Sind Sie nach dem Mittagessen hundemüde und wachen Sie öfter zwischen 1 und 3 Uhr nachts auf? Das kann an Ihrer Leber liegen! Im Interview erkärt Dr. med. Vinzenz Mansmann, Chefarzt der NaturaMed Kliniken, Bad Waldsee, woran man Lebererkrankungen erkennt und wie man vorbeugen kann.
Still und uneigennützig arbeitet die Leber vor sich hin, liefert den anderen Körperorganen lebensnotwendige Eiweiße, schützt sie vor Giftstoffen, und wenn es hart auf hart kommt, zerstört sie lieber ihre eigenen Zellen, bevor sie zulässt, dass es andere Teile des Körpers trifft. Dr. med. Vinzenz Mansmann, Chefarzt der NaturaMed Kliniken, beantwortet die häufigsten Fragen zur Vorbeugung von Leber-Erkrankungen.
Im Interview mit Dr. med. V. Mansmann,
Chefarzt der NaturaMed Kliniken, Bad Waldsee
„Wenn Sie an Ihren Praxisalltag denken – wie viel Ahnung haben Patienten von ihrer Leber?“
Leider kennen viele Menschen ihre Leber überhaupt nicht und nur ein Teil weiß, dass sie rechts unterhalb der Rippen liegt. Sie hat über 370 Abteilungen, 500 Milliarden Zellen und ist die große Chemiefabrik des Körpers. Leider oder besser glücklicherweise hat sie keine Schmerznerven, sonst würde jeder Schluck Alkohol ja weh tun. Ein Sprichwort aber sagt es so:
„Der Schmerz der Leber ist Müdigkeit.“
Bezeichnenderweise entsteht oft eine trügerische Sicherheit, wenn der Hausarzt die 3 bekannten Leberwerte GOT, GPT und GGT macht. Sind sie normal, heißt das noch lange nicht, dass alle 370 Abteilungen der Firma Leber in Ordnung sind.
Die Gallenblase, also der Vorratsbehälter der Leber, hingegen hat viele Schmerznerven und ein eingeklemmter Gallenstein kann fürchterliche Koliken verursachen, die einen sehr schnell zum Arzt treiben.
„Wie kann man selbst feststellen, ob die Leber in Ordnung ist?“
Wie erwähnt, macht eine schwache oder kranke Leber müde, besonders nach dem Mittagessen – dann braucht man fast einen Mittagsschlaf. Am Abend müssen viele dann vor dem Fernseher vorschlafen. In der Nacht hingegen ist gemäß der 2000 Jahre alten Akupunkturlehre die Hauptarbeitszeit der Leber von 1 bis 3 Uhr und ab einem bestimmten Grad der Schädigung hat man genau in dieser Zeit Durchschlafstörungen. Es kann auch einmal 4 Uhr werden, wenn die Leber die Sommerzeitumstellung nicht mitgemacht hat.
Leberzeichen im Gesicht erkennen
- bräunliche Ränder um die Augen wie nach einer durchgezechten Nacht (Café-au-lait-Flecken)
- kleine gelbliche Fettgeschwülste um die Augen (Xanthelasmen)
- gelblich-braune Verfärbungen um den Mund
- punktförmige Einblutungen auf den Wangen (Petechien)
- gelbliches Verfärbung des Augenweiß ("Gelbsucht")
- aus der Antlitzdiagnostik wird auch noch auf eine tiefe Falte zwischen dem rechten Nasenflügel und dem rechten Kinn als Leberzeichen hingewiesen.
- Auch bräunliche „Leberflecken“ am Körper, insbesondere auf dem Handrücken, heißen deshalb Leberflecken, weil Sie von der Leber kommen. Altersflecken ist nur ein anderer Name, weil dann die Leber altersbedingt eine Schwäche hat.
- Manchmal sind spinnennetzartige Gefäßerweiterungen (Spider naevi) am Körper zu finden, die ebenfalls auf eine Leberkrankheit hinweisen können. Leberstörungen können auch Juckreiz auf der Haut und Kribbeln verursachen, auch ohne dass eine Allergie vorliegt.
- Auch „Brennesselausschläge“ (Urticaria) haben etwas mit der Leber zu tun und können durch eine Leberbehandlung wieder ausheilen.
Wie äußern sich Leberbeschwerden noch?
Das häufigste Zeichen aber sind Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall – manchmal im Wechsel, Fettunverträglichkeit, Alkoholunverträglichkeit. Relativ selten nur besteht ein Druckgefühl unter dem rechten Rippenbogen, besonders im Liegen oder beim Bücken, wenn ein Gallenstau oder eine Gallenblasenentzündung gleichzeitig besteht. Eine gesunde Leber verträgt meist einen Liter Bier oder einen halben Liter Wein ohne große Probleme. Wer sich also schon nach deutlich weniger Alkohol schlecht fühlt, muss bereits an eine Leberstörung denken. Da die Leber für den Hormonabbau zuständig ist, treten auch oft unerkannte Lebererkrankungen auf wie verminderte Libido bzw. Potenzstörungen, Brustansatz bei Männern und vor allem Migräne. Nach meiner 25-jähigen ärztlichen Erfahrung sind 80% der Migräne-Erkrankungen eine versteckte Leberkrankheit und können auch mit einer Kombination aus Lebertherapie und Homöopathie wieder ausgeheilt werden.

„Was sind Erste-Hilfe-Maßnahmen für den Leberschutz?“
Die besten Pflanze zur Leberregeneration ist die Mariendistel (Carduus marianus) und die Artischocke (Cynaria scolymus). Mariendistel als Tee ist sehr bitter und wird von den Patienten nicht lange durchgehalten, so dass man Kapseln bevorzugen sollte, denn man sollte sie meist ein ganzes Jahr einnehmen. Vielleicht kennen Sie den Apperitiv „Cynar“, der aus Artischocke besteht. Aber auch hier wäre es meist besser, eine Kapsel statt eine Mischung mit Alkohol zur Behandlung einzusetz
„Was kann man tun, um seine Leber vorbeugend und dauerhaft gesund zu halten?“
Selbstverständlich Alkohol weglassen, sich fettarm ernähren und vor allem Stress und Überforderung reduzieren. Die meisten heutigen Lebererkrankungen sind stressbedingt und Folge von runtergeschlucktem Ärger. „Da kommt einem die Galle hoch“ oder „Es ist einem die Laus über die Leber gelaufen“ sagt ja der Volksmu
„Wer muss besonders auf seine Leber achten?“
Natürlich die Alkoholiker, aber das ist ja klar. Nicht so bekannt ist, dass oft Stress und Ärger viel mehr Leberschäden macht als der Alkohol und dass Vegetarier durch langjährigen Verzehr von größeren Mengen Rohkost am Abend im Darm Gärungsprozesse verursachen, die durch Bildung von Fuselalkohol im Darm ebenfalls einen Leberschaden verursachen können. Also nach 19.00 Uhr möglichst wenig Rohkost wie Salate und rohes Gemüse essen.
Was schadet der Leber?
Ab wann wird Alkoholkonsum kritisch für die Leber?
Männer vertragen durch ihre größere Leber und größere Muskelmasse im Vergleich zur Fettmasse in der Regel mehr Alkohol als Frauen. Dabei ist auch entscheidend, ob der Alkoholkonsum selten oder täglich ist. Als Faustregel kann gelten: Ein halber Liter Bier oder ein viertel Liter Wein am Tag macht keinen Leberschaden. Aber täglich ein ganzer Liter Bier oder ein halber Liter Wein macht im Laufe der Zeit bereits deutlich messbare Leberschäden. Wer am Wochenende einmal 2 – 3 Liter Bier trinkt, dann aber 6 Tage keinen Alkohol, braucht kaum einen Leberschaden zu befürchten. Anders ist es, wenn zusätzlich Schnaps betrunken wird.
Bei Frauen gilt etwas weniger, abhängig vom Körpergewicht. Eine 50 kg schwere Frau verträgt nur die Hälfte wie ein 80 kg schwerer Mann.
Fettes Essen: Ab wann wird es kritisch für die Leber?
Wenn die Galle-Abteilung der Leber gestört ist, äußert es sich in Druckgefühl im rechten Oberbauch, in hellem Stuhl, in Darmrumoren, Blähungen, Durchfällen oder Verstopfung. Bei Verstopfung des Gallenganges durch Steine, Entzündung oder Verkrampfung, die auch seelisch bedingt sein kann, kann der Stuhl sogar ganz grauweiß werden.
Diese Patienten sollten unbedingt Öle meiden, besonders wenn sie über 60 Grad erhitzt werden. Sie sollten Butter essen, mit Butter oder Butterschmalz wie z.B. Butaris kochen und braten und im Salat nur kaltgepresstes Distelöl oder Olivenöl verwenden. Walnussöl macht dabei am schnellsten Gallenkoliken, deshalb sollten diese Patienten an Weihnachten auch nie mehr als 5 Walnüsse pro Tag essen.
Gibt es weitere Faktoren im Ernährungsverhalten, die die Leber schädigen?
Da Schweinefleisch und Schweinewurst für diese Patienten besonders schädlich ist, sollten sie dies generell weglassen. Dazu gehören auch Leberkäse, Würstchen, Wienerle usw.. Es macht Gicht in den Gelenken, erhöht das Cholesterin und macht langfristig hohen Blutdruck und ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Die Zellstrukturen von Schweinezellen sind den menschlichen Zellen sehr ähnlich, so dass Schweinefett 3mal so stark in Blutgefäße eingebaut werden kann als z.B. Rinderfett. Dies kann auch zum menschlichen Vorteil genutzt werden: Herzklappen vom Schwein werden nicht abgestoßen, während eine gleichgroße Hundeherzklappe innerhalb weniger Tage rausgeeitert wäre.
Eier dürfen hingegen unbedenklich gegessen werden, da im Eigelb viel Lecithin enthalten ist, das mehr als das bischen Cholesterin im Eiweiß abbaut, so dass das Märchen von den schädlichen Eiern wirklich aus dem Bewusstsein der Menschen wieder verschwinden sollte. Es ist nachgewiesenermaßen einfach falsch gewesen.

„Welche Folgeerkrankungen kann eine gestörte Leberfunktion nach sich ziehen?“
Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, denn eine schwere Lebercirrhose – also eine Vernarbung der Leberzellen - ist insgesamt doch eine sehr seltene Krankheit. Am häufigsten ist chronische Müdigkeit und Migräne als Folgestörung zu nennen, dann Gerinnungsstörungen infolge leberbedingtem Vitamin-K-Mangel mit Neigung zu blauen Flecken, Zahnfleischbluten, starkem Blutverlust bei der Periode oder sogar Abgang in der Schwangerschaft, was also oft keine gynäkologischen Erkrankungen sind. Letztere sind übrigens typisch deutsche Vitaminmangelzustände, da in Deutschland Vitamin K in allen Vitaminpräparaten verboten ist und nur in Apotheken erhältlich ist, während auf der ganzen Welt dieses wichtige Vitamin K immer in allen Vitaminmischungen enthalten ist. So gesehen haben nur in Deutschland die Frauen ständig blaue Flecken in Höhe der Bett- und Tischkanten.
Nicht vergessen darf man die psychischen Auswirkungen einer schleichenden, nicht erkannten Lebererkrankung wie Antriebslosigkeit bis zur leberbedingten Depression bei gleichzeitger innerer Unruhe und Durchschlafstörungen. Auch zu viele chemische Medikamente können die Leber schädigen bis hin zu diesen genannten seelischen Störungen.
„Sind Leber-Erkrankungen ein Wohlstandsyndrom?“
Dies kann man durchaus bejahen. Zu viel Alkohol, zu viel Gift wie z.B. Umweltgifte, chemische Medikamente, Schwermetalle in Zähnen oder Kosmetik, und vor allem viel zu viel Stress und runtergeschluckter Ärger. Dazu noch eine Überernährung mit zu viel Fett und Fleisch sowie zu wenig Flüssigkeit am Tag bei gleichzeitigem Bewegungsmangel. Der Körper entgiftet über die Leber, den Darm, die Nieren und vor allem das Schwitzen. Jede Woche Sauna würde auf jeden Fall viel zur Entgiftung beitragen.
„Nehmen Leber-Erkrankungen zu, gibt es über einen bestimmten Zeitraum einen Anstieg zu verzeichnen?“
Die alkoholbedingten Krankheiten nehmen eher nicht zu, da immer mehr junge Leute zu Drogen und Aufputschmittel greifen statt sich mit Alkohol zu betrinken. Auch die Angst, den Führerschein zu verlieren, reduziert den Akoholkonsum insgesamt sichtbar. Aber die stressbedingten Lebererkrankungen wie Erschöpfungszustände bis zum Burnout, Migräne, Bauchbeschwerden aller Art und leberbedingte Depressionen nehmen sehr stark zu. Sie werden leider von den meisten Ärzten nicht als leberbedingte Krankheiten erkannt und es erfolgt somit auch keine spezifische Behandlung.
„Wie erklärt sich die für Leberbeschwerden typische Gelbfärbung der Haut und oder Bindehaut?“
Beim Abbau von roten Blutkörperchen entsteht der sog. Blutfarbstoff Hämogobin. Er wird als gelb-grünliches Bilirubin von der Leber über den Gallensaft in den Darm abgegeben. Bei einer Leberschwäche oder Leberentzündung oder einem Gallengangsverschluss bleibt dieser gelbe Farbstoff im Blut und staut sich im ganzen Körper, besonders in der Haut. In den sog. strömungsarmen Gebieten wie im Auge und in seiner direkten Umgebung sowie in Hand- und Fußrücken erkennt man dann die intensive gelbe Färbung am besten.
„Was können noch die Ursachen von Lebererkrankungen sein?“
Zu fettreiche Ernährung kann Fettleber-Hepatitis machen, eine angeborene Abbaustörung des Bilirubins heißt Morbus Meulengracht, Autoimmunerkrankungen der Leber und Tumorleiden, die aber insgesamt eher seltene Erkrankungen sind.
Weitere Stichworte
Hausmittel
- Schafgarben-Leberwickel
- Löwenzahn als Salat, Stengel essen oder Löwenzahnsaft auf Reformhaus
Gerinnungsstörung:
- zu dünnes Blut = Vitamin K Mangel
Die 7 Hauptaufgaben der Leber

- Entgiftung des Blutes von toxischen Stoffwechselabfällen
- Synthese von Zucker aus Fett, sog. Zucker- oder Glykogenspeicher
- Verarbeitung und Speicherung von Fett aus der Nahrung
- Bildung von Bluteiweißen = Proteine = Botenstoffen, Gerinnungsfaktoren
- Aufbau und Abbau von Cholesterin, wichtiger Baustein aller Hormone, besonders Stresshormone und Geschlechtshormone
- Eisen- und Vitaminspeicher, bes. Vitamin A und Cobalamin = Vorstufe von Vitamin B12
- Bildung der Gallenflüssigkeit für die Fettverdauung und zur Entgiftung über den Darm
Cholesterin
- es gibt auch zu tiefes Cholesterin, unter 160, dann ist die Leber sehr geschwächt und überhaupt nicht stressbelastbar,
- Neigung zu leberbedingten Depressionen und Erschöpfungszuständen