Was ist eine Blasenentzündung?

Die Harnblase ist ein muskuläres Hohlorgan, das innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist und teilweise direkt an die Scheide angrenzt. Entzündet ist bei einer Blasenentzündung (Zystitis) normalerweise die Blasenschleimhaut. Daher auch der Name Blasenkatarrh. In seltenen, schwereren Fällen kann die gesamte Wand der Harnblase entzündet sein (Panzystitis) und die Entzündung kann auf die Scheidenwand und den Enddarm übergreifen.
Wie entstehen Blasenentzündungen?
Meist wird die Blasenentzündung durch Bakterien verursacht, die durch die Harnröhre aufsteigen und so in die Harnblase gelangen. Das kann sich an einer oft sehr schmerzhaften Harnröhrenentzündung mit brennenden Schmerzen zeigen.
Insgesamt gehören Harnwegsinfekte zu den häufigsten bakteriellen Infektionen im ambulanten Bereich. Wird eine Blasenentzündung nicht rechtzeitig behandelt, können die Krankheitserreger von der Harnblase über den Harnleiter weiter zu den Nieren aufsteigen und dort eine gefürchtete Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) oder bei Übergreifen auf die Niere eine Nephritis (Nierenentzündung) auslösen.
Zwar werden Blasenentzündungen heute noch häufig antibiotisch behandelt, doch gibt es ausgezeichnete naturheilkundliche Therapiemöglichkeiten, die deutlich schonender wirken und Resistenzbildungen bei den beteiligten Bakterien wie MRSA verhindern.
Blasenentzündungen bei Frauen
Da Frauen mit 2,5-5 cm eine deutlich kürzere Harnröhre als bei Männer (etwa 20–25 cm) haben, treten Harnwegsinfekte bei Frauen wesentlich häufiger auf. 10-20 % aller Frauen leiden einmal im Jahr unter einer Blasen- oder Harnwegsentzündung. Besonders häufig erkranken Frauen in der Schwangerschaft und in den ersten Wochen nach der Geburt.
Tipp für Schwangere
Hagebuttenpulver (Rosa canina) kann das Risiko für eine Blasenentzündung nach einem Kaiserschnitt senken.
Daneben gibt es nicht wenige Frauen, die bevorzugt im Zusammenhang mit ihrer Regelblutung unter wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden. Auch in den Wechseljahren treten Blasenentzündungen häufiger auf, weil die Schleimhäute in dieser Lebensphase anfälliger sind.
Blasenentzündungen bei Kindern
Auch Kinder – insbesondere Mädchen – sind häufiger von Blasenentzündungen betroffen. So begünstigen Windeln das Verschleppen von Fäkal-Keimen in die Harnröhre, wodurch es dann zur Zystitis kommen kann. Das Gleiche kann passieren, wenn kleinere Kinder, den Po „falsch herum“, d.h. von hinten nach vorn, abwischen. Das Sitzen auf kalten Steinen, zu dünne oder nass gewordene Kleidung, die noch länger getragen wird, sind weitere typische Ursachen, die bei Kindern zu einer Verkühlung und Blasenentzündung führen können.
Bei kleineren Kindern, die die Beschwerden noch nicht richtig benennen und lokalisieren können, ist eine Blasenentzündung oft schwer zu erkennen. Hellhörig werden sollten Eltern, wenn ihre Kinder auffällig häufig zur Toilette gehen und sich zwischen den Beinen jucken. Bei Säuglingen können Fieber, Durchfall und Erbrechen auf einen Harnwegsinfekt hinweisen.
Wann sollten Sie mit kleinen Kindern zum Arzt gehen?
Bei Kindern unter fünf Jahren sollten Sie bei Verdacht auf eine Blasenentzündung immer einen Arzt aufsuchen. Das ist wichtig, damit der Infekt nicht unbemerkt zu den Nieren aufsteigt und diese schädigt.
Blasenentzündungen bei Männern
Bei Männern bekommen vor allem die über 50-Jährige eine Blasenentzündung, wenn sie eine vergrößerte Prostata haben. Drückt diese auf die Harnwege, wird der Harnabfluss behindert und damit die Vermehrung von Keimen im Restharn begünstigt.
Tipp bei vergrößerter Prostata
Eine gutartig vergrößerten Prostata lässt sich mit Extrakten der Sägepalme (Sabal serrulata / Serenoa repens) behandeln. So kann Blasenentzündungen entgegengewirkt werden.
Symptome bei Blasenentzündung
Typische Symptome einer akuten Blasenentzündung sind:
- (krampfartige) Schmerzen / Brennen beim Wasserlassen (Algurie)
- ausgeprägter ständiger Harndrang, obwohl nur wenig Harn kommt (sog. Pollakisurie), häufiges Wasserlassen
- schwächerer Harnstrahl als sonst, erschwerte Entleerung der Blase (Dysurie)
- auch unwillkürlicher (d. h. unkontrollierter) Abgang kleiner Harnmengen (leichte Inkontinenz) z. B. beim Husten, Lachen oder Niesen
Als weiteres Symptom kann Blut im Urin hinzukommen und der Urin kann sehr unangenehm und scharf riechen. Das Allgemeinbefinden sollte bei einer normalen Zystitis nicht wesentlich beeinträchtigt sein.
Wann sollten Sie zum Arzt gehen?
Treten Fieber oder Schmerzen im seitlichen unteren Rücken auf (sog. Flankenschmerz), spricht das dafür, dass die Keime weiter von der Blase in Richtung Niere gewandert sind und womöglich schon eine Nierenbeckenentzündung (Pyelitis oder Pyelonephritis) entstanden ist. In diesem Fall sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Auch Blut im Urin sollte stets ärztlich abgeklärt werden.
Anders als eine akute Zystitis zeigt sich eine chronische Blasenentzündung meist weit weniger deutlich. Manchmal spüren die Betroffenen lediglich ein leichtes Stechen im Blasenbereich, wenn sie z. B. zu wenig getrunken oder viel geschwitzt haben.
Diagnose & Nachweis einer Blasenentzündung
Ein wichtiger Hinweisgeber bei einer Blasenentzündung ist der Urin. Ein gesunder Harn ist keimfrei und riecht „wie frische Kalbsbrühe“, so das Labor-Fachbuch.
Selber Testen mit Urinteststreifen
Wenn Sie den Verdacht haben, an einer akuten Blasenentzündung zu leiden, können Sie selbst einen ersten Test machen. In der Apotheke erhalten Sie Urinteststreifen, mit denen Bakterien, weiße und rote Blutkörperchen im Harn nachgewiesen werden können.
Wichtig ist, dass der Test richtig durchgeführt wird. Am besten geeignet ist dafür der Morgenurin, da dieser besonders konzentriert ist und sich Bakterien, die sich während der Nacht vermehrt haben, damit besonders gut nachweisen lassen. Falls der Test im Laufe des Tages durchgeführt wird, sollte die Blase zuvor mindestens drei bis vier Stunden nicht geleert worden sein.
Verunreinigungen sollten Sie vorbeugen, indem Sie vor der Sammlung des Urins die Hände waschen. Um möglicherweise in der Harnröhre befindliche Verunreinigungen von Eiweiß oder Bakterien auszuspülen, wird der anfängliche Harnstrahl (ca. 50 ml) verworfen und dann der sogenannte Mittelstrahlurin für die Untersuchung verwendet. Dabei sollte der Harnstrahl nicht unterbrochen werden! Die restliche Harnmenge wird wieder verworfen.
Der Schnelltest selbst wird entsprechend der Anleitung auf dem Beipackzettel durchgeführt. Dazu wird der Teststreifen in den Urin, der zuvor in einem sauberen Gefäß gesammelt wurde, oder auch direkt in den Mittelstrahlurin gehalten. Teststreifen vorsichtig abstreifen, ohne die Testfelder zu berühren. Binnen einer Minute verfärben sich die Testfelder entsprechend des Befundes. Ein Vergleich mit den Farben auf der Packung verrät sofort das Ergebnis. Ist der Test positiv, sind also Bakterien oder vermehrt weiße/rote Blutkörperchen im Urin, liegt ziemlich sicher eine Blasenentzündung vor. Andernfalls könnte eine Blasenverkrampfung bzw. eine Reizblase hinter den Beschwerden stecken.
ACHTUNG: Die Urinuntersuchung sollte unbedingt vor einer Antibiotikaeinnahme durchgeführt werden, da der Test sonst nicht mehr aussagekräftig ist!
Das macht der Arzt
Bei Verdacht auf eine Blasenentzündung wird der Arzt Blut und Harn kontrollieren. Mit Blutuntersuchungen (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit – BKS/BSG, weiße Blutkörperchen im Blutbild, CRP) lassen sich Entzündungen im Körper gut nachweisen.
Ein ungewöhnlicher Geruch oder Trübungen können auf die Besiedlung der Harnwege mit Bakterien hinweisen.
- Bei Männern riecht der Urin natürlicherweise meist intensiver als der von Frauen.
- Trübungen kommen häufiger bei Frauen vor und können auf eine zu geringe Trinkmenge hindeuten. Bleibt der Urin auch nach mehrstündigem Stehenlassen noch trüb, spricht das für einen bakteriellen Befall.
Nicht immer steckt gleich eine Infektion dahinter. So gilt ein Nachweis von Bakterien im Urin älterer Frauen – soweit sie keine Beschwerden haben – als normal und ohne Krankheitswert!
Mit Hilfe einer Urinkultur kann der Arzt herauszufinden, welche Keime hinter einer Blasenentzündung stecken und welche Antibiotika – sofern überhaupt erforderlich – im Einzelfall wirksam sind.
Bei besonders hartnäckigen oder ständig wiederkehrenden (rezidivierenden) und chronischen Blasenentzündungen werden bildgebende Verfahren (Ultraschall, Röntgen) eingesetzt, um zu prüfen, ob anatomische Gegebenheiten bzw. andere mechanische Faktoren (z. B. Harnsteine) den Harnfluss bzw. die Blasenentleerung behindern.
Einige wichtige Differenzialdiagnosen
Abzugrenzen ist eine Blasenentzündung (mit in der Regel bakterieller Beteiligung) von einer meist sterilen Blasenreizung, wie sie z. B. durch Verkrampfungen bei chronischem Stress oder durch Fehlernährung mit unverträglichen Nahrungsmitteln entstehen kann. Bei der Abgrenzung können Urinteststreifen helfen.
Wichtig ist es abzuklären, ob es sich nur um eine Blasenentzündung oder womöglich bereits um eine Nierenbeckenentzündung (Pyelitis, Pyelonephritis) handelt. Wenn Fieber, Flankenschmerzen und ein schlechtes Allgemeinbefinden hinzukommen, dürften die Nieren bereits mitbetroffen sein. Schmerzen beim Abklopfen der Nierenlager deuten zusätzlich auf eine Nierenbeckenentzündung. Allerdings kann eine Nierenbeckenentzündung auch unspektakulär verlaufen. Dann klagt der Patient vielleicht nur über Kopfschmerzen, dumpfe Rückenschmerzen und fühlt sich müde.
Naturheilkundliche Diagnostik
In vielen Fällen verrät mir schon ein einfacher Blick auf den Patienten viel über seine gesundheitlichen Probleme und mögliche Hintergründe der Blasenentzündung. Beispielsweise kann eine links höher stehende Schulter („Schulterhochstand“) als Hinweis auf eine chronische Darmstörung gewertet werden, die ihrerseits wiederkehrende und chronische Blasenentzündungen zur Folge haben kann (s. auch weiter unten unter Darmsanierung).
Im Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) und bei der körperlich / internistischen Untersuchung achte ich zudem darauf, wo sonst noch Beschwerden auftreten. Hat der Patient vielleicht weitere Beschwerden im Verlauf des Blasenmeridians? Gibt es Narben, Zahnherde oder ähnliches, welche die Blasenfunktion stören können? Leidet die Patientin häufig unter Ausfluss? – All dies gibt mir wertvolle Informationen für meine spätere, ganzheitlich ausgerichtete Therapie.
Um den Hintergründen einer Erkrankung auf den Grund zu gehen, arbeite ich in meiner Praxis ergänzend zu schulmedizinischen Methoden gerne mit der Applied Kinesiology (AK). Diese Muskeltests erlauben einen Blick hinter die Fassade des Patienten und geben mir Auskunft über Störungen und Ursachen-Zusammenhänge, die mir mit den üblichen schulmedizinischen Methoden verborgen blieben. Dabei steht die Blase in Verbindung zum vorderen Schienbeinmuskel (Musculus tibialis anterior) (s. Abb.). Verspannungen und Schmerzen anderer Muskeln können auf die Beteiligung weiterer Organe hinweisen.

Ursachen einer Blasenentzündung
Schulmedizinische Sicht
Hauptursache von Blasenentzündungen ist eine lokale Immunschwäche mit aufsteigenden Infektionen durch verschiedene Bakterienarten. In 80 % der Fälle ist der Darmkeim Escherichia coli der Übeltäter, der vom Darmausgang zum Eingang der Harnröhre verschleppt wird. Darüber hinaus können Enterokokken, Staphylococcus aureus, Pilze, Chlamydien, Viren usw. hinter einer Blasenentzündung stecken.
Auch chemische Reize (z. B. bei einer Chemotherapie oder unverträgliche Nahrungsbestandteile) und mechanische Auslöser können zu einer Blasenentzündung führen. Mechanische Ursachen spielen z. B. bei Patienten eine Rolle, die einen Blasenkatheter tragen sowie bei Frauen, die nach dem Geschlechtsverkehr wiederholt eine Blasenentzündung bekommen (sog. Honeymoon-Zystitis).
Allgemein bekannt ist, dass kalte, nasse Füße vermehrt zu Blasenentzündungen führen können, wie auch längeres Sitzen auf einer kalten Unterlage, z. B. auf einer Steinbank. Weniger bekannt ist, dass chronische Blasenreizungen, die sich wie eine Entzündung anfühlen können, durch Nahrungsmittelintoleranz oder Unverträglichkeit von E-Stoffen in der modernen Ernährung ausgelöst und unterhalten werden können.
Psychischer Stress kann ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Blasenentzündungen spielen. Durch die Daueranspannung wird das Immunsystem geschwächt, die lokale Durchblutung verschlechtert und die Blase nicht vollständig entleert. Im Restharn können sich dann zurückgebliebene Bakterien vermehren und zur Zystitis führen.
Begünstigt werden können Blasenentzündungen durch ungenügendes Trinken, wie es insbesondere bei älteren Menschen verbreitet ist. Werden die Harnwege nicht richtig durchgespült, haben Bakterien leichteres Spiel.
Treten immer wieder Blasenentzündungen auf, können auch andere Erkrankungen dahinter stecken. Beispielsweise erkranken Diabetiker oder Personen mit Immunstörungen öfter an Blasenentzündungen. In solchen Fällen muss abgeklärt werden, ob mechanische Harnabflussbehinderungen oder Stoffwechselkrankheiten für die wiederkehrenden (rezidivierenden) und chronischen Blasenentzündungen verantwortlich sind. Ist dies der Fall, muss zunächst die Grunderkrankung behandelt werden.
Wichtige schulmedizinische Ursachen einer Blasenentzündung im Überblick
- Infekte (v. a. bakterielle)
- chemische / physikalische Reize (z. B. Chemotherapie, Bestrahlung, Kälte, Katheter ...)
- anatomische Veränderungen / mechanische Behinderungen des Harnabflusses (z. B. Harnsteine, Harnröhrenverengungen, vergrößerte Prostata, Tumore)
- Stoffwechselstörungen (Gicht, Diabetes), welche eine Zystitis begünstigen können
- hormonelle Faktoren (z. B. Antibabypille, Menstruation, Wechseljahre, Schwangerschaft)
- allgemeine Abwehrschwäche (z. B. Säuglinge, Kleinkinder, chronisch Kranke, regelmäßig Einnahme von Cortison, HIV)
- Vitamin- und Spurenelemente-Mangel aufgrund einseitiger Ernährung oder chronischer Magen-Darm-Probleme
- psychischer Stress
Ursachen aus ganzheitlicher Sicht
Die Ganzheitsmedizin kennt viele Vernetzungen zwischen verschiedenen Organsystemen. Dementsprechend ist auch eine Blasenentzündung nicht isoliert, sondern als Teil eines Geschehens zu sehen, das den ganzen Menschen betrifft.
Interessant in diesem Zusammenhang sind die Meridiane, die wir aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) kennen (Siehe auch: Lehre der Meridiane, Akupunktur). Treten im Verlauf eines Meridians Störungen bzw. energetische Blockaden auf, hat das Konsequenzen für alle Organe, die im Verlauf des Meridians liegen. Auf diese Weise können energetische Störungen an Muskeln, Hautarealen oder Organen im Bereich des Meridians jede andere Stelle des Meridians belasten und dort zu Beschwerden führen.Im Zusammenhang mit der Blase ist insbesondere der Blasenmeridian interessant, der von der Stirn, über den Kopf und dann am Rücken auf beiden Seiten des Körpers bis zu den kleinen Zehen verläuft.
Auch gestörte Reflexzonen (z. B. Fußreflexzonen, Headsche Zonen) können in Zusammenhang mit Problemen eines Organs wie der Harnblase stehen. Schmerzen oder sonstige Veränderungen im Bereich der Reflexzone der Blase können auf eine energetische oder funktionelle Störung der Blase ebenso hinweisen wie auf strukturelle Probleme von Bändern und Gelenken der Region.
Nicht zuletzt können Zahnprobleme (z. B. tote bzw. wurzelbehandelte Zähne, Narben oder verbliebene Wurzelreste nach dem Ziehen von Zähnen) zu Beschwerden an Organen führen. Dabei steht die Blase in Verbindung mit den oberen und unteren Schneidezähnen, die oft bei jungen Mädchen Probleme verursachen.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der gerade bei chronischen oder immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten eine Rolle spielt, ist das Milieu in Darm und Scheide. Ob sich in der Scheide krankmachende (pathogene) Keime ausbreiten können, hängt u.a. vom pH-Wert in der Scheide und von den dort lebenden Bakterien ab. Sind Scheiden- und Darmflora intakt, haben Pilze und pathogene Bakterien keinen Nährboden. Umgekehrt hat eine gestörte Scheiden- und Darmflora Folgen über diese Organe hinaus, u.a. weil von dort aus Keime zur Harnröhre verschleppt werden können und die Abwehr insgesamt geschwächt wird. Entsprechend sollten die Darm- und Scheidenflora bei rezidivierenden und chronischen Blasenentzündungen immer mitsaniert werden (siehe auch „Orthomolekulare Darmsanierung“ und „Probiotische Vaginalzäpfchen“).
Therapie – Was tun bei Blasenentzündung?
Die gute Nachricht vorneweg: Blasenentzündungen lassen sich in den allermeisten Fällen bestens rein naturheilkundlich effektiv behandeln. Unkomplizierte Fälle sollten nach 3-7 Tagen ausgeheilt sein. Weit mehr Probleme bereiten dagegen wiederkehrende Blasenentzündungen, unter denen besonders Frauen oft sehr stark leiden. Zum Glück bietet die Naturheilkunde auch in diesem Bereich vielversprechende Möglichkeiten.
Unabhängig davon, wie man behandelt, ist es wichtig, dass die Therapie ausreichend lange fortgesetzt wird, damit die Entzündung nicht verschleppt wird und möglichweise eine chronische Blasenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung daraus wird. Die Therapie also nicht gleich nach dem Verschwinden der Symptome beenden, sondern erst dann, wenn mindestens 3 Tage völlige Beschwerdefreiheit besteht und alle Felder auf dem Urinteststreifen (s. o.) im „grünen Bereich“ liegen, das heißt, keine Auffälligkeiten mehr bestehen.
Schulmedizinische Behandlung bei Blasenentzündung
Je nach Symptomen hält die Schulmedizin bei einer Blasenentzündung schmerzlindernde und entkrampfende Arzneimittel sowie Antibiotika bereit. Manche Schmerzmittel wirken zugleich antientzündlich und fiebersenkend. Bei dieser schulmedizinischen Behandlung geht es also darum, die Symptome der Blasenentzündung zu lindern bzw. zu beseitigen. Tiefergehende Ursachen bleiben hier unberücksichtigt.
Das gilt auch für die bei Zystitiden immer wieder gern verordneten Antibiotika. Umstritten sind sie vor allem, weil sie die Zunahme von Resistenzen fördern und die Darmflora massiv stören. Bekannt ist auch, dass wiederholte Antibiotikatherapien häufig weitere Harnwegsinfektionen nach sich ziehen. Hier droht ein Teufelskreis. Nicht ohne Grund haben inzwischen sowohl die WHO als auch die Regierungschefs der G7-Staaten einen sparsamen Einsatz von Antibiotika angemahnt. Zum Glück lassen sich gerade bei unkomplizierten Harnwegsinfekten leicht Antibiotika einsparen, da es ausgesprochen gute, effektive Alternativen gibt.
Je nach Fall richtet sich die schulmedizinische Behandlung nach der Ursache (z. B. Diabetes). Bei Fehlbildungen der Harnwege kann in sehr seltenen Fällen eine Operation sinnvoll sein.
Blasenentzündung natürlich behandeln
Die Naturheilkunde hält ein breites Spektrum an Therapien gegen Blasenentzündungen bereit. Meiner Erfahrung nach lässt sich mit naturheilkundlichen Therapien der Einsatz von Antibiotika so gut wie immer vermeiden.
Homöopathie bei Blasenentzündung
Aus der klassischen Homöopathie kennen wir verschiedene Mittel, die häufiger bei Blasenentzündungen angezeigt sind. Dabei gibt es – wie in der klassischen Homöopathie üblich – nicht das Mittel für die Zystitis. Vielmehr wählt der Behandler das passende homöopathische Mittel stets anhand der individuellen Beschwerden und Gegebenheiten aus. Eine wichtige Rolle für die richtige Auswahl der Globuli oder Tropfen spielen z.B. die Schmerzqualität sowie der Auslöser der Blasenentzündung. Typische homöopathische Einzelmittel bei Blasenentzündung sind z. B.:
- Dulcamara (Folge von Verkühlung und Nässe, wenn nasse Badekleidung nicht gewechselt wurde, Besserung der Beschwerden durch Wärme)
- Belladonna (plötzlich auftretende , krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen, Harndrang; hochrotes Gesicht, Fieber, oft kalte Hände/Füße)
- Cantharis (schneidende, brennende Schmerzen während und nach dem Wasserlassen, dauernder Harndrang, es kommt nur wenig Urin)
- Sarsaparilla (Blasenkrämpfe, brennende Schmerzen am Ende bzw. nach dem Wasserlassen, dünner Urinstrahl)
- Solidago (abklingender Harnwegsinfekt, Nachbehandlung)
- Pulsatilla (Reizblase, wiederkehrende Harnwegsinfekte, Folge von Unterkühlung, krampfartige Schmerzen, vermehrter Harndrang, weinerliche Stimmung)
Neben speziell auf den Patienten und das akute Stadium abgestimmten homöopathischen Einzelmitteln können homöopathische Komplexmittel, also Kombinationen aus verschiedenen, bei Blasenentzündung bewährten homöopathischen Mitteln, eingesetzt werden. In meiner Praxis habe ich bei Blasenentzündungen besonders gute Erfahrungen mit dem homöopathischen Komplexmittel Sabal Pentarkan gemacht.
Potenziertes Eigenblut
In meiner Arztpraxis arbeite ich immer wieder gern mit dem sogenannten Potenzierten Eigenblut (PEB). Dabei wird dem Patienten nach intravenöser Gabe z. B. von Traumeel zunächst etwas venöses Blut entnommen und dieses dann homöopathisch aufbereitet, d. h. verdünnt und verschüttelt mit Präparaten für die Leber, die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und die Niere, bevor die Mischung dem Patienten an Akupunkturpunkte und Reflexzonen von Organen im Sinne der Neuraltherapie verabreicht wird.
Dabei können zusätzlich antientzündliche homöopathische Mittel eingesetzt werden. Bei Blasenentzündungen habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht, dass ich suprapubisch (d. h. oberhalb des Schambeins) an 5 Punkten ein Nierenpräparat nach Austestung (z. B. Heweberberol injekt oder Rheuma-Hewert N) spritze.
Diese Reiztherapie entkoppelt oft kurzfristig die sich selber unterhaltenden Schmerz- und Entzündungsreize vor allem bei chronischer Blasenentzündung und regt dadurch die Selbstheilung an.
Akupunktur & Akupressur bei Blasenentzündung
Wenn energetische Ungleichgewichte innerhalb von Meridianen für eine Blasenentzündung verantwortlich zeichnen, können diese neben der PEB z. B. mit Akupunktur oder auch im Rahmen einer Selbstbehandlung der Patienten mit Akupressur an speziellen Meridianpunkten behandelt werden.
Bei kalten Füßen und einem Kältegefühl der unteren Körperregion kann man von einem Leerezustand ausgehen. Hier können energiezuführende Maßnahmen, wie die Moxabehandlung an Akupunkturpunkten und ein heißes Fußbad, hilfreich sein.
Fußreflexzonen

Bei einer Blasenentzündung wird vor allem die mit der Blase korrespondierende Reflexzone behandelt. Sie befindet sich unterhalb vom Innenknöchel, etwa beim Übergang von der Fußsohle zur Seite des Fußes, wo das Fußgewölbe in den Fersenbereich übergeht. Im Fall einer Zystitis ist die Fußreflexzone für die Blase in der Regel sehr empfindlich und wird entsprechend nur sanft massiert. Hinzugezogen werden im Normalfall die Reflexzonen von Nieren, Harnleiter und Becken, die sich in unmittelbarer Nähe befinden. Je nach Einzelfall können weitere Zonen wie die für Lymphe oder Milz hinzukommen.
Heilpflanzen bei Blasenentzündung
Auch die Heilpflanzenkunde (Phytotherapie) hält einige durchaus wirksame Möglichkeiten zur Therapie einer Zystitis bereit. Zu den wichtigsten Heilpflanzen bei Blasenentzündung zählen:
- Goldrute (Solidago virgaurea) – wirkt leicht krampflösend, zur Durchspülung der Harnwege (diuretisch), antientzündlich
- Kapuzinerkresse (Tropaeolum maius) – wirkt nachweislich leicht antibiotisch
- Meerrettich (Armoracia rusticana) – wirkt ebenfalls keimhemmend
- Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) – bakterielle und entzündlichen Harnwegserkrankungen, erhöht die Harnmenge und wirkt antientzündlich
- Birke (Betula) – zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Harnwegserkrankungen (wirkt diuretisch)
- Brennnessel (Urtica dioica) – zur Durchspülungstherapie
- Erdrauch (Fumaria officinalis) – wirkt mild entkrampfend auf die ableitenden Harnwege
Für die Zubereitung kommen Tees, Frischpflanzenpresssaft oder pflanzlich-homöopathische Urtinktur (z. B. von Ceres Solidago comp., 2- bis 3-mal 3-5 Tropfen/Tag) in Frage. Einige Kombinationen sind auch als bewährte Phytotherapeutika im Handel (z. B. Solidagoren, Cystinol). Fertige Tees erhalten Sie in der Apotheke. Nach folgender Rezeptur können Sie aber auch einen Tee mischen lassen:
- Goldrutenkraut 60 g
- Schachtelhalmkraut 25 g
- Erdrauchkraut 20 g
- Brennnesselblätter 15 g
3- bis 4-mal täglich 2 gehäufte Teelöffel mit heißem Wasser übergießen (große Tasse, nicht mehr kochendes Wasser), 10-12 Minuten zugedeckt ziehen lassen [s. Gerhard; von Ganski: Die neue Pflanzenheilkunde für Frauen]
Enzyme
Bei wiederkehrenden Blasenentzündungen können Enzyme eingesetzt werden, um den Stoffwechsel anzuregen und Entzündungen schneller abklingen zu lassen.
D-Mannose bei chronischen und wiederkehrenden Blasenentzündungen
Bei chronischen Blasenentzündungen kann D-Mannose helfen. Sie behindert das Anheften krankmachender Bakterien. Die D-Mannose sollte über mindestens 1 Woche eingenommen werden.
- Beginnend mit 1 gehäuften Teelöffel auf etwa 150 ml Wasser. In den ersten 2-3 Tagen davon alle 2-3 Stunden, d.h. insgesamt 4- bis 5-mal pro Tag trinken. Danach ca. 1 Stunde nichts trinken, dann rund 0,75–1 Liter reines Wasser aus der Glasflasche oder Leitungswasser (je nach lokaler Wasserqualität) trinken, um die Bakterien schnell auszuspülen. Der Urin kann gelegentlich einen fremden Geruch annehmen. Das hängt mit Stoffwechselumstellungen der Darmbakterien und der Verdauung zusammen.
- Nach den ersten Tagen auf 2-3 Einnahmen für einige Tage reduzieren.
- In chronischen Fällen können längerfristig 1-2 Teelöffel D-Mannose pro Tag zum Schutz eines reinen Blasenmilieus zugeführt werden.
Je nach Geschmack kann D-Mannose auch als dünner Ingweraufguss mit heißem Wasser aufgenommen werden.
Als Alternative zu D-Mannose kommt auch Xylit (Birkenzucker) in Frage. Den figur- und zahnfreundlichen Zuckerersatz können Sie ganz normal als Süßmittel in Ihre Nahrung einbauen. Xylit besitzt die gleiche Süßkraft wie Zucker, aber deutlich weniger Kalorien. Am Anfang vorsichtig beginnen und langsam steigern, um den Körper langsam daran zu gewöhnen. Zu große Mengen Xylit können zu Durchfall führen.
Orthomolekulare Therapie
Ein gut mit essenziellen Mikronährstoffen versorgter Körper wird in der Regel gut mit bakteriellen und viralen Angriffen von außen fertig. Fehlen die entsprechenden Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und ungesättigten Fettsäuren, leiden u.a. die Abwehr und die Funktion der Schleimhäute – mit unmittelbaren Folgen für die Blase und ableitenden Harnwege. Ist die Schleimhaut dort geschwächt, können sich krankmachende Keime leichter einnisten und vermehren.
Wichtig für die allgemeine Schleimhautpflege sind vor allem
- die Vitamine A, B5, C, D3 und E
- die Spurenelemente Zink und Selen
- Magnesium sowie
- Omega-3-Fettsäuren.
Im Zusammenhang mit Blasenentzündungen sind zudem die antientzündlich wirkenden und abwehrstärkenden Mikronährstoffe (z. B. Vitamin C, Vitamin D, E, Zink, Omega-3-Fettsäuren) besonders relevant. Ebenso sollten unbedingt solche Mikronährstoffe in ausreichender Menge vorhanden sein, die oxidativen Stress – wie er stets bei Entzündungen auftritt – verringern. Das gilt unter anderem für Vitamin A, C, E und Selen.
Sind all diese und andere Nährstoffe trotz ausgewogener und gesunder Ernährung nicht ausreichend vorhanden, empfehle ich entsprechende orthomolekulare Reinstoffpräparate zur Nahrungsergänzung. Für meine Patienten kombiniere ich die oben genannten und weitere wichtige Mikronährstoffe gern mit probiotischen Keimen, die im Rahmen der orthomolekularen Darmsanierung oder zur Vaginalpflege eingesetzt werden.
Dabei kommen für meine Patienten in der Entzündungsbehandlung besonders hohe Dosierungen zur Anwendung zur Stärkung des Immunsystems und zur schnellen Abräumung von Stoffwechselschlacken: Acerola-Zink z. B. bis zu 1000 mg Vitamin C und 100 mg Zink pro Tag für 4-8 Tage, kombiniert mit ADEK 3x 2-3 Kapseln pro Tag als Schleimhautschutz.
Orthomolekulare Darmsanierung
In meiner Praxis habe ich die besten Erfahrungen mit der orthomolekularen Darmsanierung gemacht. Dabei werden lebenswichtige Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Omega-Fettsäuren mit Symbionten für Dünn- und Dickdarm kombiniert.
Bei wiederkehrenden und chronischen Harnwegsinfekten empfehle ich grundsätzlich eine dreimonatige Kur, die in drei Schritten aufgebaut ist.
- Im ersten Schritt werden die wichtigsten Defizite aufgefüllt und die körpereigene Regulation verbessert, d. h. Entgiftung, Entschlackung und Ausleitung chronisch belastender Stoffwechselschlacken aus dem Körper neben einer Abdichtung des Darmes bei sogenanntem Leaky Gut (undichter Darm).
- Im zweiten Schritt folgt eine Dünndarmsanierung mit Symbionten und Vitaminen.
- Im dritten dann eine Dünndarmpflege in Kombination mit einer umfassenden Dickdarmsanierung. D. h neben einem breiteren Symbiontenspektrum werden Vitamine und Omega-Fettsäuren zur Milieutherapie eingesetzt.
Wichtig bei jeder Darmsanierung ist, dass
- die probiotischen Keime in ausreichend hoher Zahl vorhanden sind (mindestens 10 hoch 9)
- keine belastenden Zusatzstoffe enthalten sind (z. B. Magnesiumstearat, Aromastoffe, Farbstoffe usw.)
- die Darmsanierung ausreichend lange durchgeführt wird.
Mit einer erfolgreichen Darmsanierung werden
- Krankheitserreger biologisch durch zugeführte lebensfähige Symbionten zurückgedrängt und über den Enddarm ausgeschleust
- das Milieu (z. B. pH-Wert) im Darm stabilisiert
- die örtliche und allgemeine Abwehr des Körpers gestärkt sowie
- die Darmschleimhaut stabilisiert und abgedichtet und dadurch
- die Leberentgiftung sowie die Nierenbelastung durch Ausleitung giftiger Stoffwechselschlacken reduziert
- das wiederum reduziert einen erhöhten Durchtritt freier Flüssigkeit aus dem Darm in die Bauchhöhle und mindert möglichen basischen Ausfluss (siehe Abb.).

Noch ein Tipp: Wenn Blasenentzündungen immer wieder nach dem Geschlechtsverkehr auftreten, spricht das dafür, dass auch beim Partner ein gestörtes Milieu vorliegt. In diesem Fall sollte die Darmsanierung zeitgleich von beiden Partnern durchgeführt werden, um ständige wechselweise Neuinfektionen zu vermeiden.
Probiotische Vaginalzäpfchen
Scheidenzäpfchen bei einer Blasenentzündung? Ja, durchaus!
Im Speziellen setze ich von mir entwickelte probiotische Scheidenzäpfchen mit Schleimhaut stabilisierenden Vitaminen und Spurenelementen gern bei Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten und chronischer Blasenentzündung ein. Nachgewiesenermaßen zeigen betroffene Frauen regelmäßig Veränderungen ihrer Scheidenflora. Bei diesen Frauen treten vermehrt Escherichia-coli-Bakterien in der Scheidenflora auf, während Wasserstoffperoxid-bildende Milchsäurebakterien unterdurchschnittlich vertreten sind. Das Problem dabei: Die besagten (in zu geringer Zahl vertretenen) Milchsäurebakterien wirken eigentlich durch ihre sauren Stoffwechselprodukte der Besiedlung mit krankheitserregenden Keimen entgegen.
Das war für Forscher Anlass genug, zu überprüfen, ob umgekehrt mit Hilfe milchsäurebakterien-haltiger Vaginalzäpfchen wiederkehrende Harnwegsinfekte verhindert werden können. Das spannende Ergebnis der placebo-kontrollierten Doppelblind-Studie aus dem Jahr 2011: Frauen, die milchsäurebakterien-haltige Vaginalzäpfchen bekommen hatten, erkrankten nur halb so oft erneut an einer Harnwegsinfektion wie die in der Kontrollgruppe.
Die Bakterien der Scheidenflora schützen demnach nicht nur vor vaginalen Infektionen, sondern auch vor Infekten der anatomisch naheliegenden Harnwege. Probiotische Vaginalzäpfchen, die bestimmte Milchsäurebakterien enthalten, können daher bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten erfolgreich zur Vorbeugung eingesetzt werden. Nach Einschätzung der Forscher war der Erfolg der probiotischen Zäpfchen in der Studie durchaus mit der sonst üblichen vorbeugenden Antibiotikagabe vergleichbar.
Deshalb ist eine synergistische Unterstützung dieser Bakteriengruppe auch bei Zystitiden so wichtig.
Bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten kann es also durchaus sinnvoll sein, mit probiotischen Vaginalzäpfchen das Scheidenmilieu zu sanieren und zu stabilisieren. Denn letztendlich hängt mit vom Scheidenmilieu ab, ob sich eingeschleppte Bakterien auch wirklich ansiedeln und vermehren können.
Gerade auch bei Frauen in und nach den Wechseljahren, bei denen die Scheide hormonell bedingt trockener ist und die Schleimhäute von Blase und Scheide dünner werden, können sich unliebsame Bakterien leichter den Weg bahnen. Auch hier können probiotische Vaginalzäpfchen eine sanfte, nebenwirkungsfreie Hilfe sein.
Eine Blasenkur zur Milieusanierung lasse ich in meiner Praxis nach dem folgenden Schema durchführen
- 1.-6. Tag: abends 4Vag, ein probiotisches Vaginalzäpfchen auf Basis von besonders schleimhautfreundlicher Kakaobutter mit Vitaminen und Spurenelementen
- anschließend über 14 Tage: alle 2 Tage ein Zäpfchen
- weitere 14 Tage: 2 Zäpfchen pro Woche (z. B. Mittwoch und Sonntag)
- weitere 5 Wochen: 1 Zäpfchen pro Woche vor dem Schlafengehen.
Ernährung
Mit einer gesunden Ernährung lässt sich unsere Abwehr steigern, die körpereigene Regulation wird verbessert und der Organismus wird insgesamt robuster.
Gesund heißt für mich:
- viel frisches Bio-Obst und -Gemüse – am besten aus der Region und Jahreszeit
- Vollkornkost gegenüber Weißmehlprodukten bevorzugen (je nach individueller Verträglichkeit)
- keine Fertigprodukte
- Meidung von Zusatzstoffen
Im Fall einer Blasenentzündung können Sie noch mehr tun.
- Gemieden bzw. in Maßen konsumiert werden sollten Lebensmittel, die die Blase reizen könnten (z. B. Kaffee, Alkohol).
- Günstig sind dagegen Lebensmittel, die die Harnausscheidung fördern (z. B. Rüben, Brennnessel, Lauchgemüse, Kohl, Karotten, Artischocken, Brunnenkresse, Zinnkrauttee etc.).
- Wichtig ist v. a. ausreichendes Trinken neutraler Flüssigkeiten (mindestens 2-3 Liter Wasser pro Tag.
- Sauermilchprodukte, Sauerkrautsaft, Kanne Brottrunk usw. helfen, ein gesundes Milieu im Darm zu schaffen und so Blasenentzündungen vorzubeugen.
- Ein stark saurer Urin reizt ebenfalls die Blasenschleimhaut. Entsprechend sind basische Lebensmittel (Obst, Gemüse) gegenüber saurem (Fleisch, Fisch) zu bevorzugen.
Was hat Hühnchenfleisch mit einer Blasenentzündung zu tun?
Einige Studien zeigen, dass der Darm regelrecht als Reservoir für Bakterien dient, die Blasenentzündungen hervorrufen. Spannenderweise werden mitunter insbesondere E.-coli-Bakterien aus Hühnerfleisch, die über die Nahrung in den Darm gelangen, für Harnwegsinfekte verantwortlich gemacht. Vielleicht probieren Sie es daher einfach mal mit einem Verzicht auf Hühnchenfleisch.
Was Sie selbst tun können
Vorbeugung (Prophylaxe)
Das Wichtigste, was Sie bei wiederholten Blasenentzündungen tun können, ist die Vorbeugung.
Dazu gehört selbstverständlich die richtige Intimhygiene. Verzichten Sie auf alle Chemikalien, die das Milieu im Intimbereich stören könnten. Viele Produkte verändern direkt den pH-Wert und beeinträchtigen damit die Immunität der Schleimhaut. In der Regel reicht warmes Wasser zur Reinigung. Intimsprays, ungeeignete Seifen und Waschlotionen, parfümierte Binden usw. gehören in den Müll und nicht in den Intimbereich.
95 % aller Infekte der unteren Harnwege gehen auf Darmbakterien (v. a. Escherichia coli) zurück. Wegen der großen räumlichen Nähe von Harnröhre und Darmausgang werden Darmkeime leicht zur Harnröhre verschleppt. Ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung ist neben der richtigen Toilettenhygiene die tägliche sorgfältige Reinigung des Genitalbereichs mit Wasser. Achten Sie daher bei der Toilettenhygiene immer darauf, von vorne nach hinten abzuwischen, um die Verschleppung von Krankheitserregern vom After aus zur Harnröhre zu vermeiden.
Sinnvoll ist auf jeden Fall das tägliche Wechseln der Unterwäsche, am besten aus Baumwolle, die sich bei mindestens 60 °C waschen lässt. Synthetische Unterwäsche schafft ein feuchtwarmes Klima, in dem sich ungeliebte Bakterien und Pilzen besser vermehren können, die dann bei der Wäsche mit 30 °C nicht zu beseitigen sind.
Frauen, die immer wieder nach dem Geschlechtsverkehr Blasenentzündungen bekommen, sollten die Blase gleich anschließend entleeren und den Intimbereich mit klarem Wasser spülen. So werden eingedrungene Keime möglichst schnell aus der Harnröhre ausgespült, bevor sie sich in der Harnblase ansiedeln können. Kondome beugen nicht nur Blasenentzündungen vor, sondern sie schützen auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.
Empfindliche Personen sollten unbedingt Kälte meiden (z. B. Parkbänke im noch kühlen Frühjahr, Rumlaufen im noch nassen Badeanzug, bauch-rückenfreie Kleidung) und das Becken warmhalten (warme Unterwäsche, auch wenn sie etwas aus der Mode geraten sind: Unterhemden tragen!). Kälte verringert die Durchblutung und schwächt damit die lokale Abwehr. Auch die Füße sollten immer schön warm gehalten werden.
Zur Stabilisierung des Milieus im Intimbereich und Darm empfehle ich meinen Patienten grundsätzlich den Verzicht auf Zusatzstoffe bei der Ernährung, reichlich Frischkost – am besten in Bio-Qualität und aus der Region.
Gemäß der chinesischen Organuhr ist die Aktivität der Blase zwischen 15 und 17 Uhr am höchsten und 12 Stunden später am geringsten. Gemäß TCM sprechen Organe während ihrer Maximalzeit besonders gut auf Arzneien und andere Maßnahmen an. Unterstützen können Sie die Blase bei ihrer Arbeit, indem Sie immer ausreichend trinken. Insgesamt mind. 2 Liter pro Tag, am besten Wasser und Kräutertee – zum Durchspülen der Harnwege und Ausspülen von Krankheitserregern.
Weitere Tipps zur Vorbeugung:
- Stoffe, die die Blase reizen, meiden (Alkohol, Kaffee nur in Maßen, danach viel Wasser trinken)
- Cranberry-Saft soll das Anheften von Bakterien an die Schleimhaut der Blase behindern und so Blasenentzündungen vorbeugen.
- Blase regelmäßig und stets vollständig entleeren (am besten in entspannt nach hinten gelehnter Haltung)
- überwiegend basisch ernähren – wenig Fleisch und Weißmehlprodukte, viel Obst und Gemüse, am besten Frischkost in Bio-Qualität und aus der Region.
Zur Gesunderhaltung gehört für mich stets eine kontinuierliche Darmpflege. Sie helfen Ihrem Darm, wenn Sie
- möglichst naturbelassene Kost nach ausreichendem Kauen und Einspeicheln essen: Die gesunde Verdauung beginnt im Mund!
- auf ausreichend Ballaststoffe achten (mind. 50 g pro Tag)
- weniger Fett und Fleisch essen
- auf Vielfalt in der Ernährung achten
- ggf. den Darm aktiv mit Präbiotika (z. B. Inulin) und Probiotika (z. B. mit Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium lactis, Streptococcus faecium und passenden Vitaminen) unterstützen
- Antibiotika selten oder nie verwenden (falls sie wirklich unvermeidbar sind, anschließend unbedingt eine Darmsanierung durchführen!)
Darmpflege beginnt übrigens schon in der Schwangerschaft. Wer seinem Kind Gutes tun möchte, sollte
- während Schwangerschaft besonders auf seinen Darm achten,
- möglichst natürlich entbinden (weil das Kind über den Geburtskanal mütterliche Keime in der Scheide aufnimmt) und
- 6 Monate stillen (dabei gelangen kontinuierlich hilfreiche Bifidobakterien in den Darm des Kindes)
Auf diese Weise beugt die Frau zugleich einer eigenen Blasenentzündung während der Schwangerschaft vor und erspart dem Kind womöglich, dass es über die Mutter schon während der Schwangerschaft Antibiotika ausgesetzt ist.
Hausmittel bei Blasenentzündung
Wenn Sie trotzdem eine Blasenentzündung bekommen, sollten Sie unbedingt viel trinken, um möglichst viele Krankheitserreger zügig auszuschwemmen. Bei ansonsten gesunden Erwachsenen sollten es 3-4 Liter täglich sein. Hilfreich sind auf jeden Fall Harn- und Blasentees, die Sie in Ihrer Apotheke bekommen.
Auch Wärme hilft. Wärmflaschen, Kirschkernsäckchen oder Heublumensäckchen können helfen, die Verkrampfungen im Unterleib zu lösen und die Schmerzen zu lindern.
Auch ansteigende Fußbäder, z. B. mit Lavendelöl, sind hilfreich. Dazu benötigen Sie eine größere Schüssel, in die sie bequem ihre Füße stellen können und 2 Kannen mit sehr heißem Wasser. Füllen Sie so viel körperwarmes Wasser ein, dass die Knöchel bedeckt sind. Wenn sich Ihre Füße nach 3-5 Minuten an die Temperatur gewöhnt haben, geben Sie etwas heißes Wasser hinzu (Vorsicht: Füße nicht verbrennen!). Auf diese Weise erhöhen Sie die Temperatur nach und nach bis die Füße richtig heiß und rot sind. Nach 20-30 Minuten können Sie das Fußbad beenden. Danach die Füße warm halten (am besten ins Bett gehen oder dicke Socken anziehen). Im Akutfall 2x täglich anwenden. Ansonsten ist das aufsteigende Fußbad v. a. dann zu empfehlen, wenn Sie merken, dass Sie kalte Füße haben. So kann das Fußbad, das die Abwehr steigert, auch vorbeugend eingesetzt werden.
Durch Akupressur am inneren Augenwinkel können Sie den Heilungsprozess zusätzlich unterstützen.
Literatur- und Linktipps
- Gerhard, Ingrid; von Ganski, Natascha: Die neue Pflanzenheilkunde für Frauen. Zabert Sandmann 2012
- Volkmann, Peter-Hansen: Ökosystem Mensch – Gesundheit ist möglich. VBN-Verlag Lübeck, 2. Aufl. 2009
- Volkmann, Peter-Hansen: Orthomolekulare Therapie – hypoallergen! Der Naturheilkundliche Patienten-Ratgeber, VBN-Verlag Lübeck, 4. Aufl. 2006
- Volkmann, Peter-Hansen: Darm gesund – Mensch gesund! Ganz einfach!: Mikrobiom-Pflege für mehr Vitalität und Lebensfreude. VBN-Verlag Lübeck, 2. Aufl. 2019 und als E-Book
Quellenangaben
- Bergeron, C.R., et al.: Chicken as reservoir for extraintestinal pathogenic Escherichia coli in humans, Canada. Emerg Infect Dis. 2012 Mar;18(3):415-21. doi: 10.3201/eid1803.111099
- Friedrich, Uwe: Homöopathische Hilfe. Althea Verlag Zürich 1995
- Kühn, Marion: Repertorium der ganzheitlichen Diagnostik. Foitzick Verlag 2010
- Ludwig, M.; Hoyme, U.B.; Weidner, W.: Rezidivierende Harnwegsinfektionen der Frau; Der Urologe; 2006. 45(4): 421-428
- Schmidt. Karen: Die chinesische Organuhr.
- Seifi, Mahdeih, et al.: The effect of Rosa (L. Rosa canina) on the incidence of urinary tract infection in the puerperium: a randomized placebo-controlled trial. Phytother Res 2018; 32: 76-83
- Sökeland, Jürgen et al.: Somatoforme (funktionelle) Störungen des Urogenitalsystems: Behandlung von Prostatodynie und Reizblase. Dtsch Arztebl 2000; 97(23): A-1600 / B-1372 / C-1274
- Stapleton, Ann E., et al.: Randomized, placebo-controlled phase 2 trial of a Lactobacillus crispatus probiotic given intravaginally for prevention of recurrent urinary tract infection. Clin Infect Dis. (2011) 52(10): 1212-1217 first published online April 14, 2011 doi:10.1093/cid/cir183
- Volkmann, Peter-Hansen: Frauenkrankheiten – ganzheitlich integrativ – Broschüre mit Vortragsmitschnitt auf DVD inklusive Vortragsfolien, VBN-Verlag, Lübeck
- Wiesenauer, Markus: Quickfinder – Homöopathie für Kinder. GU 2007
- Yamamoto, S., et al.: Genetic evidence supporting the fecal-perineal-urethral hypothesis in cystitis caused by Escherichia coli. J Urol. 1997 Mar;157(3):1127-9