Bauchschmerzen, Blähungen und wechselnder Stuhlgang – funktionelle Darmbeschwerden können das tägliche Leben ganz schön beeinträchtigen. Die erfahrene Frauenärztin und Ganzheitsmedizinerin Petra Ottmann erklärt, wie sie den Ursachen funktioneller Darmbeschwerden auf die Spur kommt und sie ganzheitlich behandelt.
Darmbeschwerden – ein leidiges Thema
Funktionelle Darmbeschwerden sind für viele Menschen ein leidiges Thema. Wer kennt sie nicht – diese unangenehmen Bauchschmerzen, Blähungen oder den wechselnden Stuhlgang, die scheinbar ohne ersichtlichen Grund auftreten und das tägliche Leben beeinträchtigen können? Die Ergebnisse der schulmedizinischen Diagnostik bleiben meist unauffällig und die Betroffenen fühlen sich nicht oder falsch verstanden. Dies kann zu sozialem Rückzug führen oder zur Vermeidung bestimmter Lebensmittel in einem Ausmaß, das nicht angemessen und manchmal sogar schädlich ist.
Den Ursachen auf der Spur – mit der PSE
Seit dem Ende meines Medizinstudiums versuche ich, Ursachentherapie zu betreiben. Vor über 20 Jahren bin ich dabei auf die Psychosomatische Energetik gestoßen – eine ganzheitliche Methode, die Energieblockaden, ein gestörtes Mikrobiom und die damit einhergehende Übersäuerung als Ursachen von Erkrankungen betrachtet.
Erfahrungen mit dieser Methode zeigen zwei wesentliche Faktoren als Ursachen für funktionelle Darmbeschwerden: eine gestörte Darmflora und psychische Einflüsse.
Psychische Einflüsse
Unser Darm, der oft als „zweites Gehirn“ bezeichnet wird, steht in engem Austausch mit unserer Psyche. Stress, Angst und andere emotionale Belastungen können die Darmfunktion erheblich beeinflussen und zu den oben genannten Beschwerden führen. Gleichzeitig spielt die Zusammensetzung der Darmbakterien eine große Rolle. Eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora kann zahlreiche Verdauungsprobleme verursachen.
Darmflora (Darmmikrobiom) als Ursache
Beim Thema gestörte Darmflora gibt es für den Therapeuten und Patienten zwei zentrale Probleme:
- Welche Diagnostik zeigt genau, welche Störung im Mikrobiom vorliegt?
- Welche Therapie führt langfristig zum Erfolg?
Seit 2017 biete ich in meiner Praxis den kinesiologischen Darm-Check an. Bei inzwischen über 800 damit getesteten und therapierten Patienten habe ich die Erfahrung gemacht, dass Blut- und Stuhluntersuchungen nur Hinweise auf Störungen geben und oft nur teilweise repräsentativ sind, da der Ort der Störung – die Darmschleimhaut – einer direkten Diagnostik nicht zugänglich ist.
Symptome bei funktionellen Darmbeschwerden
Die Erfahrungen bei Patienten mit funktionellen Darmbeschwerden zeigen:
- Der Schmerzcharakter ist oft krampfartig mit wechselnder Intensität.
- Die Lokalisation des Schmerzes ist häufig der linke Unterbauch oder kann vom Patienten nicht eindeutig angegeben werden.
- Die Symptomatik besteht meist über einen längeren Zeitraum.
- Die Zuordnung zur Nahrungsaufnahme und anderen Einflüssen, wie zum Beispiel Stress, ist nicht immer klar.
- Die Schulmedizinische Diagnostik ist meist unauffällig.
Aus der Symptomatik der Patienten lässt sich meistens – wenn auch nicht immer – erkennen, ob es sich um ein Problem im Dünndarm oder im Dickdarm handelt. Dazu gehören auch Beschwerden außerhalb des Verdauungstraktes. So stehen beispielsweise rezidivierende Harnwegsinfekte eher mit Dickdarmproblemen in Verbindung, während Nahrungsmittelunverträglichkeiten eher auf Dünndarmprobleme hinweisen.
Hinweise auf Dickdarmstörungen:
- Schmerzen im Unterbauch, oft linksbetont
- Verstopfung (träger Darm)
- vaginale Pilzerkrankungen
- Dysmenorrhö (Menstruationsbeschwerden)
- Endometriose
- rezidivierende Harnwegsinfekte
Hinweise auf Dünndarmprobleme:
- Durchfallneigung – durch Stress ausgelöst oder verschlimmert
- Verdauungsprobleme treten kurz nach Nahrungsaufnahme auf
- Schmerzen eher im Mittel- und Oberbauch, im Unterbauch eher rechtsbetont
- rezidivierende bakterielle Vaginosen (Scheideninfektion durch Anaerobier)
- alle Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Magen, Pankreas, Leber und Galle sind meist sekundär mitbetroffen. Das heißt, eine Organtherapie ist nach Darmsanierung entweder unnötig oder aber dann erst effizient.
Leaky Gut
Ich möchte kurz auf das Syndrom Leaky Gut eingehen. Der Begriff „Leaky Gut“ bedeutet wörtlich „undichter oder durchlässiger Darm“. Es bezeichnet eine Störung der Barrierefunktion der Schleimhaut im Dünndarm. Das bedeutet, dass die Schutzfunktion der Darmschleimhaut beeinträchtigt ist und nicht mehr verhindern kann, dass Toxine, Bakterien oder Pilze in den Blutkreislauf gelangen. Nach meiner Erfahrung ist das Leaky-Gut-Syndrom die Folge einer bereits sehr lang bestehenden Dünndarmdysbiose, eventuell mit Pilzüberlagerung. Dies kann zu chronischen Entzündungen führen und eine Schädigung von Leber, Gehirn und Mitochondrien zur Folge haben. Typische Symptome eines Leaky-Gut-Syndroms sind unter anderem Bauchschmerzen, Blähungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Hautprobleme und Müdigkeit.
Therapie
Mit Hilfe spezifischer Test- und Therapie-Ampullen teste ich kinesiologisch den Dickdarm, Dünndarm und Zwölffingerdarm auf Pilze, Dysbiose – d.h. eine Fehlbesiedelung mit unerwünschten Keimen – und eine Belastung durch Anaerobier, d.h. Bakterien, die in einer Umgebung ohne Sauerstoff leben können oder müssen. Entsprechend therapiere ich diese.
Dabei zeigt meine Erfahrung folgende grundlegende Erkenntnisse:
- Die Hauptursache für funktionelle Darmbeschwerden sind eine Pilzüberlagerung und/oder Dysbiose im Dickdarm und/oder eine Dysbiose im Dünndarm.
- Eine Pilzproblematik lässt sich meist nicht im Stuhl erkennen und vor allem nicht mit einer Ernährungsumstellung beseitigen.
- Probiotika können weder Pilz- noch Anaerobierbelastungen erfolgreich beheben, allenfalls deren Folgen abschwächen.
- Erst nach erfolgreicher Behandlung von Pilz- bzw. Anaerobierbelastungen wirken Probiotika effektiv. Das Prinzip lautet: Erst muss der „Dreck“ raus, bevor Gutes wirken kann.
Bei der Behandlung von Pilzen und Anaerobiern ist es von elementarer Bedeutung, zeitnah – innerhalb ein bis zwei Wochen – zu kontrollieren, ob die Therapiedauer ausreichend war oder ob eine Weiterbehandlung erforderlich ist.
Psychische Belastungen, die Einfluss auf Darmstörungen haben, werden ebenfalls getestet und entsprechend behandelt. Die Therapie ist dann abgeschlossen, wenn kein Therapeutikum bzw. Probiotikum mehr testet und der Patient keine Symptome mehr zeigt. Langfristig zeigt sich, dass nach der Beseitigung der „schlechten Anteile“ wie Pilze und Anaerobier häufig Probiotika notwendig sind, um das Mikrobiom und auch die Beschwerden nachhaltig zu heilen.
Die kinesiologischen Testungen haben immer wieder gezeigt:
- Nystatin ist nicht gleich Nystatin – manchmal muss man das Pilzmittel wechseln.
- Fermentierte Produkte mit Milchsäurebakterien sind eine sinnvolle Möglichkeit, um die Balance im Darm zu erhalten und testeten bisher sehr gut auf den Dickdarm.
- Klinopur-Zeolith testete sehr gut bei Dünndarmproblemen und ist bei der Behandlung des Leaky-Gut-Syndroms hilfreich
Fazit
Bei den meisten Menschen mit unklaren Darmproblemen liegt eine Kombination aus einer Pilzbelastung im Dickdarm und einer Dysbiose im Dickdarm und/oder Dünndarm vor. Durch die kinesiologische Testung kann man zielgenau zu einer individualisierten Darmsanierung kommen und damit eine gesunde, beschwerdefreie Darmfunktion erreichen. In der Mehrzahl der Fälle können durch eine suffiziente Darmsanierung auch sekundär belastete Organe wie die Haut oder der Magen mitgeheilt werden.
Und vor allem: Die beste langfristige Unterstützung für einen gesunden Darm ist die seelische Gesundheit sowie eine ausgewogene und typentsprechende Ernährung.