Fieber/Kinderseele Krankheit als Sprache der Kinderseele

Fieber bei Kindern ist natürlich – und dennoch verunsichert es viele Eltern. Wann soll ich Fieber bei meinem Kind behandeln? Was hilft bei Fieber? Wann wird das Fieber bedrohlich? Und wann sollte ich mit meinem fiebernden Kind zum Arzt? – Antworten gibt der bekannte Arzt und Autor Dr. med. Ruediger Dahlke in diesem Beitrag.

Fieber

»Gebt mir die Macht, Fieber zu erzeugen, und ich heile jede Krankheit«, wusste bereits der griechische Philosoph Parmenides lange vor unserer Zeit. Fieber ist keine Krankheit, obwohl der gesamte Organismus betroffen und beeinträchtigt ist. Das Kind ist kampfbereit und will es mit der Bedrohung aus der Außenwelt (Bakterien, Viren usw.) aufnehmen und seine (Abwehr-)Kräfte messen. Diese Hitze des Gefechts ist grundsätzlich gut und nur in einem gesunden Organismus möglich, der noch fiebern kann und bereit ist, im übertragenen Sinn den Kampf fürs Leben aufzunehmen. Sich mit Erregern zu messen, ihnen den Garaus zu machen, innerlich zu kochen, diese problematischen Störenfriede zu verbrennen und so das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen ist das Ziel, dem entgegengefiebert wird. Bei chronisch Kranken wie z.B. Allergikern, immungeschwächten oder Krebspatienten finden wir in der Vorgeschichte meist kein Fieber mehr. Schon modernen Kindern, die heute fast von Geburt an mit Impfungen, Antibiotika und anderen unterdrückenden Maßnahmen traktiert werden, fehlt dieses Zeichen einer gesunden Abwehr oft schon bald. Ihnen mangelt es an dieser vitalen Reaktion und damit an der Reife des Immunsystems, wie auch an der Bereitschaft, zu kämpfen und sich auseinanderzusetzen, und somit auch an natürlichem Schutz aus eigener Kraft.

Mit jedem Grad Fieber verdoppelt sich die Leistung des Immunsystems, und jedes Fieber trainiert das System für spätere Einsätze. Die aktive Abwehrbereitschaft des Körpers gegen Erreger wird somit zur wichtigen Schulung auf dem Weg zu einer eigenständigen und lebenstüchtigen Persönlichkeit. Viele Eltern erleben das im gestärkten Selbstbewusstsein ihres Kindes nach durchlebter Fieberkrise. Ein Reifungsprozess hat stattgefunden. Solche Kinder können ihr Leben ganz anders in die Hand nehmen, ihre Grenzen testen oder auch mal Widerworte geben und streiten. Sie sind schlagfertig und voller Begeisterung und können mutig Entscheidungen fällen, ganz nach dem Motto »Früh übt sich, wer ein Meister werden will«. Voraussetzung dafür ist, dass das Kind – gegebenenfalls auch hoch – fiebern kann und das zugrundeliegende Problem so überwindet. Dabei muss es sich mit seiner Leidensfähigkeit und den eigenen Grenzen auseinandersetzen. Kinder – wie auch Erwachsene – lernen nicht dadurch, dass ihnen alles abgenommen wird und alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden. Sie müssen im Gegenteil liebevoll und voller Vertrauen begleitet und unterstützt werden, während sie ihre Krisen selbst durchleben und meistern. Dann geht ein gereiftes und gestärktes Kind aus überstandenen Infektionskrankheiten mit ihren Fieberschüben hervor.

Ausdrücke wie »einer Sache entgegenfiebern« machen das offensive Thema des Fiebers, die Generalmobilmachung des Körpers als Vorbereitung für einen großen Aufstand, sehr deutlich. In der Praxis finden sich relativ häufig Kinder, die z.B. zu Weihnachten oder zum Geburtstag erkranken, weil sie sich so enorm auf das Fest oder die Party gefreut hatten und dem Ereignis buchstäblich entgegenfieberten, die ganz heiß darauf waren, Freunde einzuladen und zu fei-ern, dieser Freude aber keinen adäquaten Ausdruck verleihen konnten. So sinkt das Thema auf die Körperbühne, wo es sich im Fieber verkörpert.

Problemlos tolerierbares Fieber?

Die Höhe des Fiebers ist relativ belanglos. Wichtiger ist, dass das Kind ausreichend trinkt und über Urin, Schweiß und eventuell Stuhlgang ausscheidet, ob es redet und ansprechbar ist, schlafen, entspannen und regenerieren kann. Auch Temperaturen über 40 Grad sind nicht generell gefährlich, wenn das Kind sorgfältig beobachtet wird. Jetzt wäre allerdings auf alle Fälle die Hilfe eines versierten Homöopathen vonnöten. Allerdings kann auch schon ab 38,5 Grad Betreuung notwendig sein. Die Qualität des Fiebers ist wichtiger als die Quantität.

Vor einigen Jahren erlebte ich einen kleinen Jungen, der mit 40,5 Grad Fieber zwar mit hochroten Wangen und glasigen Augen, aber sonst putzmunter in der Praxis aufmarschierte. Er fing sofort an zu spielen, und abgesehen von der Beratung und Beruhigung der Mutter war nach einer gründlichen Untersuchung keine Behandlung notwendig.

Argumente gegen die Fiebersenkung

Wir sollten dem Immunsystem die Arbeit nicht abnehmen, sonst wird es schwach und ungeübt und kann im Ernstfall nicht mehr adäquat reagieren. Sowohl Kinder als auch Eltern müssen lernen, eine gewisse Frustration zu ertragen, bis das Immunsystem seine Erfahrungen gemacht hat.

Eltern können auf diese Weise lernen, den Selbstheilungsfähigkeiten des kindlichen Organismus zu vertrauen und den Reifungsprozess nur lenkend zu unterstützen nach der alten ärztlichen Regel medicus curat, natura sanat (»Der Arzt pflegt, die Natur heilt«).

Fragen für Eltern:

  • Welche Auseinandersetzungen oder Konflikte lebt unser Kind nicht direkt aus?
  • Wie kann es seine Konflikte konstruktiver angehen als bisher?
  • Wogegen wehrt es sich nicht ausreichend? – Wie können wir es in seiner effektiven Abwehr unterstützen?
  • Welcher Entwicklungsprozess steht an?
  • Wie können wir es in diesem Reifungsprozess unterstützen?
  • Wie vermitteln wir ihm Vertrauen, Krisen selbstständig zu überwinden?
  • Geben wir ihm die nötige Wärme, und lassen wir die Hitze eines Gefechts zu?

Unterstützende Maßnahmen bei Fieber

  • Liebevolle Umsorgung, Unterstützung und Wahrnehmung durch die Eltern oder die nächsten Bezugspersonen: Babys und Kleinkinder könnten nachts im selben Bett oder wenigstens Zimmer wie die Eltern schlafen, um Nähe und Liebe zu erfahren.
  • Bett- oder zumindest Zimmerruhe einhalten: Das Kind sollte angehalten werden, sich ruhig zu beschäftigen, oder entsprechend von den Eltern durch Vorlesen oder Erzählen von Geschichten in Ruhe gehalten werden.
  •  Reizabschirmung: kein helles Licht, keine lauten Geräusche (TV, Radio, Walkman, iPod usw.), Berührungen nur auf Wunsch des Kindes.
  •  Temperaturextreme vermeiden: Niemals nach draußen gehen. Die Anpassung an die Außentemperatur erfordert unnötige Energie. Räume nicht überheizen, aber auch keine Zugluft. Lediglich jede Stunde eine sogenannte Stoßlüftung für 5 Minuten, während der das Kind in eine warme Decke gekuschelt ist.
  •  Nicht baden: Bei zu trockener Hitze und/oder ausbleibendem Hautausschlag kann der ganze Körper zur Unterstützung der Ausscheidungen mit einer lauwarmen Salzwasserlösung abgerieben werden.
  •  Viel zu trinken anbieten: Lindenblüten- und Holunderblütentee mit etwas Honig fördern die Schweißproduktion und regen die Ausscheidung von Giften über die Haut an. Sie können aber auch verdünnte Fruchtsäfte anbieten. Hauptsache ist, dass das Kind trinkt. Das Trinken »attraktiv« machen, z.B. mit einem besonderen Becher, kleinen Schnapsgläsern oder einem Strohhalm. Wenn Ihr Kind gar nicht zum Trinken zu bewegen ist, können Sie die Flüssigkeitsaufnahme durch einen Einlauf (s.u.) unterstützen, im Sinne eines »Trinkens von hinten unten«, da über den Enddarm auch Flüssigkeit aufgenommen werden kann.
  •  Fasten lassen, aber nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kindes, ansonsten leichte eiweißarme bzw. -freie Kost.
  •  Schlaf: Fördern Sie den Schlaf Ihres Kindes, egal, zu welcher Tageszeit. In der Regel ist das Schlafbedürfnis eines kranken Kindes erhöht. Auch wenn die Nächte nach langen Tagschlafperioden unruhig sind, sollten Sie Ihr Kind nicht wecken. Das Sprichwort weiß: »Schlaf ist die beste Medizin.«
  •  Kleidung: auf leichte Baumwollkleidung achten, die saugt am besten den Schweiß auf. Nur bei kalten Füßen warme Wollsocken anziehen (eventuell Wärmflasche an die Füße). Plastikwindeln sollten trotz Mehraufwand gegen Stoffwindeln ausgetauscht werden, wegen der Gefahr des Wärmestaus.
  •  Einlauf: Die Erfahrung zeigt, dass fast alle Kinder diese so erleichternde Maßnahme tolerieren, wenn sie rechtzeitig damit vertraut gemacht werden und man ihnen das »Igitt-Gefühl« nimmt. Oft schrecken eher die Eltern vor einem Einlauf zurück. In früheren Zeiten gehörte ein Einlauf, noch vor den bekannten Wadenwickeln, immer zu den ersten Behandlungsmethoden, oft schon nur bei Unwohlsein, noch bevor das Fieber überhaupt einsetzte. [Anm. d. Red.: Auch im Ayurveda sind Einläufe - z.B. als pflanzliche Einläufe im Rahmen des Panchakarma - bis heute üblich.] Reden Sie also einfühlsam und vertrauenerweckend mit Ihrem Kind, dann gibt es wenig Widerstände. So wird’s gemacht: Kaufen Sie in der Apotheke ein Gummiklistier (das ist ein Gummiball mit Gummispitze), in das Sie für einen Säugling 75 bis 100 Milliliter, beim älteren Kind bis zu 200 Milliliter lauwarmen dünnen Kamillentee mit je einer Prise Traubenzucker und Salz einsaugen. Dann beschmieren Sie die Gummispitze mit etwas neutraler Creme oder noch besser Öl, damit ein sanftes Gleiten in den Enddarm ermöglicht wird. Drücken Sie die Flüssigkeit sanft hinaus und bitten Sie Ihr Kind, die Gesäßbacken eine Weile zusammenzupressen, oder helfen Sie beim Säugling von außen etwas nach. Nach einigen Minuten wird der Stuhldrang so groß, dass es unweigerlich zur Entleerung entweder auf der Toilette, dem Töpfchen oder in die Windel kommt. Loben Sie Ihr Kind für die erbrachte Leistung und decken Sie es warm zu, legen Sie es ins Bett oder halten es noch einige Zeit in den Armen. Meistens sind die Kinder danach müde und wollen ihre Ruhe. Bieten Sie vorher noch etwas zu trinken an. Der Einlauf senkt das Fieber oder macht es besser erträglich und entlastet das Kind durch die erfolgte Ausscheidung.
  •  Wadenwickel sollten erst angelegt werden, wenn die Beine und Füße des Kindes warm sind. Niemals, wenn das Kind fröstelt oder kalte Füße hat! Tränken Sie zwei dünne Baumwolltücher in lauwarmem Wasser (nie kalt, nur etwas kälter als die Körpertemperatur des Kindes) und wickeln Sie diese ausgewrungen und glatt um die Unterschenkel. Befestigen Sie die Tücher mit etwas größeren Handtüchern oder Wollstrümpfen und decken Sie das Kind leicht zu. Sobald die Tücher durchwärmt sind, meist schon nach 10 Minuten, können Sie sie bis zu dreimal auswechseln. Danach sollte eine Pause von etwa einer Stunde folgen, und Sie können erneut mit den Wadenwickeln beginnen. Sie sollten immer einen komplett fieberfreien Tag und eine fieberfreie Nacht abwarten, bis das Kind wieder aus dem Haus darf.

Homöopathische und ärztliche Unterstützung bei Fieber?

Eine homöopathische Unterstützung ist immer sinnvoll, ärztliche ist angezeigt, wenn

  • das Kind sein Wesen so verändert, dass den Eltern fremde Züge auffallen,
  • es nicht mehr antwortet, apathisch ist und die Eltern nicht mehr erkennt,
  • es über einen längeren Zeitraum phantasiert oder unerklärliche Ängste hat,
  • es durstlos ist und nicht schwitzen kann,
  • das Fieber länger als drei Tage anhält (bei Kindern unter sechs Monaten muss schon am zweiten Fiebertag ein erfahrener Therapeut zurate gezogen werden),
  • das Kind unerklärliche Schmerzen hat, es zu Krämpfen oder Nackensteife kommt.

Homöopathische Mittel bei Fieber

* + = schwach, ++ = stärker, +++ = stark, ++++ = sehr stark.

 Aconitum C30Belladonna C30
GemütUnruhig, große Ängstlichkeit, erregtÜberempfindlich gegen alle Reize und Berührungen, ärgerlich, wütend, Delirium, Fieberphantasien, Albträume, Angst vor Hunden
AuslöserSchreck, Schock, trockene Kälte, kalter WindFeuchte Kälte, Zugluft, kalter Wind, Unterkühlung, Überhitzung, Sonne
FieberPlötzlich, hoch, heftigHektisch an- und absteigend, Dromedarkurve
DurstGroßer Durst auf kalte GetränkeEher nicht, wasserscheu
Gliederschmerzen++*+
SchweißOhneDampfend, aber auch ohne Schweiß, wechselhaft
AussehenIm Liegen rot, im Sitzen blassGestaut mit Hitze, Röte, Schwellung, glasige hervorstehende Augen, pulsierende Halsschlagader
Besser durchFrische Luft, RuheLokal kalte Anwendungen und warm zudecken
Schlechter durchAbends bis 0.00 Uhr, warmes Zimmer, Licht, WindGeräusche, Licht, Lärm, Berührung, Erschütterung
BesonderheitenErstes Fiebermittel, bevor das Kind schwitzt, intensives FröstelnHände und Füße sind meist kalt, heftige Kopfschmerzen, überstreckt sich, weite Pupillen, Fieber nach Haarwäsche/Haareschneiden
 Ferrum phosphoricum C30Gelsemium C30
GemütSchwach, nervös, sensibel, brav, geduldigSchwäche, Zittern, Benommenheit, Gleichgültigkeit, müde, lustlos. schläfrig, apathisch, wie gelähmt
AuslöserKeineÜbermäßige Erregung, z.B. durch Lampenfieber, schlechte Nachrichten
FieberWeniger hoch, bis 39 Grad, ruhigZeitweise aussetzend, Wechsel von Hitzewellen und Frost, hoch bis mäßig
DurstWenigEher durstlos
GliederschmerzenKeine++
SchweißWechselhaft, eher ohneKein Schweiß
AussehenBlässe, rote Wangen bei ErregungAugenlider schwer und müde, Gesicht dunkelrot, weite Pupillen, Lippen dunkel und spröde
Besser durchLokal kalte Anwendungen, langsame BewegungRuhe, mäßige Bewegung, Ausscheidung von Urin, Trost
Schlechter durchKälte im Zimmer, in RuheWarm-feuchtes Wetter, vor Gewitter, Emotionen, Aufregung
BesonderheitenNasenbluten bei Fieber, sonst eher keine BesonderheitenAusgeprägtes Kältegefühl, schwache Beine, kein Halt beim Stehen oder Gehen
 Bryonia C30Apis C30
GemütGereizt, will in Ruhe gelassen werden, abweisend, verschlossenSchläfrige Starre, Delirium, schrilles Schreien, apathisch
AuslöserÄrger, Kälteeinbruch in warmer JahreszeitKeine
FieberLangsamer Beginn, hoch, gleichmäßigHoch und intensiv
DurstSehr viel Durst auf kaltes WasserKein Durst
Gliederschmerzen+++Keine
SchweißWarme Schweiße, nur zu Beginn, sonst ohneAbwechselnd trocken und feucht
AussehenBlaurot, gequält, wendet sich abGedunsenes Gesicht,  angeschwollene Lider
Besser durchRuhe, liegen auf der schmerzhaften SeiteRuhe, Kälte, sich abdecken, frische Luft
Schlechter durchJede Bewegung, leichte Berührung, Wärme, heißes Wetter, angesprochen werdenBewegung, Wärme, morgens, nach dem Mittagsschlaf
BesonderheitenTrockene Lippen und Schleimhäute, oft verstopft bei FieberBedenklich geringe Urinausscheidung, lässt Gegenstände fallen
 Eupatorium perfoliatum C30Rhus toxico
GemütRuhelos, schwermütig, resigniert, fortschreitende Schwäche, Zerschlagenheit, traurigUnruhe, wechselt ständig die Lage, schläfrig, traurig, neigt zu weinen, kann nicht entspannen
AuslöserKälteFeuchte Kälte, Durchnässung, Überanstrengung
FieberStarkes FröstelnAdynamisch mit Unruhe
DurstGroßer Durst auf eiskalte Getränke, die oft erbrochen werdenGroßer Durst, gern auf kalte Milch
Gliederschmerzen++++++
SchweißWenig bis kein SchweißTrocken
AussehenErschöpft, gequältOft Fieberbläschen, Herpes
Besser durchSchwitzenWarmes, trockenes Wetter, fortgesetzte Bewegung, Lagewechsel, Wärme
Schlechter durchKalte LuftNachts, in Ruhe, zu Anfang der Bewegung, kaltes und feuchtes Wetter
BesonderheitenHeftige Muskel- und Knochenschmerzen, wie wund und zerschlagen, empfindliche KopfhautLandkartenzunge, rotes Dreieck an der Zungenspitze, Herpes
 Pulsatilla C30Nux vomica C30
GemütWeinerlich, jammert still vor sich hin, stöhnt, will Trost, Stimmung sehr wechselhaft, gereizt bis empfindlich, schüchtern, liebNervös, sehr gereizt, schwer zu ertragen, zornig, will nicht angesehen und berührt werden, sehr empfindlich, schlecht gelaunt
AuslöserKälte, Nässe, Eiscreme, kalte Füße, übermäßige HitzeZorn, Schlafmangel, Überreizung
FieberFrösteln, Fieber wechselt: mal hoch, mal niedrigMit Schüttelfrost
DurstDurstlosDurst auf heiße Getränke
Gliederschmerzen++
SchweißNur im Gesicht und am KopfSauer
AussehenErweiterte BlutgefäßeBläuliches Gesicht, marmorierte Extremitäten
Besser durchFrische Luft, zudecken, Bewegung, kalte Anwendungen, GesellschaftAbends, Ruhe, feuchtes, nasses Wetter, Wärme, zudecken
Schlechter durchWärme, abends, nachts, allein sein, stickige RäumeKälte, Zugluft, nach dem Essen, ausziehen, abdecken, nach Mitternacht
BesonderheitenAlle Absonderungen sind mildVergeblicher, schmerzhafter Stuhldrang

Fieberkrampf

»Ich koche, und ich kämpfe.«

Ein Fieberkrampf ist für das betroffene Kind in der Regel harmlos und hat keine Beeinträchtigung der Gesundheit zur Folge. Studien* zeigen, dass auch die normale geistige Entwicklung unbeeinflusst bleibt. Aber Eltern werden durch das Erleben eines Fieberkrampfs in Angst versetzt und bleiben danach in Sorge, da meistens die entsprechende Aufklärung durch erfahrene Therapeuten fehlt und Schulmediziner hier einen Ansatz sehen, die Eltern doch noch gefügig im Sinne ihrer unterdrückenden Therapie zu machen. Bei den Krämpfen kann die gesamte Muskulatur betroffen sein. Es kommt zur Daueranspannung (tonischen Krämpfen) oder zu ständigem Spannungswechsel (klonischen Krämpfen), was einen enormen Kraftaufwand erfordert. In der Phase des Fieberanstiegs, in der der Organismus den Kampf gegen die von außen kommende Bedrohung durch Erreger aufnimmt, kommt es plötzlich zu einer generalisierten anfallartigen und unkontrollierbaren Anstrengung, die einem Überlebenskampf gleicht. Die Temperatur steigt schlagartig, was einen sehr effektiven Schlag gegen die Erreger bedeutet. Diese Reaktion spricht für Schwierigkeiten in der Wärmeregulation des Kindes, die schnellstmöglich ausgeglichen werden sollen. Hierbei können Wadenwickel helfen.

Der große Kraftaufwand in der Krampfaktion könnte wie eine Kurzschlussreaktion gedeutet werden. Der Kampf springt sozusagen auf die in dieser Situation wenig hilfreiche Muskelebene über, auf der im Allgemeinen gekämpft wird. Es mag auch sein, dass betroffene kleine Patienten auf dieser Ebene im Vorfeld zu defensiv waren.

Da sich Fieberkrämpfe nur selten wiederholen, ist davon auszugehen, dass das Kind die zu lernende Aufgabe, nämlich sich mutig dem Leben mit seinen Bedrohungen zu stellen, annimmt und bewältigt. Im Vorfeld könnte man Kinder mit den Themen der Anspannung und Entspannung vertraut machen, um einer solchen Eskalation vorzubeugen (z.B. durch die progressive Muskelentspannung nach Jakobsen [ab dem Kindergartenalter] oder, noch viel tiefer gehend, die Festhalte-Therapie nach Jirina Prekop).

* Vgl. Friedrich P. Graf: Homöopathie und die Gesunderhaltung von Kindern und Jugendlichen, Kapitel 5–13.

Was ist ein Fieberkrampf?

Betroffen sind Kinder zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr. Der typische Fieberkrampf beginnt in der ansteigenden Fieberphase mit blassem Gesicht und frostigem Gefühl des Körpers und der Hände. Dann fangen einzelne Muskeln an zu zucken (möglicherweise auch Gesichtsmuskeln), das Kind kann aufschreien oder stöhnen, es verdreht die Augen und bekommt eventuell einen starren Blick. Sogar ein Verlust des Bewusstseins ist möglich, die Muskeln verkrampfen sich in der tonischen Phase, die meist nur Sekunden bis maximal 5 Minuten dauert. Dann folgt oft eine klonische Phase mit unkontrollierten Bewegungen der Arme und Beine, die maximal 15 Minuten dauert. Die anschließende Erholungs- bzw. Schlafphase kann eine halbe Stunde oder auch bedeutend länger dauern.

Welche Kinder sind gefährdet?

2 bis 4 Prozent aller Kleinkinder erleiden einmal einen Fieberkrampf. Ein Drittel dieser Kinder erleidet einen zweiten, ein Sechstel einen dritten Fieberkrampf. Nur jedes zehnte Fieberkrampf-Kind hat mehr als drei Krämpfe. Nur bei 1 Prozent der Kinder kündigt sich ein bereits bestehendes Gehirnleiden, wie z.B. Epilepsie, mit einem Fieber-krampf an. Fieberkrämpfe führen also keineswegs zur Epilepsie, sondern können diese lediglich extrem selten ankündigen. Da sie nicht annähernd so gefährlich sind wie von schulmedizinischer Seite oft behauptet, lässt sich damit also keinesfalls die sofortige Gabe fiebersenkender Mittel rechtfertigen.

Gefährliche Zeichen & ärztliche Abklärung bei Fieberkrampf

Bei folgenden Zeichen sollten Sie fachkundige Hilfe in Anspruch nehmen:

  • Krämpfen, die nur eine Körperseite betreffen,
  • Krämpfen, die sich bereits nach wenigen Stunden oder innerhalb eines Tages wiederholen,
  • wenn die klonische Phase länger als 10 Minuten andauert,
  • Krämpfen, die nicht in der Fieberanstiegsphase, sondern aus anhaltend hohem Fieber heraus auftreten,
  • wenn das Kind nach dem siebten Lebensjahr krampft,
  • möglichen Symptomen einer Hirnhautentzündung wie z.B. Nackensteifigkeit.

Fragen für Eltern:

  • Wie kann unser Kind mutiger werden?
  • Welche Ängste übertragen wir auf unser Kind?
  • Wie können wir kämpferische Auseinandersetzungen in unserem Zusammensein zulassen?
  • Spiegelt unser Kind unsere Harmoniebedürftigkeit und unsere Scheu vor Konflikten?
  • Wodurch steht es unter Anspannung, und wie können wir für die nötige Entspannung sorgen?
  • Wo mangelt es an Stabilität?

Unterstützende Maßnahmen:

  • Seitenlage: Legen Sie das Kind wenn möglich in eine stabile Seitenlage, damit eventuell Erbrochenes nicht verschluckt wird oder zu Erstickungsanfällen führt. Dann sollten Sie trotz aller Panik und Angst liebevoll und in Ruhe neben Ihrem Kind sitzen bleiben und einfach abwarten. Bevor ein Notarzt eingetroffen ist, Sie eine Klinik erreicht haben oder ein krampflösendes Mittel (z.B. Diazepam, Valium) verabreicht wurde, ist der Fieberkrampf meist vorbei, und es würden nur unnötige und belastende Untersuchungen folgen, die das Kind in der Regenerationsphase stören könnten und in der Regel nichts bringen.
  • Einlauf: Wenn Ihr Kind schon einmal einen Fieberkrampf hatte, empfiehlt es sich unbedingt, bei der nächsten fieberhaften Erkrankung zu Beginn einen Einlauf (s.o.) zu machen, da das Kind dadurch entlastet und der Fieberanstieg gemildert wird. Gleichzeitig senkt er die Krampfbereitschaft.
  • Homöopathische Behandlung: Nach überstandenem Fieberkrampf sollten Sie Ihrem Homöopathen den genauen Verlauf und alle Symptome beschreiben. Er wird Ihnen dann für den seltenen Fall eines erneuten Fieberkrampfs ein entsprechendes Notfallmittel speziell für Ihr Kind mitgeben.

Über den Autor und sein Buch "Krankheit als Sprache der Kinderseele"

Dr. med. Ruediger Dahlke ist bekannt als Arzt und Autor zahlreicher Bücher. Seit 1978 ist er als Psychotherapeut, Fastenarzt und Seminarleiter tätig. Er leitet das Heil-Kunde-Zentrum für Psychotherapie, ganzheitliche Medizin und Beratung in D-84381 Johanniskirchen Er hält Seminare und Ausbildungen in Psychosomatik, Atem- und Psychotherapie, Fasten und Bilder-Meditation. Man kennt ihn aus Vorträgen und Firmen-Trainings im deutschsprachigen Raum und in Italien. 
Der obige Text ist ein Auszug aus seinem Buch "Krankheit als Sprache der Kinderseele: Be-Deutung kindlicher Krankheitsbilder und ihre ganzheitliche Behandlung" – einem wertvollen Buch, um Erkrankungen im Kindesalter besser zu verstehen.

Autor/en dieses Beitrages:
, aus Gamlitz

siehe auch www.dahlke.at

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  • Online-Redaktion, am 26.01.2017
    Für Leser, die es gern wissenschaftlich mögen, könnte noch dieser englisch-sprachige Beitrag zur Behandlung von Fieber mit der anthroposophischen Medizin interessant sein:
    Martin DD.: Fever: Views in Anthroposophic Medicine and their Scientific Validity. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. 2016 Online ahead of Print. ID 3642659, http://dx.doi.org/10.1155/2016/3642659
    Die Online-Redaktion

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