Nahtod und Wissenschaft
Der Physiker Niemz widmet sich in seinem Vortrag auf der medizinischen Woche in Baden Baden 2007 einem Thema, das populärwissenschaftlich schon für einige Aufmerksamkeit sorgt. Ein renommierter Wissenschaftler jedoch, der sich in den Grenzbereich Spiritualität wagt, die Physik mit einbezieht und dazu auch noch forscht, kommt nicht so häufig vor und interessiert offensichtlich auch andere Naturwissenschaftler.
Seele und Tod
Sterben, ein Thema, dass alle Menschen unabhängig von gesellschaftlichen Status, Alter, Geschlecht oder Hautfarbe betrifft. Prof. Niemz beschäftigt sich in seinem Vortrag und in seinem 2007 im Droemer Verlag erschienen Buch „Lucy im Licht“ mit dieser Fragestellung und was geschieht mit unserer Seele bei diesem Prozess?
Die Hauptfigur seiner Erzählung „Lucy“, die im Buch spielerisch auf äußerst wissenschaftliche Themen, wie Relativitätstheorie und Quantenphysik zugeht, erwähnt er in seinem Vortrag nur kurz. Die Zuhörer bekommen eine Zusammenfassung „ihrer“ (Lucy´s) Experimente und Ergebnisse zu hören, wobei es darum geht, eine Verbindung zwischen Spiritualität und Wissenschaft zu schaffen.
Niemz hält nicht hinter dem Berg, warum er sich mit diesem Thema beschäftigt. Zum einen, weil er festgestellt hat, dass wir „…die Welt in der wir leben, nicht mit Naturwissenschaft allein erklären (können)!“ und weil der Tod der eigenen Eltern doch auch auf ihn und seine Arbeit Einfluss genommen hat. Solche Impulse können Wissenschaft persönlich machen und der Weg wird frei für völlig neue Ansätze.
Niemz-Lucys Axiom
„Drei Mio. Menschen in Deutschland haben Nahtoderfahrungen.“, so Niemz (siehe auch: Pressekonferenz Arzt und Patient Baden Baden 05) . Dieses Phänomen, Erfahrungen außerhalb des Lebens zu machen, ist doch häufiger als man vielleicht annimmt. Menschen, die dem Tod schon einmal sehr nahe waren, durch Unfälle, schwere Krankheiten oder Herzinfarkte, den Weg ins Leben aber wieder zurückfanden, berichten alle über ähnliche Erlebnisse. Sich mit diesem Thema zu beschäftigen, machte Niemz, laut eigener Aussage zum „Außenseiter als Physiker“. Nichtsdestotrotz forscht und entwickelt er in Heidelberg technische Geräte für Sterbenden und Komapatienten, die rechtzeitig Warnsignale aussenden sollen und hat so automatisch Zugang zum Thema Tod.
Niemz stellt aufgrund von Berichten aus der Sterbeforschung und aufgrund seiner Beobachtungen bei der Arbeit, wie von seinen Forschungsergebnissen her folgendes Axiom auf: „Mit dem körperlichen Tod wird unsere Seele (unser geistiges Ich, unser Bewusstsein) auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, damit sie ins Jenseits übergehen kann.“
Ein Axiom deshalb, weil diese Grundaussage noch nicht (heutzutage) nachgewiesen werden kann, jedoch viele Beobachtungen, auch wissenschaftliche, eine solche Aussage zulassen.
Tunnelerfahrung
Eine Beobachtung ist zum Beispiel, dass Menschen, die wieder ins Leben zurückgekehrt sind, sehr oft von einer „Tunnelerfahrung“ berichten. Dieses Phänomen beschreiben sie als ein Erlebnis, bei dem sie das Gefühl hatten, auf einen Lichtpunkt am Ende eines Tunnels zuzusteuern, der immer größer wurde, je näher sie kamen. Diese Erfahrungen bringt Niemz in seinem Vortrag und auch in seinem Buch mit dem so genannten „Searchlight-Effekt“ aus der Relativitätstheorie von Albert Einstein in Verbindung. „Wenn wir uns fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, dann nehmen wir Licht, ähnlich wie bei einem Scheinwerfer, gebündelt wahr; und zwar aus der Richtung kommend, in die wir uns gerade bewegen.“ (S. 53)
Elektromagnetische Wellen
Die zweite Beobachtung basiert auf der Wärmeabstrahlung und der Lichtabstrahlung unseres Körpers. „Die Wärmeabstrahlung des menschlichen Körpers breitet sich wie alle elektromagnetischen Wellen mit Lichtgeschwindigkeit aus. Und nicht nur das. Weil die Abstrahlung in alle Richtungen des Raumes erfolgt und weil die Reichweite von elektromagnetischen Wellen im Prinzip unendlich ist, …durchsetzt unsere Wärmeabstrahlung das ganze Universum.“ (S. 28-30) Die grundsätzliche Möglichkeit besteht also, dass „Etwas“ unseren Körper verlassen kann und sich daraufhin mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. Prof. Niemz ersetzt diese „Etwas“ durch Seele und diese würde im Augenblick des Todes unsere „körperliche Hülle“ mit Lichtgeschwindigkeit verlassen. Ebenfalls ist „die Biophotonenabstrahlung (Lichtabstrahlung) ….kurz nach dem Tod sehr hoch“. Hier bezieht sich Niemz auf Popp, ein viel älterer Kollege, der schon 1975 bewiesen hat, dass: „Jede lebende Substanz, jede organische Zelle von Pflanzen, Menschen, Tieren, …..ein äußerst schwaches….Licht abstrahlt.“ Diese Lichtabstrahlung nannte Popp Biophotonen. In Deutschland gelang ihm schon 1975 der Nachweis, dass von jeder lebenden Zelle ein Leuchten ausgeht. Die Existenz dieser Biophotonen ist zwischenzeitlich nachgewiesen, trotzdem wird immer wieder von wissenschaftlicher Seite her heftig darum gestritten. Popp verlor sogar damals aufgrund seiner Forschungsergebnisse seine Professur in Marburg…
Zu Biophotonen und Popp www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,370918,00.html und
www.broeckers.com/Popp.htm
Raum und Zeit
Albert Einstein war derjenige, der die Vorgaben für Raum und Zeit in Frage stellte (Relativitätstheorie). „ Es sind lediglich nützliche Vorstellungen, die wir mit „Raum und Zeit“ bezeichnen. D.h. „Sein (Einsteins) Verdienst ist es, erkannt zu haben, dass der Vorgang einer Bewegung die Maßstäbe von Raum und Zeit verändert.“ (S.37) Konstant ist nur die Lichtgeschwindigkeit. Die Quantenphysik wiederum lehrt uns, so Niemz, durch das „Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation“, dass die so genannte Wirklichkeit von der Beobachtung des Individuums abhängt. Wir nehmen also Einfluss auf das, was wir wahrnehmen.
Außerdem gibt es ja noch das oben unter „Tunnelerfahrung“ beschriebene Phänomen aus der Relativitätstheorie, das besagt, wenn wir uns fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, Licht gebündelt wahrnehmen. (S.53) Hier decken sich die Erlebnisse vom Nahtod mit der wissenschaftlichen Theorie: „…weil sehr viele Schilderungen zufolge das Tunnelerlebnis mit dem Gefühl einer extrem hohe Geschwindigkeit verbunden ist.“ (S.77) Wenn wir uns also lebend so schnell bewegen würden, käme alles Licht von vorne. Und solange die Seele noch nicht Lichtgeschwindigkeit erreicht hat, kann der Mensch in seinen Körper zurückkehren (Nahtoderfahrung); erst wenn die „massenlose Seele“ Lichtgeschwindigkeit erreicht hat, ist die Rückkehr in den Körper nicht mehr möglich, so Niemz (S. 82) „Denn Masse und Licht und Geschwindigkeit schließen sich physikalisch aus.“ Es existiert also weder Raum noch Zeit, wenn wir uns im Licht befinden. Die Seele fliegt, wie Niemz sagt, „mit Lichtgeschwindigkeit in die Ewigkeit.“
Tatsächlich kann man auch als lebendiger Mensch Raum und Zeit überwinden: in der Meditation und beim Träumen. Als Menschen können wir unser Bewusstsein so üben, dass wir die Umgebung und das Zeitgefühl verlieren. Ähnlich geht unser Geist in Träumen spazieren. Sicherlich braucht es viel Übung, um so einen Zustand zu erreichen, doch kann man sich klar machen, wie sich dieser Zustand anfühlen könnte, wenn wir nicht mehr an unseren Körper gebunden sind.
Hier und Jetzt
Die Frage liegt nahe: Warum verbringen wir unser Leben überhaupt in Raum und Zeit? Welchen Sinn machen unsere „Erfahrungen“? Hier ist der Vortrag fast zu Ende, Niemz gibt seinen Zuhörern nur einen kleinen Ausblick auf seine Überlegungen, die sich mit dem Thema Wissen und Wissenschaft, Sterbeforschung, Religion und Liebe beschäftigen. So gesehen deutet er in seinem Vortrag die Antwort auf die Eingangsfrage nur an. Zuallererst sollten erst einmal die Kollegen neugierig gemacht werden, was die Physik zum Tod, der medizinisch betrachtet „dreigeteilt ist“, zu sagen hat. Laut Definition bedeutet „klinisch tot“, dass ein völliger Kreislaufstillstand (Herz- und Lungenfunktion setzten aus) eingetreten ist. Wenn dieser länger andauert (Minuten), dann kommt es zum so genannten „Hirntod“, bei dem die Funktionen von Groß- und Stammhirn erlöschen; der „biologische Tod“ ist eingetreten, wenn alle Organ- und Zellfunktionen enden. Nahtoderfahrungen finden im Bereich des klinischen Tods statt. Hier kann es durch Reanimation gelingen, den Menschen ins Leben zurückzuholen. Die Bilder, die diese Menschen mitbringen, ähneln sich. Das ist auch keineswegs mehr auf ein „Neuronenfeuer“, wie manche Mediziner früher behaupteten zurückzuführen, denn es gibt Untersuchungen, die solche Neuronenaktivität bei Sterbenden überhaupt nicht nachweisen konnten. Doch nichts geschieht ohne Grund oder höheren Sinn, davon ist Niemz überzeugt. In seinem Buch geht er natürlich dieser Frage vollends auf den Grund. Den Themen Liebe, Wissen und Spiritualität gibt er genügend Raum. Immer wieder anschaulich und mit praktischen physikalischen Experimenten untermauert, philosophiert und entdeckt Lucy, gemeinsam mit dem Leser, das große Abenteuer Leben.
Das Buch können wir empfehlen, denn es ist eine vergnügliche, interessante und ganz bedeutsame Reise, zu der uns Prof. Niemz mitnimmt. Die Erkenntnis zu der Lucy („die Leuchtende“) letztendlich gelangt, bleibt dem Leser des Buches vorbehalten. So viel kann verraten werden: der Sinn des Lebens erschließt sich für Niemz in der Verbindung von zwei zentralen Erfahrungen, die jeder Menschen im Laufe seines Lebens machen kann…
- Finja, am 23.12.2017Sehr interessanter Artikel. Ich bin also nicht der erste Mensch, der die Theorie aufgestellt hat, dass sich die Seele bei einer Nahtoderfahrung mit (Über-)Lichtgeschwindigkeit bewegt.
Hier komme ich zu meiner These: Es ist meiner Meinung nach sogar Überlichtgeschwindigkeit, denn Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit würden Reisen in die Vergangenheit ermöglichen. Menschen mit Nahtoderfahrungen schildern immer wieder, sie hätten ihr Leben rückwärts ablaufen sehen. Und nicht nur das: Auch aus verschiedenen Perspektiven, die nicht mehr dreidimensional zu erklären sind. Mit dem Eintritt in die Überlichtgeschwindigkeit löst man sich aus der Raumzeit.
Bezüglich der angesprochenen Quantenmechanik: Ein Modell, das Quantenmechanik mit Relativitätstheorie vereint, muss meinen Überlegungen zufolge zwingend n+4-dimensional sein. (Die Zeit hier als Dimension hinzugerechnet.)