Kaiserschnitt-Raten Unterschiede der Kaiserschnitt-Raten in Deutschland

13.11.2012, Ute Friedrich, Pressestelle, Bertelsmann Stiftung

Der Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung belegt, dass die Differenzen vor allem durch unterschiedliche individuelle Risikobewertungen der Ärzte zustande kommen

Jedes dritte Kind wird mittlerweile per Kaiserschnitt geboren und der Anteil steigt seit Jahren immer weiter an. Innerhalb Deutschlands gibt es jedoch frappierende Unterschiede: Während beispielsweise in Dresden nur 17 Prozent der Babys per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, sind es in Landau in der Pfalz drei Mal so viele (51 Prozent). Das zeigt der Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung. Die Gründe für diese regionalen Variationen liegen vor allem in unterschiedlichen Risikobewertungen der Geburtshelfer in den einzelnen Regionen. Andere bisher häufig genannte Begründungen, wie das steigende Alter der Mütter oder der explizite Wunsch der Eltern nach einem Kaiserschnitt scheinen dagegen nur eine untergeordnete Rolle bei der Erklärung der Unterschiede zu spielen.

„Es gibt in Deutschland kein einheitliches Vorgehen bei der Entscheidung darüber, ob ein Kaiserschnitt notwendig ist oder nicht“, sagt Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. Das Problem betrifft dabei nicht nur einzelne Kreise: In Teilen von Rheinland-Pfalz, Bayern und Niedersachsen liegt die Kaiserschnitt-Rate zum Teil weit über 40 Prozent, in mehreren Gebieten in den neuen Bundesländern hingegen unter 20 Prozent. Dies ist das Ergebnis von repräsentativen Analysen der Daten des Statistischen Bundesamtes und der Versicherten-Daten der BARMER GEK aus den Jahren 2007 bis 2010 sowie einer zusätzlichen Versichertenbefragung. „Auf diese Situation können die werdenden Eltern sich jetzt besser vorbereiten“, so Stefan Etgeton. Eine Möglichkeit dazu bietet die zur Studie gehörige Website www.faktencheck-kaiserschnitt.de. Hier können Eltern auf einer interaktiven Deutschlandkarte ablesen, welche Kaiserschnitt-Häufigkeiten ihr Land- oder Stadtkreis aufweist. Eine interaktive Grafik zeigt, in welchen Situationen ein Kaiserschnitt zwingend geboten und in welchen auch eine natürliche Geburt durchaus möglich ist.

„Es gibt selbstverständlich Situationen, in denen ein Kaiserschnitt unumgänglich ist, um das Leben von Mutter und Kind zu schützen“, erklärt Prof. Petra Kolip, Gesundheitswissenschaftlerin und Mitautorin der Studie. „In den meisten Fällen haben die Ärzte jedoch einen Ermessensspielraum, der offensichtlich ganz unterschiedlich genutzt wird.“ Bei Risikosituationen wie Be-ckenendlage, Zwillingsgeburt oder einem vorherigen Kaiserschnitt, bei denen eine natürliche Geburt im Prinzip möglich ist, wird trotzdem sehr häufig ein Kaiserschnitt durchgeführt. Daher gibt es in vielen Kliniken immer weniger Erfahrung mit komplizierteren natürlichen Geburten. Haftungsfragen dürften ebenfalls eine Rolle dabei spielen, dass immer häufiger für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden wird. Nicht zuletzt geben die medizinischen Leitlinien Ärzten oft nicht ausreichend Orientierung und müssten eindeutiger formuliert sein, so Kolip.

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Iris Spielberger-Nettekoven
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