Lockdown fördert Kurzsichtigkeit bei Kindern Bewegungsmangel und ständige Naharbeit sorgen für typische Beschwerdemuster

Seit Beginn der Corona-Pandemie verbringen wir mehr Zeit vor Smartphone, Tablet und PC. Mit bösen Folgen für unsere Augen: Ärzte verzeichnen eine spürbare Zunahme der Kurzsichtigkeit bei Schülerern und Studenten. Hinzu kommen können Netzhautschäden durch Blaulicht der Geräte sowie Augen- und Kopfschmerzen, trockene Augen und Verspannungen.

(12./18.02.2021/) Auf der einen Seite können wir froh sein, dass dank Digitalisierung Informationsaustausch auch ohne reale Kontakte möglich ist, auf der anderen Seite zeigen sich nun vermehrt auch
die negativen Auswirkungen von Homeschooling und Homeoffice.

Da wir die meisten Informationen mit den Augen aufnehmen, leiden unsere Augen besonders an Folgen des hohen digitalen Konsums. Denn die menschlichen Augen sind nicht für dauerhaftes Nahsehen auf Displays ausgelegt. Sie werden vom dauernden Blick in die Nähe stark belastet. Und die Gefahren für die Augen bestehen selbst an Arbeitsplätzen, die nach aktuellem Stand „ergonomisch“ sind.

Computer Vision Syndrome

Bewegungsmangel und ständige Naharbeit sorgen häufig für einen Komplex mit typischen Beschwerdemustern, die in der Wissenschaft unter dem Begriff Computer Vision Syndrome (CSV) zusammengefasst werden. Typische Beschwerden sind Kopfschmerzen, Augenschmerzen, trockene Augen, Verspannungen und Haltungsbeschwerden sowie Unschärfe und Doppeltsehen. Ausgelöst werden diese durch die statische Tätigkeit und eine hohe Konzentration auf das Display.

Tipp: Sorgen Sie für Abwechslung und schauen Sie immer wieder mal in die Ferne. Blinzeln Sie regelmäßig und machen Sie Pausen!

Zunehmende Kurzsichtigkeit

Prof. Dr. Stephan Degle, Fachbereich SciTec der EAH Jena, berichtet: „Bei Schülern und Studierenden sehen wir sowohl in der optometrischen Forschung als auch in der Praxis, dass es in den vergangenen Monaten in zahlreichen Fällen zur einer ,coronabedingten‘ starken Zunahme von Kurzsichtigkeit kommt. Dabei hat der Anstieg von Kurzsichtigkeit nichts direkt mit dem Virus zu tun, vielmehr ist er die Folge davon, dass wir so viel mehr in die Nähe schauen. Auch wenn Kurzsichtigkeit selbst keine Krankheit ist, so ist es wichtig einem raschen Anstieg gezielt entgegenzuwirken. Denn ein schneller Anstieg kann fatale Folgen für die Augengesundheit haben und irreparable Schäden bewirken.“

Tipp: Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) empfehlen den Eltern, jüngeren Kindern möglichst viel Tageslicht zukommen zu lassen und die Nutzung von Smartphones, Tablets und PCs zu begrenzen. Die DOG-Experten raten allen Eltern, ihren Kindern während des Lockdowns einen täglichen Aufenthalt von mindestens zwei Stunden im Freien zu ermöglichen. „Dafür eignen sich gemeinsame Spaziergänge oder auch Spielplätze, die ja glücklicherweise während des derzeitigen Lockdowns nicht gesperrt sind“, rät Professor Dr. med. Alexander Schuster vom Zentrum für ophthalmologische Epidemiologie und Versorgungsforschung der Augenklinik und Poliklinik an der Universitätsmedizin Mainz. „Auch sollten die Schreibtische der Kinder während des Homeschoolings möglichst in der Nähe großer Fenster stehen, um die Leuchtdichte zu erhöhen“, ergänzt Professor Dr. med. Wolf LagrèzeProfessor Dr. med. Wolf Lagrèze. Zudem empfehlen die Augenexperten, für den Online-Unterricht große Bildschirme zu nutzen und einen Augenabstand von mindestens einem halben Meter zum Monitor einzuhalten. „Um kleinere Kinder von Smartphones fernzuhalten, die ebenfalls unter Verdacht stehen, Kurzsichtigkeit zu fördern, bieten sich Hörbücher an“, so Schuster. .

Gleitsichtbrillen sind nicht geeignet

Im abwechslungsreichen Alltag sorgen Gleitsichtbrillen für scharfe Sicht von fern bis nah. Als komfortable optische Allround-Lösung sind sie jedoch für länger dauernden Blick auf Computer nicht geeignet. Sie haben kleine Sehbereiche. „Oft haben Brillenträger Beschwerden, die sich mit einer speziellen Computerbrille einfach beheben lassen“ so Prof. Dr. Degle.

Tipp: Sogenannte Nahkomfort-Brillengläser haben große Blickfelder und ermöglichen scharfes Sehen auch bei mehreren Bildschirmen und in verschiedenen Entfernungen.

Blaulicht als Gefahr

Intensive Strahlung kann die Haut und besonders auch die Netzhaut im Auge irreparabel schädigen. Neben dem UV-Licht gilt blaues Licht als besonders schädigend. Der Anteil des blauen Lichts ist in vielen LEDs und Displays von Smartphones, Tablets und PC-Monitoren besonders hoch, auch wenn das Licht weiß erscheint. Prof. Degle sieht die Gefahr im aktuell verstärkten Konsum: „Auch wenn Grenzwerte (z.B. von EU-Richtlinien) eingehalten werden, so ist liegt es sehr nahe, dass auch in Leuchtmitteln und Displays enthaltene Strahlungen Netzhautschäden bzw. Makuladegenerationen fördern. – Wir brauchen zwar blaues Licht, das wir über die Haut aufnehmen, in unserem Biorhythmus als Aktivator. Doch die Natur gibt uns beim Aufenthalt im Freien davon genug und nimmt das blaue Licht gegen Abend weg, so dass wir müde werden. Wir sollten also vor allem am Abend und nachts auf Computer & Co. verzichten“.

Tipp: Nicht immer ist ein Verzicht auf digitale Medien möglich. Dann helfen zum einen qualitativ gute Monitore, wie sie z.B. von Grafikern verwendet werden, oder auch Software, die Blaulichtanteile ein wenig reduziert. Zum anderen gibt es auch spezielle Brillengläser, die Blaulichtanteile wegnehmen.

Quellen: Mitteilungen der Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft und der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, veröffentlicht auf idw

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Experten zum Thema

Dipl.-Biologin
Viola Buggle
Praxis für Naturheilkunde und Traditionelle Chinesische Medizin
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