Löwenzahn – Botanisches zu Taraxacum officinale
Vielen Gartenbesitzern ist der Löwenzahn lästig, weil er sich ungehindert überall auch da ausbreitet, wo er nicht erwünscht ist. Er steht auf jeder Wiese, auf jeder Weide und jedem Rasen, auch in Mauerfugen und an Wegrändern. Überall kann er sich frei und kräftig entfalten und ist daher eine Allerweltspflanze. Sie ist von Natur aus so ausgestattet, dass sie sichere Ausbreitungschancen hat: Pfahlwurzel und gefaltete Blätter, die den Regen in das Innere der Blattrosette leiten und reicher Samenansatz mit guter Flugsicherung. Wir kennen die Pflanze auch als Pusteblume, Kuhblume und Butterblume.
Im zeitigen Frühjahr streckt der Löwenzahn seine gezackten Blätter aus dem Boden zu einer Rosette, und es dauert dann nicht mehr lange, bis das Gold der Korbblüten zu leuchtenden Farbtupfern wird. Später sind es die Pusteblumen, vom Wind oder von Kindern über die Wiese geblasen, die so für Nachwuchs sorgen. Jedoch entstehen die Früchte ohne Staubbeutel und Narbe, wir sprechen von einer Jungfernzeugung! Vielleicht war das der Grund im 15. Jahrhundert, den Löwenzahn auf fast allen Marienbildern festzuhalten.
Der Pflanzenstängel des Löwenzahns ist hohl und führt weißen Milchsaft, der auf der Haut und der Kleidung unangenehme Flecken hinterlässt.
Die Kraft des Löwenzahns
Die ganze Pflanze steht stabil aufrecht, Wachstum und Blühfreudigkeit sind mühelos. Sie übersteht jede Rasenmahd und erholt sich, wenn wir die Pflanze rücksichtslos heruntertreten.
So kann sie auch uns aufrichten. Ihre Zähigkeit überträgt sich auf alle, die den Löwenzahn richtig anzuwenden wissen; dann schenkt er Lebenskraft als Tonikum und Blutreinigungsmittel, das die Schlacken aus dem Körper treibt.
Der Löwenzahn ist der Ginseng in Europa, also auch bei uns im Harz, und sollte deshalb aus dem Garten nicht völlig verbannt werden! Um den Wert dieser vorzüglichen Heil- und Küchenpflanze wissen viele Menschen nichts oder nutzen die Vorzüge aus Bequemlichkeit nicht. Dabei zählt Löwenzahn zu den wichtigsten Heilpflanzen für zu Hause und eignet sich besonders für eine Frühjahrskur. Blatt, Blüte und Wurzel enthalten Bitterstoffe, Vitamine und Mineralstoffe, Cholin und Inulin. Alle Pflanzenteile werden im Frühjahr frisch verwendet.
Der Löwenzahn besitzt einen ausgedehnten Anwendungsbereich: Die Wirkung hat Einfluss auf alle Organe, die an der Verdauung beteiligt sind. So ist ein Tee hilfreich bei Leberschäden und Leberschwäche, sorgt bei Gallenschwäche und Gallensteinen für Gallenfluss, regt die Bauchspeicheldrüsenfunktion und die Nierentätigkeit an.
Es kommt zur vermehrten Wasserausscheidung und zur Senkung des zu hohen Blutdrucks. Über diese allgemeinen Stoffwechselwirkungen hinaus lassen sich auch günstige Einflüsse auf Gicht, Rheuma und gegen Verkalkung erzielen.
Leonhart Fuchs beschreibt den Löwenzahn, botanisch korrekt, als eine spezielle Art der Wegwarte und nennt ihn wegen der harntreibenden Wirkung »Pfaffenstöckchen«. Der lateinische Name taraxacum kommt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie harnen lassen. Der Tee ist am wirksamsten, wenn alle Pflanzenteile zusammen zum Einsatz kommen.
Löwenzahn-Rezepte aus der Küche
Auch in der Küche hat der Löwenzahn im Frühjahr seinen Platz. Die zarten Blätter eignen sich für einen feinen, aber herzhaften Salat. In dieser Zeit, in der es noch nicht viel anderes gibt, ist er eine Delikatesse, die gleichzeitig den Stoffwechsel fördert. Für den Salat werden die Blätter gründlich mit warmem Wasser gewaschen, damit sie etwas von der Bitterkeit verlieren, klein geschnitten und mit einer gewürfelten Zwiebel oder Knoblauchzehe unter eine Soße aus Sauerrahm, etwas Essig und Honig gehoben. Die Knospen sind eine den Artischocken ähnliche Köstlichkeit.
Für einen Löwenzahn-Honig nimmt man drei Handvoll Löwenzahnblüten, übergießt sie in einem Topf mit einem Liter Wasser, lässt zwei Stunden ziehen und den Ansatz aufkochen und danach abkühlen. Am Folgetag wird abgefiltert, man versetzt den Ansatz mit einem Kilogramm Zucker, dem Saft und der geriebenen Schale einer halben Zitrone, lässt unter Rühren aufkochen und so lange köcheln, bis die Flüssigkeit Fäden zieht.
Sogar ein Kräuterkaffee lässt sich aus getrockneter Wurzel herstellen: Ein Teelöffel gepulverte Droge wird mit 150 ml Wasser aufgekocht, kurz ziehen lassen und abseihen. Am besten schmeckt der Kaffee mit Milch, Zimt und Honig. Für Diabetiker ergeben die Wurzeln im Herbst ein schmackhaftes Gemüse.
Löwenzahn als Hausmittel
Bei arthrotischen und rheumatischen Beschwerden empfiehlt sich ebenfalls eine kurmäßige Anwendung. Statt Tee kann auch fertig im Handel erhältlicher Löwenzahnsaft verwendet werden. Aus Blättern und Wurzeln lässt sich in der Küchenmaschine ebenso ein Frischsaft herstellen, von dem zwei bis drei Esslöffel zu nehmen sind.
Eindrucksvoll ist die harntreibende Wirkung eines Löwenzahntees aus Blättern und Wurzeln – das einzige Diuretikum, das wegen seines hohen Mineralstoffgehaltes nicht zum Kaliumverlust als Nebenwirkung führt!
Der Tee sollte möglichst nicht abends getrunken werden.