10 Jahre leben mit Krebs Ein Erfahrungsbericht in Interviewform

Drei Kinder, ein eigener Naturkostladen – Traudel Beickler hat viel erreicht in ihrem Leben und dank ihrer Disziplin immer bestens funktioniert – bis ihr die Krebserkrankung, ein Leiomyo-Sarkom, den Boden unter den Füßen wegzog und sie in eine tiefe Krise stürzte. Im Film der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. berichtet sie, wie sie gelernt hat mit ihrer Erkrankung umzugehen, loszulassen und Veränderungen immer wieder zuzulassen.

Traudel Beickler (Systemische Familientherapeutin, war unter anderem von einem Leiomyo-Sarkom der Gebärmutter betroffen):

Ich habe immer gut funktioniert

Das sind jetzt zehn Jahre, dass ich die erste Krebserkrankung hatte und ich merke, inzwischen – ich bin jetzt 64 Jahre – habe ich mich ganz gelöst auch von diesem äußeren Rahmen: Wer sein zu wollen, diszipliniert zu sein, etwas Bestimmtes ausstrahlen zu müssen / zu sollen. Es hat sich verändert in ein „ich darf alles tun, ich kann alles tun, aber ich muss es nicht so tun“.

Wie war das eigentlich diszipliniert zu sein, drei Kinder zu haben, Haus, Garten und alles gleichzeitig: ein Naturkostladen und die Arbeit. Ich bin auch Physiotherapeutin. Damals habe ich den Beruf sehr gerne ausgeübt. Ich weiß heute manchmal gar nicht mehr, wie war es denn so. Viele Spuren und ich habe einfach super gut funktioniert. Diese Auseinandersetzung mit dem Sterben war gerade durch die Sarkome, die ich hatte sehr, sehr stark.

Ich war in der Krise, hatte den Boden verloren

Es war eine intensive Krise. Ich habe ganz, ganz viel geweint in dieser Zeit und habe mich als Opfer gefühlt. Dies anzunehmen, dass ich keine Kontrolle mehr habe, dass einfach etwas mit mir passiert, was ich nicht im Griff habe – das war die schwerste lange Übung für mich. Es geht einfach tiefer, tiefer runter und wirklich den Boden verloren zu haben. Nun nicht zu wissen, werde ich am Boden irgendwann wieder ankommen oder werde ich sterben?

Ich will leben! Und was noch?

Es war die größte Motivation irgendwann zu merken, ich will aber leben, erst überleben und ich will, ich will leben und das Leben ist so schön. Wer bin ich denn jetzt ohne Arbeit? Ich will aber keine Krebspatientin nur sein – mich darüber definieren. Das stimmt auch nicht. Der Krebs ist da. Man kann ihn nicht übersehen, man muss ihm quasi ins Auge schauen, aber gleichzeitig: Wie werde ich den jetzt wieder los? Wer bin ich denn wirklich und wo geht es weiter? Und die wesentliche Frage ist wirklich: Was will ich wirklich?!

Auch der Umgang mit meinem Ehemann änderte sich

Mein Mann ist - zur gleichen Zeit als ich das zweite Mal Krebs bekam – in Rente gegangen. Ich hatte Angst vor dieser Konfrontation, der Nähe in der Beziehung. Dass wir beide zu Hause sind, das war für mich undenkbar. Ich wollte nicht, dass er mir etwas überstülpt, was ich selber für mich erst neu finden wollte. Es geht zu sagen: Nimmst du mich mal in den Arm. Aber ich habe dann auch gelernt zu sagen, ich möchte heute Abend einfach in meinem Bett schlafen. Das so zuzulassen, das war ein Lernprozess in der Beziehung.

Loslassen lernen

Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Am Anfang habe ich immer gedacht: Ich muss das machen, ich muss das machen, und es wird mir helfen und so mehr und mehr merke ich: Es ist völlig egal. Ich entscheide mich für irgendetwas und lasse es dann zu, lasse es dann wirken und glaube auch daran, dass es wirkt. Aber letztendlich – ich kann es nicht wissen, ich muss einfach immer wieder loslassen. 

Quelle des Films:
Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V.
Zentrale Beratungsstelle
Voßstraße 3
69115 Heidelberg
Telefon (06221) 13 80 20
E-Mail: info@biokrebs.de
Internet: www.biokrebs.de

Traudel Beickler

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