Stollentherapie 

Stollen sind praktisch allergenfreie Räume. Diese stabile Luftreinheit mit fast völliger Schwebstaub- und Allergenfreiheit (Pollen und Pilzsporen), die hohe Luftfeuchtigkeit und eine konstant niedrige Temperatur wirken antiallergisch, entzündungshemmend, schleim- und krampflösend.

 

Ursprung und Geschichte

Stollen ist in der Sprache von Bergleuten und Tunnelbauern ein von der Erdoberfläche waagerecht in einen Berg getriebener Bau. Im weiteren Sinne werden auch horizontale Höhlen als Stollen bezeichnet.
Die Speläo-, Stollen- oder Höhlentherapie ist eine seit über 100 Jahren bekannte, wieder entdeckte Sonderform der Klimatherapie zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, Allergien und Asthma in Naturhöhlen oder einstigen Bergwerken.
Im Hochgebirge und am Meer fliegen weniger Pollen und unter Tage herrscht eine nahezu staub- und pollenfreie Atmosphäre. Ein Aufenthalt in diesen Regionen kann Allergikern, aber auch Asthmatikern Erleichterung verschaffen.
Die Radonkur oder Radontherapie (s.u.) nimmt unter den verschiedenen Klimatherapien wiederum eine Sonderstellung ein, denn Radon ist ein radioaktives Edelgas, das sowohl in natürlichen Gewässern, als auch in der Luft von Bergwerkstollen vorkommt. D.h. die Anwendungsform besteht neben der Bestrahlung und dem Inhalieren durch den Aufenthalt im Heilstollen darin, dass man zu therapeutischen Zwecken radonhaltiges Wasser trinken und darin baden kann.
Im polnischen Steinsalzwerk Wieliczka wurde bereits im 19. Jahrhundert ein Stollen erstmals für therapeutische Zwecke genutzt. Ein im dortigen Solekurort tätiger Arzt namens Feliks Boezkowski gelangte durch Studien zu der Überzeugung, dass der Aufenthalt in der Salzgrube des Bergwerks für Lungenkranke heilsamer war, als die sonst praktizierte Behandlung mit Soleinhalationen. So entwickelte er die Therapie des Heilstollens. Heute findet man zahlreiche Heilstollen in Deutschland, Österreich, Tschechien und Russland.

Behandlungsmethode

In einer Kur von mindestens drei Wochen verbringen die Patienten täglich zwei oder mehr Stunden im Stollen.
Die Kranken werden vor und nach ihrem Aufenthalt im Stollen gründlich untersucht. Unter anderem werden Puls und Blutdruck gemessen. Auch die Atemfrequenz und die Lungenkapazität werden bestimmt und mit früheren Werten verglichen.
Im Stollen selbst ruhen die Patienten in Decken eingepackt auf Liegestühlen. Die Aufenthaltsdauer ist in jedem Stollen unterschiedlich lang.
Das Minimum liegt bei zwei Stunden und kann bis zu 14 Stunden dauern. Die Dauer hängt von der Tiefe des Stollens, dem Luftdruck, der Temperatur und vom Salzgehalt der Luft ab. Die relative Luftfeuchtigkeit kann zwischen 65-100% liegen, die Temperaturwerte können zwischen 10-24 Grad Celsius schwanken.

Wirkungsweise

Stollen sind praktisch allergenfreie Räume. Denn neben Blütenstaub (Pollen), Haaren, Fasern und anderen allergieauslösenden Substanzen fehlen außerdem krankmachende Pilze und Sporen. Diese stabile Luftreinheit mit fast völliger Schwebstaub- und Allergenfreiheit (Pollen und Pilzsporen), die hohe Luftfeuchtigkeit und eine konstant niedrige Temperatur wirken antiallergisch, entzündungshemmend, schleim- und krampflösend.
Im Stollen wirken Gerölle, Felswände und haarfeine Gebirgsrisse unter der Erde als große natürliche Filter und befeuchten die an der Erdoberfläche eindringende Luft.
Befürworter empfehlen diese Therapie vor allem gegen Asthma mit Überempfindlichkeit auf Staub, Haare, Federn, allergische Erkrankungen der Haut, wie Neurodermitis, allergische Nebenhöhlenentzündungen oder Heuschnupfen.
Darüber hinaus werden durch die höhere Kohlendioxyd-Konzentration über den Blutkreislauf das Atemzentrum im Gehirn, sowie die Kreislauf-Chemorezeptoren angeregt und so der Gasaustausch über die Lungen gesteigert.
In Verbindung mit dem Luftdruck, der Temperatur und dem relativen Feuchtigkeitsgrad der Luft lindert dies die Beschwerden von Patienten mit Atemwegserkrankungen.
Michael Leichsenring von der Universitäts- und Poliklinik Ulm untersuchte die Wirkung der Höhlentherapie auf vier- bis zehnjährige Kinder mit Asthma. Er wies nach, dass sich nach dem Aufenthalt im Heilstollen die Lungenfunktionswerte der Kinder deutlich verbesserten (Deutscher Speläotherapie Verband, Aalen).

Kurdauer

Eine Stollenkur kann stationär und ambulant durchgeführt werden. Die Dauer der Kur ist bei den verschiedenen Stollen unterschiedlich. Sie reicht von täglichen Einfahrten bei einer Dauer von drei Wochen, zu mindestens zwei Wochen mit 10 Stolleneinfahrten, über sechs bis achtwöchigen Kuren mit ungefähr 30 Stolleneinfahrten.

Hauptanwendungsgebiete

Mit einer Kur in einem Heilstollen können folgende Krankheiten günstig beeinflusst werden:

  • Bronchialasthma
  • chronische Bronchitis
  • Lungenblähung
  • chronische Lungenentzündung
  • Pseudokrupp
  • Keuchhusten-Rekonvaleszenz
  • Chronische Nasennebenhöhlenentzündung
  • Allergien

RADON

Die Quelle des Radons ist das im Gestein und im Erdreich in Spuren vorhandene Radium, welches langsam zu Radon zerfällt. Aus diesem Gestein kann Radon ins Grundwasser gelangen. Manche Heilquellen besitzen einen bedeutenden Radonanteil, so rechnet man bei einer dreiwöchigen Heilstollenkur aber mit höchstens acht bis neun mSv (Millisievert). Das entspricht etwa einer Röntgenuntersuchung des Magens. Bei einer Badekur summiert sich der Wert sogar nur auf ein mSv.

Radon kann in verschiedenen Formen angewandt werden:

  • Als Trinkkur: Therapie mit radonhaltigem Wasser
  • Als Radonbad: Baden in radonhaltigem Wasser
  • Oder als Inhalationskur: Aufenthalt in radonhaltiger Luft, meist in Bergstollen

Im Radonstollen herrscht im Gegensatz zu den anderen Heilstollen eine viel höhere Temperatur: 37 bis 41,5 Grad Celsius.

Hauptanwendungsgebiete für Radonanwendungen

  • bei degenerativ rheumatischen Erkrankungen, z.B. Morbus Bechterew, aber auch bei chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis), Arthrose und bestimmte Formen des Weichteilrheumatismus
  • bei Erkrankungen der Atemwege, wie Asthma bronchiale oder chronische Bronchitis und
  • bei Hautkrankheiten, wie Schuppenflechte (Psoriasis) und Sklerodermie (chronische Erkrankung des Gefäß- und Bindegewebssystems)
    Bei diesen chronischen Krankheiten trägt Radon zur Linderung der Beschwerden bei. Um die Lebensqualität der Patienten dauerhaft zu verbessern, kann eine Wiederholung der drei bis vierwöchigen Kur alle ein bis drei Jahre hilfreich sein.

Grenzen der Stollentherapie

Eine Stollenkur darf nicht durchgeführt werden bei:

  • Angstzuständen, besonders, wenn man unter Platzangst leidet.
  • Außerdem nicht bei bestimmten Formen der Herzinsuffizienzund nicht bei Angina pectoris.
  • Auch nicht bei akuten Infektionskrankheiten und bei Anfallsleiden.
  • Auch nach Schlaganfällen mit noch bestehenden Lähmungserscheinungen und bei erheblichen Gehbehinderungen ist von einer Stollenkur abzuraten.
  • Kinder und Schwangere sollten auf eine Radonkur verzichten.
Autor/en dieses Beitrages:
, Heilpraktiker/in aus München
Kommentare
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  • Rosa Lütte, am 06.08.2015
    wo gibt es kuren (stationär), welche Radon-Anwendungen
    geben - aus gastein- BRD-Bund zahlt hier nicht -
    danke für info

Experten zum Thema

Helmut Schumacher
Praxis für Klassische Hömöopathie
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