Grundlagen & Wirksamkeit der Akupunktur 

Die fernöstliche Medizin bringt eine große Faszination mit sich. Kein Wunder also, dass es immer mehr Studien zu deren Wirksamkeit gibt. Eine Studie ist der Frage nachgegangen, ob die Akupunktur im Vergleich zu einer Placebobehandlung Schmerzen verringern, die Schmerzqualität verändern und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule (HWS) verbessern kann.

Akupunktur & Wirksamkeit

"Zwei Dinge pflegen den Fortschritt der Medizin aufzuhalten: Autoritäten und Systeme." 

    Dr. Rudolf Virchow, (1821 - 1902), deutscher Arzt


Wie wirksam ist die Akupunktur? Dieses fernöstliche Heilverfahren ist Teil eines großen Gesamtkonzeptes der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) – gemeinsam mit der Kräuterheilkunde, der Ernährungslehre, Qi Gong/Tai Chi und Tuina. Alles „Andersartige“ fasziniert uns und es werden vermehrt Studien in vielen Bereichen der Medizin mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern durchgeführt, um die Wirksamkeit der Akupunktur zu untersuchen und nachzuweisen. 

Diesem Text liegt eine Studie zugrunde, die von Dr. Kuhlemann 1998 in der orthopädischen Universitätsklinik in Bochum durchgeführt wurde. Er ist der Frage nachgegangen:
... ob die Akupunktur im Vergleich zu einer Placebobehandlung zu einer Verringerung der Schmerzintensität, einer Veränderung der Schmerzqualität und zu einer Erweiterung der HWS-Beweglichkeit (Halswirbelsäule) im Rahmen einer stationär konservativen Therapie führen kann. Es sollte außerdem überprüft werden, inwiefern die Akupunktur einen Einfluss auf das psychische Befinden sowie die Funktionseinschränkung im Alltag hat, und ob die Therapieerfolge von der Einstellung zur Therapie abhängig sind. Es fanden bei beiden Gruppen, 10 Sitzungen statt, wobei die Behandlungsdauer 20 Minuten betrug.

Lesen Sie hier in Auszügen, was die Studie für einen hervorragenden Überblick über die traditionelle chinesische Medizin mit praktischen Anwendungsbeispielen gibt und welches Ergebnis sie am Ende erbrachte.

Ursprung und Geschichte

Die Entwicklung der Akupunktur begann vor mehr als 4000 Jahren in China. Ein berühmter Mythos über die ersten Erfahrungen der Menschheit mit Akupunktur erzählt von einem verletzten Krieger mit einer offenen Wunde. Dieser wurde von einem Pfeil getroffen, woraufhin die Wunde heilte.
Die ersten Behandlungen mit der Akupunktur werden in die Jungsteinzeit (Neolithikum) datiert. Damals wurden geschliffene Steine sowie Knochen- und Bambusnadeln benutzt, um Krankheiten zu heilen. Später entwickelte sich daraus die Therapie mit Nadeln aus Bronze, Silber und Gold.
Detaillierte Angaben über die Entwicklung der Akupunktur und der traditionellen chinesischen Medizin findet man jedoch erst mit dem Beginn der Shang-Dynastie (1766-1122 v. Chr.).

Gesundheitsbegriff

Der Begriff Krankheit bezeichnete keinesfalls ausschließlich nur ein körperliches oder seelisches Unwohlsein, sondern schloss soziokulturelle Faktoren mit ein. "In diesem Krankheitsverständnis der Menschen zur Zeit der Shang-Dynastie sieht man heute den Ursprung, das für die traditionelle chinesische Medizin so bedeutsamen ganzheitlichen Krankheitskonzeptes, in dem Gesundheit verstanden wird als ein Zustand der Harmonie des Menschen mit sich selbst, seiner sozialen Umwelt und der ihn umgebenden Natur" [42]. Krankheiten werden als Disharmonien in den Organen, die durch einen gestörten Energiefluss zustande kommen, angesehen.

Durch die Akupunktur und durch die Kräutermedizin kann dieses energetische Gleichgewicht wiederhergestellt werden [36].

Aus der Zeit der Zhou-Dynastie (1066-221 v. Chr.) stammen die Bezeichnungen der ersten Akupunkturpunkte durch den Arzt Pien Chio. Er war der erste chinesische Arzt, dessen Anwendung der Akupunkturtechnik historisch nachgewiesen werden konnte.

Qi

Weiterhin wurde damals erstmalig das Qi(Chi) definiert. Hierunter verstand man zunächst einen Dampf, der im menschlichen Körper Leben, Gesundheit, aber auch Krankheit hervorrief. Schließlich bezeichnete

  • Qi die Lebensenergie und wurde damit zu einem Grundbegriff der heutigen traditionellen chinesischen Medizin.

Im so genannten goldenen Zeitalters vom 5. bis 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden die wichtigsten chinesischen natur- und soziophilosophischen Gedankensysteme Taoismus und Konfuzianismus. Weiterhin wurde das umfassende und grundlegende historische Werk zur traditionellen chinesischen Medizin, Huang Di Nei Jing, das "Lehrbuch des gelben Kaisers", geschrieben [76]. Die Werke des griechischen Arztes Hippokrates, der von 466 bis 377 v. Chr. lebte und als Vater der westlichen Medizin gilt, entstammen einer jüngeren Epoche. Das "Nei Jing" kann damit als das älteste medizinische Werk der Welt gelten.
In Form eines Dialogs zwischen dem Kaiser und seinem Leibarzt Chi Po werden die klassischen therapeutischen und diagnostischen Prinzipien der traditionellen chinesischen Medizin beschrieben. Erstmalig finden sich genaue Anweisungen zu Akupunktur, Moxibustion, Schröpfkopfbehandlung sowie zur Zungen-, Puls- und allgemeinen klinischen Diagnostik. Außerdem wurden erstmals folgende für die TCM elementaren Modelle und Paradigmen dargestellt:

  • Qi, Yin und Yang, die fünf Elemente und die Meridiantheorien.

Man war nun in der Lage, die beobachteten Wirkungen in der chinesischen Medizin im Rahmen eigener Theorien zu interpretieren, zu erklären und voraussagbar zu machen.
Ferner schrieb der Arzt Zhang Zhong-jing (150-219 n. Chr.) damals sein Werk "Abhandlung über verschiedene Erkrankungen durch Kälteverletzung" (Shang-Han Za-Bing Lun). Hierin wird die besondere dialektische Diagnostik der chinesischen Medizin entwickelt, die bis auf den heutigen Tag Gültigkeit hat.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der chinesischen Heilkunde ist die Veröffentlichung des medizinischen Sammelwerks " Ben-Cao Gang-Mu" im Jahre 1578 durch Li Shi-Zhen.
Insgesamt sind uns mehr als sechstausend chinesische Bücher überliefert, die von den verschiedensten Heilmethoden berichten und die den Ärzten Chinas bis heute als Nachschlagewerke dienen [57].
Bis zum 19. Jahrhundert fand eine stetige Entwicklung und Differenzierung der chinesischen Medizin statt. Durch die Öffnung Chinas gegenüber dem Westen während der Opiumkriege (1840-1842) wurde die westliche Medizin über Missionare nach China gebracht. Sie wurde so enthusiastisch aufgenommen, dass die traditionelle chinesische Medizin 1929 durch Kuo Men Tan verboten wurde. Unter Mao Tse Tung, der die Notwendigkeit einer Synthese zwischen westlicher und chinesischer Medizin erkannt hatte, wurden Forschung und Lehre der traditionellen chinesischen Medizin wiederum enorm gefördert.

Die Entwicklung der Akupunktur in der westlichen Welt 

beginnt im 17. Jahrhundert.Der Terminus Akupunktur ist eine zu dieser Zeit von Europäern vollzogene Wortbildung ( acus = Nadel, pungere = stechen) [47]. Durch Chinareisende, welche größtenteils Jesuitenmissionare und Diplomaten waren, gelangten die ersten Akupunkturberichte in den Westen. Hierdurch kam es im 19. Jahrhundert erstmalig zum Aufblühen der Akupunktur in Frankreich. Nach Vicq d` Azyr waren es hauptsächlich Sarlandier und Cloquet, die in Frankreich praktizierten. 1826 veröffentlichte der Pariser Chirurg Jules Cloquet eine Übersicht von 300 Krankenberichten, worin er über die erfolgreiche Therapie von chronischem Rheuma, Kopfschmerzen, Allergien, Schmerzen nach Verletzungen und chronischen Entzündungen mittels dieser Behandlungsmethode berichtet. Nach der Veröffentlichung des Buches " L`acupuncture chinoise" durch den französischen Diplomaten Soulie de Mourant begannen sich auch in England, Italien, Deutschland, der UdSSR, Österreich und der Schweiz Gruppen zusammenzuschließen, die diese Methode praktizierten und erforschten [74]. Nixons Chinareise 1972 rückte die Akupunktur in den Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses.

In den letzten 30 Jahren entstanden folgende
Sonderformen der Akupunktur:

  • die Akupunktur des Kopfes, insbesondere der Ohrmuschel,
  • der Nase und
  • des Gesichtes,
  • sowie die Akupunktur der Hand und die Laserakupunktur.

Besondere Bedeutung erlangte die Ohrakupunktur (Auriculotherapie) die 1958 von dem französischen Arzt Nogier entwickelt wurde.
Hierbei geht man von der Vorstellung aus, dass das Schema des embryonalen menschlichen Körpers sich auf die Ohrmuschel projiziert und somit die Akupunkturpunkte den entsprechenden Körperregionen zugeordnet werden können. Die Ohrakupunktur wird vor allem auf dem Gebiet der Akupunkturanästhesie, sowie bei der Behandlung von Suchterkrankungen eingesetzt. In diesem Bereich wird die Akupunktur

  • bei der Raucherentwöhnung,
  • dem Alkohol und Rauschgiftentzug, sowie bei
  • der Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Fettsucht eingesetzt.

Einen bedeutenden Auftrieb erfuhr die Akupunktur, nachdem im Westen bekannt wurde, dass in China größere chirurgische Eingriffe unter Akupunkturanalgesie (Schmerzlosigkeit durch Akupunktur) durchgeführt wurden. Hierbei wird die Stimulation der Nadeln entweder durch manuelles Drehen mit der Hand oder durch Elektrostimulation bewirkt. Diese neue Methode nennt sich Elektroakupunktur (EA) oder Elektrostimulationsakupunktur.
Chinesischen Aussagen zufolge wurden in den 60er Jahren in China über 400000 größere chirurgische Eingriffe unter Akupunkturanalgesie vorgenommen [66]. Heutzutage werden jedoch weniger als 10% der Patienten so operiert. Dies ist vor allen Dingen darauf zurückzuführen, dass die Methode sehr zeitaufwendig, schwierig in der Anwendung und nicht hundertprozentig zuverlässig ist. Außerdem sind heutzutage auch in China chemische Anästhetika leicht zu bekommen.
Die somit verdeutlichte analgesierende Wirkung der Akupunktur hat die Untersuchungen zu den neurophysiologischen Wirkungsmechanismen in den letzten 20 Jahren in den Mittelpunkt der Forschungsarbeiten rücken lassen.

Chinesisches und westliches Denken 

In der Auseinandersetzung mit der traditionellen chinesischen Medizin ist der westliche Mensch zunächst mit den grundlegenden Unterschieden zwischen chinesischen und westlichen Denkmustern konfrontiert. Die Therapiekonzepte beider Systeme erzielen beachtliche Heilerfolge, obwohl sie auf voneinander abweichenden erkenntnistheoretischen Modellen beruhen. Im Folgenden soll versucht werden, die beiden Denkmodelle und ihre Implikationen voneinander abzugrenzen. 

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Die traditionelle chinesische Medizin versteht sich als eine ganzheitliche Heilmethode. Das bedeutet zum einen, dass der menschliche Organismus als eine organische Einheit gesehen wird, und zum anderen, dass auch die Beziehungen zwischen Mensch und Natur als eine Einheit zu sehen sind [57].
Die chinesische Medizin geht davon aus, dass die einzelnen Funktionseinheiten des Organismus (Organe) untereinander durch die Meridiane (Jing-Luo) miteinander verbunden sind. In den Meridianen fließt nach traditioneller Vorstellung das Qi, die Lebensenergie. Dieses Meridiansystem steht in einer Wechselbeziehung zwischen den einzelnen Speicher- und Hohlorganen und unterstützt den Austausch zwischen den inneren Organen und anderen Körperteilen [57].

Das System von Yin und Yang

Das Prinzip von Yin und Yang ist eine der Basistheorien der Traditionellen Chinesischen Medizin. In der gesamten Physiologie, Pathologie und östlichen Philosophie spiegelt sich die Auffassung wieder, dass alle Lebewesen und alle Dinge Yin und Yang aufweisen, zwei Aspekte, die gleichzeitig Gegensatz und Ergänzung sind, und dass die Interaktionen und die ständigen Bewegungen von Yin und Yang den Ursprung der Schöpfung und der permanenten Transformation der Lebewesen im Universum darstellen [71]. Die Begriffe Yin und Yang werden benutzt, um den immerwährenden Prozess natürlicher Veränderung zu erklären. Angewandt auf den Bereich der Medizin bedeutet dieses Gesetz, dass der Gesundheitszustand des Organismus vom Gleichgewicht von Yin und Yang abhängt, d.h. von der Homöostase (Aufrechterhaltung des so genannten inneren Milieus des Körpers mit Hilfe von Regelsystemen, z. B. Steuerung des Hormonhaushaltes) des Lebewesens im Rahmen der Umgebung und dass umgekehrt, eine Krankheit die Folge eines Bruchs in diesem Gleichgewichtssystem ist.

Yin 

Das Schriftzeichen Yin bedeutete ursprünglich die schattige Seite eines Hügels, womit Qualitäten wie Kälte, Ruhe, Empfänglichkeit, Passivität, Dunkelheit, Abnahme, das Innere und als Richtung das nach unten und einwärts Gehende verbunden werden.

Yang

Die ursprüngliche Bedeutung des Zeichens Yang war die sonnige Seite des Hügels. Der Begriff impliziert Helligkeit und bildet den Teil eines gebräuchlichen chinesischen Wortes für die Sonne. Yang wird mit folgenden Qualitäten assoziiert: Hitze, Anregung, Bewegung, Aktivität, Erregung, Vitalität, Licht, Zunahme, das Äußere, und als Richtung das nach oben und auswärts Gehende [27]. 

  • Auch Krankheiten und ihre Symptome werden im Rahmen der chinesischen Medizin nach Yin und Yang eingeteilt.
  • Typische Yang-Symptome sind z.B.:heftige, akut auftretende Schmerzen, die durch Druck oder Wärme verstärkt werden, Entzündungen, Fieber sowie ein kräftiger, schneller Puls.
  • Yin- Erkrankungen sind dagegen gekennzeichnet durch einen chronisch schleichenden Verlauf und gehen oft mit allgemeiner Schwäche, Müdigkeit und Kältegefühl im Körper einher[65].

Das Symbol für Yin und Yang

Das traditionelle taoistische Symbol veranschaulicht die Theorie von Yin und Yang. Der Kreis, der das Ganze repräsentiert, ist in Yin (schwarz) und Yang (weiß) unterteilt. Die kleinen Kreise in gegensätzlicher Farbe zeigen, dass innerhalb von Yin auch Yang enthalten ist, und umgekehrt. Die geschwungene Teilungslinie verdeutlicht das dynamische und fortwährende Ineinanderfließen von Yin und Yang - sie schaffen einander, kontrollieren einander und verwandeln sich ineinander.

Yin und Yang werden jeweils sechs Organe bzw. Meridiane zugeordnet. Die Yin-Organe werden auch als parenchymatöse oder Arbeitsorgane, bzw. im chinesischen "Zang-Organe" genannt. Die sechs Yang-Organe - im chinesischen "Fu-Organe" werden auch als Hohl- oder Speicherorgane bezeichnet.

Die fünf Wandlungsphasen - Die fünf Elemente

Bei dem System der "fünf Wandlungsphasen" oder "fünf Elemente" (chin.: "wuxing"; "wu" bedeutet die Zahl fünf und "xing" heißt, gehen) handelt es sich um ein Entsprechungssystem, in dem physische Abläufe oder Phänomene in "fünf Wandlungsphasen" eingeordnet werden. Im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin wurden verschiedenste Naturvorgänge und prozesshafte Abläufe in dieses System von fünf abstrakten Grundfaktoren eingeordnet. Es dient dazu, die ständigen Interaktionen zwischen den Lebewesen und den Dingen zu erklären und die Gesetze zu interpretieren, die ihre Evolution und ihre Transformation beherrschen.[68].
Auf die Medizin bezogen, stellt sie eine generelle und simplifizierte Vorstellung von den Mechanismen dar, mit denen der Mensch sein inneres Milieu gegenüber der Außenwelt aufrecht hält.

Die fünf Elemente in der TCM

Es gibt fünf Elemente, wobei jedem Element ein Yin-Organ zugeordnet wird:

  • Holz = Leber - Holz symbolisiert Aktivität, die im Wachstum begriffen ist.
  • Feuer = Herz - Feuer bezeichnet einen maximalen Aktivitätszustand am Wendepunkt.
  • Erde = Milz/Pankreas - Erde beschreibt Balance und Neutralität
  • Metall = Lunge - Metall steht für Aktivitäten, die sich vermindern.
  • Wasser = Niere - Aktivitäten, die den maximalen Ruhezustand erreicht haben. [27]

Beziehungen der fünf Elemente

Jedes Element bzw. jede Phase steht als Symbol für eine Kategorie verwandter Funktionen und Qualitäten. Darüber hinaus sind den fünf Wandlungsphasen eine Vielzahl von Qualitäten zugeordnet, wie z.B. Jahreszeiten, Farben, Geschmacksrichtungen, Gefühle, Himmelsrichtungen, klimatische Faktoren, Sinnesorgane, Nahrungsmittel und Entwicklungsstufen.

Die fünf Elemente stehen in einer innigen wechselseitigen Beziehung der gegenseitigen Förderung, wie auch der Hemmung, bzw. Kontrolle zueinander. Jeder Faktor hat einen Gegenfaktor, jeder Faktor wird von einem anderen beherrscht und beherrscht gleichzeitig einen anderen.

Jede Wandlungsphase hat zwei Facetten: produzieren und produziert werden. Sie verhält sich wie eine " Mutter" in Beziehung zu dem Element, welches ihr in einem pentagonalen Zyklus folgt und wie ein " Sohn" in Beziehung zu dem Element, das ihr vorausgeht.

Beispiel:
So produziert das Metall beispielsweise das Wasser; das Metall ist somit die Mutter des Wasserelementes. Umgekehrt wird das Metall von der Erde produziert und das Metall ist somit der Sohn der Erde. Die komplexen Zusammenhänge der fünf Wandlungsphasen sind ein Teilbestand, der für die Diagnostik und Therapie im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin von Bedeutung ist.

Wissenschaftliche Grundlagen

In der Diskussion über die Wirksamkeit der Akupunktur stehen zwei Fragen im Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses:

  • Hat die Akupunktur eine therapeutische Wirkung, die über eine Placebowirkung hinausgeht?
  • Wenn sie wirkt, welche neurophysiologischen Phänomene liegen ihren Wirkungsmechanismen zugrunde?

Es sind weltweit etwa 2000 Studien dokumentiert, die sich mit der Wirkung der Akupunktur befassen. Ein Großteil davon stammt aus China; weit über 200 Studien wurden im Westen veröffentlicht. Im Folgenden sollen einige Ergebnisse zusammengefasst und die gefundenen Wirkungsmechanismen erläutert werden.

Physikalische Phänomene an Akupunkturpunkten

Die nach traditioneller chinesischer Vorstellung in den Meridianen fließende Lebensenergie "Qi" deutete man im Westen als elektrische Energie und führte elektrophysiologische Untersuchungen an den Akupunkturpunkten durch. Es konnte gezeigt werden, dass der Hautwiderstand an den Akupunkturpunkten niedriger ist, als der der sie umgebenden Haut [1]. Aufgrund dieser Erkenntnis wurden sog. Punktsuchgeräte entwickelt. Diese Geräte messen den Hautwiderstand und sind mit akustischen oder optischen Signalen ausgestattet. Für den erfahrenen Akupunkteur sind diese Geräte nicht zuletzt wegen möglicher Fehlerquellen nicht von großer praktischer Bedeutung.

[60]. Auch bei der Elektroakupunktur nach Voll (Lesen Sie auch im Portal: "Bioresonanz" von W. Scheel) spielt der geringere Hautwiderstand an den Akupunkturpunkten eine maßgebliche Rolle. Anhand der individuell unterschiedlichen Widerstände an den einzelnen Akupunkturpunkten wird eine Diagnose erstellt und eine Therapie mit homöopathischen Medikamenten eingeleitet [73]. Die Wirksamkeit dieser Behandlung ist bisher jedoch nicht wissenschaftlich untersucht worden.
Neuroanatomische Untersuchungen [15] haben ergeben, dass bisher kein spezifisches anatomisches Korrelat für die Akupunkturpunkte gefunden werden konnte, sondern dass sich die Akupunkturpunkte von der übrigen Haut

  • durch eine besondere Lage von Gefäß- und Nervenstrukturen bzw.
  • durch eine besondere quantitative Verteilung verschiedener Rezeptoren, die auch an anderen Stellen der Körperoberfläche gefunden wurden, unterscheiden.

Triggerpunkte und Head`sche Zonen

Triggerpunkte sind muskuläre Reaktionszonen, die auf Reize wie Druck, Dehnung oder Temperaturänderung mit einem Schmerzausstrahlungsbild reagieren. Travell entdeckte, dass "trockenes Stechen" dieser Triggerpunkte mit Injektionsnadeln - also Stechen ohne die Injektion eines Medikaments, Schmerzerleichterung bewirkt [65]. Diese Behandlung ähnelt der Akupunktur von Locus-dolendi-Punkten, den sog. "Ah-Shi-Punkten" . In einer Untersuchung von Melzack et al. wurden anatomische Zeichnungen mit Lokalisation der Triggerpunkte mit chinesischen Akupunkturtafeln verglichen [39]. Wichen die Punktlokalisationen weniger als drei cm voneinander ab, so wurde dies als eine Übereinstimmung gewertet. Darüber hinaus wurde, das durch Druck entstehende Schmerzmuster, verglichen. Es konnte gezeigt werden, dass 71% der Akupunkturpunkte Triggerpunkten entsprechen.

1894 fanden Head und Mackenzie Wechselbeziehungen zwischen inneren Organen und Arealen der Körperoberfläche [26]. Die sog. Headschen Zonen beziehen ihre sensiblen Fasern aus demselben Rückenmarkssegment wie das erkrankte Organ. So erfolgt die Übertragung von Schmerzen eines inneren Organs eben auf die segmental zugehörigen Muskelzonen.
Auch die im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin beschriebenen sogenannten "Zustimmungs- ("Shu"-) Punkte und "Alarm"- ("Mu"-) Punkte entsprechen neurophysiologisch einer segmentalen Anordnung. Sie werden zur Diagnostik und Therapie der ihnen zugeordneten inneren Organe verwendet. Neurophysiologisch entspricht die Therapie über die Zustimmungspunkte einer direkten Organbeeinflussung [26].

Die Gate-Control-Theorie

Die im Jahre 1965 von Melzack und Wall entwickelte " Gate-Control-Theorie" besagt, dass im Rückenmark durch eine Stimulation von bestimmten Nervenfasern, Schmerzen gehemmt werden [40] und dass auf diese Weise die Schmerzen reduzierende Information bereits auf Rückenmarksebene einer zentrifugalen Kontrolle unterliegt [56]. Die Existenz solcher absteigender Hemmsysteme gilt inzwischen als gesichert. Der wesentliche Verdienst der Gate-Control-Theorie besteht darin, darauf hingewiesen zu haben, dass die Informationen, die Schmerzen hervorrufen, im Rückenmark bereits auf der Ebene der ersten zentralen Nervenzellen (Neurone), durch lokale und nachfolgende Einflüsse erheblich beeinflusst werden kann

Neurophysiologische Erkenntnisse

In den letzten 25 Jahren sind allein im deutsch- und englischsprachigen Raum weit über 200 Studien veröffentlicht worden, die die neurophysiologischen Grundlagen der Akupunktur untersucht haben. [45, 65, 66 in Dissertation weitere].

Hierdurch konnte erstmalig die Hypothese unterstützt werden, dass es durch die Akupunktur zur Ausschüttung von Substanzen innerhalb der Rückenmarksflüssigkeit kommt, welche Schmerzen aufheben können.

Eine dieser Studien erhärtete die Vermutung, dass die Akupunkturwirkung an einen im Blut zirkulierenden Faktor gebunden ist.
Die Hypophyse (hormonproduzierendes Organ im Gehirn) hat eine entscheidende Bedeutung für den Wirkungsmechanismus der Akupunktur. Darüber hinaus gibt es Studien, die den Zusammenhang von Serotonin und Noradrenalin (Hormone) und der Schmerzbefreiung durch Akupunktur untersuchten.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Akupunktur Nervenfasern im Muskel aktiviert, die Impulse ans Rückenmark entsenden und die drei Zentren: Mark (Medulla), Mittelhirn und Hypothalamus-Hypophyse (Teile des Zwischenhirns) erreichen und somit eine Schmerzaufhebung (Analgesie) bewirken.
Auf spinaler (Rückenmarks-) Ebene werden verschieden Endorphine (endogene Morphine) freigesetzt (siehe Abb.3.3).
Im Mittelhirn wird mit einem Endorphin das absteigende System aktiviert, das die Schmerzfortleitung im Rückenmark durch bündelnde Wirkung von Serotonin und Noradrenalin verhindert. Im dritten Zentrum, der Funktionseinheit Hypothalamus-Hypophyse kommt es zur Ausschüttung von ß- Endorphin in die Rückenmarksflüssigkeit und ins Blut. Auf welchem Weg das ß-Endorphin von der Hypophyse ins Gehirn gelangt und dort eine Schmerzaufhebung verursacht, ist jedoch noch nicht genau bekannt. [45]. Hier bedarf es noch weiterer Forschung.
Diese Ergebnisse zeigen, dass sich die analgetische Wirkungsweise der Akupunktur über die dargestellten neurophysiologischen Mechanismen erklären lässt. Eine reine Placebowirkung ist damit ausgeschlossen. Dennoch reichen diese Erkenntnisse nicht aus, die Wirkungsweise der Akupunktur in ihrer Gesamtheit zu erfassen.

Behandlungsmethode

Technik der Akupunktur

Die eigentlich anspruchsvolle Aufgabe für den behandelnden Arzt besteht in der Auswahl der Akupunkturpunkte, die nach den Regeln der traditionellen chinesischen Medizin erfolgt. Die praktische Durchführung der Akupunktur ist leicht erlernbar und es sollen im Folgenden einige Hinweise zur Durchführung einer Akupunkturbehandlung gegeben werden:

Akupunkturnadeln

Es gibt unterschiedliche Arten von Akupunkturnadeln. Hinsichtlich des Materials unterscheidet man zwischen Gold-, Silber- und Stahlnadeln. Nach den Angaben von klassischen Akupunkturtexten sollen Goldnadeln eine tonisierende (d.h. stärkende), Silbernadeln eine sedierende (d.h. Energie ableitende) und Stahlnadeln, eine neutrale Wirkung ausüben. In China werden heutzutage nur noch Stahlnadeln verwendet; Gold- und Silbernadeln werden nur noch bei der Ohrakupunktur benutzt. Die Dicke der Nadeln variiert von 0,2 - 0,6 mm; meist verwendet man 0,2 - 0,4 mm dicke Nadeln. Die Länge der Nadeln liegt zwischen 1 und 10 cm und bezieht sich auf den Nadelstiel ohne den Nadelgriff.

Weiterhin unterscheidet man Nadeln, die nach Sterilisation mehrfach verwendet werden können, von sterilen Einmalnadeln. Die Sterilisation der Nadeln erfolgt entweder durch Heißluftsterilisation bei 180° C oder durch Dampfsterilisation bei 120° C und 15 min bzw. 134° C und 5 min [26]. Eine Desinfektion der Nadeln durch Einlegen in Alkohol, wie man es teilweise noch in China beobachten kann, ist unzureichend und sollte schon aus forensischen (gerichtsmedizinischen)Gründen nicht durchgeführt werden. In der alltäglichen Praxis werden heutzutage meist sterile Einmalnadeln verwendet, die mit und ohne Führungsröhrchen zu erhalten sind.

Lagerung des Patienten

Die Akupunktur sollte möglichst am liegenden Patienten bei weitestgehender Entspannung durchgeführt werden. Falls in dieser Position nicht alle notwendigen Punkte erreichbar sind, kann die Behandlung auch in sitzender Position durchgeführt werden, sofern ein Kreislaufkollaps unwahrscheinlich ist und der Patient keine Beschwerden im LWS (Lendenwirbelsäulen)-Bereich hat.

Die Verweildauer der Nadeln beträgt 10 - 30 Minuten, entsprechend der Art der Erkrankung und der Konstitution des Patienten. Schwache, kurz andauernde Reize sind indiziert bei älteren Patienten und solchen mit schwacher Konstitution. Bei Patienten mit kräftiger Konstitution erfolgen starke, länger dauernde Reize [26].

Methoden der Punkt-Lokalisation

Akupunkturpunkte werden anhand von anatomischen Gegebenheiten oder markanten Körperstellen wie Muskel- und Sehnenansätze, Gelenke, Dornfortsätze, Hautbeugefalten, Brustwarze (Mamille), Nabel u.a. lokalisiert. Beim Auffinden des Akupunkturpunktes kommt dem Tastbefund (Palpation) eine besondere Rolle zu, da die Akupunkturpunkte häufig eine erhöhte Druckschmerzhaftigkeit aufweisen. Bei der Behandlung von schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates spielen druckschmerzhafte Stellen, die in diesem Fall nicht den Akupunkturpunkten entsprechen, eine wichtige Rolle. Sie werden Locus-dolendi-Punkte oder Ah-Shi-Punkte genannt und werden als lokale Punkte neben den spezifischen Akupunkturpunkten in der Therapie eingesetzt.

Die relative Maßeinheit in der chinesischen Medizin, mit deren Hilfe Entfernungen am Körper abgemessen werden, ist das Cun-Maß. Ein Cun entspricht bei gebeugtem Mittelfinger, dem Abstand zwischen den Enden der beiden Beugefalten des Mittelgliedes, bzw. einer Daumenbreite des Patienten. Stimmen das Cun-Maß des Arztes und des Patienten nicht überein, kann mit einem Cunometer, welches eine genaue Cun-Messung ermöglicht, gearbeitet werden.

Nadelstichtechnik

Die Akupunkturnadel wird zwischen Daumen einerseits und Zeige- und Mittelfinger andererseits gehalten. Hierbei können sowohl der Zeige- als auch der Mittelfinger zur Führung der Nadel benutzt werden. Der Einstich erfolgt senkrecht, schräg (30, 60 Grad) oder tangential (10 Grad). 

  • Die Einstichtiefe hängt von der anatomischen Beschaffenheit des jeweiligen Akupunkturpunktes und der Konstitution des Patienten ab und variiert von einigen Millimetern bis zu fünf und mehr Zentimetern.

Die Haut wird schnell durchstochen und die Nadel langsam in tiefere Gewebsschichten weitergeführt.
Weiterhin unterscheidet man eine tonisierende von einer sedierenden Nadeltechnik, die je nach Krankheitsbild gewählt wird. Die sedierende Nadeltechnik wird bei Erkrankungen vom Yang-Typ angewendet.
Diese Erkrankungen sind durch ein Übermaß an Energie charakterisiert und es finden sich

  • Symptome wie Hitze, Blutreichtum (Hyperämie),
  • ein "voller Puls", sowie eine Überfunktion der Organe.

Die Methode der Sedierung ist gekennzeichnet durch kräftige manuelle Stimulation, Stichrichtung gegen den Meridianverlauf, schnelles Drehen der Nadeln, eine kurze Verweildauer der Nadeln und ein schnelles Entfernen derselben.

Die tonisierende Technik wird bei Erkrankungen vom Schwäche-Yin-Typ, sog. Xu-Erkrankungen, angewendet. Sie beruhen aus chinesischer Sicht auf einer Schwäche der Lebensenergie und sind

  • durch Symptome wie Kälte, Mangeldurchblutung,
  • Pulsschwäche und eine Unterfunktion der Organe gekennzeichnet.

Eine tonisierende Wirkung erreicht man durch vorsichtige Akupunktur mit dünnen Nadeln, eine Stichrichtung der Nadeln im Meridianverlauf, eine lange Verweildauer der Akupunkturnadeln, langsames Entfernen der Nadeln mit anschließender leichter Massage des Punktes und eine fehlende bzw. nur milde Stimulation [63].

  • Bei der ausgleichenden bzw. neutralen Technik werden die Nadeln nicht manipuliert und die Verweildauer beträgt 20 Minuten.

Die Methode liegt in ihrer Anwendung zwischen Tonisieren und Sedieren. Man verwendet sie, wenn die Erkrankung nicht eindeutig dem Yin- oder Yang-Typ zugeordnet werden kann, bzw. eine Mischform darstellt.

"De-Qi-Gefühl"

Empfindet der Patient kurz nach dem Nadeleinstich

  • einen dumpfen Druck, ein Kribbeln,
  • ein Taubheits- bzw. Schweregefühl,
  • Wärme oder Kälte,

so spricht man auch vom sog. "De-Qi-Gefühl". Es zeigt den korrekten Sitz der Akupunkturnadel an und ist nicht zu verwechseln mit der kurzen, spitzen Empfindung beim Nadeleinstich. Weiterhin beobachtet man gelegentlich ein elektrisierendes Gefühl, welches sich entlang der Meridiane ausbreitet. Dieses Nadelphänomen wird "propagated sensation along the channel" (PSC) oder auch "Leitbahnphänomen" genannt [58].

Beispiel Halswirbelsäulensyndrom (HWS)

Die Akupunktur des HWS-Syndroms

Der klassischen Akupunkturbehandlung nach den Regeln der traditionellen chinesischen Medizin geht eine eingehende Anamnese mit Puls- und Zungendiagnostik und entsprechender Diagnose und die Auswahl einer für jeden Patienten individuell zusammengestellten Punktekombination voraus. Aus Gründen der wissenschaftlichen Vergleichbarkeit haben wir uns bei der Akupunktur des HWS-Syndroms auf die nach chinesischer Pathophysiologie zu unterscheidenden zwei Hauptformen des HWS-Syndroms beschränkt. Je nach Schmerzlokalisation - d.h. lateral bzw. medial - wurde der Patient nach einem standardisierten Punkteschema behandelt und die Akupunkturnadeln wurden in neutraler Technik gesetzt (siehe oben).

Nach chinesischer Pathophysiologie werden entsprechend der Schmerzlokalisation und -ausstrahlung zwei Formen von HWS-Syndromen unterschieden:

  • Bei der ersten Form treten die Schmerzen im mittleren HWS-Bereich auf und werden dem Blasen- und Dünndarmmeridian zugeordnet (Tai-Yang-Achse). Hierbei ist in erster Linie die Neigung (Inklination) und Zurückbiegen (Reklination) des Kopfes schmerzhaft eingeschränkt.

Entsprechend werden bei der Therapie neben den lokalen Schmerzpunkten (Ah-Shi-Punkte), Fernpunkte auf dem Blasen- und Dünndarmmeridian gewählt.

  • Bei dem seitlichen HWS-Typ (Shao-Yang-Typ) treten die Schmerzen überwiegend bei der seitlichen Kopfdrehung auf. Die Schmerzausstrahlung entspricht dem Verlauf des Sanjiao- und des Gallenblasenmeridians.

An zwei Beispielen sollen die Punkte mit ihrer Lokalisation, sowie ihren Indikationen und Besonderheiten kurz vorgestellt werden:

Akupunkturpunkte der medialen (zur Körpermitte hin) Form des HWS-Syndroms ("Tai-Yang-Typ")

Blase 11 (Dashu)
Der Punkt Bl 11 wird lokalisiert 1,5 Cun seitlich vom Unterrand des ersten Brustwirbel-Dornfortsatzes. Nach Stux kann er verwendet werden bei:

  • okzipitalen Kopfschmerzen,
  • HWS-Syndrom,
  • Asthma bronchiale,
  • Husten und Fieber.

Darüber hinaus ist er nach traditioneller Vorstellung ein sog. " einflussreicher Punkt" und "Meisterpunkt" für Knochen und kann daher zusätzlich bei:

  • Knochenerkrankungen und
  • rheumatoider Arthritis angewendet werden.

Akupunkturpunkte der lateralen (seitlichen) Form des HWS-Syndroms (Shao-Yang-Typ):
Beispiel:
Gallenblase 39 (Xuanzhong)
Der Punkt Gb 39 wird lokalisiert zwischen dem Hinterrand der Fibula und der Sehne der Musculi peronaeus longus und brevis, 3 Cun vom Malleolus lateralis (siehe Abbildung).
Er ist ein wichtiger Fernpunkt zur Therapie des HWS-Syndroms und dient als "Ableitungspunkt" zur Therapie von "Füllezuständen" im Kopfbereich

  • wie Migräne,
  • Fieber,
  • Schnupfen,
  • Hals- und Rachenschmerzen.

Nach traditioneller Überlieferung ist er der Meisterpunkt für das Knochenmark und kann somit bei Bluterkrankungen eingesetzt werden. Gb 39 ist der Treffpunkt der 3 Yang-Meridiane am Bein (Ma, Gb, Bl ) und löst nach chinesischer Vorstellung Wind, Feuchtigkeit und Hitze auf.

Nebenwirkungen der Akupunktur

Die Akupunktur ist im Gegensatz zu vielen Behandlungsmethoden eine Therapie, die - wenn sie von einem erfahrenen Akupunkteur durchgeführt wird - praktisch frei von Nebenwirkungen ist. Dennoch gibt es mögliche Komplikationen, die im Folgenden dargestellt werden sollen.

Ähnlich wie bei anderen Injektionstherapien und wie bei der Blutabnahme kann es während der Akupunktursitzung v.a. bei ängstlichen und kreislaufschwachen Patienten

  • zu einem sog. Nadelkollaps bzw. einem Ohnmachtsanfall kommen. Er tritt in ca. 5% der Fälle der Patienten während der ersten Behandlungen auf. Aus diesem Grunde sollten die ersten Akupunkturbehandlungen im Liegen durchgeführt werden.

Durch Entfernen der Nadeln und Hochlagerung der Beine kann die Symptomatik meist rasch gebessert werden.

  • In sehr seltenen Fällen kann durch die Akupunktur ein Krampfanfall ausgelöst werden.

Auch in diesem Fall sollten die Nadeln entfernt werden. Es gibt zwei wichtige Notfallpunkte, durch deren Akupunktur bzw. kräftige Akupressur Krampfanfälle häufig durchbrochen werden können:
Lokale Infektionen der Haut sind in der Praxis bei der Verwendung von sterilen Nadeln und Beachtung allgemeiner hygienischer Regeln fast nie zu beobachten, da die Abwehrkraft des Gewebes gegenüber einer glatten, geschlossenen Metallnadel offenbar sehr hoch ist und mögliches Keimmaterial bereits in den oberen Hautschichten abgestriffen wird [65]. Bei der Verwendung steriler Einmalnadeln ist daher eine lokale Desinfektion der Haut nicht nötig.
Anders verhält es sich bei der Ohrakupunktur, v.a. bei der Verwendung von Dauernadeln.

  •  Hierbei kann es zu Infektionen des Knorpels kommen und es sollte daher bei der Ohrakupunktur immer eine gründliche Desinfektion der Ohren vorgenommen werden.

Die Schmerzen, die beim Einstich der Akupunkturnadel in die Haut auftreten können, lassen sich durch Verwendung hochwertiger Akupunkturnadeln und einer geschickten Nadelungstechnik, wobei die Nadel schnell in die Haut eindringt, in der Regel auf ein Minimum reduzieren.

Es ist wichtig, den Patienten darauf hinzuweisen, dass er sich während der Behandlungsdauer nicht bewegt, da Muskelbewegungen des Patienten zu Verschiebungen der Nadel im Gewebe und damit zu Schmerzsensationen führen können. Auch sollte man ihn darüber informieren, dass es gelegentlich zu einem stromstoßartigen, plötzlich einschießendem Gefühl (PSC) beim Nadeleinstich kommen kann. Dieses kann auftreten, sobald die Nadel auf den Akupunkturpunkt trifft und es strahlt häufig entlang des entsprechenden Meridians aus (siehe De-Qi-Gefühl).

Indikationen

Die Akupunktur ist im Gegensatz zu vielen Behandlungsmethoden eine Therapie, die - wenn sie von einem erfahrenen Akupunkteur durchgeführt wird - praktisch frei von Nebenwirkungen ist.

Die Behandlung der Übelkeit während der Schwangerschaft und die Geburtserleichterung durch den Einsatz analgetischer, beruhigender und wehenauslösender Punkte ist eine geeignete Indikation für eine Akupunkturbehandlung.

Lesen Sie auch im Portal: Akupunktur/WHO Indikationen

Gegenanzeigen

Die Akupunktur kann in der Regel bei Patienten jeden Alters durchgeführt werden. 

  • Bei Kleinkindern oder bei besonders schmerzempfindlichen Patienten empfiehlt sich jedoch die Verwendung besonders dünner Akupunkturnadeln oder die Anwendung einer Laserakupunktur, die völlig schmerzfrei ist.

Die Akupunktur in der Schwangerschaft muss unter zwei Gesichtspunkten betrachtet werden:

  • Es gibt Akupunkturpunkte mit hormoneller Wirkung, deren Verwendung auch zu einem Abort führen kann (MP 6, Bl 31, Ni 6, Di 4). Diese Punkte dürfen auf keinen Fall während einer Schwangerschaft benutzt werden.

Studienergebnis

Das Ergebnis der Studie brachte für die medizinische Fachwelt keinen bedeutenden Unterschied zutage:
"Insgesamt wurde eine höhere Beweglichkeit bei der Akupunkturgruppe am Behandlungsende gemessen, wobei die Werte jedoch nicht signifikant sind. Bei den Messungen zum Schmerzerleben gibt es keinen Nachweis für ein konsistentes Ergebnismuster oder signifikant bessere Einzelergebnisse der Akupunkturgruppe. Dasselbe gilt für die Messungen der Schmerzqualität.
Lediglich die Einstellung zur Therapie ist zu beiden Zeitpunkten in der Akupunkturgruppe deutlich positiver. Die Patienten der Akupunkturgruppe gaben bei der Zwischenerhebung eine stärkere, aber nicht signifikante Verringerung der Schmerzen an als die Vergleichsgruppe, dasselbe gilt für die Messung am Behandlungsende. In der Nacherhebung wurden zwischen den untersuchten Patienten der beiden Behandlungsgruppen keine Unterschiede hinsichtlich Schmerzerleben und Schmerzqualität festgestellt(….) Andererseits gibt es Studien, die die Wirksamkeit einer Akupunkturbehandlung bei schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates zeigen konnten. Molsberger hat festgestellt, dass 75 von 88 Studien bei diesen Krankheitsbildern ein positives Ergebnis der Akupunktur nachweisen konnten."
 [41]

Für uns und unsere Leser bedeutsame Hinweise:

"Zunächst sollte man die Behandlungsdauer beim Zervikalsyndrom in dieser Studie kritisch betrachten. Die Therapieprinzipien anerkannter Akupunkturlehrbücher fordern bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen eine entsprechend lange Behandlungsdauer von 2-3 Monaten [36, 71, 76]. Eine Behandlungsdauer von zehn Tagen – auch wenn sie täglich durchgeführt wird – stellt demzufolge im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin noch keine ausreichende Therapie dar. Damit bleibt offen, ob eine Behandlung über einen längeren Zeitraum nicht zu besseren Ergebnissen geführt hätte(…..) Ein weiterer Aspekt, der möglicherweise eine Rolle spielt, ist der Umstand, dass beide Behandlungsgruppen während des stationären Aufenthaltes das komplette konservative Therapiespektrum unserer Klinik erhielten. Es ist daher anzunehmen, dass die umfassende Anwendung dieser Therapiemaßnahmen bereits einen hohen Behandlungseffekt hat. Insofern kann diese Studie nur erfassen, welchen Effekt die Akupunkturbehandlung zusätzlich zum durchgeführten Tagesprogramm im Vergleich zu einer Placebobehandlung erzielt hat. (…) Die Akupunktur hat einen Effekt bei der Therapie des Zervikalsyndroms; jedoch sind die Unterschiede in den beiden untersuchten Gruppen aufgrund der kurzen Behandlungsdauer und des nicht unerheblichen Effektes der konservativen stationären Therapie nicht signifikant nachzuweisen(….) Es sollten daher weitere Studien über einen längeren Behandlungszeitraum erfolgen, wobei die Akupunktur möglichst alleine gegen eine Placebobehandlung und/oder eine Standardtherapie verglichen wird."
Dieser Meinung möchten wir uns anschließen. Und anmerken, dass Schmerzmedikamente unserer Meinung nach sicherlich die Behandlungserfolge beeinflussen. Unabhängig davon, ist diese Studie ein äußerst wertvoller Beitrag für alle, die an alternativen Heilmethoden interessiert sind und fundierte Informationen suchen.

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  • [45] POMERANZ, B., CHENG, R., LAW, P. (1977) Acupuncture reduces electrophysiological and behavioral responses to noxious stimuli: pituitary is implicated Exp. Neurol 54: 172-178
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  • [73] VOLL, R. (1971) Elektroakupunktur. Anderthalb Jahrzehnte Forschung und Erfahrung in Diagnostik und Therapie ML-Verlag, Uelzen
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Autor/en dieses Beitrages:
, FA. für Allgemeinmedizin aus Freiburg
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