Training der koordinativen Fähigkeit und Sensomotorik mittels Minitrampolin oder speziellen Schuhen (z.B. MBT-Schuhe)
- Neuraltherapie nach Huneke zur Störfeldbehandlung
- Neben der Akupunktur auch die klassische Homöopathie, die sich im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts gegen Rückenschmerzen bestens bewährt hat.
- Neben dem gezielten Muskelaufbau- und Koordinationstraining sollten unbedingt geeignete Muskeldehntechniken erlernt werden, um die häufig zu findenden muskulären Verkürzungen zu beseitigen.
Der Arzt für Naturheilverfahren P.-H. Volkmann empfiehlt bei Rückenschmerzen innerhalb von 1-2 Stunden mindestens 2 Liter reines Wasser zu trinken. Durch diese massive Spülung kommt es nach seiner Erfahrung in mehr als 70 % der Fälle innerhalb weniger Stunden zu einem deutlichen Rückgang oder zum völligen Verschwinden der Rückenschmerzen. Laut Herrn Volkmann sprechen auch Kopf- und Knieschmerzen gut darauf an.
Mit Gabe der richtigen der orthomolekularen Substanzen können Schmerzen z.T. sofort reduziert oder gelöscht werden. Dazu werden die anhand der Beschwerden ausgesuchte Orthomolekularia wie Vitamine, Spurenelemente, Symbionten usw. in den Mund gegeben und einige Male gekaut.
Zusätzlich kann eine so genannte potenzierte Eigenblut-Behandlung hilfreich an. Dabei werden zunächst passende homöopatische Organampullen getestet und dann schrittweise – verdünnt mit beispielsweise Scandicain – an Akupunkturpunkte und Reflexzonen für Organe wie Leber, Bauschspeicheldrüse und Niere unter die Haut gespritzt.
Abschließend wendet Herr Volkmann einfache Techniken aus der Osteopathie an Hand- und Fußgelenken sowie an den Kopfgelenken an: "Die peripheren Gelenke werden jeweils von 6 Meridianen durchzogen, durch die in 24 Stunden zweimal unser Chi, die Lebensenergie fließt. Haben Patienten lokale Störungen der Gelenkfunktion – und die haben fast alle kranken Menschen heute – dann wird bei jedem Umlauf der Energie das Meridiansystem belastet, so dass der Patient sich nicht erholen kann. Hinzu kommt, dass viele Menschen Blockaden der Kopfgelenke sowie der Schädelnähte an der Schädelbasis haben, d.h. dass die sogenannte Kopfatmung blockiert ist. Löst man durch eine einfache atemabhängige Behandlung diese Blockaden, dann fühlt sich der Patient sofort wesentlich entspannter, lockerer und „mit besserer Bodenhaftung".
Die Heilpraktikerin Katrin Kolbe empfiehlt bei Rückenschmerzen die Behandlung mit der Dorn-Therapie: "Mit ihr kann man Rückenschmerzen nicht nur lindern, sondern nachhaltig heilen." Dabei kombiniert sie die Dorn-Therapie gern mit der Breuß-Massage: "Diese Massage ist eine sanfte Rückenmassage, die von Rudolf Breuß entwickelt wurde. Sie wirkt absolut entspannend, reinigend und streckend. Außerdem wird der Energiefluss entlang der Wirbelsäule angeregt. "
Vorbeugung
Übungen bei Rückenschmerzen – Vorbeugung und Schmerztherapie – Eciel Gaudin, Heilpraktikerin Berlin
Das Auftreten funktioneller Störungen sollte zunächst möglichst früh erkannt werden. Aussagen, wie „das verwächst sich“ oder „wächst sich aus“, sollten nur bei ausreichender Erfahrung erfolgen.
Bereits im Kindesalter sollte auf ausreichende Bewegung, gleichmäßige sportliche Belastung und Vermeidung von Übergewicht geachtet werden. Bei einseitigen sportlichen oder beruflichen Belastungen sollte unbedingt ein Training der nicht belasteten Muskulatur erfolgen.
Noch vor wenigen Jahrzehnten erhielten 20% der Schüler keine Sieger- oder Ehrenurkunde bei den Bundesjugendspielen. Heute erhalten, jüngsten Untersuchungen zufolge, nur noch 20 % eine Sieger- oder Ehrenurkunde, der Rest eine Teilnahmebescheinigung.
1/3 aller Erstklässler gibt an, zuvor nie bewusst und längere Zeit barfuß gelaufen zu sein.
Der Orthopäde Dr. Weiss ergänzt zur Vorbeugung von Rückenschmerzen: "Der Prophylaxe von Rückenschmerzen wird in der täglichen (Fach-)ärztlichen Praxis zwar teils ein hoher Stellenwert zugeschrieben, jedoch findet ein Arzt-Patienten-Kontakt meist erst dann statt, wenn "das Kind bereits in den Brunnen gefallen" ist. So kommen die im Text exemplarisch aufgeführten, nachgewiesenermaßen wirksamen Trainingsmethoden leider meist erst im therapeutischen Sinne zur Anwendung. So würde bei den meisten Menschen eine 10-minütige täglich durchgeführte Übungseinheit mit simplen, rumpfstabilisierende und -dehnende Übungen ausreichen, um die Entstehung des Rückenschmerzes zu vermeiden."
Der Arzt für Naturheilverfahren P.-H. Volkmann empfiehlt zur Vorbeugung von Rückenschmerzen:
- Gesunde Ernährung mit Öko-Frischkost und regelmäßig mehr als 2 Liter Frischwasser pro Tag.
- Spazieren gehen oder Ausdauersport an frischer Luft, ersatzweise bei starken Beschwerden Krankengymnastik
- Gute umfassende Grundversorgung mit Vitaminen etc. sowie vor allem bei Betroffenen älter als 50 Jahre eine konsequente Darmpflege mit lebensfähigen Symbionten, Omega-Fettsäuren usw.
- Entspannungstechniken, Gewichtskontrolle
Die Heilpraktikerin Katrin Kolbe empfiehlt nachfolgend aufgelistete Maßnahmen zur Vorbeugung von Rückenschmerzen:
- seelische Ausgeglichenheit
- schlechte Gefühle wie Groll, Wut, Eifersucht, Neid, Zorn auflösen oder befrieden
- seelische Lasten ablegen
- Signale des Körpers beachten
- Ruhepausen gönnen
- Wechsel von Spannung und Anspannung
- Schlafbedürfnis beachten
- Inneren Wünschen nachgehen
- einseitige Belastungen vermeiden
- mit beiden Händen arbeiten statt alles mit der rechten Hand zu tun
- Lasten auf beide Arme verteilen statt einseitig zu tragen
- Recken, Strecken nach dem Aufstehen oder längerem Sitzen
- Sportliche Betätigung zum Muskelaufbau und als Ausgleich
- Sport treiben, der Ihnen Spaß macht und regelmäßig ausgeführt werden kann, wie Radfahren, Schwimmen, Skaten, Walken, Tanzen, Reiten
- Sich möglichst an der frischen Luft zur Sauerstoffanreicherung und zur seelischen Reinigung bewegen
- Yoga
- Gymnastische Übungen, die Bauch und Rückenmuskeln stärken
- Übung für die Wirbelsäule: Stellen Sie zwei stabile Stühle mit den Rückenlehnen zueinander rechts und links neben sich auf. Stützen sie sich mit den Händen auf die Lehnen bis die Füße frei hängen. Dann pendeln Sie mit den Beinen gegenläufig, fast so als würden Sie gehen. Dieses Pendeln bewirkt eine sanfte Bewegung der Wirbelsäule und der sie umgebenden Muskeln und Bänder, so dass sich Wirbel für Wirbel wieder gerade richten kann.
- Aus energetischer Sicht: Keine Ketten aus Metall tragen oder den energieraubenden "Metallring" durch Einfügen eines Kunststoffgliedes unterbrechen. Schmuck regelmäßig unter fließendem Wasser 3 Minuten entstören.
Selbsthilfe
Im Gegensatz zu früher wird heute nicht mehr körperliche Schonung bis zur Bettruhe mit Stufenlagerung empfohlen, sondern möglichst normale Bewegung ist angesagt. Lockernde, entspannende Übungen so z.B. Übungen die das Hohlkreuz in der Lendenwirbelsäule aufheben wie das Zusammenkneifen der Po-Backen und das gleichzeitige nach vorne Kippen des Beckens sind hier angezeigt. Auch Wärmeanwendungen wie z.B. der Besuch einer Sauna, Wärmepflaster, Infrarotlampe oder einfach nur heißes Duschen können hilfreich sein.
Die tiefe Rückenmuskulatur, das sind v.a. die kurzen Muskeln zwischen Quer- und Dornfortsatz des Wirbelkörpers, kann nur durch Training an bestimmten Maschinen erreicht werden. Dabei muss die Becken- und Oberschenkelmuskulatur ausgeschlossen werden. Die von Arthur Jones, einem amerikanischen Maschinenbauingenieur entwickelte MEDX-Lumbar Extension-Therapiemaschine, die in vielen wissenschaftlichen Studien eingesetzt und untersucht wurde, erfüllt diese Voraussetzungen. Training ohne diese Vorrausetzungen, auch gegen das eigene Körpergewicht, wie z.B. in vielen krankengymnastischen Übungen, erreicht nicht diese tiefen Muskelfasern.
Ernährung
Besondere Ernährungsvorschriften müssen nicht eingehalten werden. Allerdings sollte Übergewicht möglichst vermieden werden.
Bewegung
- Bauch- und Rückenmuskulatur kräftigen, ausreichend dehnen, beweglich halten
- Gesundheitsorientiertes Krafttraining, abwechslungsreicher Sport
- Sportarten, die den Bewegungsapparat gleichmäßig stärken sind einseitigen Sportarten wie Tennis, Squash, Golf oder Tischtennis etc vorzuziehen.
- Sportarten, die zu häufiger Hohlkreuzstellung führen wie Golf, Brustschwimmen, Speerwerfen, Gewichtheben etc. sind ungünstiger.
- Nordic Walking ist durch die geringere Belastung – beim Joggen wird die untere Lendenwirbelsäule mit dem 2- bis 3-fachen des Körpergewichtes belastet – eher geeignet.
- Durch eine leichte Vorhaltung des Oberkörpers z.B. beim Radfahren mit richtig eingestelltem Lenker wird die Wirbelsäule eher entlastet.
Weitere Tipps
Zur Linderung akuter Rückenschmerzen empfiehlt die Heilpraktikerin Katrin Kolbe darüber hinaus:
- Wärme zuführen durch Wärmflasche, Getreidekissen, Moorpackung oder ein heißes Bad
- Mit wärmenden oder durchblutungsfördernden Salben (z.B. Johanneskrautsalbe) einreiben
- Vollbad mit Natron als Badezusatz 50-100g,
- Natronwickel an der betroffenen Stelle, durch Auflegen eines mit einer heißen Natronlösung getauchten Tuches, ähnlich eines Halswickels
- Edelsteinplatte aus Jaspis bis zu 3 Tagen auf die betroffene Stelle aufkleben, danach die Platte 3 min unter den fließenden Wasserstrahl zur Reinigung legen
- Selbsthilfeübungen aus der Dorn-Therapie
Bei starken oder länger anhaltenden Beschwerden sollte unbedingt ein fachkundiger Therapeut aufgesucht werden.
Video - Fußreflexzonentherapie bei Rückenschmerzen
Film von Margarete Hermanns
In diesem Film zeigt Ihnen eine Fußreflexzonentherapeutin, wie Sie sich bei Rückenschmerzen selbst helfen können. So z.B. bei Ischias-Beschwerden und Nackenverspannungen, die auch für Kopfschmerzen verantwortlich sein können.
Psychosomatik
Rückenschmerzen sind eine Volkkrankheit, die sich durch alle sozialen und beruflichen Schichten zieht. Rückenschmerzen sind ein Alarmsignal, dass der Bewegungsapparat nicht mehr im Gleichgewicht ist. Natürlich beeinflusst die psychische Situation die Körperhaltung, was sich in der Körpersprache zeigt.
Bei wiederholtem Auftreten von Rückenbeschwerden sollte eine Ursachenfindung erfolgen, um einer Chronifizierung vorzubeugen. 80-90 % der Menschen haben im Laufe ihres Lebens Rückenbeschwerden, ca. 20 % chronisch. Bestehen die Rückenbeschwerden mehrere Monate so kehren weniger als die Hälfte an ihren alten Arbeitsplatz zurück.
Thorwald Dethlefsen und Rüdiger Dahlke sehen bei Rückenschmerzen vor allem einen Bezug zur Haltung des Menschen. Schließlich ist es ja vor allem die „aufrechte Haltung“ des Menschen, welche zahlreiche Rückenprobleme mit sich bringt. Dies kommt auch in zahlreichen umgangssprachlichen Wendungen zum Ausdruck: Es gibt „aufrichtige“ Menschen und solche, die „buckeln“, „steife“ und „hartnäckige“ Leute und solche, die gerne „kriechen“. Ziel sollte nicht eine von außen erzwungene, aufrechte Haltung (wie z.B. beim Militär), sondern eine mit einer inneren Selbstsicherheit und Aufrichtigkeit verbundene äußere, aufrechte Haltung sein.
Auch die Heilpraktikerin Katrin Kolbe weist auf die psychosomatischen Zusammenhänge bei Rückenschmerzen hin: "Alle Krankheiten haben eine Ursache. Meist ist sie in körperlichem oder seelischem Ungleichgewicht in uns selbst zu finden. Vor allem bei Rückenschmerz kann man häufig den Zusammenhang zu den seelischen Ursachen erkennen. Oft sind die Menschen überlastet (wörtlich- tragen zu viel Last) oder tragen seelische Lasten und Traumata aus Vergangenheit und Gegenwart, die sie selbst gar nicht wahrnehmen. Je älter man wird, umso voller und damit schwerer wird unser Rucksack." Und: "Manchmal verhärten bestimmte Muskelpartien aufgrund seelischer Konflikte und verursachen dadurch Wirbelverschiebungen. Bei Partnerschaftsproblemen reagieren häufig Brustwirbel in der Herzgegend und bei finanziellen Problemen die Lendenwirbel oder das Kreuzbein.
Seelische Konflikte kann man sehr gut kinesiologisch ermitteln und dadurch bewusst machen. Alles, was uns bewusst ist, braucht unser Körper nicht mehr ausdrücken, denn wir haben die Signale jetzt verstanden."
Der Orthopäde Dr. Strauß sieht in der Homöopathie eine Möglichkeit psychosomatische Aspekte zu unterstützen: "Der große Einfluss der Psychosomatik bei Rückenschmerzpatienten ist mittlerweile hinreichend bekannt, die therapeutische Umsetzung im Praxisalltag aber schwierig zu realisieren. Häufig sind Patienten bzgl. einer begleitenden Psychotherapie nicht aufgeschlossen oder es besteht Unverständnis bzgl. der Zusammenhänge mit Rückenschmerzen. Auch hier leistet die klassisch angewendete Homöopathie einen sehr guten Beitrag zur Behandlung dieser Patienten, da sie nicht nur körperliche Symptome, sondern auch Symptome im geistig/emotionalen Bereich mitberücksichtigt und positiv beeinflussen kann."
Quellenangaben
- Baur, H. (2006): Einlagenversorgung im Sport. Effektivität und Wirksamkeit funktionelldynamischer Schuheinlagen. Geislingen (Steige): Maurer.
- Bernius, P. (2004): Die postoperative Versorgung mit afferenzstimulierenden Einlagen bei ICP und Angeborenem Klumpfuß. Orthopädieschuhtechnik Sonderheft Einlagen 66-68.
- Best, W. (2002): Studie: Propriozeptive Einlagen. Orthopädieschuhtechnik 6: 31-32.
- Brinkmann, F. (2005): Ganganalytische Untersuchungen zur therapeutischen Effizienz der sensomotorischen Einlagen nach Jahrling bei zentralnervösen Erkrankungen. Fachhochschule Gießen Friedberg (Diplomarbeit).
- Brüggemann, G.-P. (2004): Einlagenversorgung im Sport: Wissenschaftliche Evidenz und Wirkungsmechanismen von Einlagen. Orthopädieschuhtechnik Sonderheft Einlagen 28-35.
- Dethlefsen, Th./ Dahlke, R. (1994): Krankheit als Weg. Deutung und Be-Deutung der Krankheitsbilder. Goldmann Verlag, München
- Döderlein, L./ Metaxiotis, D./ Siebel, A. (2000): Zur Wirksamkeit so genannter neuroreflektorischer Einlagen und Fußorthesen. Orthopädieschuhtechnik Sonderheft Propriozeption 42-46.
- Eltze, J. (2005): Afferenz stimulierende Einlagen. Orthopädieschuhtechnik 4: 14/ 15.
- Endrizzi M: Goldimplantation – Eine alternative Therapie bei Gelenkschmerzen/Goldimplantation als alternatives Verfahren zur Schmerzbehandlung von Gelenken mit Arthrosezeichen. 52. Medizinische Woche Baden-Baden – Ärztekongress für Komplementärmedizin, 31.10.–04.11.2018, Klinische Session „Schulterschmerz“, 03.11.2018. (In Zusammenarbeit mit dem Verein „Goldimplantation zur Gelenkbehandlung und Schmerztherapie e. V.“.)
- Hafkemeyer, U./ Poppenborg, D./ Müller-Gliemann, C./ Drerup, B./ Möller, M./ Wetz, H.H. (2000): Afferenz verstärkende (proproizeptive Einlagen zur Behandlung des funktionellen Spitzfußes bei Kindern mit infantiler Cerebralparese (ICP). Medizinisch-Orthopädische Technik 4: 18-23.
- Herberger, U./ Woltring, S. (2004): Sensomotorische Fußbettungen in der Kinderversorgung. Orthopädieschuhtechnik 12: 19-21.
- Kimmich, N. (2006): Die Bedeutung sensomotorischer Effekte in der Einlagenversorgung bei Läufern – Eine Analyse zur Aktivität der sprunggelenkstabilisierenden Muskulatur und der Beschwerdesymptomatik bei Läufern mit laufspezifischen Beschwerden. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i Br. (Dissertation).
- Kjerkegaard HK et al.: Double-blinded, placebo-controlled trial of the pain-relieving effect of gold bead implantation on cervical osteoarthritis. Medical Acupuncture (2011), 23(2), doi: 10.1089/acu.2010.0775
- Kornbrust, A. (2001): Zehengang bei Kindern – Häufigkeit, Ursachen und Behandlung mit propriozeptiven Einlagen. Justus-Liebig-Universität Gießen (Dissertation).
- Ludwig, O./ Fuhr, N. (2004): Änderung der muskulären Aktivität durch propriozeptiv wirkende Einlegesohlen. Orthopädieschuhtechnik 12: 13-18.
- Mandel, T./ Jahrling, L. (2001): Sensomotorische Einlagen für Kinder. Orthopädieschuhtechnik 7/ 8: 26-28.
- Milani, T. L./ Kimmeskamp, S./ Prätorius, B. (2003): Die Bedeutung des sensitiven Fußes für die Gleichgewichtskontrolle. Medizinisch-Orthopädische Technik 4: 7-17.
- Müller-Gliemann, C./ Drerup, B./ Hafkemeyer, U./ Wetz, H. H. (2003): Einlagen, Propriozeption und Körperstatik – eine Vorstudie zur Überprüfung der Messmethodik. Medizinisch-Orthopädische Technik 4: 39-45.
- Müller-Gliemann, C./ Drerup, B./ Osada, N./ Wetz, H. H. (Online publiziert: 12.10. 2006): Der Einfluss neurologischer Einlagen nach Bourdiol auf die Rumpfhaltung. Zeitschrift: Der Orthopäde.
- Natrup, J./ Fischer, F./ Ohlendorf, D. (2004): Auswirkungen neurologischer Einlagen auf die Körperstatik. Orthopädieschuhtechnik Sonderheft Einlagen 56-63.
- Nurse, M. A./ Hulliger, M./ Wakeling, J. M./ Nigg, B. M./ Stefanyshyn, D. J. (2005): Changing the texture of footwear can alter gait patterns. Journal of Electromyography and Kinesiology 15 (5): 496-506.
- Pernarella et. al. (2005): L’uso delle solette propriocettive riduce il dolore in pazienti con gonartrosi. Cahiers de Biotherapie, SMB Italia (6).
- Poppenborg, D./ Hafkemeyer, U./ Drerup, B. (2006): Einfluss von afferenzverstärkenden Einlagen auf ausgewählte Gangparameter bei infantiler Zerebralparese. Medizinisch-Orthopädische Technik 3: 29-34.
- Steeb, F.O. (2001) Medizinische Kräftigungstherapie beim chronischen Lumbosacralsyndrom Orthopädische Praxis 37,9 (2001) 627 - 629
- Steeb, F.O. (2007) Können Fehlstatiken der Wirbelsäule durch Sensomotorische Einlagen verbessert werden? Orthopädische Praxis 43,10 (2007)
- Stief, T. (2007) Effektivität und Effizienz von plantaren neuromuskulär wirkenden Fußorthesen-Elementen, Technische Orthopädie der Fachhochschule Münster, (mehrfach ausgezeichnete Diplomarbeit)
- Christine E, am 08.03.2018Ich denke, das Problem bei Rückenschmerzen ist eben, dass es so viele verschiedene Ursachen haben kann und man die meisten vorbeugend nichts unternehmen. Maßnahmen werden erst ergriffen, wenn der Schmerz bereits da ist, und dann ist es natürlich leider sehr schwer, das Problem wieder loszuwerden - spreche leider aus eigener Erfahrung. Generell bin ich kein Freund von Schmerzmitteln, denn die beheben das Problem nicht und wenn man sie zu lange einnimmt, wird man irgendwann resistent - gilt ja auch für Kopfwehtabletten. Ich habe mir damals auch einen alternativeren Arzt gesucht, war anschließend bei der Physiotherapie und der Rückengymnastik und habe zusätzlich noch Welldisc eingenommen, einfach um den Rücken ein bisschen mit einem natürlichen Mittel zu unterstützen. Es ist auch wahnsinnig wichtig, dass man die Übungen richtigmacht, ansonsten macht man es eher noch schlimmer. Und man sollte nicht damit aufhören, nur weil der Schmerz irgendwann besser wird. Vorbeugend zu arbeiten ist natürlich das Beste, ich sage meinen Kindern auch immer, dass sie auf ihre Haltung achten sollen beim Sitzen und regelmäßig Übungen machen, später sind sie vielleicht froh drum.