Gänseblümchen und seine Heilwirkung 

So verbreitet das Gänseblümchen (Bellis perennis) ist, so wenig bekannt ist seine Heilwirkung. Ob als Aufguss oder Saft – Das robuste und kraftvolle Gänseblümchen bietet Hilfe bei Insektenstichen, Wunden und Husten.
Der Beitrag über Gänseblümchen entstammt dem Buch „Altes Kräuterwissen aus dem Harz“ von Hilde Thoms aus dem Verlag Bussert & Stadeler.

 

 

»Wie sehr der Winter sich auch müht, wo man nur etwas Grünes sieht, das kleine Gänseblümchen.«
Heinz Kahlau

Gänseblümchen – Botanisches zu Bellis perennis

Bellis [= die Schöne] blüht perennis, das meint: das ganze Jahr und überall. Es ist das erste Blümchen, das vor allem Kinder pflücken und sich daraus ein Kränzchen flechten. Es wächst und blüht auf allen Rasenflächen, solange das Gras nicht zu hoch ist. Mit seinen goldgelben Staubbeuteln verziert es die eintönigen Grünflächen. Bevorzugte Standorte sind auch Weiden, Bahndämme und Gärten. Früher war diese Blume auf dem Gänse-Anger zu Hause, weil die Gänse das Gras kurz hielten und weil die Pflanze auf dem Anger wie die Gänse auf einem Bein steht, daher auch der Name. Marienblümchen und Maßliebchen wird sie auch genannt, weil sie auf jedem Feld [Mas = im Keltischen das Feld] anzutreffen und lieblich anzuschauen ist. Das Gänseblümchen bildet eine grundständige Rosette mit Korbblüten, die aus weißen bis rosafarbenen Zungenblüten und gelben Röhrenblüten bestehen. Sie ähnelt der Margerite und ist wie diese eine Orakelblume. Die Randblüten werden gezupft und abgezählt: Er liebt mich, er liebt mich nicht … Das Gänseblümchen fand in die Herzen der Menschen und in die Literatur Eingang als Bescheidene, als Symbol für die ritterliche Liebe und die Mutterliebe.

Die Kraft des Gänseblümchens

In Grasbeständen steht sie in Konkurrenz mit vielen anderen Pflanzen und besteht als ausdauernde Komponente. Reißt man die Blüte ab oder wird sie von den Gänsen gefressen, so wächst sie einfach nach, immer und immer wieder. Tritt man sie um, richtet sie sich nach kurzer Zeit wieder auf und leuchtet der Sonne entgegen. Wie sollte eine Pflanze, die so viel Kraft hat, nicht auch entsprechende Heilkräfte besitzen? Sie wendet sich immer der Sonne zu, aber bei Regen und nachts senkt das Gänseblümchen ihr Köpfchen und ruht sich aus. Wie viele Frühjahrsblumen sollen auch Gänseblümchen vor Fieber schützen, wenn man die ersten drei Blüten, die man findet, isst. Auf alle Fälle helfen sie bei Frühjahrsmüdigkeit, sind sie doch die ersten Boten des sich erneuernden Lebens um uns. Sie sind Symbole der Grünkraft, siegreiche Kämpfer gegen Eis und Kälte, und ihre Kräfte gehen auf den Pflücker über. Wichtig dabei ist wohl das Finden, denn Ungesucht bedeutet Heilerfolg.

Geschichte einer Heilpflanze

In den alten Schriften der Antike sucht man das Gänseblümchen vergebens. Erst in den Kräuterbüchern von Fuchs und Lonicerus wird es beschrieben, danach wieder vergessen, so dass die Pflanze in Kräuterbüchern des 19. und auch noch des 20. Jahrhunderts so gut wie nicht zu finden ist. Es ist also an der Zeit, das Maßliebchen als Heilpflanze ein wenig auf den Sockel zu heben.

Wirkstoffe

Die kräftigen Wirkstoffe sind in den Röhrenblüten, sie enthalten Saponin, ätherisches Öl, Bitter- und Gerbstoffe, Flavonoide und Schleim. In neueren Studien sind antimikrobielle und antilipidämische Wirkungen nachgewiesen worden.

Anwendung in der Heilkunde

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Als kleine Schwester der Arnika ist das Gänseblümchen als entzündungshemmendes Wundpflaster ein Helfer für unterwegs. Zerrieben oder zerquetscht ist der Saft bei Insektenstichen oder Folgen von Brennnesselkontakt ein heilender Verband. Die Schmerzen vergehen schneller und der Juckreiz wird gelindert. Ein Aufguss dient als Gesichtswasser bei unreiner Haut, hilft sogar bei Lippenherpes. Bäder helfen bei Blutergüssen, Entzündungen der Haut und Ausschlägen. Dazu kann auch ein Absud aus Blättern verwendet werden.
Die adstringierende und entschleimende Wirkung ist bei Katarrhen der Atemwege und zur Erleichterung des Abhustens angezeigt. Auch Magen-Darm-Katarrhe und Durchfallbeschwerden können gelindert werden. Das Gänseblümchen ist auch die Angelika der Gebärmutter! Die Droge lindert Menstruationsbeschwerden und wird empfohlen bei Entzündungen im Beckenbereich. Auch hat sie Einfluss auf die Psyche: So wie das Gänseblümchen sich immer wieder aufrichtet, richtet es auch uns auf und stärkt uns.

Rezepte aus der Kräuterküche

Für einen Aufguss werden 2 Teelöffel mit 250 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Minuten ziehen und trinkt 2 Tassen täglich über 4 Wochen.
Die gleiche Wirkung hat auch ein Kaltauszug.
Der Saft der Blütenköpfchen mit Rohrzucker vermischt, ergibt einen Sirup als Hustenmedizin.

Die inneren zarten Blättchen und Blüten bereichern als appetitanregendes Wildgemüse auch unseren Speiseplan. Sie eignen sich für Salate, Gemüsegerichte und Suppen.
In Quark kommt der nussige Geschmack zur Geltung, wenn die Knospen statt der bitteren Blüten verarbeitet werden. Die Blätter erinnern mit einem säuerlichen Geschmack an Sauerampfer.
Man kann die knospigen Blüten auch wie Kapern in Essig und Öl anmachen.

Auch Bienenhonig, mit den Blüten vermischt und für 20 Tage dunkel gestellt und danach abgefiltert, lässt sich teelöffelweise bei Husten einsetzen oder dem Tee beigeben.

Thoms, Hilde: Altes Kräuterwissen aus dem Harz. Verlag Bussert und Stadeler, 2015 (gebundene Ausgabe, 232 Seiten), ISBN 978-3942115964 In diesem reich bebilderten und liebevoll gestalteten Buch nimmt Frau Thoms ihre Leser mit auf eine Reise zu den magischen Orten des Harzes. Dabei verrät sie spannende Details zu ganz alltäglichen sowie selteneren Heilpflanzen. Ganz praktisch wird es bei den vielen kleinen Rezepten mit denen der Leser das alte Heilwissen ganz konkret für sich nutzen kann. Ein Buch, das Kultur, Natur und Heilkunde auf wunderbare Weise verbindet.

Foto Gänseblümchen: Clemens Bussert

Autorin: Hilde Thoms, Pharmazie-Ingenieurin

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