Tinnitus Wenn es im Ohr klingt, summt oder rauscht

Wenn es still ist, macht sich der Tinnitus bemerkbar: Es fiept, klirrt oder rauscht in den Ohren – ganz ohne äußere Ursache. Als buchstäblicher Verlust der inneren Ruhe hat Tinnitus sehr oft auch eine starke psychosomatische Komponente. Darin liegt eine Chance, aber auch ein Paradox: Den Tinnitus können Sie nicht bekämpfen, aber ihm weniger Aufmerksamkeit schenken …

 

Was ist Tinnitus?

Kein Lärm ist aufdringlicher als der, den man zu überhören sucht.
Clive Staples Lewis (1898-1963), irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler

Das Zitat berührt lang bevor es populär wurde, die Problematik eines Krankheitsbildes, bei dem die innere Stille buchstäblich verloren geht: Tinnitus aurium, das chronische Ohrenklingen. Zwar hat Tinnitus Ursachen, die teilweise auch im körperlichen Bereich liegen – dabei aber eine so starke psychosomatische Komponente wie wohl nur wenige andere Beschwerdebilder.

Ohrensausen kennt wohl jeder. Beim Aufstehen, beim Bücken, in besonders angespannten Zeiten brummt es im Ohr, piept, summt oder rauscht. Meist verschwinden die Symptome wieder, wie sie gekommen sind.

Auch Blutdruckschwankungen oder Lärmbelastung können hin und wieder Ohrensausen auslösen. Ein echter Tinnitus aurium liegt erst dann vor, wenn das Ohrengeräusch über Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre wahrgenommen wird.

Ärzte unterscheiden zwischen dem akuten Tinnitus in den ersten drei Monaten, dem subakuten Tinnitus in den ersten sechs Monaten und dem chronischen Tinnitus, der darüber hinaus besteht.

Etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Gesamtbevölkerung haben einen Tinnitus, doch nur etwa jeder Zehnte der Betroffenen fühlt sich davon erheblich belastet. Tinnitus ist in jedem Lebensalter ein häufiges Begleitsymptom von Hörverlusten.

Generell gilt: Je früher die Behandlung einsetzt, umso größer ist die Chance auf Erfolg.

Man unterscheidet vier Schweregrade (nach Biesinger u.a.):

  • Grad 1: Der Patient kann mit seinem Tinnitus gut umgehen, er stört den Betroffenen nicht.
  • Grad 2: In den häufigsten Lebenssituationen stört der Tinnitus nicht. Er wird hörbar in Stille oder stört unter vermehrtem Stress.
  • Grad 3: Die Ohrgeräusche belasten deutlich. Patienten leiden unter Schlafstörungen, Muskelverspannungen, sie fühlen sich hilflos und resignieren.
  • Grad 4: Die Lebensqualität wird massiv beeinträchtigt, die Patienten sind im Beruf kaum noch leistungsfähig und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück.

Tinnitus vom Grad 3 und 4 kann geistige, soziale und körperliche Folgen verursachen.

Körperliche Ursachen: Einschränkung des Hörvermögens oder Überempfindlichkeit auf Geräusche, Muskelverspannungen in der Halswirbelsäule, nächtliches Zähneknirschen, Benommenheit, Schwindel, aber auch Müdigkeit und Erschöpfung.
Seelische Störungen:Depressionen oder Ängste
Emotionale Probleme: Der Tinnitus kann Konzentrationsstörungen verursachen, das Gefühl, keine Kontrolle über die Situation mehr zu haben, Resignation und Zukunftsängste und das Gefühl der Hilflosigkeit.
Soziale Probleme: Der Patient zieht sich vollständig aus dem sozialen Leben zurück, es fällt ihm schwer, mit anderen Menschen in den Austausch zu gehen, bis hin zu ernsthaften Störungen in den Beziehungen des Betroffenen.

Hörsturz – die gefährliche Variante des Tinnitus

Ein Hörsturz tritt plötzlich auf. Oft geht er mit einem starken Verlust des Hörvermögens einher. Die Ursache wird in Durchblutungsstörungen in den kleinsten Gefäßen des Innenohrs gesehen. Auch wenn der Patient wieder gut hören kann, bleibt oft ein Tinnitus zurück.

Tipp: Bei einem Verdacht auf einen Hörsturz sollten Sie sofort zum Arzt gehen. Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Wie entsteht Tinnitus?

Ein Tinnitus kann viele Ursachen haben: organische oder mental/psychische.

Organische Ursachen
Arteriosklerose: Sind Blutgefäße in Ohrnähe durch Arteriosklerose, durch einen Blutpfropf oder durch bestimmte anatomische Fehlbildungen verengt, werden Wirbel im Blutstrom als Strömungsgeräusche hörbar. In diesen Fällen spricht man von objektivem Tinnitus.

Knalltrauma oder extremer Lärm: Bei extrem lauten Geräuschen kann durch den starken Schalldruck das Trommelfell beschädigt werden. Auch wenn dieser Extremfall nicht eintritt, kann z.B. nach einen lauten Konzert ein Tinnitus zurückbleiben. Schäden am Ohr sind auch möglich durch zu lautes Hören mit Kopfhörern.

Mittelohrentzündung: Durch die Entzündung der Gehörknöchel wird der Schall nicht mehr korrekt weitergeleitet. Es entsteht ein temporärer Tinnitus, der nach Abklingen der Entzündung wieder verschwinden sollte.

Schäden im Innenohr – und damit ein Tinnitus – können auch durch bestimmte Medikamente ausgelöst werden. Die Liste der Wirkstoffe mit ototoxischen Nebenwirkungen enthält einige Antibiotika, Diuretika und auch so alltägliche Schmerzmittel wie Aspirin.

Weniger typisch ist ein Zusammenhang Tinnitus - niedriger Blutdruck. Ohrensausen und Schwindel begleiten zwar häufig Episoden von besonders niedrigem Blutdruck, sind jedoch zeitlich auf diese Episoden begrenzt. Wer besonders sensibel reagiert, kann durch solche Erfahrungen allerdings dazu gebracht werden, Ohrgeräuschen mehr Bedeutung beizumessen.

Muskuläre Verspannungen im Bereich von Nacken und Kiefer können ebenfalls einen Tinnitus verursachen. Man vermutet, dass abnorme Aktivität in diesem Bereich über die sogenannten somatischen Afferenzen das Hörzentrum im Gehirn anregt.

Zahnärztin Frau Dr. Nadj-Papp macht aus dem Bereich der Ganzheitlichen Zahnmedizin auf mögliche Tinnitus-Ursachen im Bereich von Mundhöhle und Kiefer aufmerksam:
Fehlstellungen:

  • Fehlstellung der Zähne
  • Fehlstellung und Überbelastung der Kiefergelenke
  • vom Kiefer ausgehende Fehlstellungen des gesamten Skelettalsystems (craniomandibuläre Dysfunktion)

Die genannten Fehlstellungen verursachen Muskelverspannungen und biochemische Fehlschaltungen, die eine Auswirkung auf den Tinnitus haben können.

Als Herde kommen aus zahnärztlicher Sicht in Frage:

  • chronische Entzündungen der Zähne (in der Regel ungenügend oder nicht behandelte tote Zähne, oder auch verlagerte Weisheitszähne)
  • Fremdkörper, Fremdmaterialien und Toxine, die negative Auswirkungen auf den Tinnitus haben können

Daher sind eine interdisziplinäre Diagnostik und Therapie (HNO-Arzt + Zahnarzt + Orthopäde) von großer Bedeutung.

Ein Zusammenhang Tinnitus - Krankheiten ist häufig: Es können alle Erkrankungen, die Ohren und Sehnerv schädigen (Trommelfellverletzungen, gestörte Funktionen der Ohrtrompete = Eustachische Röhre, virale oder bakterielle Infekte etc.) potentiell auch einen Tinnitus auslösen.

Auf die Bedeutung der Nieren beim Tinnitus weist der Kinderarzt Dr. Wolfgang Scheel hin:

"Tinnitus ist ein Musterbeispiel für enge funktionelle Zusammenhänge von Organen, wie sie in der schulmedizinischen Ausbildung leider nicht gelehrt werden. Krankheiten des Ohrs oder am Ohr (z.B. eingerissene Ohrläppchen, Otitis externa / Gehörgangsentzündungen, Ekzeme im/am oder hinter dem Ohr, Durchblutungsstörungen des Ohres und eben auch der Tinnitus) haben - neben anderen Faktoren - eine wesentliche Ursache in der Störung der Nierenfunktion. Leider entspricht es einem tragischen Irrtum zu meinen, dass Nierenfunktionsstörungen sich sofort oder immer bei Urin-, Blut-, Ultraschall- oder anderen Untersuchungen feststellen lassen. So wird auch bei der Diagnostik und Therapie des Tinnitus die Bedeutung der Nierenproblematik meist weder erkannt noch berücksichtigt. Dies sollte im Interesse einer möglichen Heilung unbedingt bedacht werden!
Wichtig für die Nieren sind die individuell richtige Trinkmenge, ausreichend Ruhe/Regeneration, bewusste Atmung, emotionales Gleichgewicht und Angstfreiheit oder -bewältigung, Wärmehaushalt und energetische Gesamtsituation sowie Haltung, Entspannung, Lymphfluss, Durchblutung, Lebensfreude usw. und nicht zuletzt (eine) erfüllte Partnerschaft(en) ..."

Viel häufiger ist der subjektive Tinnitus. Hier sind weder äußere noch innere Schallquellen für die Geräusche verantwortlich. Hörverluste werden als Hauptursache gesehen. Das klingt paradox? Tinnitus versteht man heute als eine Art Phantomwahrnehmung, vergleichbar mit den Phantomschmerzen im Zusammenhang mit verlorenen Extremitäten. Das Gehirn erwartet vergeblich Input von abgestorbenen Hörsinneszellen – und neigt dann zum Improvisieren. Der Hörverlust ist häufig auf hohe Frequenzen beschränkt – und gerade in diesen Frequenzen “klingt” bei den meisten Betroffenen auch der Tinnitus. Dadurch, dass Betroffene dem Geräusch Beachtung schenken, wird das Gehirn gewissermaßen darauf trainiert, es zu erzeugen – so ungefähr stellt man sich heute die Entstehung eines chronischen Tinnitus vor.

Lange suchte man im Ohr nach den Ursachen der Geräusche. Inzwischen gehen Forscher davon aus, dass die Geräusche im Gehirn entstehen. Mit bildgebenden Verfahren konnten sie nachweisen, dass vor allem die zentralen „Türhüter“ für Sinneswahrnehmungen (Nucleus accumbens und der ventromediale präfrontale Cortex) die gestörte Wahrnehmung verursachen. Diese Bereiche filtern Informationen der Außenwelt und bestimmen, welche davon in unser Bewusstsein dringen. In diesen Hirnbereichen werden emotionale Erfahrungen bewertet, das heißt, hier wird bestimmt, wie wir auf ein Signal unserer Sinnesorgane reagieren: (http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19344-2015-09-24.html). Empfinden wir eine bestimmte Situation als belastend, neutral oder reagieren wir freudig darauf? Dies ist insbesondere im Hinblick auf die These interessant, dass sich oft hinter einer körperlichen Erscheinung eine mentale Ursache verbirgt, z.B. ein Trauma oder eine als belastend empfundene Situation (siehe auch Abschnitt Psychokinesiologie).

Stress kommt eine besondere Rolle bei der Entstehung des Tinnitus zu. Der Körper reagiert auf zunehmende Überforderung mit dem Ohrgeräusch. Stress wirkt Tinnitus-verstärkend – so sehr, dass manche Betroffene das Ohrgeräusch als Stress-Warnsignal kennen und in Grenzen sogar schätzen lernen.

Viele Betroffene arrangieren sich mit der Zeit mit ihrem Tinnitus. Etwa ein Zehntel aber leidet unter den Geräuschen und entwickelt Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme, Ängste und/oder Depressionen.

 

Diagnose

Manche Formen des Tinnitus verschwinden nach einer gewissen Zeit von allein – z.B. der Tinnitus, der Sie nach einen lauten Rockkonzert ereilt. Sie sollten sofort reagieren, wenn das Hörvermögen deutlich eingeschränkt ist (Verdacht auf Hörsturz).

Es gibt keine Möglichkeit, einen subjektiven Tinnitus objektiv zu diagnostizieren. Wenn Sie über längere Zeit ohne äußere Ursache ein Rauschen, Klingen, Pfeifen oder Knistern wahrnehmen, ist dem diagnostisch meist wenig hinzuzufügen. Trotzdem sollten Sie sich mit Ohrgeräuschen möglichst bald einem HNO-Arzt oder Naturheilpraktiker vorstellen: Je länger Sie sich mit einem Tinnitus quälen, desto schwerer werden Sie ihn wieder los.

Zunächst wird der Spezialist untersuchen, ob Ihre Tinnitus-Symptome vielleicht doch eine objektive Ursache haben. Ein wichtiges Anzeichen dafür ist ein mit dem Blutdruck synchron pulsierendes Ohrgeräusch – das in der Regel mit einem Stethoskop gehört werden kann.

Der HNO-Arzt untersucht Außenohr und Trommelfell (Ohrmikroskopie). Ggf. ist auch nur ein Schmalzpfropf für die Geräusche verantwortlich. Mit einem Hörtest wird abgeprüft, inwieweit das Hörvermögen eingeschränkt ist. Mit einem Tympanogramm kann die Beweglichkeit des Trommelfells getestet werden.

Um den subjektiven Tinnitus weiter zu charakterisieren, können Lautstärke und Frequenz des Ohrgeräusches durch Vergleich mit einem eingespielten Ton ermittelt werden. Ist der Tinnitus durch Bewegungen von Hals und Kiefer modulierbar, wird zusammen mit Zahnarzt, Kieferorthopäde, eventuell auch Orthopäde die kieferorthopädische oder Halswirbelsäulen-Symptomatik abgeklärt.

Schulmedizinische Sicht

Da die Ursachen für einen Tinnitus so vielfältig sind, gibt es auch in der Schulmedizin viele Behandlungsoptionen bezogen auf die auslösenden Faktoren.

In der konventionellen Medizin wird der akute Tinnitus meist zunächst durch Infusionen hoch dosierter durchblutungsfördernder und entzündungshemmender Medikamente, eventuell auch mit Lokalanästhetika, behandelt. Die Rationale dafür, dass die Tinnitus-Ursache ein Durchblutungsproblem oder Entzündungsgeschehen im Innenohr ist, steht auf schwachen Füßen, und entsprechend wenig erfolgreich sind solche Therapien meist.

Wenn Fehlstellungen der Halswirbel für den Tinnitus verantwortlich sind, sind krankengymnastische Interventionen angebracht.

Auch wenn die Tinnitus-Ursachen klar in organischen Schäden liegen, setzt die Schulmedizin ergänzend auf die kognitive Verhaltenstherapie, die den entspannten Umgang mit den Tinnitus-Symptomen trainieren soll, zugrundeliegende Konflikte jedoch nicht adressiert.

Sehr gute Erfolge bei der Verminderung des Leidensdrucks durch die “Orgel im Ohr” erzielen ins Hörgerät eingebaute sogenannte “Tinnitus-Noiser”: Sie erzeugen ein schwaches Rauschen, das den Betroffenen oft ermöglicht, Tinnitus-Geräusch und Rauschen gemeinsam auszublenden.

Naturheilkundliche Sicht

Die Naturheilkunde sieht auch bei Tinnitus mit organischen Hintergründen eine starke psychosomatische Komponente. Entsprechend kann die Tinnitus-Heilung nur gelingen, wenn die Psyche in die Behandlung einbezogen wird.

Wichtig ist der Stressabbau. Welche Lebensfaktoren werden als belastend empfunden. Lernen Sie NEIN-Sagen. Schrauben Sie Ihre Ansprüche an sich selbst zurück. Sie müssen nicht perfekt sein. Schaffen Sie sich Freiräume und lassen Sie diese auch wirklich frei. Auch ein perfekt geplantes Freizeitprogramm kann stressen.

Lernen Sie, Ihre Gefühle zuzulassen und diese wahrzunehmen. Egal welche: Sie wollen wahrgenommen werden, auch wenn das manchmal schmerzvolle Prozesse auslöst.

Holen Sie sich dafür Unterstützung bei einem Psychotherapeuten, Psychokinesiologen oder Coach, denn nicht immer liegen belastende Faktoren klar sichtbar auf der Hand. Was sind Ihre inneren Treiber oder in welchen Lebensbereichen gibt es Druck von außen, dem Sie scheinbar nicht ausweichen können? Was sind Ihre Zukunftsaussichten? Gelingt es, lebenswerte Visionen zu entwickeln, oder schauen Sie mit Angst in die Zukunft? Lernen Sie auf Ihre ureigensten Kraftreserven zurückzugreifen. Sie haben mehr davon als Sie denken.

Der Umgang mit der Erkrankung

Wenn die Meeresbrandung rauscht, ist es laut. Sie werden das im Allgemeinen aber nicht als belastend empfinden. Eine verkehrsreiche Straße aber schon.

Entscheidend, wie stark Sie Ihr Ohrgeräusch als störend empfinden, ist Ihre innere Haltung. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Wenn Sie den Fokus auf das Ohrgeräusch legen, wird es als deutlich stärker und störender empfunden, als wenn Sie nur am Rande wahrnehmen, dass „Ihr Mann im Ohr“ wieder da ist.

Mit Ihren Lieblingsmusikstücken, Geräuschen aus der Natur (oder Aufnahmen davon) können Sie Ablenkung vom ständig gleichen Ton schaffen. Das kann eine Brücke sein, entspannter mit dem Ohrgeräusch umzugehen.

Entspannung „trainieren“

Es gibt eine Vielzahl von Entspannungsmethoden. Probieren Sie aus, was für Sie passt.

Entspannung können Sie beim Sport finden in gleichförmigen wiederholenden Bewegungen wie z.B. beim Laufen, Walken Schwimmen oder Inline-Skaten. Probieren Sie aus, folgen Sie Ihrem Vergnügen. Es soll Spaß machen und kein Zwang sein. Wichtig ist, dass es Ihnen gelingt, beim Sport Ihr „Kopfkino“ auszuschalten. Sonst verstärkt sich Ihr Problem mit jeder neuen Joggingrunde.

Progressive Muskelentspannung (PME) ist ein guter Einstieg, wenn Sie noch wenig Entspannungserfahrung haben. Sie lernen den Unterschied zwischen einem entspannten und einem angespannten Muskel. Sie bekommen einen wirkungsvollen Einstieg über Ihren Körper. Sie lernen, in wenigen Minuten alles loszulassen. Wenn Sie danach andere Entspannungsverfahren erlernen, werden Sie von dieser Erfahrung immer wieder profitieren.

Auch die Herz-Atmung (HearthMath) (www.heartmathdeutschland.de) nutzt Körperempfindungen, um Stress wahrzunehmen und über eine Herzfokussierung aus dem Stress auszubrechen. Sie lernen schon in wenigen Minuten aus dem Stress auszusteigen. Die Übungen sind einfach in den Alltag zu integrieren und können direkt in als belastend empfundenen Situationen ausgeführt werden. Damit trainieren Sie, gelassener zu bleiben, auch wenn es im Außen mal schwierig wird. Mit einfachen HRV-Geräten – auf Wunsch kombiniert mit Ihrem Smartphone – können Sie selbst den Grad der Entspannung in Ihrem Körper nachvollziehen.

Autogenes Training führt in die Tiefenentspannung. Ausführliche Informationen finden Sie hier im Portal.

Ungezählte weitere Entspannungsformen gibt es. Sei es die Meditation, Yoga, die Sieben Tibeter ... Probieren Sie aus, was für Sie passt.

Mentale Ursachen identifizieren – Psychokinesiologie nach Dr. Klinghardt

Gerade, wenn belastende Faktoren nicht richtig greifbar sind, kann die Psychokinesiologie einen wirksamen Zugang bieten. Über den kinesiologischen Test (Muskeltest) werden in einem sehr strukturierten Verfahren über den Zugang zum Unbewussten Ursachen von Blockaden und Traumata aufgezeigt und aufgelöst. Nach einem gelösten Trauma sind tiefe Heilzustände und innerer Frieden möglich.

Sauerstoffmehrschritttherapie nach Manfred von Ardenne

Die Sauerstoffmehrschritttherapie wurde 1970 von dem Physiker Manfred von Ardenne entwickelt und wird heute oft von Ärzten mit naturheilkundlicher Ausrichtung und von Heilpraktikern angeboten. Der Kerngedanke ist, Körperzellen mit Sauerstoff anzureichern. Im ersten Schritt erhält der Patient ein Vitamin-Mineralstoff-Gemisch (aus Vitamin B1, Vitamin C, Vitamin E und einem Magnesiumsalz -in der Regel Magnesium-Orotat), das die Sauerstoffaufnahme und den Stoffwechsel der Zellen verbessert und vor den schädlichen Wirkungen des Sauerstoffs schützt. In einem zweiten Schritt inhaliert der Patient mit Sauerstoff angereicherte Luft, das ca. 40 % Sauerstoff enthält. Dabei sollte der Patient anspruchsvollen geistigen Tätigkeiten nachgehen um die Gehirndurchblutung anzuregen. Alle 20 min erfolgt ein leichtes körperliches Training. Dieser Prozess wird an ca. 20 Tagen wiederholt.
Die Therapie verbessert die Mikrozirkulation in den kleinen Blutgefäßen und wird deshalb auch bei Tinnitus und Hörsturz eingesetzt, wenn organische Ursachen vermutet werden. Das Verfahren stärkt das Immunsystem und wird als Begleittherapie bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt.

Phytotherapie

Als Begleittherapie sind folgende Heilpflanzen gut geeignet:
Ginkgo biloba: Bei Tinnitus das naturheilkundliche Therapeutikum der Wahl. Mit der halb zweigeteilten Form seiner Blätter steht Ginkgo für die “Einheit in der Zweiheit”, für die Heilung von Zerrissenheit, für den gesunden Umgang mit der Polarität dieser Welt. Pharmakologisch wirken die Wirkstoffe des Ginkgo durchblutungsfördernd und nervenschützend. In der Homöopathie wird Ginkgo oft mit Dryopteris (Wurmfarn) kombiniert, aus dessen Erscheinungsbild die Natur- und Volksmedizin auf eine Wesensverwandtheit mit dem Innenohr schließt.

Hafer (Avena sativa): Die Halme des Hafers sind beweglicher und elastischer als die anderer Getreide. In der Pflanzenheilkunde wird Hafer erfolgreich bei Angst- und Spannungszuständen und neurasthenischen Beschwerden eingesetzt. Hafer gibt bei Alltagsbelastungen Widerstandskraft, hilft bei Stress, die innere Mitte nicht zu verlieren und wirkt so auch bei stressbedingtem Tinnitus ausgleichend.

Kamille (Matricaria chamomilla): Das Multitalent unter den Heilpflanzen, mütterlich und beruhigend. Kamille löst sowohl muskuläre als auch nervliche Verspannungen, die einer nervösen Tinnitus-Symptomatik zugrunde liegen.

Lavendel (Lavandula officinalis): Bei Überreizung, Unruhe und Einschlafstörungen wirkt Lavendel als mildes Sedativum. Während des Schlafes hat Lavendel eine reinigende Wirkung auf das Seelenleben: Intensives Traumgeschehen fördert die Verarbeitung von Konflikten und macht die Seele aufnahmefähig für Neues.

Ernährung

Eine gesunde Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, kommt Ohren und Nervensystem zugute. Zurückhaltung beim Verzehr von Zuckern und gesättigten Fettsäuren hilft, Gefäßverengungen durch Arteriosklerose vorzubeugen, die die Ernährung des Innenohres gefährden können. Kaffee und Nikotin bewirken ebenfalls eine zeitweise Verengung der Blutgefäße und können so die Tinnitus-Symptome verstärken.

Besonders empfehlenswert im Zusammenhang mit der Ernährung bei Tinnitus sind die Vitamine A, D und E (die Dosierung sollten Sie jedoch mit Ihrem Arzt absprechen, da eine Überdosierung fettlöslicher Vitamine problematisch sein kann) sowie die nervenstärkenden Vitamine des B-Komplexes (vor allem Folsäure und Vitamin B12). Wichtige Mineralien sind Mangan und Zink – ein Mangel an beiden wird mit Tinnitus und Hörverlusten in Verbindung gebracht.

Wichtig: Eine Schwermetallbelastung des Organismus durch Quecksilber oder Blei kann das Innenohr schädigen und Tinnitus auslösen, eventuell auch im Zusammenhang mit Amalgamfüllungen. Hier gibt eine Haarmineralanalyse oder noch besser ein Schwermetallprovokationstest Aufschluss.

Oft empfohlene Hausmittel bei Tinnitus sind Gelbwurz (Kurkuma, als Tee oder Gewürz) und Ingwer (als Tee, Gewürz oder zerrieben mit etwas Honig).

Psychosomatik

Tinnitus ist sehr oft ein Zeichen von Stress und Überlastung. Das psychische Symptom – die Überforderung durch den “Lärm der Welt” – wird zum somatischen: Der Lärm ist jetzt buchstäblich “in Ihrem Kopf”. Sie müssen es lernen, den Stress zu reduzieren, unter anderem, indem Sie sich gegen unzumutbare Belastungen wehren.

Den Tinnitus selbst werden Sie aber nicht los, indem Sie ihn entschlossen “bekämpfen”. Dieses für Perfektionisten typische Herangehen bringt hier gar nichts. Wer sich auf jedes neue Heilsversprechen stürzt, wer jedes Mittelchen ausprobiert und gespannt nach innen lauscht, ob das verhasste Geräusch endlich verschwunden ist, wird wenig Erfolg haben. Dadurch signalisieren Sie sich nämlich selbst, dass der Tinnitus bedrohlich ist – und halten ihm damit quasi ein Mikrofon hin.

Wirksam ist das ganze Gegenteil: Pfeifen Sie auf das Pfeifen im Ohr – und auf den Stress und Ärger gleich mit. Tun Sie lieber etwas, was Ihnen Spaß macht. Denken Sie darüber nach, wie Sie sich Ihr Leben entspannter und angenehmer einrichten können. Horchen Sie wirklich “in sich hinein” – und nicht nur auf Ihre Ohrgeräusche.

Wenn Sie gelassen leben, wenn Sie sich selbst und Ihren Mitmenschen kleine und große Unvollkommenheiten  souverän verzeihen können, dann tritt die akustische Plage in den Hintergrund – und ist vielleicht eines Tages unversehens verschwunden.

  • Dr. med. Eberhard Biesinger: Tinnitus. Endlich Ruhe im Ohr. Ursachen erkennen und ausschalten - Die besten Therapien - Mit Selbsthilfeteil.
  • Helmut Schaaf: Morbus Menière: Schwindel - Hörverlust - Tinnitus. Eine psychosomatisch orientierte Darstellung
  • Matthias Augustin, Volker Schmiedel: Leitfaden Naturheilkunde
  • Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen.
  • Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol.

Online-Redaktion

ergänzt und kommentiert von:
Dr. med. Wolfgang Scheel, aus Steinheim an der Murr
Dr. (Med. Univ. Budapest) Edith Nadj-Papp, MA, MBA, MSc, MSc, BSc, aus Ditzingen
Kommentare
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  • Norbert Hahn, am 24.03.2017
    Leide seit mehr als 30 Jahren an Tinnitus objectivus auris. Linkes Ohr 3 Kilohertz, rechtes Ohr 4 Kilohertz. Vermutlich durch multiple Nutzung von Frequenzen verursacht. Das ILS vom Flughafen sendet 3 Kilohertz. Habe in den 80iger Jahren in einem Zeitraum von mehr als einem halben Jahr spontane Heilung erfahren. Die Symptome waren ueber Nacht verschwunden. Moeglicherweise war das ILS nach Absturz eines Flugzeuges abgeschaltet.
  • Markus Link, am 01.04.2015
    Liebe Online-Redaktion, lieber Patient,
    nach einem Hörsturz oder bei einem neu aufgetretenen Tinnitus sollten Sie sich zeitnah über eine Behandlung mit Blutegeln informieren. Diese Krankheitsbilder sind u.a. Schwerpunkte der Blutegeltherapie.
    Mit freundlichen Grüßen
    M.Link
  • Online-Redaktion, am 22.05.2014
    Liebe Frau von Keyserling,

    hinter einem Tinnitus können viele Ursachen stecken. Neben einem HNO-Arzt ist sicher auch der Osteopath ein guter Ansprechpartner.
    Ganzheitlich arbeitende Ärzte finden Sie im Naturheilmagazin unter http://www.naturheilmagazin.de/nc/aerzte.html. Dort können Sie auch gezielt nach Schwerpunkten suchen. Allerdings ist dort bislang nur ein Arzt gelistet, der seine nicht im Raum Dortmund hat.
    Wenn Sie mir Ihrem Osteopathen zufrieden sind, können Sie auch ihn nach weiteren Empfehlungen fragen. Er kennt sich sicher mit den ortsansässigen Therapeuten aus.
    Viel Erfolg bei Ihrer Suche wünscht Ihnen Ihre
    Online-Redaktion
  • Bea von keyserling, am 22.05.2014
    ich habe den Tinitus nach einer Mittelohrentzuendung bekommen, habe ihn jetzt ca 4 Wochen.
    Cortison und tentral hat leider nicht geholfen, zum welchen Arzt kann ich mich zur beratung wenden.
    ich habe auch einen termin beim Osteopathen.
    MFG B. K.

Experten zum Thema

Dieter Berweiler
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