Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Das zeigt sich auch in der ganzheitlichen Kinderzahnheilkunde. Das betrifft gleichermaßen die Pflege und Behandlung von Kinderzähnen, die Entwicklung von Zähnen und Kiefer sowie den Umgang mit kleinen Patienten. Was sonst noch alles zur ganzheitlichen Kinderzahnheilkunde gehört, erklärt dieser Beitrag.
Kinderzahnheilkunde: das Kind beim ganzheitlichen Zahnarzt
Im Kindesalter wird die Grundlage für ein Leben mit gesunden Zähnen gelegt. Entsprechend beginnt ganzheitliche Zahnmedizin bereits im Kindesalter. Damit der regelmäßige Zahnarztbesuch bei den Kindern gut ankommt, sollten sie sich in der Zahnarztpraxis unbedingt wohlfühlen. Denn wer bereits im Kindesalter ein positives Zahnbewusstsein und eine angstfreie Zahnarztbehandlung erlebt hat, wird diese Einstellung auch als Erwachsener bewahren.
Kinderzahnarztpraxen sind speziell auf die Ansprüche ihrer kleinen Patienten ausgerichtet. Hier weiß man: Kinder haben ein anderes Erleben als Erwachsene. Sie brauchen eine Behandlung in Ruhe, in einer Atmosphäre in der sie sich wohlfühlen. Kinder benötigen ganz andere Behandlungsmethoden als erwachsene Patienten. Mit viel Liebe, lustigen Geschichten, Puppen und Zauberstab kann der Zahnarzt bei Kindern für gute Stimmung sorgen. Kurze Wartezeiten und ein kinderfreundliches Wartezimmer mit Lese- und Spielecke, in der spannende Bücher, Zeitschriften und Spielsachen auf die Kinder warten, erleichtern den kleinen Besuchern den Zahnarztbesuch. Farbenfrohe Behandlungszimmer können eine entspannte Atmosphäre vermitteln. Sie sollten frei von angsteinflößenden Gegenständen sein. Während der Behandlung können in Kinderzahnarztpraxen z.T. spannende, altersgerechte Filme angeschaut oder eine Geschichte über Kopfhörer angehört werden.
In der Zahnarztpraxis von Dr. Graf haben sich die so genannten Kindernachmittage bewährt. Bei diesen werden Spielstunde und Zahnputzunterricht in einem abgehalten werden. Damit gelingt es leichter dem Kind die Scheu vor dem Zahnarzt zu nehmen und Vertrauen zu schaffen.
Der erste Zahnarzt-Termin Ihres Kindes
Beim ersten Termin haben Kinder in der Regel die Möglichkeit die Kinderzahnarztpraxis näher kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Nach der Bestimmung des Kariesrisikos, der zahnärztlichen Diagnose und der Einschätzung des Kindes, werden gemeinsam mit den Eltern die weiteren Schritte geplant.
Bereiten Sie Ihr Kind auf den Zahnarzt vor!
Eltern sollten ihre Kinder auf eine angenehme Zahnbehandlung einstimmen und dem Kind den genauen Ablauf erklären. Dabei ist es wichtig sich stets positiv zu äußern. Geeignete Formulierungen in der Kinderzahnheilkunde sind z.B.
- Er wird etwas kitzeln.
- Deine Zähne bekommen ein tolle Dusche und etwas Eis, wie im Sommer.
Äußern Sie sich ausschließlich positiv in Anwesenheit Ihrer Kinder, auch wenn Sie sich mit Bekannten und Verwandten über den Zahnarztbesuch unterhalten. Denn Kinder hören und merken sich alles. Vermeiden Sie negative Ausdrücke auch bei positiv gemeinten Aussagen, wie z.B.:
- Das tut nicht weh!
- Du wirst keine Schmerzen haben!
- Du brauchst keine Angst haben!
Das Kind hört in erster Linie "weh", "Schmerz" und "Angst".
Von Dr. Graf stammt der Hinweis auf gute Kinderbücher zum Thema „Zahnarzt“. Damit kann man den Kindern schon vor dem Besuch beim Zahnarzt genau erklären, was der Zahnarzt macht und ihnen so die Angst nehmen.
Behandlung des Kindes beim Zahnarzt
Im Behandlungszimmer überlassen Sie die Führung am besten dem Zahnarzt. Der Kinderzahnarzt ist extra für so eine Situation ausgebildet und hat täglich mit Kinder in zahnärztlicher Hinsicht zu tun. Nur durch diese gute Zusammenarbeit zwischen Eltern und dem Praxisteam kann die Zahnbehandlung für alle angenehm gestaltet werden.
Angst und Schmerzen müssen nicht sein. Die Art des Eingriffs, Alter, Angst und Kooperationsbereitschaft des Kindes bestimmen die Behandlungsart in der Kinderzahnheilkunde. Oft reicht die Betäubung mit einer „Zahnmarmelade“ oder „Schlaftröpfchen“, die als Oberflächenanästhetika wirken. Bei ängstlichen Kindern können im Rahmen der ganzheitlichen Zahnmedizin auch Hypnosetechniken oder Sedierung zum Einsatz kommen. Wenn viele Zähne erkrankt sind, kann in der Kinderzahnheilkunde eine Vollnarkose das Mittel der Wahl sein.
Füllungen in der Kinderzahnheilkunde
Ist ein Zahn von Karies befallen, sind die Entfernung des schadhaften Zahnmaterials und eine anschließende Füllung unerlässlich. Ganzheitlich arbeitende Zahnarztpraxen kombinieren den Bohrer zum Teil mit Ozon.
Als Füllmaterial bieten sich in der Kinderzahnheilkunde zwei Materialien an. Die Zementfüllung hat eine leicht gelbliche Farbe, ist weicher als Kunststoff und dadurch weniger haltbar. Die Kunststofffüllung hat eine Zahnfarbe, sie ist besonders glatt und zeichnet sich durch eine hohe Belastbarkeit und Haltbarkeit aus. Um Zahnsubstanz zu schonen, empfehlen wir in unserer Praxis Kunststofffüllungen in der Kinderzahnheilkunde.
Dr. Graf weist ausdrücklich darauf hin, dass es in der Zahnmedizin keinen Werkstoff gibt, der absolut biokompatibel, also frei von Nebenwirkungen ist. Daraus kann man nur schlussfolgern, dass der Erhalt gesunder Kinderzähne oberste Priorität haben muss.
Kronen in der Kinderzahnheilkunde
Ist ein Milchzahn Ihres Kindes sehr weit durch Karies zerstört, muss er mit einer Krone versorgt werden. Im Seitenzahngereich können Kronen aus medizinischem Edelstahl oder aus zahnfarbenem Kunststoff verwendet werden. Um metallfrei zu arbeiten, empfiehlt sich sowohl im Backenzahn- als auch im Frontzahnbereich Kunststoffkronen zu verwenden.
Nervtote Milchzähne bei Kindern
Dr. Graf weist darauf hin, dass es auch bei Kindern schon Zähne gegen kann, deren Nerven abgestorben sind. Wenn man die Zähne einfach zieht, kann es passieren, dass die Nachbarzähne enger aneinander rücken und damit die Lücke für die nachfolgenden Zähne zu klein wird. Es ist also durchaus sinnvoll diese auch stark geschädigte Milchzähne noch als Platzhalter zu erhalten. Neben der bei Erwachsenen häufiger durchgeführten Wurzelbehandlung weist Dr. Graf noch auf eine zweite Möglichkeit hin: großzügiges Aufbohren und Offenlassen des toten Milchzahnes ohne Rekonstruktion durch eine Füllung. Das Problem bei der Wurzelbehandlung sieht Graf darin, dass „die Milchzahnwurzel natürlicherweise bis zum Zeitpunkt des Zahnverlustes immer weiter abgebaut wird, bis die Wurzel schließlich ganz aufgelöst und damit der Zahn locker ist. Das in der Wurzel befindliche Füllmaterial, das in der Regel toxisch, gewebsreizend und allergen ist, kann so leider mehr oder minder ungehindert in den Organismus gelangen.“ Auch ein kieferorthopädischer Platzhalter kann laut Graf beim Verlust eines Milchzahns sinnvoll sein, um eine Verengung der Zahnlücke und damit einen Platzmangel für den zu erwartenden bleibenden Zahn zu verhindern. Graf: „Diese Überlegung ist insbesondere dann angezeigt, wenn Milchzähne schon in sehr jungen Jahren zerstört sind und verloren gehen.“
Zahn-Prophylaxe in der Kinderzahnheilkunde
Zahngesunde Ernährung und richtige Zahnpflege, mit Fluoridbehandlung, Fissurenversiegelung und professioneller Zahnreinigung sind Voraussetzungen dafür, die Zähne Ihrer Kinder lebenslang gesund zu erhalten. Die Einschätzung des Kariesrisikos des Kindes ist wichtig, um die weitere Betreuung individuell und gezielt zu planen. Neben der Oberflächenstruktur und der Stellung der Zähne, dem Zustand der Füllungen und den Ernährungs- und Putzgewohnheiten des Kindes sind auch die Beschaffenheit und die Zusammensetzung des Speichels in der Kinderzahnheilkunde von Bedeutung. Eine entsprechende Untersuchung des Kindes durch den Zahnarzt gehört zum Gesamtkonzept auf dem Weg, Kinderzähne lebenslang zu erhalten.
Dr. Graf ergänzt zur Prophylaxe bei Kinderzähnen: „Idealerweise beschränkt sich die zahnärztliche Therapie dann auf
- Informationen der Erziehungsberechtigten zur Prophylaxe,
- vertrauensbildende Maßnahmen beim Kind,
- Motivation der Kinder zur Zahnpflege,
- Vorsorge zur Kariesverhütung und
- kieferorthopädische Überwachung,
Den Kindern bleibt bei entsprechender Vorsorge ein negatives Erlebnis beim Zahnarzt erspart."
Kinderzahnheilkunde beginnt in der Schwangerschaft
Das Ziel der so genannten Primär-Primär-Prophylaxe in der Kinderzahnheilkunde ist es, die Übertragung von kariesverursachenden Mikroorganismen auf das Kind zu verhindern. Sie umfasst die Zeit in der Schwangerschaft bis zu den ersten Lebensmonaten des Kindes.
In den neun Monaten der Schwangerschaft reift aus der befruchteten Eizelle langsam Ihr Kind heran. Je ungestörter diese Entwicklung vor sich geht, desto höher sind die Chancen, dass Ihr Kind gesund auf die Welt kommt. Als werdende Mutter sollten Sie besonders auf Ihre eigene Gesundheit achten. Gerade in Bezug auf die Zahngesundheit gibt es während der Schwangerschaft viel zu beachten. Die erste Stufe der Zahnentwicklung beginnt während der 6. Schwangerschaftswoche. Da ist Ihr Baby gerade mal 7-9 mm groß. Etwa im vierten Schwangerschaftsmonat gleichen die Zahnkeime einer kleinen Glocke. Sie enthalten mehrere Zellen mit den Informationen über Farbe und Form. Aufgebaut wurden die Zahnkeime des Kindes durch verschiedene Mineralien aus dem Blut, wie Kalzium und Fluorid. Diese sollten in der Schwangerschaft daher in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Somit ist hier auch auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten.
Ihre Mundgesundheit ist zwar während der Schwangerschaft besonders gefährdet, aber das heranwachsende Kind ist keineswegs an Ihrer Karies oder Ihrer Zahnfleischentzündung "schuld". Mit ein paar Tipps können Sie und Ihr Kind gesund über diese Zeit kommen.
Ursachen für Karies und Zahnfleischentzündungen
In der Regel stecken folgende Ursachen hinter Karies und Zahnfleischentzündungen/Parodontitis:
- Bakterien
- übermäßige Zufuhr von Zucker, Kohlenhydraten und Säuren
- mangelnde Mundpflege
- unausgeglichene Ernährung
- hormonelle Umstellung
- Übelkeit, Erbrechen
Vorbeugung – mit gesunden Zähnen durch die Schwangerschaft
- Trinken Sie viel (6 Portionen am Tag, ca. 2 l).
- Essen Sie jeden Tag frisches Obst, knackige Salate und vitaminreiches Gemüse (5 Mahlzeiten = 3x Gemüse + 2x Obst). Bitte nicht in ganz kleinen Portionen über den Tag verteilen, da mit der Einnahme von Obst und Gemüse der pH Wert der Mundhöhle fällt. Das führt dazu, dass Ihre Zähne permanent in Säure schwimmen. Die Säure greift den Zahnschmelz an und führt zu Schmelzdefekten an den Zähnen. Somit ist es besser, wenn die 5 Obst- und Gemüseportionen gebündelt, in Zusammenhang mit anderen Lebensmitteln aufgenommen werden.
- Essen Sie 4 Portionen Brot und Getreide.
- 3 Portionen Milch- und Milchprodukte sind angesagt, dazu 1 x täglich Fleisch, Fisch, Wurst oder Ei (vermeiden Sie Rohmilch, Weichkäse und Rohfleisch, wegen des Listeriose- bzw. Toxoplasmose Risikos).
- Höchstens 2 Portion Fette und Öle sind notwendig am Tag. Am besten, kaltgepresstes Olivenöl oder Leinöl nehmen.
- Verzichten Sie auf Süßigkeiten bzw. essen Sie nur eine kleine Portion.
- Um das Übertragungs-Risiko auf Ihr Kind zu minimieren, lassen Sie sich einen Karies- und Parodontitis-Risikotest am Anfang und Ende Ihrer Schwangerschaft machen.
- Lassen Sie alle 3 Monate eine zahnärztliche Kontrolluntersuchung und eine professionelle Zahnreinigung machen.
- Optimieren Sie Ihre Mundpflege (3 x täglich 5 Minuten lang, mit einer elektrischen Zahnbürste und reinigen Sie Ihre Zahnzwischenräume jeden Abend).
Therapie – Zahnbehandlung in der Schwangerschaft
- Kaputte Zähne müssen repariert, Zahnfleischentzündungen reduziert werden. Das gilt auch in der Schwangerschaft. Der Zahnarzt ist diesbezüglich optimal ausgebildet und wird alle Vorsichtsmaßnahmen treffen.
- Eine Amalgamsanierung ist in diesen Monaten, genauso, wie in der Stillzeit kontraindiziert.
Kinderzähne – vom Baby bis zum Vorschulkind
Stillen für gesunde Zähne Ihres Kindes
Wenn Ihr Kind auf die Welt kommt, ist alles neu. Ein wichtiges Thema ist dabei das Stillen, das neben der körperlichen Entwicklung auch für die Entwicklung der Zähne eine große Rolle spielt. Früher war es selbstverständlich, dass ein Baby mit Muttermilch ernährt wurde. Nach einer kurzen Phase, als das Stillen nicht modern war, wird es jungen Müttern nun wieder bewusster, welche Bedeutung es für die psychische und physische Entwicklung des Kindes hat. Auch für die Kinderzahnheilkunde ist das Stillen von Bedeutung.
- Stillen ist auch aus immunologischen Gründen sehr sinnvoll, denn die Muttermilch enthält Abwehrstoffe, die das Kind gegen Krankheiten schützen.
- Positiven Einfluss hat das Stillen auch auf die Kieferentwicklung. Durch das Saugen werden Kiefer, Lippen, Zunge und die übrige Kopf- und Halsmuskulatur gekräftigt, was später für das Sprechen wichtig ist.
- Die Entwicklung von Gaumen, Gebiss und Gesicht wird positiv beeinflusst, die richtige Zungenruhelage gefördert und damit das richtige Schlucken angebahnt.
- Stillen fördert die Nasenatmung und den eigenständigen Lippenschluss.
Zahnen – Hilfe für das leidende Kind
Alle Milchzähne und die ersten bleibenden Zähne des Kindes liegen bei der Geburt voll entwickelt im Kiefer. Sichtbar werden die ersten Zähnchen des Kindes zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat. Meist sind unruhige Tage und Nächte mit dem Zahnen verbunden.
Wie macht sich der erste Zahn bemerkbar? Bei manchen Kindern kommt der erste Zahn für die Eltern völlig unbemerkt, bei anderen mit Speicheln, gerötete Wangen, geschwollenem Zahnfleisch, verringertem Appetit, Fieber, Durchfall, wundem Po und Unruhe. Zum Glück kennt die ganzheitliche Kinderzahnheilkunde einige Tricks, mit denen Sie Ihrem Kind helfen können.
Hilfe aus der Naturheilkunde für Ihr zahnendes Kind
Es gibt einige Dinge, die Sie während des Zahnens für Ihr Kind tun können:
- Geben Sie Ihrem Baby während des Zahnens viel Zuneigung.
- Geben Sie Ihrem Kind einen kalten Beißring.
- Massieren Sie das Zahnfleisch Ihres Kindes mit Dentinox oder Osa-Gel ein (gibt es in der Apotheke).
- Homöopathie für zahnende Kinder:
- Chamomilla D6 (bei Schmerzen, Fieber, Durchfall, Krämpfen),
- Pulsatilla D6 (bei großer Anhänglichkeit),
- Magnesium phosphoricum C6 (bei Krämpfen, Schmerzen, Appetitlosigkeit),
- Calcium carbonicum C8 (bei Krämpfen, verspätetem Zahnen),
- Ferrum phosphoricum C8 (bei Fieber, Schlaflosigkeit, Durchfall)
- Viburcol-Zäpfchen (homöopathische Zäpfchen)
- Bachblüten: Rescue Remedy (Notfalltropfen)
- Bernsteinkette
- Schlafen in Rücken- oder Seitenlage, ohne Kopfkissen ist aus Sicht der Kinderzahnheilkunde gut für die gesunde Nasenatmung, gut für die richtige Zungenlage, fördert die richtige Entwicklung des Unterkiefers und ist unterstützt den kieferformenden Mundschluss
- Kiefer- und altersgerechter Beruhigungssauger
Ernährungstipps für gesunde Kinderzähne
Karies und Parodontitis sind ansteckende Krankheiten. Die Bakterien werden von anderen Personen durch Gegenstände auf das Kind übertragen. Neuste Studien belegen, dass der Infektionsweg überwiegend durch die Mutter erfolgt. Folgende Regeln helfen, die Zähne Ihres Kindes gesund zu halten:
- Kosten Sie nie das Essen der Kleinen!
- Lutschen Sie den Schnuller Ihres Kindes nie ab!
- Küssen Sie Ihr Kind nie auf den Mund!
- Auch die Muttermilch enthält Zucker. Daher sollte nach dem Durchbruch der ersten Zähnchen Ihres Kindes abgestillt werden.
- Fruchtsäfte, Sprudelwasser und Tees beinhalten Säuren, die die Zähne Ihres Kindes angreifen und zum Karies führen. Geben Sie Ihrem Kind daher möglichst zuckerfreie Kräutertees und Leitungswasser zu trinken.
- Zum Trinken eignet sich eine Schnabeltasse oder Becher.
- In den ersten vier Monaten trinkt Ihr Kind ca. 750 ml Milch, danach steigt der Flüssigkeitsbedarf auf etwa einen Liter am Tag. Die Hälfte davon wird durch Milchnahrung, die andere Hälfte durch den Wassergehalt von Obst- und Gemüsebreien gedeckt.
- Naturheilkundliche orientierte Eltern achten in der Regel auf eine gesunde Ernährung ihrer Kinder. Nicht allen ist dabei bewusst, dass auch eine körper-gesunde Ernährung den Zahnschmelz schädigen kann. In Obst enthaltene Säuren belasten den Zahnschmelz ebenso wie Honig und Ahornsirup. Damit sich der Zahnschmelz erholen kann, sollten häufige Zwischenmahlzeiten vermieden und unbedingt größere Zeitabstände zwischen den Mahlzeiten eingehalten werden.
Kinderzahnheilkunde – Fluoride für gesunde Kinderzähne
Chemisch gesehen ist Fluorid das Anion des Elementes Fluor. Fluoride sind in der Natur sehr weit verbreitet. Sie finden sich zum Beispiel in Wasser oder Mineralsalzen.
- Fluoride sorgen für die Festigkeit der Knochen.
- Fluoride sind die Voraussetzung für die Härtung des Zahnschmelzes.
- Fluoride sind bekannt als Schutzschild gegen Karies, denn sie verbessern die Widerstandsfähigkeit gegen den Säureangriff aus der Nahrung und dessen der Mundbakterien.
Fluoride werden in der schulmedizinischen Kinderzahlheilkunde bevorzugt lokal verordnet. Meistens in Form von Zahnpasten, Gels und Tinkturen. Insbesondere bei Kindern mit einer hohen Kariesanfälligkeit, die ihre Ursache nicht nur in Hygiene- und Ernährungsdefiziten, sondern auch in einer substanziell bedingten höheren Porosität und Löslichkeit des Zahnschmelzes hat, haben sie in der Kinderzahnheilkunde einen hohen Stellenwert.
Das Mittel der Wahl zur Fluoridverabreichung bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes stellt die fluoridhaltige Zahnpaste mit 500 ppm Fluorid da. Bei der Fluoridanwendung im Milchgebiss ist zu berücksichtigen, dass altersentsprechend ein Teil der Pasten verschluckt werden kann. Laut Studien besteht jedoch keine Gefahr einer Schmelzschädigung der Zähne, wenn bis zum zweiten Lebensjahr einmal und danach zweimal pro Tag fluoridhaltige Kinderzahnpasta angewendet wird. Alternativ bzw. zusätzlich kann mit Fluoridlack, zweimal pro Jahr, eine verbesserte Kariesprävention im Milchgebiss, insbesondere bei den Risikogruppen erreicht werden.
In der naturheilkundigen Literatur gelten Fluoride als bedenklich. Der Grund dafür ist, dass Fluor zwar einerseits wichtig für die Zähne ist, es aber leicht überdosiert werden kann und der toxische Grenzwert allein schon durch Fluoride im Trinkwasser, in der Nahrung (ins. Vollwertkost, fluoridiertes Speisesalz, Schwarztee), Zahnpasta, Fluoridhaltige Gelees, Lacke, Mundspülungen und Zahnfüllungen erreicht werden kann. Eine Überdosierung von Fluoriden kann u.a. die Zahl von Knochenbrüchen (insb. der Hüfte) erhöhen und zu fleckigen Zähnen mit braunen oder milchig-weißen Zahnverfärbungen als Zeichen einer Fluoridose führen. Daher sollte die Fluoridgabe unbedingt
- individuell erfolgen
- lokal erfolgen (entscheidend für den Kariesschutz ist die Häufigkeit und Dauer des Kontaktes mit den Zähnen)
Denn für die Fluoride gilt ganz besonders: Die Dosis macht das Gift.
Aus diesem Grunde stehen die zahngesunde Ernährung, die optimale Mund- und Zahnpflege und die regelmäßige professionelle Betreuung bei der Kariesprophylaxe und bei der Vorbeugung aller zahnärztlichen Herdgeschehen, Umwelt- und Materialbelastungen, Haltungsstörungen etc. nach wie vor an erster Stelle.
[Anm. d. Red.: Diese Darstellung entspricht im Wesentlichen der schulmedizinischen Sicht. Die Verwendung von Fluoriden ist heftig umstritten. Nicht nur aus umwelttoxikologischer Sicht wird der Einsatz von Fluoriden von vielen Experten entschieden abgelehnt. Auch die Wirksamkeit der Fluoride zum Schutz von Zähnen vor Karies wird in Frage gestellt. Dr. Graf: „Die Karies ist keine Fluorid-Mangelerscheinung, sondern eine ernährungsbedingte Zivilisationserkrankung.“ Dr. Mutter ergänzt: „Der Kariesschutzeffekt ist nicht belegt, und wird sogar nun von der CDC kritisch hinterfragt.“ Seiner Ansicht nach haben topische und systemische künstliche Fluoridanwendungen nur schädliche Effekte. Dabei verweist er u.a. auf Studien, welche die schädliche Wirkung aufs Gehirn belegen. Stattdessen empfiehlt er seinen Patienten Xylit zum Zähneputzen zu verwenden. Mutter: "Das kann man sogar schlucken."
Lesen Sie mehr zur kritischen Betrachtung der Fluoride im Bericht zum Vortrag sowie im Artikel von Dr. Graf zu Fluoriden.]
Die Heilpraktikerin Sabine Czermak gibt zum Einsatz von Fluoriden zum Schutz von Kinderzähnen vor Karies folgendes zu bedenken: "Fluoride sind Salze des hochgiftigen Fluorwasserstoffes aus der Gruppe der Halogenverbindungen. Unser Körper enthält bis zu 5 g Fluorid (bei 70 kg Körpergewicht), welches hauptsächlich in Knochen und Zähnen vorkommt. Die Frage, ob es als ein essentielles Spurenelement angesehen werden kann, ist umstritten. Allgemein härtet es Körperstrukturen und macht sie spröder, was für den Zahnschmelz zunächst vorteilhaft ist. An anderen Stellen ist der so entstandene Elastizitätsverlust von Strukturen und Geweben jedoch unerwünscht, denn es entspricht unserem Alterungsprozess. Außerdem hemmen Fluoride die Wirkung von Phagozyten und vieler Enzyme. [Anm. d. Red.: Details dazu finden Sie hier]. Da Fluoride nur in einem sehr engen Konzentrationsbereich vom Körper toleriert werden, kann es leicht zur Überdosierung kommen. In einigen Ländern sind deshalb alle fluorhaltigen Stoffe, auch Zahncremes und -gelees verschreibungspflichtig! Von daher bin ich sehr froh, dass die orale Medikation für Kinder nicht mehr empfohlen wird. Dennoch kenne ich noch genügend Zahnärzte, die dafür werben, dass die Kinder ruhig einen Teil ihrer Zahncreme herunterschlucken dürften, weil das enthaltene Fluorid ja so gut schützt und dann ein bisschen mehr Zucker oder ein bisschen weniger Zähneputzen nicht mehr so gefährlich sind.
Hier finde ich es wichtig darauf hinzuweisen, dass das Fluorid nur dann auch in nennenswertem Umfang im Zahnschmelz ankommt, wenn es ausreichend lange und intensiv in Kontakt mit demselben ist. Erst einmal im Verdauungstrakt gelandet, zirkuliert es durch den Körper und muss dann erst wieder in den Speichel, um an die Zähne zu gelangen.
Fluorid ist in einigen Nahrungsmitteln (z.B. Gerste, Hirse, Roggen, Linsen, Bohnen, Äpfel, Spinat) und im Wasser in geringem Maße enthalten, so dass eine ausreichende Versorgung des Körpers bei gesunder Ernährung in jedem Falle sichergestellt sein dürfte. Bei einer Überdosierung drohen weiße oder braune Flecke auf den Zähnen (mehr zur Zahnfluorose), die wiederum kariesanfällig sind, eine Schwächung des Immunsystems sowie degenerative Prozesse im Skelettsystem, der Haut, Arterien und anderer Gewebe. Ich denke, hier sollte sorgfältig abgewogen werden. Gesunde Ernährung und gründliches Zähneputzen gehören für mich zu den vordergründigen Maßnahmen, die unbedingt bestärkt werden sollten. Eine Fluoridbehandlung der Zähne sollte dagegen eher eine Zusatzmaßnahme darstellen, die in Erwägung gezogen werden kann bei bestehenden Problemen, die anderweitig nicht ausreichend schnell behoben werden können, z.B. bei der oben erwähnten übermäßigen Porosität des Zahnschmelzes, nicht aber als Entschuldigung für Zuckerkonsum oder vernachlässigte Zahnhygiene.
Nuckelflaschenkaries – eine große Gefahr für Kinderzähne
Der Kariesrückgang im Milchgebiss ist im Verlauf von 10 Jahren deutlich geringer ausgefallen als im bleibenden Gebiss. Dies liegt daran, dass nach wie vor schwere Zahnzerstörungen speziell im Oberkieferfrontzahnbereich bereits bei Kleinkindern stark verbreitet sind. Diese massiven Milchzahndefekte treten bei ca. 10 % der Kinder auf. Bei Familien in besonders schwierigen Lebenslagen und solchen mit Migrationshintergrund liegt die Erkrankungshäufigkeit der Zähne oftmals bei mehr als 35 %.
Ursachen für den Nuckelflaschen-Karies sind exzessives Trinken (vor allem nachts und über das erste Lebensjahr hinaus) von meist zucker- und fruchtsäurehaltigen Getränken, samtig-breiigen, gesüßten Nahrungsmitteln. Unterstützt wird das Trinkverhalten durch Plastik-Saugerflaschen und Trinkhilfen, da sie durch ihre leichte Handhabung zum Dauernuckeln animieren.
Für die Gesundheit der Zähne macht es keinen Unterschied ob Sie Ihrem Kind Industriezucker, Rohzucker, Ahornsirup oder Honig, bzw. Bio-Obst oder konventionelles Obst verabreichen. Die Zähne sind gleichermaßen gefährdet!
Schnuller – Ruhigstellen der Kinder auf Kosten von Zähnen und Kiefer
Viele Eltern greifen nach dem Schnuller, um ihre Kinder zu beruhigen. Was für die meisten Eltern bequem und völlig selbstverständlich ist, ist aus der Sicht der Kinderzahnheilkunde sehr kritisch zu sehen. Durch den Schnuller können Kiefer-, Kiefergelenk- und Zahnfehlstellungen verursacht werden, die später nur sehr schwer behoben werden können. Dies gilt insbesondere, wenn das Kind den Schnuller über einen langen Zeitraum verwendet. Bedenken Sie auch, dass Ihr Kind mit dem Schnuller in der Regel Kunststoffe in den Mund nimmt, die z.T. in den Körper gelangen. Die meisten Kinder spucken den Schnuller bei der ersten Gabe erst einmal aus. Er ist ein Fremdkörper, der dort nicht hingehört. Durch regelmäßiges Nachschieben des Schnullers gewöhnen wir das Kind dann an den Kunststoff im Mund. Aus ganzheitlicher Sicht, sollte man sich fragen, wie wir damit vielleicht auch die Wahrnehmung des Kindes über den Mund beeinflussen.
Achten Sie aus diesem Grund darauf, dass der Schnuller Ihres Kindes wenigstens eine anatomische Form hat, so dass der Schnuller nicht auf den Gaumen, sondern auf die seitlichen Zähne Druck ausübt. Zudem sollte der Schnuller zum Wohle der Kinderzähne spätestens bis zum zweiten Lebensjahr abgesetzt werden.
Wie gewöhnt man Kindern den Schnuller ab? Hier ein paar Tipps, die bei unseren kleinen Praxisbesuchern bereits gut funktioniert haben:
- Beobachten Sie Ihr Kind genau. Finden Sie heraus, wann Ihr Kind einen Schnuller braucht (z.B. bei Angst, Langeweile, Hunger)
- Erklären Sie Ihrem Kind, warum es den Schnuller abgeben soll: Es sieht schöner aus, man versteht die Sprache besser, etc.
- Kaufen Sie keinen Schnuller nach. Wenn ein Schnuller kaputt ist, wird er nicht ersetzt. So merkt das Kind, dass die Zeit des Schnullers begrenzt ist.
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass der Schnuller nur an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten zum Einsatz kommt.
- Lassen Sie Ihr Kind den Schnuller verschenken, zum Beispiel an ein Baby in der Verwandtschaft oder Nachbarschaft. Somit spürt Ihr Kind, dass es schon groß ist.
- Auch die Schnullerfee, der Nikolaus oder der Zahnarzt können Abhilfe schaffen, den Schnuller mitnehmen und dafür ein schönes Geschenk bringen.
Daumenlutschen – Risiko für Kinderzähne
Manche Babys werden schon im Mutterleib durch eine Ultraschallaufnahme beim Daumenlutschen ertappt. Der Daumen wird zufällig entdeckt und gibt dem Kind das Gefühl der Geborgenheit. Gegenüber dem Schnuller hat der Daumen zwar den Vorteil, dass er natürlichen Ursprungs und schadstofffrei ist. Für die Zahngesundheit ist er dennoch hinderlich!
Nachdem das Daumenlutschen den Kiefer- und den Zahnwachstum ungünstig beeinflusst, sollte dieser ab dem zweiten Lebensjahr abgestellt werden.
Wie gewöhnt man Kindern das zahnschädigende Daumenlutschen ab?
Das Daumenlutschen abzugewöhnen ist manchmal schwieriger, als das Abgewöhnen des Schnullers. Deshalb kann der Weg manchmal über den Schnuller einfacher sein. Spielen Sie viel und arbeiten Sie mit unterschiedlichen Ablenkungsmanövern, so dass es tagsüber nicht an das Daumenlutschen denken kann. Sie können auch einen Lutschkalender einführen, die lutschfreien Tage Ihres Kindes besonders markieren und diese mit einem schönen Geschenk oder Erlebnis belohnen.
Kinderzahnheilkunde – Pflege der Milchzähne
Vom Kariesrückgang im Kindesalter profitieren nicht nur die Milchzähne, sondern auch die bleibenden Zähne. Die Empfehlung der Kinderzahnheilkunde, die Zahn- und Mundpflege ab dem ersten Milchzahn durchzuführen, fällt in einen Zeitraum, in dem das Kind sehr stark auf das Verhalten der Mutter fixiert ist. Kleinkinder lernen am leichtesten das, was sie sehen und woran sie sich früh gewöhnen. Bereits damit können später erwünschte Verhaltensweisen aufgebaut werden. Deshalb kann es durchaus das Ziel sein,
- aus der Tasse zu trinken
- regelmäßige Essenszeiten einzuhalten und
- die regelmäßige Mund- und Zahnpflege durchzuführen.
Eltern müssen wissen, wann und wie die Zähne gepflegt werden sollen, und ihren Kindern bei der Ausführung des Zähneputzens behilflich sein. Folgende Pflegegewohnheiten haben sich seit Jahren sehr gut bewährt:
- die Milchzähne anfangs mit einem trockenem Wattestäbchen reinigen
- später die Zähne mit einer weichen Babyzahnbürste reinigen
- das Putzen der Zähne spielerisch mit dem Kind üben
- die Kinder können Papa und Mama beim Zähneputzen zuschauen
- Kinder ab dem 2. Lebensjahr mit einer kleinen Zahnbürste selbst putzen lassen
- Kontrolle und Nachputzen der Zähne sind bei Kindern bis zum 8. Lebensjahr wichtig
Gesunde Zähne beim Schulkind
Der Zahnwechsel: Ein Milchzahn nach dem anderen verabschiedet sich, die neuen Zähne kommen nach. Das geht bis etwa zum 12. Lebensjahr so weiter.
Für die weitere Gebissentwicklung ist es wichtig, weiterhin auf die Milchzähne aufzupassen, bis sie nicht von alleine herausfallen. Kaputte Milchzähne müssen repariert werden, um die bleibenden Zähne nicht anzustecken und um Zahnfehlstellungen im bleibenden Gebiss zu meiden. Außerdem haben die Zähne auch eine kommunikative und soziale Aufgabe (Sprachentwicklung und äußeres Erscheinungsbild).
Spätestens jetzt sollte der Kinderzahnarzt auch nach Fehlstellungen schauen. Eine "Lenkung" der Zähne in diesem Alter, kann eventuell spätere aufwendigere Behandlungen vermeiden.
Ernährung für bessere Zähne bei Kindern
Hirnforscher haben die Zusammenhänge zwischen geistiger Leistungsfähigkeit und Ernährung aufgedeckt. Wer dem Körper gezielt bestimmte Stoffe zuführt, kann besser denken und bekommt dadurch bessere Noten in der Schule. (Focus/Sonderheft/Schule/Ernährung/2007-2008)
Fischöl hilft bei Lernproblemen, ist das Ergebnis einer Untersuchung an der Universität Oxford. 40 % der Kinder, die echte Nahrungsergänzungsmittel schluckten, machten deutliche Fortschritte im Lesen und Schreiben.
Kohlenhydrate liefern die Energie. Um sich ausdauern konzentrieren und gut lernen zu können, sind komplexe Kohlenhydrate aus Getreide (Vollkornprodukte), Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse nötig. Sie bauen sich nur langsam ab und liefern anhaltende Energie. Einfache Zucker, wie aus Marmelade, Nusscreme oder Softdrinks, haben den Nebeneffekt, dass sie vom Körper schnell aufgenommen werden und müde machen.
Wasser ist das Lebenselixier. Nur wer genug trinkt, macht Körper und Geist fit. Mehr als zwei Liter Flüssigkeit sollten Kinder pro Tag zu sich nehmen. Am besten Wasser oder ungesüßten Kräutertee. Vorsicht ist geboten bei Obstsäften und Schorle, da Zucker- und Fruchtsäuren Zähne vorschädigen und so Karies den Weg bereiten.
Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass auch körper-gesunde Nahrungsmittel den Zahnschmelz angreifen und damit Karies Vorschub leisten. Die in Obst und Gemüse enthaltenen Säuren greifen den Zahnschmelz an und auch Honig, Ahornsirup, Apfelsüße und Birnensüße etc. wirken kariogen. Entscheidend ist also nicht, wie „gesund“ die Nahrung ist, sondern wie lange die Zähne den daraus resultierenden Angriffen ausgesetzt sind.
Entsprechend spielt die Zahl der Mahlzeiten nicht nur in der Kinderzahnheilkunde eine wesentliche Rolle für die Zahngesundheit. Für die Zähne Ihres Kindes sind Erholungspausen zwischen den Mahlzeiten für die Reinigung durch den Speichel wichtig. Während man früher zu 5 Mahlzeiten am Tag riet, geht die Tendenz heute wieder zu weniger Mahlzeiten. Ein weiterer Grund hierfür ist, dass so der Blutzucker- und damit der Insulinspiegel zwischenzeitlich sinken und der Magen-Darm-Trakt Ruhepausen bekommt. Die von der DGE empfohlenen 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag lassen sich auch in 3 Mahlzeiten unterbringen. So schonen Sie Kinderzähne und erhöhen die Chance auf ein Leben mit gesunden eigenen Zähnen.
Zuckerfreie-, zuckerreduzierte Lebensmittel boomen. Dich wo "gesund" draufsteht, ist nicht immer "gesund" drin.
- Zuckeraustauschstoffe haben etwa 40 % weniger Kalorien als Zucker. Sie sind auch zahnfreundlich. Xylit und Isomalt hemmen die Demineralisierung des Zahnschmelzes. Aus diesem Grunde empfehlen Zahnärzte gern das Kauen spezieller Kaugummis nach dem Essen. Zu viel davon wirkt abführend. Die Reizschwelle liegt bei Kindern bei 30 g, bei Erwachsenen bei 50 g. Das entspricht ca. einer großen Packung Mentos-Kaubonbons oder einem Päckchen Fischerman´s Friend.
- Süßstoffe sind nahezu kalorienfrei und wirken nicht abführend. Die bekanntesten heißen Aspartam, Saccharin, Cyclamat und Acesulfam. Sie haben eine 3000-mal höhere Süßkraft als Zucker, aber weniger Masse. Lange galt als Gerücht, Süßstoff würde Krebs erzeugen. Solche Vermutungen sind inzwischen widerlegt. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat trotzdem mit der EU die tägliche Maximaldosis festgelegt. Diese liegt bei 40 mg pro 1 kg Körpergewicht. Das bedeutet, bei einem 45 kg schweres Schulkind, 1800 mg Aspartam aufnehmen darf.
Welche negativen Auswirkungen haben Süßstoffe? Kinder gewöhnen sich an extreme Süße und nehmen den natürlichen Geschmack von Obst nicht mehr richtig wahr. Außerdem gelten Süßstoffe inzwischen als Dickmacher. Zudem sollten Sie bedenken, dass Sie Ihrem Kind mit Süßstoffen unnötige Chemikalien zumuten, die in einer gesunden Ernährung nichts zu suchen haben.
[Anm. d. Red.: Dr. Mutter weist darauf hin, dass die Schädlichkeit von Aspartam inzwischen durch Studien belegt sei. Demnach schadet Aspartam dem Gehirn. In seinem Buch „Gesund statt chronisch krank“ schreibt Mutter: „Aspartam wurde nie an Affen oder gar am Menschen toxikologisch getestet. Dennoch wird Aspartam von einigen Fachleuten als die giftigste Substanz angesehen, die als Nahrungsmittel zugelassen ist.“ Im Anschluss listet er zahlreiche Krankheiten auf, die mit Aspartam in Verbindung gebracht wird.] - Zuckerfrei = Zahnfreundlich? Nein! "Ohne Zuckerzusatz" bedeutet nur, dass nicht künstlich Zucker zugesetzt ist. Der natürliche Zuckergehalt vieler Lebensmittel, wie z.B. von Milch und Obst, ist davon nicht betroffen. So steckt in einem Glas Traubensaft oder Apfelsaft mehr Zucker als in einem Glas Cola. Das gleiche gilt auch für die Aufschrift "ohne Kristallzuckerzusatz". Dafür kann reichlich Trauben- oder Fruchtzucker drin stecken. Den Kariesbakterien ist es völlig egal, ob der Zucker im Kindermund, aus der Dose oder aus der Apfelsine kommt.
- Schokolade. Am körper- und zahnfreudigsten sind die Schokoladen mit einem hohen Kakaoanteil (ab 70 % bis 99 %). Sie gelten sogar als gesund, da sie sehr wenig Fett und Zucker beinhalten. Dennoch sollte auch „hochprozentige“ Schokolade möglichst konzentriert, also nicht über den Tag verteilt, gegessen und das anschließende Zähneputzen nicht vergessen werden.
Kinderzahnheilkunde – Pflege von Kinderzähnen
Bei richtiger Pflege können Zähne bis ins hohe Alter halten. Die Grundregel lautet: zweimal täglich drei Minuten, gründlich die Zähne und das Zahnfleisch nach der KAI-Mathode (Kaufläche, Außenfläche, Innenflächen) bürsten. Am besten geschieht dies mit einer elektrischen Zahnbürste. Sie ist bedeutend effektiver als eine Handzahnbürste. Zusätzlich sollten bereits in diesem Alter die Zahnzwischenräume mit Zahnseide gereinigt werden.
Als Zahnpasta empfehle ich fluoridierte Zahnpasten. Sobald die ersten bleibenden Zähne durchgebrochen sind, sollte die Kinderzahnpasta gegen eine mit höherem Fluoridgehalt (1000-1500 ppm) ausgetauscht werden. Am besten sind Zahnpasten mit einer sehr feinen Körnung, z.B. für empfindliche Zahnhälse.
Träger von herausnehmbaren oder festen Zahnspangen haben ein deutlich erhöhtes Kariesrisiko. Zahnspangen besitzen kleine Nischen und unebene Oberflächen, welche die Bildung von Zahnbelag begünstigen. Gründliches Zähneputzen ist daher noch wichtiger.
Bei Kindern im Grundschulalter müssen die Eltern abends die Zähne nachreinigen.
Zwischendurch kann der Mund nach Zwischenmahlzeiten mit in Wasser gelöstem Kaisernatron gespült werden und mit einer Zahnbürste geputzt werden. Das neutralisiert Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und schützt so die Zähne.
Nach dem Verzehr von säurehaltigem Essen (insbesondere Obst) und Trinken (Saft, Saftschorlen etc.) sollte ca. 30 Minuten mit dem Zähneputzen gewartet werden, da der Zahnschmelz durch die Säure angegriffen ist und durch die mechanische Belastung beim Zähneputzen leiden könnte.
Der Besuch des Kindes beim Zahnarzt
Mindestens zweimal im Jahr sollten die Zähne vom Kinderzahnarzt kontrolliert werden. Im Zeitpunkt des Zahnwechsels sogar alle drei Monate. Dabei werden die Zähne Ihres Kinders auf Karies und Fehlstellungen und das Zahnfleisch auf Entzündungen untersucht.
Im Rahmen eines Prophylaxeprogramms werden die Zähne der Kinder versiegelt und mit einem Fluoridlack behandelt. Zusätzlich ist es wichtig, die Zähne professionell zu reinigen (professionelle Zahnreinigung). Dabei werden Beläge an den Zahnoberflächen, in den Zwischenräumen und in den Zahnfleischtaschen entfernt.
Kinderzahnheilkunde – Versiegelung von Kinderzähnen
Zerklüftete Kauflächen der Backenzähne sind besonders schwierig zu reinigen. Zusätzlich bieten Sie Milliarden von Bakterien Möglichkeiten sich zu verstecken. Dies erhöht das Kariesrisiko. Die Fissurenversiegelung bedeutet einen guten Schutz. Dabei werden die Zahnvertiefungen mit einem Spezial-Kunststoff gefüllt. Diese Behandlungsform ist insbesondere für Kinder mit einem erhöhten Kariesrisiko zu empfehlen. Es erfordert eine individuelle Betrachtung.
Auch Dr. Graf plädiert für eine individuelle Entscheidung über die Fissurenversiegelung bei Kinderzähnen. Er gibt zu bedenken, dass Zahnversiegler eine chronisch-toxische und eine hormonähnliche Wirkung. Bei einer hohen Kariesanfälligkeit könne die Fissurenversiegelung aber dennoch sinnvoll sein, weil bei einer Karies in der Regel kunststoffhaltige Füllungen gemacht werden müssen, die eine ähnliche Wirkung auf den Organismus hätten. Graf ergänzt: „Wenn sich die Eltern für eine Fissurenversiegelung entscheiden, sollten aber alle Zähne mit Fissuren, also sämtliche Seitenzähne, behandelt werden und nicht nur die bleibenden Backenzähne, wie von den gesetzlichen Krankenkassen befürwortet.“ auf den Organismus hätten.
Heilpraktikerin Sabine Czermak ergänzt zur Zahnversiegelung: "Bei besonders tiefgefurchten Zähnen, die oft nicht ausreichend gründlich mit der Zahnbürste gereinigt werden können, macht eine Versiegelung zur Kariesprophylaxe sicherlich Sinn. Bedenklich finde ich aber, dass diese Maßnahme oft routienemäßig für alle Kinder verordnet wird. Immerhin muss der Zahnschmelz an dieser Stelle aufgeraut werden, damit der Lack haftet, d.h., er verliert einen Teil seiner schützenden Substanz. Dann werden Kunststofflacke oder -füllstoffe eingebracht, die bei empfindlichen Menschen zur Erhöhung der Allergiebereitschaft oder zu Unverträglichkeitsreaktionen beitragen können. Bei Kindern, die bisher noch keine Kariesbehandlung nötig hatten, wäre ich daher zurückhaltend."
Fluoride für widerstandsfähigere Kinderzähne
Fluoride machen den Zahnschmelz von Kindezähnen widerstandsfähiger gegen Säuren. Die beste Wirkung haben sie durch eine lokale Verabreichung in Form von fluorhaltigen Zahnpasta oder Gels. Eine zusätzliche Gabe an Fluoriden wird nach dem neuestem Wissenstand nicht empfohlen.
Aus naturheilkundiger Sicht sollte die Abgabe von Fluoriden nur in ganz begründeten Fällen, z.B. in Form von homöopathischen Mitteln erfolgen. Eine individuelle Abstimmung mit einem ganzheitlich orientierten Zahnarzt ist unbedingt zu empfehlen.
[Hinweis d. Red.: Eine kritische Betrachtung von Nutzen und Risiko der Fluoride finden Sie in dem Bericht zum Vortrag sowie im Artikel von Dr. Graf über Fluoride.]
Schiefe Zähne bei Kindern
Manchmal wachsen die Zähne nicht so schön in der Reihe wie sie sollten. Dann muss nachgeholfen werden. Zwei Drittel der Kinder müssen heute kieferorthopädisch behandelt werden.
Die körperliche und emotionale Entwicklung des Kindes hängt auch von der Entwicklung des Mundraumes ab. Somit ist die rechtzeitige Diagnostik und Therapie der Zahn- und Kieferfehlstellungen die Aufgabe jedes ganzheitlich arbeitenden Kinderzahnarztes.
Die Gründe für die Fehlstellungen sind vielfältig. Neben familiärer Veranlagung und frühzeitigem Milchzahnverlust spielen funktionelle Gründe eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel kann eine Mundatmung zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und zu einer Kieferfehlentwicklung führen. Die Entwicklung des Mundraumes hat somit einen erheblichen Einfluss auf die Körperhaltung, den Stoffwechsel, die Atmung und das Gesamtbefinden.
Die ganzheitliche Kieferorthopädie verfolgt nicht nur das Ziel, die Fehlstellung der Zähne und der Kiefer wiederherzustellen, sondern über den Mundraum eine Reifung auf allen Ebenen zu fördern und mögliche Rückstände in der kindlichen Entwicklung aufzuholen.
In der herkömmlichen Kieferorthopädie wird mit der Behandlung des Kindes oft erst begonnen, wenn alle bleibenden Zähne vorhanden sind. Bei Zahnengständen müssen dann häufig gesunde Zähne gezogen werden. Erfolgt die kieferorthopädische Behandlung erst in diesem Stadium, reicht eine reine Lenkung oft nicht mehr aus. Vielmehr müssen die Zähne aktiv bewegt werden. Dazu müssen die Apparaturen mit Kräften arbeiten, die zu einem Umbau des Kiefernknochens führen und im ungünstigen Fall eine Auflösung der Zahnwurzeln zur Folge haben können. Das kann bei einer rechtzeitigen Behandlung, die zu einem Zeitpunkt einsetzt, an dem die Wurzeln noch nicht gebildet und die Zähne noch nicht ihren festen Platz eingenommen haben, unter Umständen ausgeschlossen werden. Entsprechend beginnt die ganzheitliche kieferorthopädische Behandlung teilweise schon im Vorschulalter mit dem Ziel Wachstumsschübe auszunutzen, die Kiefer zu vergrößern und so für alle Zähne Platz zu schaffen. Die funktionell wirkenden Geräte lenken die Zähne ganz sanft an ihren Platz. Welches Gerät zum Einsatz kommt, richtet sich vor allem danach, um welche Fehlentwicklungen es sich handelt.
Der Bionator in der naturheilkundlichen Kinderzahnheilkunde
Die Bionator-Therapie gilt als Basis der ganzheitlichen kieferorthopädischen Behandlung. Entwickelt wurde sie von Dr. Balthers. Der Bionator setzt auf Stimulation, Förderung und Steuerung von Wachstum und Entwicklung des Kiefers und der Zahnreihe.
Das Gerät wird lose im Mund getragen. Es korrigiert und schult die Muskelbewegungen des Kindes beim Schlucken, Atmen, Kauen und Sprechen und unterstützt das Verlernen krankmachender Gewohnheiten (s.g. Habits).
Neben der Verbesserung der Kiefer-, Kopf- und Körperhaltung wirkt es positiv auf:
- die Stellung der Wirbelsäule
- die Verdauung und des Stoffwechsels
- den Lymphabfluss und das Immunsystem
- die Ästhetik.
Das Crozat-Gerät in der naturheilkundlichen Kinderzahnheilkunde
Der Einsatz des Crozat-Geräts ist im Rahmen der Bionator-Therapie als begleitendes Therapieverfahren in der Kinderzahnheilkunde anzusehen. Vor allem beim Öffnen von Lücken oder beim Drehen von Zähnen kann es eine sehr hilfreiche ergänzende Methode sein.
Im Gegensatz zum Bionator, ist das Crozat-Gerät für Einzelbereiche und Einzelzähne gedacht. Dabei ist nur ein ganz geringer Druck notwendig, um die gewünschten Veränderungen herbeizuführen. Die Behandlung dauert in der Regel zwischen zwei und drei Jahren und sie kann ab 6 Jahren bis zum 60. Lebensjahr eingesetzt werden.
Kooperationspartner in der naturheilkundlichen Kinderzahnheilkunde
Um einen dauerhaften Erfolg zu gewährleisten, ist es notwendig, die kieferorthopädische Behandlung beim Kind durch entsprechende Begleittherapien zu unterstützen. Dazu gehören z.B. die
- Myofunktionelle Therapie
- Cranio-Sakral-Therapie
- Osteopathie
- Homöopathische Begleittherapie
- Lymphdrainage, Lymphtherapie
- Magnetfeld-Therapie
- Atemtherapie
- Stimm- und Sprechtherapie
- Logopädie
- Orthopädie
- Physiotherapie
- Ernährungslenkung
- Ergotherapeut
- Bachblüten-Therapie
- Akupunktur
- Laser-Akupunktur
- Hals-Nasen-Ohrenarzt
- Kinderarzt
- Mund-Kiefer-Gesichtschirurg
Ein ganzheitlich orientierter Zahnarzt arbeitet daher in aller Regel im Netzwerk mit Spezialisten anderer medizinischer Fachrichtungen zusammen.
Einfluss der Ernährung auf die Zahnstellung
Von Heilpraktikerin S. Czermak stammt folgender Hinweis: "Interessant finde ich die Ausführungen von Albert von Haller, der u. a. den Einfluss der Nahrung auf die Gesichtsbildung und damit auch auf Kiefer und Zahnstellung beschreibt. Er verweist auf Beobachtungen bei Eskimos, aber auch bei anderen Naturvölkern, die von ihrer seit Generationen überlieferten Ernährungsgewohnheiten auf Zivilisationskost umgestiegen sind. Die Folge ist eine von Generation zu Generation fortscheitende Verschmälerung des Gesichtes, welche vor allem zu Kieferengstellung und damit Gebissanomalien führt, die bei den weiterhin ursprünglich lebenden Menschen derselben Gruppe unbekannt sind." [Anm. d. Red.: Auf diesen Aspekt geht auch Dr. Graf in seinem Artikel zur Kinderzahnheilkunde ein, sh. Literatur.]
Zahnunfälle bei Kindern
Schwimmen, Radfahren, Skaten, Boarden – viele Kinder und Jugendliche lassen sich davon begeistern. Leider steigt damit auch die Verletzungsgefahr der Zähne. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind heutzutage einen Zahnunfall erleidet, ist leider größer als davon verschont zu bleiben. Für die betroffenen Kinder ist eine Verletzung im sichtbaren Mundbereich oftmals ein einschneidendes Ergebnis. Das Tragen vom Zahn-Sportschutz ist im Profisport vorgeschrieben. Leider betrifft das nicht die "Amateurliga".
Zahnmediziner registrieren seit Jahren einen deutlichen Anstieg von Zahnverletzungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. 30 % der Acht- bis Zwölfjährigen erleiden solche Zahnschäden. Die Folgen sind bleibende Schäden. Nicht bekannt ist bislang, wie hoch das Verletzungsrisiko bei den täglichen Sportarten ist. 80 % der Unfälle betreffen die oberen Schneidezähne.
Durch das Tragen eines Mundschutzes reduziert sich die Verletzungsgefahr um 60 %. Es gibt konfektionierte Sportmundschutze. Sie haben den Nachteil, dass sie nicht exakt passen und dadurch nur ein eingeschränktes Tragekomfort und Schutz bieten. Wesentlich besser sind die individuell angefertigten, die anhand eines Kiefer-Abdruckes im zahntechnischen Labor angefertigt werden. Das garantiert einen guten Halt, eine auf die Sportart abgestimmte Dämpfung und dadurch den besten Schutz.
Nicht nur Knie, Ellenbögen und Kopf schützen, sondern auch an den Mundschutz für sich und Ihr Kind denken!