Ursprung und Geschichte
Der Ursprung von Shiatsu liegt in der traditionellen chinesischen Massage, die seit mehr als 5000 Jahren betrieben wird. Diese Kunst wurde während der letzten Jahrhunderte in Japan weiterentwickelt und verfeinert und hat sich als professionelle und klinische Heilkunst etabliert. Es ist eine anerkannte und erfolgreiche Methode der Gesundheitsprophylaxe und Therapie, weil es eine Brücke zwischen fernöstlicher Erfahrungsmedizin und auch in Europa bekannten Massagetechniken schlägt. Shiatsu heißt - wörtlich übersetzt - Fingerdruck. Näher betrachtet, geht eine Shiatsu-Behandlung mit ihren unterschiedlichen Druck-, Atem- und Dehnungstechniken jedoch weit über diese Möglichkeit hinaus.
Der Mensch wird als Teil der lebendigen Natur gesehen und diese Sichtweise kann eine Veränderung der Einstellung zu Gesundheit und Krankheit ermöglichen.
Behandlungsmethode
Shiatsu ist eine ganzheitliche Therapieform. Das Wissen um den menschlichen Körper als Energiesystem, das in Energiebahnen zirkuliert und die Organe und Körperfunktionen mit Energie versorgt, ist die Grundlage der fernöstlichen Medizin, in die Shiatsu eingebettet ist.
Auf der Erkenntnis basierend, dass bei Krankheit eine gestörte Energiesituation vorliegt und durch die Behandlung verbessert oder von vornherein vermieden werden kann, wenn die Lebensenergie (Ch'i) im Gleichgewicht ist, werden durch Shiatsu die Körpermeridiane mittels Druck- und Dehnungstechniken beeinflusst (jap.: shi = Finger, atsu = Druck).
Durch Harmonisierung des Energieflusses in den Meridianen werden Blockaden gelöst und die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers aktiviert.
Im Krankheitsfall bietet Shiatsu mit Hilfe einer gründlichen Diagnose (im Sinne der östlichen Medizin, z.B Hara oder Pulsdiagnose), eine individuell abgestimmte Behandlungsform, die blockierte Energien wieder frei fließen lässt.
Meridiane-Ströme der Lebensenergie
Die Meridiane wurden schon vor Jahrtausenden genau beschrieben: 12 Haupt- und mehrere Nebenmeridiane, die miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen, bilden ein umfangreiches System energetischer Versorgung des ganzen Menschen. Sie verlaufen, bis auf die so genannten Steuermeridiane, auf beiden Körperseiten und sind jeweils nach dem Organ benannt, dessen spezieller Unterstützung sie dienen.
Die Bedeutung der Meridiane geht jedoch weit über die reine Organversorgung hinaus, da praktisch alle Vorgänge im Menschen durch sie beeinflusst werden. Besondere Belastungen seelischer oder körperlicher Art können die Zirkulation im Meridiansystem stören und damit zu Energieblockaden führen. Mögliche Folgen sind Stress, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder auch Organfunktionsstörungen. Krankheiten stellen demnach ein energetisches Ungleichgewicht dar.
Die Energiebahnen sind in ihren Funktionen paarweise zusammengefasst und fließen im Körper entweder von oben nach unten (Yang-Energie) oder von unten nach oben (Yin-Energie), was für den Behandlungsablauf entscheidend ist. Alle Energiebahnen sind auf jeder Körperseite vorhanden. Ausnahmen bilden die als Steuermeridiane bezeichneten beiden mittleren Energiebahnen.
Wirkungsweise
Gesundheit und Wohlbefinden sind Zustände harmonischer Ausgewogenheit durch ein gleichmäßiges Fließen der Energie in allen Meridianen.
Durch die Behandlung wird ein ganz bestimmter Reiz auf das Energiesystem ausgeübt, der die Selbstheilungskräfte anregt und als eine Art Ordnungshilfe bei der Gesunderhaltung wirkt.
Shiatsu kann bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden und es verbessert den Gesundheitszustand ganz allgemein. Besonders wirksam ist eine regelmäßige Behandlung, denn sie bietet eine umfassende Prophylaxe. Im modernen Japan macht man sich diese Erkenntnis zunutze, um den durch Hektik, Stress und Lärm entfremdeten Menschen wieder in die Natur zu integrieren und auf diese Weise Gesundheitsstörungen vorzubeugen.
Richtungen
Zu weiteren Richtungen lesen Sie bitte hier weiter:
Hauptanwendungsgebiete
Die Lehre von den fünf Wandlungsphasen bildet den naturorientierten, philosophischen Hintergrund der fernöstlichen Medizin.
Während die westliche Medizin auf der Grundlage von Anatomie, Histologie, Physiologie und Biochemie nach Organveränderungen sucht, steht im Mittelpunkt der östlichen Sichtweise die Dynamik der körperlichen und geistigen Prozesse. Die stoffbezogene Wissenschaft tritt in den Hintergrund und der Mensch wird in seiner Gesamtheit gesehen. Der Therapeut versucht, sich ein Bild von der Funktionsstörung zu machen. Dabei werden nicht nur die körperlichen, sondern auch die geistig-seelischen Prozesse miteinbezogen und wahrgenommen. Deshalb gehört zu einer umfassenden Behandlung nicht nur die Diagnose und die manuelle Anwendung, sondern auch die Beratung zur Umstellung des Ernährungsverhaltens, der Lebensführung und die Anleitung zu speziellen Körperübungen.
Shiatsu hilft:
- in der Gesundheitsprophylaxe durch Stärkung der Abwehrkräfte.
- die Stoffwechselvorgänge und Zellversorgung durch eine verbesserte Durchblutung anzuregen.
- die Beweglichkeit und die Muskelelastizität zu steigern.
- eine Haltungs- und Atmungsverbesserung zu erzielen.
- die Organfunktionen zu unterstützen.
- Mutter und Kind in der Schwangerschaft zu stärken.
- durch Linderung bei unterschiedlichen Schmerzzuständen wie Kopf-, Nacken-, Rücken- und Menstruationsbeschwerden.
- psychische Spannungen und Schwankungen günstig zu beeinflussen.
- Chronische Krankheitsbilder können gemildert werden.
Grenzen
Kein Shiatsu:
- direkt nach einer Mahlzeit oder nach Alkoholgenuss -
- bei chronisch hohem Blutdruck (dazu ist eine spezielle Behandlung von nöten)
- bei Infektionskrankheiten und Fieber
- nach Operationen, Knochenbrüchen und Zerrungen
Was Therapeuten beachten müssen:
- keinen Druck auf Krampfadern auszuüben.
- bei alten und gebrechlichen Menschen nur sanften Druck einzusetzen.
- die Besonderheiten bei Schwangeren zu beachten.
Shiatsu-Geben
Shiatsu kann grundsätzlich von jedem Menschen angewendet werden, da es nicht schwierig ist, die Techniken zu erlernen. Wenn uns eine bestimmte Stelle schmerzt, berühren wir sie instinktiv, ohne besonders darüber nachzudenken. Bei Kopf- oder Zahnschmerzen beispielsweise oder bei einem Stoß ans Knie, reiben wir sofort an dieser Stelle, um eine Linderung im betroffenen Bereich zu erzielen.
Beim Shiatsu-Geben steckt ein bestimmtes System des Berührens dahinter, eine geordnete Methode, die durch eine/n erfahrenen Therapeuten/-in erlernt werden kann. Als aufmerksamer Laie müssen Sie nicht gleich die gesamte fernöstliche Philosophie in Ihr Handeln miteinbeziehen, um wirkungsvoll Shiatsu geben zu können. Wichtig sind Ihre aufmerksame Haltung und die gute Absicht. (Vielleicht wird ja Ihr Interesse geweckt, sich an anderer Stelle etwas weiter in die Hintergründe der Methode hineinzudenken.)
Sobald Sie sich mit den Grundregeln vertraut gemacht haben, können Sie mit Shiatsu beginnen.
Die einzelnen Meridiane und ihre Abkürzungen im Überblick |
---|
Bl = Blasen-Meridian |
Di = Dickdarm-Meridian |
3E = Dreifacherwärmer-Meridian |
Du = Dünndarm-Meridian |
Ga = Gallenblasen-Meridian |
He = Herz-Meridian |
Kr = Kreislauf-Meridian |
Le = Leber-Meridian |
Lu = Lungen-Meridian |
Mi = Milz-Meridian |
Ma = Magen-Meridian |
Ni = Nieren-Meridian |
KG = Konzeptions-Gefäß (»Ren Mai«), Steuermeridian auf der Körpervorderseite |
LG = Lenker-Gefäß (»Du Mai«), Steuermeridian auf der Körperrückseite |
Die den einzelnen Meridianen zugeordneten Punkte sind fortlaufend nummeriert. Am Beispiel des Nieren-Meridians: Dieser Meridian umfasst 27 Punkte (Ni 1 bis Ni 27). Ni 1 ist der Ausgangspunkt des Nieren-Meridians, Ni 27 sein Endpunkt (siehe oben Abb. Meridianumläufe).