Als „Kraftwerke unserer Zellen“ sind Mitochondrien unverzichtbar für unsere Energieversorgung. Das Problem: Alternde Mitochondrien führen zu Energiemangel, Müdigkeit und Erschöpfung. Genau hier kommt die IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie) ins Spiel, die auf Basis einer schwankenden Sauerstoffversorgung eine Verjüngung der Mitochondrien herbeiführt.
Worum geht es bei der IHHT?
Die IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie) ist gewissermaßen ein spezielles Sauerstofftraining zur Verjüngung unserer Mitochondrien, die als „Kraftwerke unserer Zellen“ entscheidend für unsere Energieversorgung und damit für unseren gesamten Stoffwechsel sind.
Das Problem: Alternde Mitochondrien
Ob zum Joggen, Verdauen oder zur Regeneration: Ohne Energie geht nichts. Solange wir leben, versorgen uns unsere Mitochondrien mit der nötigen Energie in Form von ATP und verbrauchen dabei Sauerstoff.
Wie wichtig Mitochondrien für unsere Zellen sind, zeigt schon ihre große Zahl: 1000 bis 2000 dieser kleinen Organellen stecken in jeder normalen Körperzelle – und machen damit rund ein Viertel ihres Volumens aus. Bei Zellen mit besonders hohem Energiebedarf bzw. intensivem Stoffwechsel, wie z.B. Nervenzellen oder Herzmuskelzellen, beträgt die Zahl der Mitochondrien ein Vielfaches davon. So soll das Herz zu 70 % aus Mitochondrien bestehen. Kein Wunder also, dass wir uns nicht fit fühlen, wenn es unseren Mitochondrien schlecht geht.
Inzwischen geht man sogar davon aus, dass Schäden am Erbgut der Mitochondrien eine wesentliche Rolle bei der Alterung und beim Absterben von Zellen spielen. Im Laufe des Lebens sammeln sich immer mehr Schäden in den Mitochondrien an, während die Zahl gesunder Mitochondrien immer weiter abnimmt. Die Folge ist eine Überalterung der Mitochondrien. Sie führt unter anderem zu:
- Energiemangel
- Müdigkeit und Erschöpfung

Wie verjüngt die IHHT unsere Mitochondrien?
Die IHHT wirkt wie eine Art Zelltraining bzw. Erneuerungskur für Mitochondrien. Im Verlauf der Behandlung atmet der Patient Luft mit einem schwankenden Sauerstoffgehalt. Dabei erhält der Körper immer abwechselnd viel (Hyperoxie) und wenig (Hypoxie) Sauerstoff. Daher auch der Name Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie®.
Während gesunde Mitochondrien gut mit dem wechselnden Sauerstoffangebot klarkommen, gehen geschädigte Mitochondrien zu Grunde und schaffen so Platz für neue, junge Mitochondrien. Auf diese Weise schafft die IHHT Bedingungen, unter denen geschädigte Mitochondrien zurückgedrängt werden und sich frische, gesunde Mitochondrien wieder vermehrt ausbreiten können.

Wie läuft die IHHT ab?
Bei der Behandlung sitzt oder liegt der Patient entspannt da, während er über eine Maske, Luft mit schwankendem Sauerstoffgehalt einatmet (Hypoxie: niedriger Sauerstoffgehalt von 9–18 %; Hyperoxie: hoher Sauerstoffgehalt von 36 %). Währenddessen werden kontinuierlich Messdaten aufgezeichnet und kontrolliert.
Üblicherweise umfasst ein Behandlungszyklus – je nach Patient und Behandlungsziel – 10 bis 15 Sitzungen. Anfangs finden diese mehrmals pro Woche statt. Bei Patienten, die die IHHT anschließend noch länger für sich nutzen möchten, kann der Abstand nach der Aufbauphase vergrößert werden, so dass z.B. nur noch einmal wöchentlich behandelt wird.
Die IHHT lässt sich sehr gut mit anderen Verfahren kombinieren. Das gilt insbesondere für die Orthomolekulare Medizin. Hat ein Patient einen Mangel an Substanzen, die Mitochondrien für die Energiegewinnung benötigen, sollte man sie durch Zufuhr entsprechender Nähr- und Vitalstoffe wie z.B. Coenzym Q10 unterstützen. In unserer Praxis kombinieren wir die IHHT bei Bedarf auch mit der physikalischen Gefäßtherapie BEMER® oder der F.X.-Mayr-Kur.
Die Wirkung der IHHT lässt sich gut anhand von Stoffwechselwerten und anderen Messungen wie der HRV-Analyse verfolgen.
Hauptanwendungsgebiete
In unserer Praxis nutzen wir die IHHT v.a. für Patienten mit Erschöpfung, Burnout, Schlafstörungen und Abnehm-Blockaden sowie im Rahmen des Anti-Agings. Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet der IHHT ist der Sport. Dabei soll mit Hilfe der IHHT unter anderem die Energieversorgung und der Stoffwechsel in den Zellen verbessert, die Bildung roter Blutkörperchen angekurbelt sowie die Belastbarkeit erhöht und Muskeln gestärkt werden. Dabei ist die IHHT in gewisser Weise durchaus mit Ausdauersport vergleichbar:
Typische Anwendungsgebiete der IHHT
- Burnout und Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Abnehm-Blockaden
- Anti-Aging
- Geistige Leistungsfähigkeit im Alter
- Sanftes Herzmuskeltraining z.B. nach Herzinfarkt
- Leistungssteigerung im Sport
Stand der Forschung
Studien deuten darauf hin, dass Patienten mit koronarer Herzkrankheit sowie ältere Patienten mit Gedächtnisproblemen von der IHHT profitieren. Bei Patienten mit dem sog. metabolischen Syndrom führte die IHHT zu einer signifikanten Gewichtsreduktion. Die Gewichtsabnahme war verbunden mit Verbesserungen in anderen Bereichen, z.B. beim Gesamtcholesterinspiegel, dem LDL-Wert, dem Blutdruck, der Ausdauer und der geistigen Verfassung (Glazachev, O.S., et al., 2010).
Bei HRV-Analysen (HRV = Herzratenvariabilität) zeigte sich ein positiver Einfluss der IHHT auf verschiedene Parameter (Verhältnis von Puls zu Atem, Verhältnis Parasympathikus zu Sympathikus, verschiedene Werte zur Herzfunktion).
Unter der Bioelektrischen Impedanz-Analyse (BIA) konnten Verbesserungen bei der Zusammensetzung des Körpers, z.B. des Körperfettanteils, beobachtet werden. Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse ist die IHHT bislang noch nicht wissenschaftlich anerkannt.
Fazit
Die IHHT ist ein gut verträgliches und zugleich effektives Verfahren, um die Mitochondrien in unseren Zellen zu verjüngen und mit ihrer Alterung verbundenen Beschwerden entgegen zu wirken. Dazu gehören insbesondere Müdigkeit, Erschöpfung und Burnout. Darüber hinaus können Sportler in vielerlei Hinsicht von der IHHT profitieren.
Quellenangaben
Bayer, U., et al.: Adaptation to intermittent hypoxia-hyperoxia improves cognitive performance and exercise tolerance in elderly. Adv Gerontol. 2017; 30(2): 255–261
Bayer, U., et al.: Intermittent hypoxic-hyperoxic training on cognitive performance in geriatric patients. Alzheimer’s & Dementia: Translational Research & Clinical Interventions 2017; 3: 114-122, doi: 10.1016/j.trci.2017.01.002
Dudnik, E., et al.: Intermittent hypoxia-hyperoxia conditioning improves cardiorespiratory fitness in older comorbid cardiac outpatients without hematological changes: A randomized controlled trial. High Alt Med Biol. 2018, 19(4):339-343. doi: 10.1089/ham.2018.0014. Epub 22.9.2018
Glazachev, O., et al.: Adaptations following an intermittent hypoxia-hyperoxia training in coronary artery disease patients: a controlled study. Clin Cardiol. 2017; 40(6): 370–376. doi: 10.1002/clc.22670. Epub 21.3.2017
Glazachev, O.S., et al.: Interval hypoxic-hyperoxic training in the treatment of the metabolic syndrome. Eksp Klin Gastroenterol. 2010; (7): 51–56
Hansen, J.: Scientists reverse aging-associated skin wrinkles and hair loss in a mouse model. UAB News, Meldungen der University of Alabama at Birmingham, 2018, www.uab.edu/news/research/item/9607-scientists-reverse-aging-associated-skin-wrinkles-and-hair-loss-in-a-mouse-model
Tuter, D.S., et al.: Intermittent systemic hypoxic-hyperoxic training for myocardial protection in patients undergoing coronary artery bypass surgery: first results from a single-centre, randomised controlled trial. Open Heart. 2018; 5(2): e000891. Veröffentlicht 10.11.2018, doi:10.1136/openhrt-2018-000891
- Georg Zwickl, am 26.06.2020Guten Tag,würde mich interessieren. Gibt es die Möglichkeit auch in N.Ö?