Was sagt der Ferritin-Wert aus?

Eisenmangel kennt jeder, aber Ferritin?? Am Ferritin-Wert im Blut erkennt der Arzt, wie viel Eisen im Körper vorhanden ist und wie gut die Eisenspeicher gefüllt sind. Damit ist Ferritin wichtig für die Diagnose eines Eisenmangels und um den Erfolg einer Eisenmangel-Therapie zu verfolgen. Darüber hinaus kann ein erhöhter oder erniedrigter Ferritin-Wert auf verschiedene Krankheiten hinweisen …
Was ist Ferritin?
Ferritin ist ein Eiweißmolekül, das in unserem Körper Eisen speichert. Der Ferritinspiegel im Blut zeigt, wie gut die Eisenspeicher gefüllt sind.
Mancher von Ihnen kennt sicher den Ferritin-Wert als einen Laborwert, den der Arzt aus Ihrem Blut bestimmt hat. Ferritin ist ein wichtiger zellulärer Eisenspeicher in unserem Körper. Der Ferritingehalt im Blut zeigt dem Arzt, wie gut Ihre Eisenspeicher gefüllt sind. Rund 20 % des Eisens in unserem Körper sind an Ferritin gebunden. Den Rest finden wir v.a. als Blutfarbstoff Hämoglobin in den roten Blutkörperchen, als Myoglobin in Muskeln oder an das Transporteiweiß Transferrin gebunden.
Namensgebend für das große Eiweißmolekül, das bis zu 4500 Eisenatome in seinem Inneren beherbergen kann, ist das Eisen selbst (lat. ferrum = Eisen). Im Körper finden wir Ferritin v.a. in der Leber, der Milz und im Knochenmark – und im Blut, wo sein Gehalt bequem bestimmt werden kann.
Neben der Eisenspeicherung spielt Ferritin eine Rolle beim Umgang der Zellen mit oxidativem Stress und Entzündungen.
Welcher Ferritin-Wert ist normal?
Je nach Labor können die angegebenen Normwerte für Ferritin durchaus schwanken. Typische Normwerte für den Ferritingehalt im Blut liegen bei 15-250 ng/ml für Frauen bzw. 20-500 ng/ml für Männer.
Soweit die deutschen Normwerte. Schaut man sich die amerikanische Literatur an, so gilt dort bereits ein Wert unter 40 ng/ml als zu niedrig (latenter Eisenmangel, Eisenmangel ohne Blutarmut). Bei unter 20 ng/ml geht man dort von einem Eisenmangel mit milder, unter 10 ng/ml mit schwerer Blutarmut aus.
Letztendlich ist aber jeder Fall individuell zu sehen und die jeweilige Lebensphase (Schwangerschaft, Wachstum, durchgemachte Infekte usw.) zu berücksichtigen. So gibt es durchaus Patienten, die sogar bei Ferritin-Werten von deutlich über 40 ng/ml Symptome eines Eisenmangels aufweisen.
Wann ist der Ferritin-Wert zu niedrig?
Ein niedriger Ferritin-Wert und eine niedrige Transferrin-Sättigung, d.h. eine geringe „Beladung“ des Eisentransporters Transferrin, weisen auf einen Eisenmangel hin. Dieser kann, muss aber nicht mit einer Anämie (Eisenmangelanämie) einhergehen. Je nach Quelle findet man hierzu etwas unterschiedliche Angaben. Professor Stanley L. Schrier von der Stanford University School of Medicine (Stand 2019) unterscheidet je nach Ferritin-Wert
- Eisenmangel ohne Blutarmut (Ferritin-Wert < 40 ng/ml)
- Eisenmangel mit milder Blutarmut (Ferritin-Wert < 20 ng/ml)
- Eisenmangel mit schwerer Blutarmut (Ferritin-Wert < 10 ng/ml)
Ein zu niedriger Ferritin-Wert kann viele Gründe haben:
- unzureichende Eisenaufnahme im Darm (z.B. bei entzündlichen Darmerkrankungen, Zöliakie)
- erhöhter Eisenverlust durch Blutungen (z.B. schwere Verletzungen, Darmgeschwüre, Darmpolypen)
- erhöhter Eisenbedarf (z.B. Wachstum, Schwangerschaft und Stillzeit)
- Mangel- oder Fehlernährung (z.B. Alkoholmissbrauch, vegetarische Ernährung)
- Eiweißverlust (z.B. bestimmte Nierenkrankheiten)
Welche Symptome zeigen sich bei Eisenmangel?
Wenn Eisen knapp wird, muss der Körper mit dem wenigen, was er hat, gut haushalten. Offensichtlich hat die Blutbildung bei der Eisenversorgung eine hohe Priorität. Sie wird bei Eisenmangel zuletzt eingeschränkt. Das bedeutet, dass andere Symptome eines Eisenmangels schon lange vorhanden sein können, bevor der Eisenmangel im normalen Blutbild sichtbar wird. Zu den typischen Anzeichen eines Eisenmangels gehören u.a.:
- Erschöpfung, Kraftlosigkeit
- Stimmungstiefs
- Schwindel
- Ohrgeräusche / Ohrensausen (Tinnitus)
- Potenzstörungen
- Haarausfall & rissige Nägel
- Infektanfälligkeit
Typisch für eine Eisenmangelanämie (Blutarmut) ist ein niedriger Ferritin-Wert, während der Transferrinwert erhöht ist.
Kann der Ferritin-Wert auch zu hoch sein?
Durchaus! Einen erhöhten Ferritin-Wert können wir z.B. finden bei
- Eisenüberladung durch häufige Bluttransfusionen oder bei Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
- gestörter Blutbildung
- verschiedenen Grunderkrankungen (z.B. möglich bei schweren Leberschäden, chronischen Entzündungen, Tumoren)
- zu hoher Dosierung von Eisenpräparaten
Warum ist die Ferritin-Kontrolle so wichtig?
Ohne Frage: unser Körper braucht Eisen – aber in der richtigen Menge!
Eisen ist ein ganz zentrales Spurenelement, wenn es um die Sauerstoffaufnahme und den Sauerstofftransport geht. Es wird für die Energiegewinnung der Zellen ebenso benötigt wie für Enzyme. Wenn wir zu wenig Eisen haben, fühlen wir uns schlapp und müde. Insbesondere Frauen, die über die Regelblutung immer wieder Eisen verlieren, sind von einem Eisenmangel betroffen. In Deutschland sollen 20 % der Frauen im gebärfähigen Alter unter Eisenmangel leiden, bei den Männern sind es deutlich weniger. Nach unserer Erfahrung dürfte der Anteil der Frauen, die im gebärfähigen Alter unter Eisenmangel leiden, jedoch um ein Vielfaches höher liegen.
Doch auch zu viel Eisen ist schädlich. Wenn übermäßig Eisen zugeführt wird, kann dies z.B. zu Schäden an Bauchspeicheldrüse, am Herzmuskel, an Hormondrüsen wie der Schilddrüse und an Gelenken führen.
Deshalb sollte während einer Eisentherapie mit Eisentabletten oder -infusionen immer wieder kontrolliert werden, wie es um die Eisenversorgung und den Eisenspeicher bestellt ist. – Womit wir wieder beim Ferritin-Wert wären. Denn nur dieser liefert – anders als z.B. das Blutbild oder der Hämoglobingehalt des Blutes – eine zuverlässige Aussage über den Füllungszustand unserer Eisenspeicher. Wie unzuverlässig das Blutbild bei der Beurteilung der Eisenversorgung ist, zeigt Folgendes: Bei einem Ferritin-Wert von 9 ng/ml – und damit einem klaren Eisenmangel – ist das Blutbild bei den meisten Patienten noch gänzlich unauffällig. Veränderungen treten bei vielen erst bei Werten unter 5 oder 6 ng/ml auf – wenn also bereits ein schwerer Eisenmangel besteht.
Was tun bei zu niedrigem Ferritin-Wert?
Wenn die Eisenvorräte zu niedrig sind, gilt es zunächst nach den Ursachen zu forschen und diese zu bekämpfen (Grunderkrankungen, Ernährung). Günstig sind v.a. tierische Lebensmittel mit hohem Eisenanteil (rotes Fleisch), da das Eisen aus diesen besser verwertet werden kann. Lebensmittel, deren Inhaltsstoffe die Eisenaufnahme hemmen (z.B. Tee, Kaffee, Getreide, Kleie, Hülsenfrüchte, Nüsse, Sojaeiweiß, Milcheiweiß) sollten nicht gemeinsam mit eisenreicher Nahrung kombiniert werden. Günstig wirkt sich dagegen Vitamin C (Obst, Paprika) auf die Eisenaufnahme aus.
Erfahrungsgemäß ist darüber hinaus in vielen Fällen die zusätzliche Zufuhr von Eisen erforderlich. Diese kann in Form von Tablette bzw. Kapseln oder als Infusion erfolgen. Die Aufnahme über Tabletten oder Kapseln beschränkt sich dabei im Wesentlichen auf leichtere Formen des Eisenmangels. Zudem klagen viele Patienten über Verdauungsprobleme auf Grund solcher Eisenpräparate. Ungeeignet sich über den Mund aufgenommene Eisenpräparate in allen Fällen, in denen die Eisenaufnahme im Darm gestört ist (z.B. chronische Darmerkrankungen, Zöliakie). In unserer ganzheitsmedizinischen Praxis hat sich daher in den meisten Fällen die Eiseninfusion als Mittel der Wahl herauskristallisiert.
Was tun bei zu hohem Ferritin-Wert?
Auch hier gilt wieder: zunächst einmal die Grunderkrankung behandeln. Darüber hinaus können Aderlässe sinnvoll sein.
Literatur- und Linktipps
- Prof. Stanley L. Schrier von der Stanford University School of Medicine in medizinischen Internet-Datenbank uptodate.com (Juni 2010) zu den Ferritin-Werten