CMD (Craniomandibulären Dysfunktion) 

Schmerzen im Kiefergelenk, Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen – sie alle können Folge eines gestörten Kauapparates (Craniomandibuläre Dysfunktion, CMD) sein. Hier erklärt Ihnen die Zahnärztin Dr. Nadj-Papp, wie sich eine CMD an vielen Stellen im Körper auswirken kann, woran man sie erkennt und wie die ganzheitliche Zahnmedizin bei der CMD-Therapie helfen kann.

Dr. (Med. Univ. Budapest) Edith Nadj-Papp, MA, MBA, MSc, MSc, BSc
Unsere Expertin für die CMD
Dr. (Med. Univ. Budapest) Edith Nadj-Papp, MA, MBA, MSc, MSc, BSc
Unsere Expertin für die CMD
"Eine CMD ist eine überaus häufige, aber nach wie vor viel zu selten erkannte Ursache für Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen. Neben der klassischen Schienentherapie gibt es eine ganze Reihe ganzheitlicher Verfahren, die bei einer CMD helfen können."

Was ist eine CMD?

Unter einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) versteht man funktionelle Beschwerden des Kauapparates, das heißt der Zähne, der Kaumuskulatur und/oder des Kiefergelenks.

Auch wenn die Angaben zum Teil sehr variieren, darf man davon ausgehen, dass um die 40 % der Bevölkerung an einer CMD leiden. Allerdings wird noch lange nicht jede CMD erkannt. Das liegt unter anderem daran, dass die klassische Zahnmedizin und die übrige Medizin bis heute stark getrennt werden.

Hellhörig werden sollten Sie, wenn

  • Sie Schmerzen beim Öffnen des Mundes oder beim Kauen haben
  • Schmerzen im Gesicht, an den Schläfen, in den Kiefergelenken oder im Kiefer auftreten
  • Ihr Kiefer blockiert ist oder Sie den Mund nicht richtig öffnen können.

Henne oder Ei? – Auf- und absteigende Beschwerden

Wann immer etwas in unserem Körper nicht richtig funktioniert, versucht er es irgendwie auszugleichen. Ein aus Sicht unseres Körpers relativ wichtiges Ziel ist es, den Kopf aufrecht auf der Wirbelsäule zu balancieren und unser Gleichgewicht zu wahren. Zieht nun ein verkürzter oder verspannter Muskel verstärkt zu einer Seite, so dass der Kopf in Schieflage zu geraten droht, versucht der Körper dies durch entsprechende Anpassung anderer Muskeln und Gelenke wieder auszugleichen. 

Ähnlich wie bei einem Mobile zieht jede kleine Veränderung an einer Stelle Anpassungen im gesamten System nach sich, bis alles wieder ins Gleichgewicht kommt. Auf diese Weise sind Körperhaltung, Statik, die Wirbelsäule – insbesondere auch die Beweglichkeit der Halswirbelsäule – und unser Kauapparat aufs Engste miteinander verknüpft. Das bedeutet:

Die CMD ist kein lokal begrenztes Geschehen, sondern immer im Zusammenspiel mit dem restlichen Körper zu sehen!

Veränderungen der Lage des Unterkiefers bzw. des Bisses wirken sich auf unseren Bewegungsapparat aus – und umgekehrt. Damit steht der Arzt immer vor der schwierigen Aufgabe, herauszufinden, wo die eigentliche Ursache für die Beschwerden liegt.

Wie komplex die Zusammenhänge sein können, zeigen einige Beispiele:

  • Der eine Patient knirscht nachts aufgrund seelischer Konflikte. Diese führen zu Verspannungen in der Kaumuskulatur, belasten Zähne und Kiefergelenk. Über Muskeln und Gelenke in Hals und Rücken werden diese bis ins Becken übertragen, wodurch es auch hier zu Beschwerden kommen kann. 
  • Ein anderer Patient leidet aufgrund eines kürzeren Beines unter einem Beckenschiefstand. Um diesen auszugleichen, weicht die Wirbelsäule gegenläufig aus – bis zur Halswirbelsäule (HWS). Auch hier können letztendlich Verspannungen der Kaumuskulatur und Bissstörungen entstehen.

Im ersten Fall pflanzen sich die Beschwerden also von oben nach unten, vom Kiefer zum Becken und zu den Füßen fort, im anderen Fall von unten nach oben. Fachleute sprechen hier von auf- und absteigenden Beschwerden. Aufgabe des Arztes ist es nun, zu klären, was zuerst da war, sprich, ob in erster Linie die Funktion des Kausystems gestört ist oder ob die Symptome woanders ihre Ursache haben.

Symptome einer CMD

Schmerzen gehören zu den wichtigsten Symptomen einer CMD, wobei Frauen öfter CMD-bedingte Schmerzen haben als Männer.

Häufig treten die Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke, an den Wangen oder vor den Ohren auf. Sehr häufig strahlen sie in die Zähne aus und täuschen Zahnschmerzen vor. Typisch ist auch eine Verschlimmerung durch Bewegung des Unterkiefers z.B. beim Kauen, wobei die Schmerzen durchaus auch in Ruhe auftreten können. 

Darüber hinaus kann die CMD zu einer unglaublichen Vielfalt an Beschwerden in allen Bereichen des Körpers führen:

Mund und Kiefer

  • Mund lässt sich nicht mehr richtig öffnen, Abweichungen in der Bewegung des Unterkiefers
  • Schmerzen beim Kauen
  • Kiefergelenksschmerzen
  • schmerzhafte Kaumuskulatur 
  • übermäßig kräftig ausgeprägte Kaumuskulatur
  • Zähneknirschen (Bruxismus), Zusammenpressen der Zähne → übermäßige Abnutzung der Zähne → Defekte an den Zähnen bzw. am Zahnschmelz, Schliffspuren 
  • Zähne passen nicht mehr richtig aufeinander
  • Zahnschmerzen
  • Kiefergelenksgeräusche: Kieferknacken, Reibegeräusche

Ohren

  • Ohrenschmerzen
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Schwindel
  • Hörstörungen

Augen

  • Lichtempfindlichkeit
  • Sehstörungen

Übriger Kopf

  • Kopfschmerzen/Migräne
  • Gesichtsschmerzen (v.a. nach vorn ausstrahlend, an Schläfen und Wangen)
  • Fehlhaltungen des Kopfes
  • Schnarchen
  • Schluckbeschwerden
  • Kloßgefühl im Hals
  • Stimm-/Sprachprobleme

80 Prozent aller Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen dürften mit einer CMD in Verbindung stehen.

Übriger Körper

  • Schmerzen der Wirbelsäule: Nacken- und Rückenschmerz
  • Verspannungen in Nacken und Rücken
  • eingeschränkte Kopfdrehung
  • Muskel- und Gelenkschmerzen, z.B. an Hüfte und Knie
  • Haltungsschäden
  • Beinlängenunterschiede
  • Platt-, Senk-, Spreizfuß
  • Herzrhythmusstörungen, Herzrasen

Allgemeines

  • Schlafstörungen

Diagnose einer CMD

Leider ist es nach wie vor alles andere als selbstverständlich, dass eine bestehende CMD auch erkannt wird. Mitunter haben Patienten eine lange erfolglose Behandlungsodyssee hinter sich, bis ihre Beschwerden schließlich als „psychosomatisch“ eingestuft wurden – und das nur, weil die CMD nicht erkannt wurde!

Falls Sie den Verdacht haben, unter einer CMD zu leiden, ist der Zahnarzt Ihr erster Ansprechpartner. Er versucht zu klären, ob überhaupt eine CMD vorliegt und welcher Teil – Mundöffnung, Muskulatur oder Gelenk primär betroffen ist.

Am Anfang jeder Diagnose steht eine sogenannte klinische Funktionsanalyse. In einem ausführlichen Gespräch, das durch einen Fragebogen ergänzt werden kann, klärt der Zahnarzt mit Ihnen wesentliche Fragen wie:

  • Seit wann haben Sie Beschwerden?
  • Wie und wann äußern sich die Beschwerden?
  • Was wurde bisher dagegen unternommen?

Jedes Detail kann wichtig sein. Beispielsweise deutet ein dumpfer, flächiger Schmerz eher auf eine Beteiligung der Muskeln, ein stechender, räumlich klar begrenzter Schmerz eher auf ein Problem im Kiefergelenk hin. Schmerzen im Bereich der Wangen sind häufig Folge überlasteter Kaumuskeln. Ergänzt wird dieser Eindruck durch Abtasten der Wangen- und Schläfenmuskulatur. 

Anschließend prüft der Zahnarzt, wie gut Sie den Mund öffnen und den Unterkiefer in verschiedene Richtungen bewegen können. Dabei achtet er auf Geräusche und alle Abweichungen vom normalen Bewegungsablauf, z.B. ob die Bewegung ruckartig oder asymmetrisch ist.

Ein Bisstest zeigt dem Zahnarzt, ob Ober- und Unterkiefer richtig aufeinander passen und der Kontakt zwischen den Zähnen stimmt. Kommen die Zähne beim Schließen des Kiefers zuerst an der richtigen Stelle aufeinander? Werden beide Seiten gleichmäßig belastet?

Erhärtet sich dabei der Verdacht auf eine CMD, kommen weitere Untersuchungen hinzu. Die manuelle Strukturanalyse nutzt Techniken aus der Manuellen Medizin, um Überlastungen von Muskeln und Veränderungen des Kiefergelenks zu identifizieren. Bei Bedarf führt ein Spezialist noch eine instrumentale Funktionsanalyse mit einem so genannten Gesichtsbogen und anderen Spezialgeräten durch. Sie zeigt dem CMD-Experten, wo genau die Störung liegt.

Bei Bedarf kann eine MRT (Magnetresonanztomografie), seltener eine Röntgenaufnahme, klären, ob Schäden am Kiefergelenk vorliegen.

Fragebögen zur Lebenssituation können gegebenenfalls Hinweise auf besondere Belastungen im Alltag (Stress als Ursache) geben.

 

Ursachen der CMD

Eine CMD kann sowohl körperlich als auch psychisch bedingt sein. Zunächst einmal kann das Kiefergelenkselbst betroffen sein, und zwar als

  • Diskusverlagerung (Verschiebung der Knorpelscheibe im Kiefergelenk)
  • Entzündungen im Kiefergelenk (Arthritis)
  • Abnutzung bzw. strukturelle Veränderungen am Kiefergelenk (Arthrose)

Ähnlich wie die Menisken am Knie verfügt auch das Kiefergelenk über eine bewegliche Knorpelscheibe, Diskus (Discus articularis) genannt, die Belastungen abfedert. Rutscht dieser Diskus beim Schließen des Mundes ganz oder teilweise vom Gelenkkopf, sprechen wir von einer Diskusverlagerung. Diese kann auch für Knackgeräusche im Kiefergelenk verantwortlich sein. Kehrt die Knorpelscheibe beim Öffnen des Mundes nicht mehr in ihr natürliche Lage zurück (Reposition), blockiert das Kiefergelenk.

Ein weiteres wichtiges Thema ist das Zähneknirschen

Etwa 10–20 % der Bevölkerung knirschen oder pressen mit den Zähnen.

Ein wichtiger Hinweis auf nächtliches Zähneknirschen ist es, wenn sich Ihr Kiefer morgens steif und ermüdet anfühlt bzw. wenn Ihre Wangen- und Schläfenmuskulatur sich fest anfühlt oder druckempfindlich ist. Auch eine übermäßige Abnutzung insbesondere an den Spitzen der Eckzähne und den Schneidekanten der vorderen Schneidezähne weist auf nächtliches Zähneknirschen hin. Daneben gibt es durchaus Patienten, die tagsüber Pressen oder Knirschen.

Ähnlich wie Stress und Haltungsstörungen muss das Zähneknirschen jedoch keinesfalls nur Ursache, es kann auch Folge einer CMD sein! 

CMD-Ursachen auf einen Blick

  • überbeanspruchte Kaumuskulatur (z.B. übermäßiges Kaugummikauen, Zähneknirschen)
  • krankhafte Veränderungen des Kiefergelenks und umgebender Strukturen (Sehnen, Bänder, Kapsel) 
  • schlechte Haltung (am Arbeitsplatz, beim Schlafen) – insbesondere Vorrecken des Kopfes
  • Unfälle
  • übermäßig lang andauerndes Mundöffnen (z.B. beim Zahnarzt)
  • Zahnfehlstellungen
  • schlecht sitzender Zahnersatz
  • ungünstige Zahnkontakte
  • Stress

Ganzheitliche CMD-Therapie

Ein einheitliche Therapieempfehlung, der Ihr Zahnarzt folgen könnte, gibt es bislang nicht. Aufgrund der komplexen Zusammenhänge sollte ohnehin jeder Fall individuell – und möglichst ganzheitlich – behandelt werden. Eine ganzheitliche CMD-Therapie sollte sich keinesfalls nur auf den Kiefer beschränken, sondern stets die Statik, die Körperhaltung, die Spannung der Muskeln im Kiefer-HWS-Bereich und die Stressbelastung berücksichtigen.

Am Anfang jeder CMD-Therapie sollte Sie der Zahnarzt ausführlich darüber aufklären, was in Ihrem Fall der Kern des Problems ist, was Sie selbst dagegen tun können und welche Maßnahmen darüber hinaus erforderlich sind. Das könnte z.B. eine Korrektur von Zahnfehlstellungen oder schlecht sitzendem Zahnersatz sein.

Schienentherapie

Ein bewährtes Mittel bei einer CMD sind Okklusionsschienen. Eine gut angepasste Aufbissschiene reguliert die Bisshöhe, entlastet Kiefergelenk und Zähne (übermäßiger Abrieb beim Knirschen und abnorme Druckbelastung) und entspannt die Kaumuskulatur.

Bei den Schienen gibt es große Unterschiede: Ober- und Unterkieferschienen, Schienen mit oder ohne adjustierter Kaufläche, Entspannungs- und Repositionsschienen, die den Unterkiefer wieder in die richtige Position bringen sollen, usw. 

Die richtige Wahl und optimale Anpassung der Schiene ist eine echte Kunst, die leider nicht jeder beherrscht. Achten Sie daher unbedingt darauf, dass Ihr Zahnarzt große Erfahrung mit der Schienentherapie hat. Eine schlecht angepasste Schiene könnte Ihre Beschwerden sogar noch verschlimmern! 

In unserer Praxis habe ich besonders gute Erfahrungen mit einer speziellen Schiene aus durchsichtigem Kunststoff gemacht, die ausschließlich nachts getragen wird, eine freie Bewegung des Unterkiefers erlaubt und gleichzeitig muskulären Verspannungen entgegenwirkt (sog. JIG-Schiene).

Osteopathie / Manuelle Therapie

Osteopathie und Manuelle Therapie können dazu beitragen, die Körperhaltung und die Position des Unterkiefers zu verbessern. Dabei ist es wichtig, diese Therapien stets mit der zahnärztlichen Behandlung zu koordinieren. So kann beispielsweise eine osteopathische Behandlung genutzt werden, um den Unterkiefer unmittelbar vor der Bissnahme für eine Aufbissschiene in die richtige Position zu bringen und so zum Erfolg der Schienentherapie beitragen.

Homöopathie

Begleitend kann bei einer CMD auch Homöopathie eingesetzt werden. Die Auswahl des homöopathischen Arzneimittels erfolgt in erster Linie nach dem sog. Ähnlichkeitsprinzip. Gesucht wird das Mittel, das in größerer Menge gegeben ähnliche Symptome hervorruft. Ein besonderes Merkmal der Homöopathie ist dabei, dass sie Erkrankungen wie die CMD als Ausdruck einer tiefer liegenden, chronischen Störung sieht, die es individuell gemäß der Konstitution des einzelnen Patienten zu behandeln gilt. Entsprechend gibt es nicht das Mittel gegen Zahnschmerzen, Kopfschmerzen usw., sondern jedes homöopathische Mittel, seine Dosierung und Potenz werden sorgfältig aus dem reichen Angebot der Homöopathie individuell ausgewählt.

Akupunktur

Ziel der Akupunktur ist es, über die Stimulation bestimmter Punkte bestehende Ungleichgewichte im System der Energieleitbahnen (Meridiane) auszugleichen. Besonders bewährt hat sich die Jahrtausende alte Therapieform bei Schmerzen. Im Rahmen der ganzheitlichen Zahnmedizin wird die Körper-Akupunktur gern mit der Ohrakupunktur und der von dem Zahnarzt und HNO-Arzt Joachim Gleditsch entwickelten Mundakupunktur kombiniert. Während bei der Ohrakupunktur gezielt Punkte mit feinen Akupunkturnadeln stimuliert werden, werden bei der Mundakupunktur kleine Mengen des Wirkstoffs Procain an die jeweiligen Mundakupunkturpunkte gespritzt. Der Erfolg der Mundakupunktur bei der CMD konnte sogar in einer prämierten Studie belegt werden. 

Nach meiner langjährigen Erfahrung ist dieser kombinierte Ansatz besonders vielversprechend bei CMD-Patienten, die unter CMD-bedingten Zahnschmerzen, Kiefergelenksschmerzen, Kopfschmerzen sowie Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (v.a. Hals- und Brustwirbelsäule) und Tinnitus leiden.

CMD interdisziplinär behandeln – Kraniofaziale Orthopädie

Über Bindegewebe und Faszien ist der Unterkiefer eng mit der Schädelbasis, aber auch mit der Muskulatur von Hals, Hinterkopf und Nacken verbunden. Damit wirkt eine Fehlstellung des Unterkiefers direkt auf die beteiligten anderen Strukturen. Umgekehrt beeinflusst der Spannungszustand dieser Muskeln unmittelbar die Position des Unterkiefers. 

Aufgrund der komplexen Wechselwirkungen zwischen Kiefer und restlichem Körper ist es in vielen Fällen sinnvoll, dass neben dem Zahnarzt noch Therapeuten anderer Fachgruppen hinzugezogen werden. Das gilt insbesondere für

  • Kieferorthopäden
  • Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen
  • Physiotherapeuten
  • Orthopäden
  • Osteopathen
  • Psychologen, Coaches (Stressmanagement, Entspannung)
  • Umweltmediziner

Sie prüfen, inwieweit andere Körperbereiche mit für die CMD verantwortlich oder durch diese in Mitleidenschaft gezogen werden. So wird z.B. der Orthopäde kontrollieren, in wie weit Fußfehlstellungen, Beinlängenunterschiede usw. beteiligt sind.

Darüber hinaus bietet die interdisziplinäre Behandlung, wie sie z.B. im Rahmen der Kraniofazialen Orthopädie zum Einsatz kommt, den Vorteil, dass ein weitaus breiteres Therapiespektrum genutzt werden kann, als es ein einzelner Zahnmediziner anbieten kann. Dazu können z.B. eine Faszienmassage, Muskelmassagen, Dehnbehandlungen, die Behandlung von Triggerpunkten, Wärme- oder Kälteanwendungen usw. gehören.

Was Sie selbst tun können

Um Ihre körpereigene Regulation allgemein zu verbessern, sollten Sie grundsätzlich darauf achten, Belastungen zu reduzieren. Eine guter Schlaf-Wach-Rhythmus und eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse sind dafür die beste Basis.

Entspannung

Bei einer CMD ist Entspannung in doppelter Hinsicht gefragt:

  1. Entlasten Sie Ihren Kauapparat. Vermeiden Sie z.B. übermäßiges Kaugummikauen, regelmäßiges Kauen auf Fingernägeln, Stiften, Lippen und Wange.
  2. Sorgen Sie in Ihrem Alltag für ausreichend Entspannung auf psychischer Ebene. Ob Meditation, Atemübungen, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Achtsamkeitstraining oder ein entspannendes Hobby: Suchen Sie sich einen oder mehrere Wege, bei denen Sie sich gut entspannen können und geben Sie der Entspannung den nötigen Raum in Ihrem Leben. Am besten täglich!

Bewegung

Treten in Folge einer CMD Beschwerden am Bewegungsapparat auf, lassen sich diese lange Zeit durch entsprechende Übungen beheben. In Frage kommen hier z.B. die Alexander-Technik, Feldenkrais, Yoga und Pilates. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass man mit all diesen Übungen – so sinnvoll sie auch sein mögen – nur an den Symptomen arbeitet. 

Nichtsdestotrotz können diese und andere Bewegungsformen wie z.B. Schwimmen ergänzend zu einer CMD-Therapie durchaus dazu beitragen, bestehende Begleitsymptome einer Störung im Kieferbereich zu lindern.

Psychosomatik

Stress und Kauapparat sind eng miteinander verknüpft. Insofern sollten wir das craniomandibuläre System nicht nur als Kauorgan, sondern auch als Stress-Verarbeitungsorgan betrachten. Entsprechend wichtig sind Maßnahmen zur Entspannung und zum Umgang mit Stress (s.o.).

Fazit – Was Sie zur CMD wissen sollten

Eine CMD ist eine überaus häufige, aber nach wie vor viel zu selten erkannte Ursache für Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen. Erster Ansprechpartner ist in der Regel der Zahnarzt, der ggf. in Kooperation mit anderen Therapeuten nach den Ursachen forscht und die CMD entsprechend der individuellen Problematik behandelt. Neben der klassischen Schienentherapie gibt es eine ganze Reihe ganzheitlicher Verfahren wie Osteopathie, Akupunktur und Homöopathie, die bei einer CMD helfen können.

  • Bartrow, Kay: Übeltäter Kiefergelenk: Endlich wieder entspannt und schmerzfrei: 60 Übungen mit Soforteffekt. Trias, 2014 (Ratgeber)
  • Gleditsch, J.M., et al.: Immediate effects of microsystem acupuncture in patients with oromyofacial pain and craniomandibular disorders (CMD): a double-blind, placebo-controlled trial. Brit. Dental Journal 959, 1-4, 2009
  • Graf, Karlheinz: Störfeld Zahn. Der Einfluss von Zähnen und zahnärztlichen Werkstoffen auf die Gesundheit. Urban & Fischer, 2010 (Fachbuch)
  • Landeszahnärztekammer Sachsen: ZahnRat 80, Oktober 2013. Craniomandibuläre Dysfunktionen
  • Ridder, Paul: Craniomandibuläre Dysfunktion: Interdisziplinäre Diagnose- und Behandlungsstrategien, Urban & Fischer, 2016 (Fachbuch)
  • Schöttl, Rainer: CMD: Kein Schicksal! Handbuch für Zahnärzte, Therapeuten und Patienten. Institut für Temporo-Mandibuläre Regulation, Erlangen, 2018 
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