Vitamin B17 bei Krebs 

Vitamin B17, auch als Amygdalin bekannt, gilt seit Jahren als eher unbekanntes Heilmittel bei Krebs. Doch was ist wirklich dran an Amygdalin? Wie erklärt sich seine Wirkung bei Krebs? Was sagen Kritiker über Vitamin B17? Und was sollte man bei seiner Anwendung beachten? Hier finden Sie die wichtigsten Antworten.

Vitamin B17 in der Geschichte der Krebstherapie

Vitamin B17 blickt auf eine lange, äußerst wechselhafte Geschichte in der Krebstherapie zurück. Der Bitterstoff, der auch als Amygdalin bekannt ist, wurde erstmals von Campbell und Haworth im Jahr 1924 synthetisiert.
In der Krebstherapie kam es erstmals 1845 in Russland zum Einsatz, in den USA dann in den 1920er Jahren – damals noch als Tabletten.
In den 1950er-Jahren wurden die Forschungen wesentlich von Dr. Ernst T. Krebs vorangetrieben, der den Namen Vitamin B17 vergab. [Heute geht man davon aus, dass Amygdalin gar kein Vitamin ist, weil es für den gesunden Menschen nicht essentiell ist, weshalb man besser von Amygdalin spricht. Anm. d. Red.]. Schließlich wurde Amygdalin als halbsynthetisches Präparat zur Infusion unter dem Namen Laetrile (Lätril) patentiert.
In den folgenden Jahren wurde Laetrile mit steigender Nachfrage in der Krebstherapie eingesetzt. Einen regelrechten Boom gab es in den 1970er-Jahren, in denen Laetrile nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland in der Krebstherapie genutzt wurde. Aus dieser Zeit stammen auch die Forschungen von Dr. K. Sugiura (vom Krebsforschungszentrum Sloan Kettering Memorial Hospital, New York) am Tierkrebsmodell. Er kam zu dem Schluss, dass Amygdalin

  • das Tumorwachstum einschränkt
  • die Metastasierung verhindert
  • Schmerzen lindert
  • vorbeugend gegen Krebs wirkt
  • das Allgemeinbefinden von Krebspatienten mit verbessern kann.

Etwa zur gleichen Zeit nutzte der Arzt Dr. Hans Nieper in Deutschland Laetrile in großem Stil bei Krebs. Patienten aus aller Welt strömten in die damals weltweit größte Laetrile-Praxis in Hannover. Auch in den USA war Nieper bekannt. Hier setzte sich der Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für Onkologie maßgeblich für die Krebstherapie mit Laetrile ein.
Trotz alledem konnte sich Amygdalin nicht durchsetzen. Immer wieder wurde sein Giftigkeit diskutiert, seine Wirksamkeit angezweifelt. In Deutschland gibt es heute kein allgemein zugelassenes Arzneimittel mehr mit Amygdalin. Als Nahrungsergänzungsmittel ist es in der EU erlaubt.
Dennoch gibt es immer wieder Studien, die sich mit der krebshemmenden Wirkung von Amygdalin beschäftigen. Eine Studie kam z.B. zu dem Ergebnis, dass Amygdalin den programmierten Zelltod (Apoptose) von Prostatakrebszellen fördert und daher möglicherweise bei Prostatakrebs wirksam sein könnte [Chang et al., 2006]. Durchgeführt wurden die Versuche an Zellkulturen menschlicher Krebszellen.
Darüber hinaus gibt es vielversprechende Labor- und Tierversuche mit Tumorzelllinien (z.B. Haut, Sarkom, Leukämie, Brustkrebs). Doch nach wie vor fehlen belastbare Studien an Menschen, die die Wirksamkeit von Amygdalin bei Krebs ausreichend belegen. In einem Überblick aus dem Jahr 2016 bescheinigt das amerikanische National Cancer Institut Vitamin B17 zwar eine gewisse Wirkung in Tierversuchen, die Wirkung am Menschen sei aber nicht belegt.

Wo kommt Vitamin B17 vor?

Der Bitterstoff Amygdalin ist ein sogenannter sekundärer Pflanzenstoff, der insbesondere von Rosengewächsen zur Abschreckung von Fraßfeinden genutzt wird. Amygdalin sorgt dafür, dass die Kerne der Pflanzen bitter schmecken und damit von Fraßfeinden gemieden werden.

Natürlicherweise kommt Vitamin B17 in höheren Konzentrationen vor in:

  • bitteren Mandeln
  • bitteren Aprikosenkernen
  • Apfelkernen
  • Samen anderer Steinfrüchte wie Kirschen, Nektarinen, Pfirsichen, Pflaumen, wilden Brombeeren usw.

In den Kernen dieser Früchte können Vitamin-B17-Konzentrationen von mehr als 500 mg / 100 g erreicht werden. Einen besonders hohen Gehalt an Amygdalin erreichen bittere Aprikosenkerne mit bis zu 8 %.
Deutlich geringere Mengen Vitamin B 17 erreichen dagegen

  • Hirse, Buchweizen
  • verschiedene Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Mungobohnen)
  • Leinsamen
  • Macadamianüsse
  • Bambussprossen

Industriell genutzt werden Vitamin-B17-haltige bittere Aprikosenkerne zur Herstellung von Persipan.
Im Handel erhältlich waren bis Juli 2017 von ihrer holzigen Schale befreite bittere Aprikosenkerne, die dann ähnlich wie Mandeln aussehen. Sicher kennen Sie solche Kerne auch von Aprikosen, deren Samenschale beim Auseinanderschneiden der Frucht zerbrochen ist. Seit Inkrafttreten einer entsprechenden Verordnung dürfen in der EU jedoch nur noch solche rohen Kerne vertrieben werden, die einen bestimmten Grenzwert an Blausäure nicht überschreiten.

Wirkungsweise

Vitamin B17 ist ein sogenanntes cyanogenes Glycosid. Das bedeutet nichts anderes, als dass unter bestimmten Bedingungen Blausäure (HCN; Cyanid) aus Amygdalin freigesetzt werden kann.
In unserem Körper geschieht dies v.a. unter Beteiligung des Enzyms ß-Glucosidase. Mit seiner Hilfe entstehen aus einem Molekül Amygdalin in mehreren Schritten zwei Moleküle Glukose und je ein Molekül Benzaldehyd und Blausäure.

Um die Wirkung von Amygdalin auf Krebszellen zu verstehen, konzentrieren wir uns auf zwei Faktoren:

  1. das Enzym ß-Glucosidase
  2. die entstehende Blausäure.

Die hochgiftige Blausäure wird also überall da frei, wo sie durch enzymatische Spaltung aus Vitamin B17 freigesetzt werden kann. Amygdalin-spaltende Enzyme finden wir

  • in deutlicher Menge in den Schalen bitterer Aprikosenkerne (ß-Glucosidase)
  • in geringer Menge in gesunden Körperzellen (ß-Glucosidase)
  • in deutlich höherer Konzentration in Krebszellen (ß-Glucosidase und ß-Glucuronidase).

Und genau hier steckt der Trick der Vitamin-B17-Therapie. Zweifelsohne ist Blausäure eine hochgiftige Substanz. Größere Mengen Blausäure in unserem Körper zu haben, wäre gefährlich bis tödlich. Da die Schale bitterer Aprikosenkerne ß-Glucosidase enthält, sollten bittere Aprikosenkerne stets nur geschält verwendet werden. Hier ist es wie mit einer heißen Herdplatte: Man muss damit umzugehen wissen. Besser noch als geschälte bittere Aprikosenkerne sind in der Apotheke eigens für therapeutische Zwecke hergestellte Amygdalin-Präparate (mehr dazu unter „Ablauf einer Vitamin-B17-Therapie“). Sie bergen ein deutlich geringeres Vergiftungsrisiko.

Während gesunde Zellen wenig ß-Glucosidase enthalten, finden wir in Krebszellen deutlich größere Mengen Blausäure-freisetzender Enzyme. Je nach Literatur ist von einer rund 100fachen Konzentration der ß-Glucosidase in Krebszellen im Vergleich zu gesunden Zellen die Rede. Hintergrund dürfte der andere Stoffwechsel von Krebszellen sein. Krebszellen lieben Zucker und stürzen sich entsprechend auf jede Verbindung, aus der sie Zucker gewinnen können – und dazu gehört eben auch Amygdalin. Um an die Zuckeranteile heranzukommen, werden zuckerabspaltende Enzyme aktiv und vergiften nebenbei die Krebszelle mit Blausäure (HCN; Cyanid).

Doch es gibt noch einen weiteren Faktor, bei dem Krebszellen gegenüber gesunden Zellen im Nachteil sind: Die Entgiftung von Blausäure läuft in Krebszellen deutlich schlechter oder sogar gar nicht ab (mehr dazu unter „Nebenwirkungen – Diskussion zur Giftigkeit von Vitamin B17“).
Das alles führt dazu, dass Amygdalin Krebszellen vergleichsweise selektiv abtöten kann und gesunde Zellen weitgehend schont.

Ablauf einer Vitamin-B17-Therapie

Das bei der Vitamin-B17-Therapie eingesetzte Amygdalin wird in verschiedenen Darreichungsformen angeboten:

  • Verzehr bitterer Aprikosenkerne (bis Juli 2017)
  • Amygdalin-Tabletten
  • Infusion von Vitamin B17

Für den Verzehr bitterer Aprikosenkerne bei Krebs findet man unterschiedliche Angaben. Es gibt sogar eine Reihe von Rezepten, in denen zermahlene, zerstoßene oder geraspelte Kerne verarbeitet werden. Da der Verzehr von bitteren Aprikosenkernen und in gewissem Rahmen auch die von Amygdalin-Tabletten einige Risiken birgt (s. Nebenwirkungen / Diskussion zur Giftigkeit), sind Infusionen von Vitamin B17 zu bevorzugen.
Zur Infusion geeignete Amygdalin-Präparate werden von wenigen Apotheken in Deutschland hergestellt, die sie unseres Wissens nur gegen ein ärztliches Rezept abgeben. Nach unseren Informationen konnte ein Gutachter zu Amygdalin aus einer Apotheke in Hannover bestätigten, dass von dem von der Apotheke abgegebenen hochreinen Vitamin-B17-Präparat keine Gefährdung ausgeht, weil aus der stabilen Verbindung keine Blausäure (Cyanid, HCN) abgespalten wird. Um eine solche Qualität zu erreichen, benötigt man ein hochreines Amygdalin-Präparat (frei von Enzymen!), wie es in Deutschland nur in wenigen Apotheken verfügbar ist. Die besagte Apotheke gibt Amygdalin nur als auf ärztliche Verordnung angefertigtes Rezepturarzneimittels ab.
Von ausländischen Produkten ist dagegen unbedingt abzuraten. Wie uns ein Arzt berichte, haben Analysen solcher Produkte, die er in deutschen Labors in Auftrag gegeben hatte, bedenkliche Schwankungsbreiten zu Tage befördert. So differierten die Analysebefunde für ein Amygdalin-Präparat, das 3 g Vitamin B17 enthalten sollte, zwischen 1,9 und 3,3 g. Eine eindeutig zu große Spannweite, um eine sichere Therapie gewährleisten zu können.
Wer sich für eine Infusionstherapie mit Vitamin B17 entscheidet, sollte mit etwa 10 Infusionstagen rechnen. Wichtig ist auch, dass der Patient niemals ausschließlich mit Amygdalin behandelt wird, sondern dieses immer als ein Teil eines therapeutischen Gesamtkonzeptes zu sehen ist (mehr unter „Vitamin B17 im Rahmen einer ganzheitlichen Krebstherapie“).
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Infusion gegenüber Tabletten oder bitteren Aprikosenkernen ist, dass sie nicht ohne weiteres selbstständig vom Patienten durchgeführt werden kann. Hier ist also sichergestellt, dass der Patient nicht eigenmächtig oder aus Versehen, eine zu große Menge Amygdalin konsumiert oder sich unerwünschte Wirkungen aus der Kombination verschiedener Darreichungsformen (z.B. Tablette + ungeschälte Aprikosenkerne) ergeben.
Damit bietet die Infusion folgende Vorteile:

  • hohe Qualität (Reinheit und Stabilität) des Vitamin B17
  • genaue Dosierbarkeit
  • ärztliche Kontrolle (Verordnung + Infusion durch den Arzt oder Heilpraktiker)
  • damit verbundene Sicherheit

Hinweis: Aus rechtlicher Sicht ist Vitamin B17 kein allgemein zugelassenes Arzneimittel, sondern ein Nahrungsergänzungsmittel (bzw. Rezepturarzneimittel). Seine Wirksamkeit bei Krebs ist wissenschaftlich nicht anerkannt.

Nebenwirkungen – Diskussion zur Giftigkeit von Vitamin B17

Immer wieder gibt es Diskussionen zur Giftigkeit von Vitamin B17. Amygdalin ist ungiftig, enthält aber chemisch stabil gebundene Blausäure (Cyanid). Ein Gift entsteht erst dann, wenn diese Blausäure insbesondere durch Enzyme aus Amygdalin abgespalten wird.
Die Giftigkeit bitterer Aprikosenkerne hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  1. ihrem Gehalt an Amygdalin bzw. chemisch gebundener Blausäure
  2. der Freisetzung der Blausäure durch Enzyme
  3. der Entgiftungskapazität des Menschen.

Im Einzelnen:

  1. Bittere Aprikosenkerne können von Natur aus je nach Größe bis zu 3 mg Blausäure enthalten. Für mittelgroße bittere Aprikosenkerne kann man mit bis zu 1,5 mg gebundene Blausäure rechnen. Wie bei Naturprodukten üblich kann der Cyanid-Gehalt deutlich schwanken. Seit Juli 2017 liegt der zulässige Höchstgehalt für Blausäure in unverarbeiteten ganzen, geriebenen, gemahlenen, geknackten oder gehackten Aprikosenkernen, die für Endverbraucher in Verkehr gebracht werden, bei maximal 20 mg pro kg Aprikosenkerne.
  2. Wie bereits erwähnt, finden wir das Enzym ß-Glucosidase v.a. in der Schale bitterer Aprikosenkerne und in Krebszellen. Dies ermöglicht eine gewisse Selektivität der Therapie mit Amygdalin gegenüber Krebszellen. Damit gesunde Zellen nicht unnötig durch die giftige Blausäure geschädigt werden, sollten bittere Aprikosenkerne – wenn überhaupt – stets nur blanchiert verwendet werden. Unabhängig davon kann ein gewisser Anteil des Vitamin B17 im Darm durch Bakterien abgebaut werden, so dass auch blanchierte bittere Aprikosenkerne nicht völlig unkontrolliert verzehrt werden sollten. Sicherer sind dagegen Vitamin-B17-Infusionen, bei denen Amygdalin nicht den Darm passiert.
  3. Blausäure ist ein unserem Körper seit Urzeiten vertrautes Gift. Im Laufe der Evolution wurde ein entsprechendes Entgiftungssystem entwickelt, mit dem Cyanid abgebaut werden kann. Auch hierfür ist ein Enzym verantwortlich: die Rhodanase (= Thiosulfat Sulfurtransferase). Die Rhodanase kommt v.a. in der Leber als unserem wichtigsten Entgiftungsorgan vor und baut dort Cyanid in das weit weniger giftige Rhodanid (Thiocyanat) um. Auch über den Darm resorbierte Blausäure wird in Thiocyanat umgewandelt. Die Entgiftungskapazität für Blausäure wird bei Erwachsenen mit etwa 20 bis 30 mg Blausäure pro Tag angegeben. Andere Quellen gehen von einer Entgiftungsrate von 6 mg Blausäure pro Stunde aus, was circa 7 bitteren Aprikosenkernen pro Stunde entspräche. Einige Quellen gehen davon aus, dass es wesentlich weniger oder womöglich sogar gar keine Rhodanase in Krebszellen gibt. Falls dies zutrifft, wäre das eine weitere Erklärung für die selektive Wirkung von Amygdalin auf Krebszellen.

Der Hauptgrund für die Giftwirkung der Blausäure ist, dass sie die Zellatmung in den Mitochondrien blockiert. Es kommt gewissermaßen zum inneren Ersticken der Zellen. Ist die Entgiftungskapazität des Körpers überschritten, kommt es zu entsprechenden Symptomen.
Erste Symptome einer Blausäurevergiftung sind:

  • Kratzen im Hals
  • Übelkeit, evtl. Erbrechen
  • Schwindel
  • tiefes und schnelle Atmen
  • rosa Lippen trotz Atemnot

Angaben zur Giftigkeit

Nach Angaben des Instituts für Risikobewertung (BfR) liegt die tödliche Blausäure-Dosis beim Menschen bei etwa 0,5–3,5 mg/kg Körpergewicht. Der Blausäuregehalt von Aprikosenkernen wird vom BfR mit bis zu 4 mg/g Kern angegeben. Dies entspräche bis zu 1,5 mg Blausäure für mittelgroße und bis zu 3 mg für große Aprikosenkerne. Allerdings muss man sich hier natürlich vor Augen halten, dass es sich eben nicht um freie Blausäure, sondern als in Form von Vitamin B17 gebundene Cyanidgruppen handelt, die erst irgendwie freigesetzt werden müssen. Als unbedenklich wird vom BfR der Verzehr von zwei großen bitteren Aprikosenkernen mit 4,5 mg Cyanid für einen 60 kg schweren Erwachsenen bei einer Mahlzeit eingestuft.
Als Basis für die Festlegung des zulässigen Höchstgehaltes von Blausäureglykosiden in Aprikosenkernen wurde eine akute Referenzdosis (ARfD) von 20 μg/kg KG zugrunde gelegt.
Daunderer gibt in seinem „Vergiftungen“ (S. 162), das seinerzeit als Standardwerk der  Medizin galt, an, dass eine bittere Mandel pro kg Körpergewicht verzehrt werden müsste, um eine tödliche Menge zu erreichen. Da die körpereigene Entgiftung zügig arbeitet, müsste die tödliche Dosis zudem in relativ kurzer Zeit aufgenommen werden. Bei einem 60 kg schweren Erwachsenen wären das demnach 60 bittere Mandelkerne in 5 Minuten. Andere Quellen geben 40 oder 60–80 bittere Mandelkerne als tödlich für einen Erwachsenen an.

Möglichkeiten und Grenzen von Vitamin B17

Möglicherweise kann Vitamin B17, wenn es fachkundig eingesetzt wird, im Einzelfall durchaus eine Therapieoption bei Krebs sein. Da sich der Wirkmechanismus von Amygdalin gegen den Stoffwechsel von Krebszellen im Allgemeinen richtet, kann es bei verschiedenen Krebsarten eingesetzt werden.
Amygdalin bzw. Vitamin B17 gehört eindeutig in die Hände von Fachleuten, die entsprechende Erfahrung damit haben. Dies können Ärzte oder Heilpraktiker sein. Von Selbstversuchen ist ganz klar abzuraten.
Wie alle alternativen Heilmittel ist auch Vitamin B17 kein Allheilmittel. Selbstverständlich gibt es immer Fälle, in denen die Erfolge hinter den Erwartungen zurückbleiben. Der Behandlungserfolg hängt dabei auch davon ab, wann mit der Vitamin-B17-Therapie bei Krebs begonnen wird. Naturgemäß sind in einem sehr späten Stadium der Krebserkrankung deutlich geringere Erfolge zu erwarten.

Stand der Forschung

Es gibt verschiedene Studien zu Vitamin B17 bei Krebs, die z.T. zu gegensätzlichen Ergebnissen kommen. In einer groß angelegten Befragung richtete sich das US-amerikanische National Cancer Institute an alle Ärzte des Landes sowie an Zehntausende Angehörige von Gesundheitsberufen und fragte nach ihren Erfahrungen mit Vitamin B17 bei Krebs. Obwohl Vitamin B17 (Lätril/Amygdalin) an 70.000 Amerikanern eingesetzt gewesen sein soll, wurden nur 93 Fälle gemeldet, von denen lediglich sechs eine gewisse Verbesserung zeigten, die auf Vitamin B17 zurückzuführen gewesen sein könnte. [Ellison et al., 1978]

Es folgte eine Studie der anerkannten Mayo-Klinik. Das ernüchternde Ergebnis: Nicht einer der 178 Krebspatienten überlebte. Alle starben in kurzer Zeit. Dem fehlenden Nutzen standen Nebenwirkungen gegenüber, die auf die toxische Wirkung von Cyaniden zurückgeführt wurden. [Moertel et al. 1982]

Ähnlich das Resultat einer Übersichtsarbeit des angesehenen Cochrane Institutes. Insbesondere vor dem Hintergrund möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen spricht die Nutzen-Risiko-Abwägung ihres Erachtens gegen den Einsatz von Vtaimin B17 bei Krebs. [Milazzo, Horneber, 2015]

Vitamin B17 im Rahmen einer ganzheitlichen Krebstherapie

Aus ganzheitsmedizinischer Sicht ist Krebs ein komplexes Geschehen, das in den meisten Fällen eine lange Vorgeschichte hat. Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Strahlenbelastung, Umweltgifte, chronische Entzündungen, Veranlagung, Rauchen, Alkoholmissbrauch ... Es gibt viele Faktoren, die die Entstehung von Krebs begünstigen können.
Entsprechend gehört zu jeder Krebstherapie stets eine ausführliche Beratung im Hinblick auf mögliche Ursachen und den Lebensstil.
Krebs ist kein lokales Geschehen, sondern er betrifft immer den ganzen Menschen. Deswegen sollte neben der Behandlung des eigentlichen Tumorgeschehens immer der ganze Mensch – Körper, Seele und Geist – berücksichtigt werden. Das Mindeste dabei sollte sein, dass der Mensch mit seinen berechtigten Ängsten und Sorgen rund um die Krebserkrankungen angenommen und begleitet wird. Um die Selbstheilungskräfte auf körperlicher Ebene zu stärken, ist es in den meisten Fällen empfehlenswert, die körpereigene Abwehr zu kräftigen und die Ausleitung belastender Stoffe zu fördern. Auch hierfür hält die Ganzheitsmedizin gute Möglichkeiten bereit.
Konsequenterweise wird eine Krebserkrankung nie mit einem Verfahren allein behandelt werden können. Das gilt auch für die Therapie mit Vitamin B17, die immer nur komplementär, d.h. ergänzend zu anderen Therapiemöglichkeiten, eingesetzt werden sollte. Denkbar sind verschiedene Kombinationen wie z.B. mit Akupunktur, Orthomolekularer Therapie usw. Das hängt sehr von den individuellen Möglichkeiten des Therapeuten ab. Denkbar ist z.B., die Vitamin-B17-Therapie bei Krebspatienten mit einer Ernährungsberatung zu kombinieren. So z.B. mit der Öl-Eiweiß-Kost nach Johanna Budwig, Vitaminen und Mineralien (wie z.B. Jod) zur Stützung des Immunsystems sowie Enzymen. Wie immer in der Ganzheitsmedizin sollten die einzelnen Bausteine der ganzheitlichen Krebstherapie dabei an die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst werden.

Xylit zur Unterstützung der Vitamin-B17-Therapie

Damit Krebszellen ihr Unwesen treiben können, brauchen sie Zucker (Glukose). Ein Ansatz ist der alternativen Krebstherapie ist es daher, die Zufuhr von Glukose, insbesondere aus Haushaltszucker und Süßigkeiten, zu reduzieren und die Krebszellen damit ein Stück weit auszuhungern.
Eine überaus interessante Zuckeralternative ist Xylit. Als Zuckerersatz hat Xylit einige Vorteile:

  • Xylit hat die gleiche Süßkraft wie herkömmlicher Zucker – aber 40 % weniger Kalorien.
  • Xylit ist natürlich.
  • Xylit ist rein pflanzlich (Gewinnung z.B. aus Holz, Maispflanzen).
  • Xylit kommt in geringen Mengen in unserem Körper vor – unser Körper kann damit umgehen.
  • Xylit schützt vor Karies – daher sein Einsatz in Kaugummis.
  • Xylit ist leicht verfügbar – Inzwischen gibt es ein breites Angebot an Xylit (auch in Drogerien) und Xylit-haltigen Süßigkeiten.
  • Xylit hat einen angenehmen Geschmack – Einfach mal ausprobieren!

Krebspatienten können Xylit z.B. als Ersatz für Haushaltszucker verwenden, um den Hunger auf Süßes zu befriedigen.

Wer größere Mengen Xylit zu sich nehmen möchte, sollte seinen Körper jedoch langsam daran gewöhnen, da es sonst zu Blähungen und Durchfall kommen kann.

[Anmerkung der Redaktion vom 5.8.2024: Auch wenn Xylit viele positive Aspekte hat und von Gesundheitsbehörden in den USA und der EU bisher als weitgehend sicher eingestuft wurde, scheint es nicht ganz ohne Risiken zu sein. So deutet eine neuere Studie darauf hin, dass Xylit das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöhen kann.]  

(Selbst-)Erfahrungen eines Arztes mit Vitamin B17

Hier berichtet ein Arzt, der lange Zeit in seiner eigenen Praxis mit Vitamin B17 gearbeitet hat, von seinen persönlichen Erfahrungen: "In meiner Praxis für Naturheilkunde suchen mich immer wieder Krebspatienten auf, die gezielt nach einer Behandlung mit Vitamin B17 fragen. Inzwischen arbeite ich seit vielen Jahren mit diesem Verfahren und durfte dabei viel Erfahrung sammeln.
Thema ist immer wieder die toxische Wirkung der aus Amygdalin freisetzbaren Blausäure. Um sicher zu gehen, dass ich meinen Patienten dabei keinen unnötigen Risiken aussetze, habe ich in verschiedenen Selbstversuchen unterschiedliche Mengen verschieden aufbereiteter bitterer Aprikosenkerne verzehrt, wie sie vor Juli 2017 im Handel verfügbar waren.
Wichtiger Hinweis: Diese Experimente sind auf keinen Fall zur Nachahmung empfohlen!!

Selbstversuch mit ungeschälten bitteren Aprikosenkernen

In einem ersten Experiment habe ich über 4 Stunden alle 20 Minuten 10 bittere Aprikosenkerne verzehrt. Das brachte mich allein schon aufgrund des scheußlich bitteren Geschmacks an meine Grenzen. Insgesamt kam ich dabei auf 130 Kerne. Mehr hätte ich auch nicht herunterbekommen. Der von der Natur eingerichtete Fraßschutz der Pflanzen scheint also auch beim Menschen bestens zu funktionieren.
Da die Kerne ungeschält gekaut wurden, kam es wie zu erwarten zu entsprechenden Vergiftungserscheinungen: Mir wurde übel, ich wurde zittrig.
Nebenbei machte ich in der Zeit trotzdem Liegestütze und Klimmzüge – soweit ich sehen konnte, ohne Einschränkungen. Das Gleichgewicht wurde nicht beeinträchtigt.
Diese Symptome hielten ca. 2 Stunden an.

Selbstversuch mit blanchierten bitteren Aprikosenkernen

Im zweiten Versuch, wollte ich möglichst viele ungeschälte bittere Aprikosenkerne binnen 5 Minuten essen. Dadurch wollte ich der körpereigenen Entgiftung (Rhodanase) möglichst wenig Zeit für den Abbau der Blausäure lassen.
Das Ergebnis war ein völlig trockener, tauber Rachen. Mehr als diese 22 bitteren Aprikosenkerne hätte ich beim besten Willen nicht essen können Ich hyperventilierte und mir war schwindelig. Nach 10 Minuten war der Spuk vorbei.

Ein andermal aß ich in einer Stunde 200 blanchierte bittere Aprikosenkerne. Sie schmeckten widerlich bitter. Vergiftungssymptome konnte ich keine bemerken.

Mein persönliches Fazit aus meiner Selbsterfahrung

Meines Erachtens ist der bittere Geschmack ein sehr guter Vergiftungsschutz. Es würde mich überraschen, wenn z.B. Kinder freiwillig zu viele bittere Aprikosenkerne, wie sie bis Juli 2017 im Handel erhältlich waren, verzehren würden. Dennoch sollten entsprechende Produkte selbstverständlich außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
Die Selbstversuche haben mir bestätigt, dass man bittere Aprikosenkerne vor dem Verzehr unbedingt blanchieren (schälen) sollte. Weil damit die in der Schale enthaltene ß-Glucosidase entfernt wird, senkt diese einfache Maßnahme erheblich das Vergiftungsrisiko."

Fazit

Wer sich für eine Therapie mit Amygdalin (Vitamin B17) bei Krebs entscheidet, sollte einige Spielregeln beachten:

  • nur unter ärztlicher oder heilpraktischer Aufsicht durchführen
  • keine unblanchierten Aprikosenkerne verzehren
  • klar vorzuziehen sind Infusionen mit in Deutschland hergestellten Amygdalinpräparaten mit definierter Menge und Qualität (Reinheit!)
  • stets mit anderen Therapien kombinieren
  • immer den Lebensstil mit berücksichtigen

Entsprechend wichtig ist eine fachkundige, ganzheitliche Beratung von Krebspatienten durch einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker.

  • Day, P.: Krebs – Stahl, Strahl, Chemo & Co – vom langen Ende eines Schauermärchens.
  • Ellison NM, Byar DP, Newell GR. Special report on Laetrile: the NCI Laetrile Review. Results of the National Cancer Institute's retrospective Laetrile analysis. N Engl J Med. 1978; 299(10):549-52
  • Greger, Michael: Does Amygdalin or Vitamin B-17 work as an alternative cancer cure? Video vom 23.01.2023, Vol. 45 zu einer Studie der Mayo-Klinik https://nutritionfacts.org/video/does-laetrile-amygdalin-or-vitamin-b-17-work-as-an-alternative-cancer-cure/ (Abruf vom 12.04.2023)
  • Griffin, G. Edward: Eine Welt ohne Krebs – Die Geschichte des Vitamin B17 und seiner Unterdrückung. Kopp Verlag 2005
  • Hirneise, Lothar: Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe. Sensei Verlag 2010
  • Irmey, György; Jordan, Anna-Luise: 110 wirksame Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs. Haug 2005
  • Kern, Peter: Krebs bekämpfen mit Vitamin B17: Vorbeugen und Heilen mit Nitrilen aus Aprikosenkernen. VAK-Verlag 2008
  • BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung): www.bfr.bund.de (Abruf vom 21.11.2016)
  • Chang, HK, et al.: Amygdalin induces apoptosis through regulation of Bax and Bcl-2 expressions in human DU145 and LNCaP prostate cancer cells. Biol Pharm Bull. 2006 Aug;29(8):1597-602
  • Daunderer: Vergiftungen – Erste-Hilfe-Maßnahmen. 4. Aufl. Springer Verlag, 1989
  • Dorr, RT, Paxinos, J: The current status of laetrile. Ann Intern Med. 1978 Sep;89(3):389-97
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  • The EFSA Journal; 2004. Cyanwasserstoffsäure (Blausäure) in Aromen und anderen Lebensmittelzutaten mit aromatisierenden Eigenschaften. Gutachten des Wissenschaftlichen Gremiums für Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe, Verarbeitungshilfsstoffe und Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen (AFC), Vol. 105, 1-28
  • Verordnung (EU) 2017/1237 der Kommission vom 7. Juli 2017 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 in Bezug auf den Höchstgehalt an Blausäure in unverarbeiteten ganzen, geriebenen, gemahlenen, geknackten oder gehackten Aprikosenkernen, die für Endverbraucher in Verkehr gebracht werden
  • Witkowski M, et al.: Xylitol is prothrombotic and associated with cardiovascular risk, European Heart Journal, 2024; 45 (27): 2439–2452

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