Orthomolekulare Vitamine 

Die Vitamine sind Stoffe, die Lebensfunktionen erst ermöglichen. Vitamine sind so genannte Katalysatoren, die Stoffwechselschritte entweder erst möglich machen oder beschleunigen. Der Arzt P.-H. Volkmann informiert von Vitamin A über Biotin und Folsäure bis Vitamin K.

Übersicht: Orthomolekulare Medizin

Wofür Vitamine?

Die Vitamine sind Stoffe, die Lebensfunktionen erst ermöglichen. Der Begriff setzt sich aus „Vita“ für Leben und „Amine“, das sind Stickstoffe, zusammen. Oder anders ausgedrückt, Vitamine sind so genannte Katalysatoren, die Stoffwechselschritte entweder erst möglich machen oder beschleunigen. Wir wissen heute, dass es sich bei diesen Stoffen meistens nicht um Amine, sondern um andere lebenswichtige organische Verbindungen handelt, die der menschliche Körper nicht selber herstellen kann.
Schon Christoph Columbus hatte erkannt, dass er bestimmte Nahrungsmittel mit an Bord nehmen muss, um gegen den damals in der Schifffahrt gefürchteten Skorbut gewappnet zu sein. Wie wir heute wissen, ist Skorbut eine Vitamin-C-Mangelerkrankung, der man mit frischem Obst oder Sauerkraut begegnen kann. So gab es in der Vergangenheit eine Reihe von Erkrankungen, die auf den Mangel bestimmter Vitamine zurückzuführen sind. Neben dem Skorbut sind z.B. die perniziöse Anämie, eine Blutarmut, die bei Mangel an Vitamin B12 auftritt, oder die Beriberi zu dt. „Schafsgang“) als Mangelkrankheit an Vitamin B1 (Thiamin), sowie die Rachitis bei Vitamin-D-Mangel zu nennen. Die allgemeinen Empfehlungen der DGE sind auch bei den Vitaminen in der Regel meiner Meinung nach viel zu niedrig angesetzt, um optimale Körperfunktionen sicherzustellen. Zwischen Mangel und Optimum liegen bekanntlich Welten. 

  • Wer Patienten mit diffusen Regulationsstörungen, Hormonstörungen oder mit Umwelterkrankungen helfen will, muss bei einer solchen Therapie das Optimum der Selbstregulation anstreben.

Was dem Leistungssportler Recht ist, sollte auch dem gestressten Alltagsmenschen billig sein. Es ist für mich völlig klar, dass nur optimale Regulation Gesundheit, Lebensqualität und Lebensfreude sichert. Es gibt leider wissenschaftliche Veröffentlichungen der Pharmaindustrie, nach denen in Deutschland ca. 50.000 Menschen pro Jahr an  „zuviel Vitaminen“ sterben. Der Hintergrund derartiger Meldungen erschließt sich jedoch erst beim genaueren Hinsehen: Diese Statements wurden veröffentlicht, nachdem eine groß angelegte Studie in den USA ergeben hatte, dass dort mehr als 250.000 Menschen pro Jahr an den Nebenwirkungen von Medikamenten sterben. Umgerechnet auf Deutschland kam man dann zu Zahlen von ca. 50.000 Toten durch medizinisch verordnete Arzneimittel[laut Autor geht es um eine bewusste Umformulierung von Begriffen wie Vitaminen und Medikamenten, um die Öffentlichkeit falsch zu informieren; Anmerk. d. Red.]

Vitamin A

Der Name Retinol leitet sich von der zunächst erkannten Hauptfunktion des Vitamins ab: Es ist wichtig für die Retina, die Netzhaut des Auges und gilt als so genanntes Sehvitamin. Als natürliches Vitamin A kommt es in tierischen Nahrungsmitteln vor. Da der menschliche Körper auch Vorstufen zu Vitamin A umbauen kann, können wir auch die Carotinoide wie das bekannte Beta-Carotin zu uns nehmen. Dieser Name leitet sich von der Karotte ab und gibt den Hinweis, dass Carotinoide in verschiedenen Gemüsen, wie z.B. in Spinat, Grünkohl, Kürbis, Süßkartoffel oder Salat zu finden sind. 
Da es sich um ein fettlösliches Vitamin handelt, sollte das Gemüse oder der Salat stets mit etwas Pflanzenöl oder Butter zubereitet werden, um die Aufnahme im Körper sicher zu stellen. Die tägliche Zufuhr von Vitamin A lag nach den Empfehlungen der DGE bis 11/2020* bei bis zu 1 mg, das sind 3300 I.E. Die internationalen Empfehlungen liegen bis zu sechs Mal höher, z.B. bei Pauling und Leibovitz bis zu 20.000 I.E. pro Tag.  (Amerikaner haben seit Linus Pauling eine offenere Einstellung zu Substitution von Vitaminen) Überdosierungen machen außer in der Schwangerschaft oder in mehr als 30-facher Höhe keine Nebenwirkungen.

  • Für den Aufbau von Haut und Schleimhaut ist Vitamin A ebenso wichtig wie für die Produktion der Sexualhormone und für die Fertilität.
  • Bei chronischen Darmerkrankungen wie Colitis ist eine regelmäßige höhere Zufuhr angezeigt, weil von der kranken Darmschleimhaut zu wenige Vitamine aufgenommen werden.
  • In der Krebsbekämpfung spielt es eine wichtige Rolle, wie auch beim Schutz vor Arteriosklerose und bei Nervenstörungen.
  • Höhere Dosierungen haben in der Schlaganfall-Prophylaxe ihre Anwendung.
  • In Verbindung mit Selen, Vitamin C und E wird Vitamin A in der internationalen Literatur eine Schutzwirkung bei Augenerkrankungen wie z.B. bei grauem Star zugesprochen.

*Seit November 2020 geben DGE und D-A-CH ihre Referenzwerte nicht mehr in Retinol-Äquivaltenten (RE), sondern in sog. Retionol-Aktivität-Äquivalenten (RAE) an. Dieser Wert berücksichtigt stärker Wechselwirkungen bei der Aufnahme und Verwertung von Vitamin-A-Vorstufen. Die neuen Referenzwerte von 700-850 µg fallen sogar noch etwas niedriger aus als die bisherigen RE-Werte (800-1000 µg).

Vitamin B1 (Thiamin)

Im 17. Jahrhundert wurden erstmals die Auswirkungen eines Thiamin-(Aneurin) mangels in der Literatur beschrieben. Die Mangelkrankheit heißt Beriberi und kann bei fortbestehendem Mangel zum Tode führen. Thiamin ist Bestandteil der kornnahen Getreidehaut oder Silberhaut, die beim geschälten Reis und Getreide entfernt ist. Da es nicht im Körper gespeichert werden kann und der Verbrauch belastungs- und stressabhängig ansteigt, ist auf eine regelmäßige Zufuhr zu achten. 

  • Thiamin kommt sonst noch in Fleisch, Hefe und in verschiedenen Gemüsen vor.

Die tägliche Zufuhr von Vitamin B1 liegt nach den Empfehlungen der DGE bei 1,3 mg. Die internationalen Empfehlungen liegen bis zu 250-fach höher, z.B. bei Leibovitz mit 100 mg und bei Allen bei bis zu 300 mg pro Tag.
Orale Überdosierungen machen keinerlei Nebenwirkungen. Da Vitamin B1 hitzelabil ist, d.h. durch Kochen zerstört wird, ist eine regelmäßige Rohkostzufuhr anzustreben. 

  • Sowohl in der Schwangerschaft als auch in
  • der Rekonvaleszenz und unter
  • körperlichen und seelischen Belastungen liegt ein erhöhter Bedarf vor.
  • Bei Darm- und Leberkrankheiten,
  • bei Nervenkrankheiten wie Polyneuropathien und im Alter empfehle ich eine regelmäßige Zufuhr von Vitamin B1.

Vitamin B2 (Riboflavin)

Der Name Riboflavin leitet sich von der starken gelben Farbe (lat. flava) ab. Hefezellen können B2 selber synthetisieren, die Leber kann es in bestimmtem Umfang speichern und es ist z.B. in Fleisch, Milch und natürlichen Eiern angereichert. Da es wasserlöslich ist, geht es leicht in das Zubereitungswasser über und ist so für die Ernährung verloren. Die tägliche Zufuhr von Vitamin B2 liegt nach den Empfehlungen der DGE bei 1,6 mg. Die internationalen Empfehlungen liegen bis zu 150-fach höher, z.B. bei Leibovitz mit 100 mg und bei Allen bei bis zu 200 mg pro Tag. Für Überdosierungen sind keinerlei Nebenwirkungen bekannt! 

  • Als Indikationen oder Warnhinweise für einen Vitamin-B2-Mangel gelten neben unspezifischen Störungen wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • wiederholte Schleimhautentzündungen in Mund und Nase.
  • Sehstörungen können gut auf eine zusätzliche Zufuhr von Vitamin B2 ansprechen.
  • Ein Mangel kann sich vor allem bei chronischen Darmerkrankungen, Lebererkrankungen, Diabetes mellitus und im Alter entwickeln.
  • Chronische Alkoholiker haben stets einen ausgeprägten Mangel an B-Vitaminen.

Vitamin B3 (Niacin)

Niacin oder Nicotinamid ist der wissenschaftliche Name des Vitamin B3. Bei dauerhaftem Mangel kann es auch zu schweren Haut- und Schleimhauterkrankungen kommen. Es ist unter anderem in Milch und Fleisch sowie in Getreide enthalten. Einige Getreidebestandteile hemmen jedoch die Freisetzung oder erhöhen den Bedarf in der Verdauung. Mangel entsteht bei einseitiger Mais- oder Hirseernährung, weil diese Getreide relativ wenig Vitamin B3 enthalten und vermehrt bei der Verdauung verbrauchen. Die tägliche Zufuhr von Vitamin B3 liegt nach den Empfehlungen der DGE bei 18 mg. Die internationalen Empfehlungen liegen bis zu 40-fach höher, z.B. bei Leibovitz mit 300 mg und bei Allen bei bis zu 750 mg pro Tag.  Bei extremen Überdosierungen sind Hautrötungen als Nebenwirkungen beschrieben, die aber bei Absenkung auf 400 mg pro Tag zügig abklingen. 

  • Vitamin B3 kann bei psychischen Störungen sehr hilfreich sein. Dazu gehören Merkstörungen genau so wie Schizophrenien oder Depressionen.
  • Eine schützende Wirkung wird bei Krebserkrankungen und bei Herzerkrankungen wie Kardiomyopathien diskutiert.
  • Einseitige Ernährung führt ebenso wie chronische Darmerkrankungen, Alkoholismus oder Darmoperationen zu einem deutlich erhöhten Bedarf an Vitamin B3.

Vitamin B5 (Pantothensäure)

Die Pantothensäure ist Teil eines lebenswichtigen Enzymkomplexes. Das so genannte Coenzym A hat eine Katalysatorfunktion unter anderem im Fettstoffwechsel und in der Regulation der Hormone. Damit ist  Pantothensäure ein Schlüsselvitamin von großer Bedeutung.
Sie kommt in sehr vielen Nahrungsmitteln wie Getreide, Milch oder Fleisch vor. Mangelerscheinungen treten nach schulmedizinischer Auffassung nicht auf.  
Die Resorption wird jedoch bei chronischen Reizzuständen im Magen – Darmtrakt, wie sie unter moderner industriell vorgefertigter Kost regelmäßig auftreten, unterschiedlich stark behindert. Dadurch kommt es auch bei Vitamin B5 zu relativen Mangelerscheinungen. Die tägliche Zufuhr von Vitamin B5 liegt nach den Empfehlungen der DGE bei 6 mg. Die internationalen Empfehlungen liegen bis zu 80-fach höher. Nach Pauling sollten 100 mg, nach Allen sogar 500 mg pro Tag zusätzlich aufgenommen werden, um die Speicher aufzufüllen. Typische Indikationen für die zusätzliche Gabe sind 

  • Haut- und Schleimhauterkrankungen,
  • Infektanfälligkeit oder chronische Müdigkeit. Eine gute Wirkung sehen wir auch bei akuten Erkrankungen wie
  • Durchfall / Verstopfung.

Hier kann die Kombination mit reichlich Magnesium einen milden und dennoch effektiven Einfluss auf die Darmtätigkeit haben. Durch sehr hohe Dosen bis zu ein Gramm pro Tag können die Blutfette wie Cholesterin gesenkt werden.

Vitamin B6 (Pyridoxin)

Vitamin B6 - Pyridoxin - ist als Coenzym ähnlich wichtig im Körper wie z.B. das Spurenelement Zink, das auch in mehr als 300 Enzym – und Hormonsystemen seine spezifischen Funktionen hat. In der Natur kommt es in fast allen Lebensmitteln vom Getreide über Fleisch bis zur Milch vor.
Ein Mangel wird medizinisch selten diagnostiziert, wobei keine speziellen Mangelerscheinungen bekannt sind und die Laboranalytik entsprechend teuer ist. Die tägliche Zufuhr von Vitamin B6 liegt nach den Empfehlungen der DGE für Frauen bei 1,4 mg, für Männer bei 1,6 mg (Stand Juli 2019). Die internationalen Empfehlungen liegen bis zu 20-fach höher, z.B. bei Leibovitz mit 100 mg und bei Allen bei bis zu 350 mg pro Tag. Für extreme Überdosierungen von 1000 mg/Tag sind Gefühllosigkeit an Händen und Füßen als Nebenwirkungen beschrieben, die aber bei Absenkung auf ca. 400 mg pro Tag zügig abklingen. 

  • Vitamin B6 ist neben Vitamin B12 besonders wichtig in der Blutbildung und für den Leberstoffwechsel. Insbesondere bei chronischer Einnahme von Medikamenten ist der Bedarf deutlich erhöht, was wiederum auf den Bedarf im Leberstoffwechsel hindeutet.
  • Bei Nervenstörungen wie Polyneuropathien oder hormonellen Regulationsstörungen,
  • Prämenstruellem Syndrom und Bindegewebserkrankungen ist Vitamin B6 gezielt in hohen Dosen anzuwenden.
  • Ein Substitutionsversuch bei Tumorleiden erscheint nach der amerikanischen Literatur sinnvoll.

Vitamin B9 (Folsäure)

Folsäure ist neben Vitamin B12 das wichtigste Vitamin zur Blutbildung. Es kommt vor allem in frischen Gemüsen und Innereien vor. Hefeflocken enthalten neben anderen B-Vitaminen auch vermehrt Folsäure. Durch die heute üblichen langen Transportwege und verlängerte Lagerung der Frischkost kommt es zu einem Abbau und damit zu einer Verarmung der Nahrung an Folsäure.
 “In den Industrieländern ist Folsäure wahrscheinlich das Vitamin, bei dem am häufigsten ein Mangel auftritt!“ sagt Ohlenschläger. Die tägliche Zufuhr von Vitamin B9 liegt nach den Empfehlungen der DGE bei 0,3 mg. Die internationalen Empfehlungen liegen z.B. bei Leibovitz bei 0,4 mg und bei Pauling bei bis zu 0,8 mg oder Ohlenschläger bis 1,0 mg pro Tag.  Überdosierungen von 15 mg pro Tag verursachen gastrointestinale Beschwerden. 

  • Ein Folsäuremangel kann neben Blutarmut zu Störungen im Magen – Darmtrakt oder
  • zu Schleimhautveränderungen vor allem um den Mund herum führen.
  • In der Schwangerschaft ist Folsäure wichtig zur Vorbeugung gegen Missbildungen des Kindes.
  • Allgemeinzeichen für einen Folsäuremangel sind Appetitlosigkeit, Haarausfall und Verhornungsstörungen der Haut wie z.B. Schuppenflechte.

Bei Blutbildungsstörungen sollte Folsäure stets mit Vitamin B12 als Komplex genommen werden, weil es sonst zu Nervenschädigungen kommen kann!

Vitamin B12 (Cyanocobalamin)

Das Cyanocobalamin ist neben Vitamin B9 (Folsäure) das wichtigste Vitamin für die Blutbildung und das Nervensystem. Als hauptsächliche Quellen kommen Fleisch und Fisch sowie besonders Leber infrage. Aus diesem Grunde treten bei Vegetariern auch leicht Vitamin-B12-Mangelsyndrome auf, die durch eine lactovegetabile oder besser noch ovo- lactovegetabile Kost meistens zu mildern oder zu vermeiden sind. Lactovegetabil heißt, dass der Vegetarier auch Milch und Milchprodukte zu sich nimmt. Ovo heißt Ei und erweitert den Speiseplan um gelegentliche Eierspeisen.

Die tägliche Zufuhr von Vitamin B12 lag nach den Empfehlungen der DGE lange Zeit bei 3 µg. Die internationalen Empfehlungen lagen damit bis zu 350-fach höher, z.B. bei Allen bei bis zu 1000 µg pro Tag. Seit 2019 liegen die Schätzwerte der DGE für eine angemessene Zufuhr nun immerhin bei 4 µg.

Nebenwirkungen durch Überdosierungen sind nicht bekannt. Die klassische Vitamin-B12-Mangelerkrankung ist die oben erwähnte Perniziöse Anämie, eine typische Form der Blutarmut des alternden Menschen, der seine Magenschleimhäute im Laufe des Lebens durch Infektionen und durch Fehlernährung funktionell zerstört hat. Polyneuropathien sind ebenso wie Depressionen und andere Nervenkrankheiten erfolgreiche Indikationen für Vitamin B12. Ohlenschläger geht in seinen orthomolekularen Therapie-Empfehlungen so weit, dass bei jeder psychiatrisch auffälligen Person regelmäßig auch Vitamin B12 zu substituieren sei.

Biotin (Vitamin H)

Biotin wird als wasserlösliches Vitamin zum B - Komplex gerechnet. Nach schulmedizinischer Ansicht gibt es keine Mangelerscheinungen, weil es in vielen Nahrungsmitteln in ausreichender Menge vorkommt und der Bedarf relativ gering ist. Trotzdem profitieren Rekonvaleszenten oder Ältere von einer zusätzlichen Aufnahme. Es ist ein Co-Faktor in verschiedenen Enzymen des Fettsäure- und Aminosäurenstoffwechsels und bei der Bildung von Glucose im Körper.

Die tägliche Zufuhr von Biotin liegt nach den Empfehlungen der DGE zwischen 30 - 100 µg. Die internationale Literatur nennt keine konkreten Zahlen.

Nebenwirkungen durch Überdosierungen sind nicht bekannt. Werbach (siehe Literatur) nennt als Hinweise auf möglichen Biotinmangel Zuckerstoffwechselstörungen und vor allem seborrhoische Hauterkrankungen (Ekzem) oder Neurodermitis. Haarausfall und Nagelwachstumsstörungen sprechen genauso auf Biotingaben an wie psychische Störungen einen Behandlungsversuch rechtfertigen. Kleinkinder mit starkem Ekzem profitieren von einer Kur mit sehr hohen Biotinmengen bis zu 40 mg, wie man sie z.B. mit Gabe von weich gekochten Eigelben mehrfach am Tage und Gabe frischer geriebener (ökologischer) Kalbsleber durchführen kann. Bei Non Respondern - ohne Therapieerfolg an der Haut - sollten zusätzlich Vitamin B-Komplexe nach M. Werbach mehrfach wöchentlich intra muskulär injiziert werden.

Vitamin D (Calciferol)

Der Mensch kann sowohl mit dem Vitamin Calciferol als auch mit so genannten Provitaminen, das sind Vorstufen des Calciferols, arbeiten. Die Vorstufen werden in der Haut durch Licht zu Vitamin D umgebaut. Diese Umwandlung ist nicht von der Intensität oder Dauer der Belichtung abhängig, so dass ein limitierender Mechanismus in der Haut dafür anzunehmen ist. Das Vitamin kommt in der normalen Kost in sehr geringen Dosen vor. Damit ist der Mensch im Wesentlichen auf die Umwandlung der Vorstufen in der Haut angewiesen.

Lange Zeit lag die Empfehlung der DGE für die tägliche Zufuhr von Vitamin D bei 5 µg » 200 I.E. Seit 2012 geht die DGE von einem Gesamtbedarf an Vitamin D von 20 µg/Tag aus, von denen Jugendliche und Erwachsene lediglich 2 bis 4 µg über die Nahrung aufnehmen. Die Differenz von 16-18 µg/Tag muss also über die körpereigene Vitamin-D-Bildung und über die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten gedeckt werden. Die internationale Literatur nennt bei Allen etc. 20 µg » 800 I.E.  

Nebenwirkungen mit mehr als 1000 I.E. Überdosierung sind auf die Wirkung des zu hohen Calciums im Blut zurückzuführen, z.B. Durchfälle, Herzrhythmusstörungen, Erbrechen, Übelkeit und starker Durst.
Die früher häufige Rachitis war die typische Vitamin D-Mangelkrankheit. Dabei handelt es sich um eine Störung der Skelettentwicklung mit verbogenen Röhrenknochen und eben solcher Wirbelsäule. Bei Stubenhockern, zur Prophylaxe einer Osteoporose in mittleren und höheren Jahren, sowie bei Sehstörungen und bei chronischen Darmerkrankungen sollte Vitamin D genau so regelmäßig zugeführt werden, wie bei Nierenstörungen, da es erst in der Niere (nach Ohlenschläger, s.u.) aktiviert wird. Der Blutspiegel folgt dem Sonnenstand - im Sommer hoch, im Spätwinter am niedrigsten.

Vitamin E (Tocopherol)

Tocopherol bildet auch eine Gruppe von Vitaminen, die heute hauptsächlich als so genannte Antioxidanzien (verhindern die Oxidation empfindlicher Moleküle, Anmerk. d. Red.) und Radikalenfänger geschätzt werden. Natürliches Vitamin E kommt vor allem in  Pflanzen- und Fischölen vor und schützt diese vor der Zerstörung durch Sauerstoff. Eigelb ist auch reich an natürlichem Vitamin E, soweit es sich um naturnahe Haltung der Hühner handelt. Künstliches Vitamin E enthält mehrere verschiedene unwirksame Formen, so dass es nur etwa 10 % der Wirkung der natürlichen Komponente entfaltet. Die tägliche Zufuhr von Vitamin E liegt nach den Empfehlungen der DGE bei 12 mg. Die internationale Literatur nennt für Allen 400 mg und für Pauling 500 mg pro Tag.  Nebenwirkungen sind für mehr als 3000 mg pro Tag bei Ohlenschläger beschrieben.
Vitamin E ist essentiell im Stoffwechsel der ungesättigten Fettsäuren und im Membranaufbau mit Lipiden, wie z.B. in Nervenzellen. Als Radikalenfänger führt es so genannte Freie Radikale einer weiteren geordneten energiesparenden Verstoffwechselung zu und schützt so die umgebenden Zellen vor der Zerstörung z.B. durch Wasserstoffsuperoxyd oder freie Elektronen.
Wer durch zusätzliche Aufnahme von Omega-Fettsäuren seine Selbstregulation und hormonelle Steuerung optimiert, hat einen erhöhten Bedarf auch an Vitamin E. 
 Auch aus diesem Grund propagieren die Amerikaner die so genannte low dose Vitamin E-Zufuhr mit ungesättigten Fettsäuren. Das heißt, dass pro Tag ca. 100 mg Vitamin E zusätzlich aufgenommen werden sollten. In dieser Dosierung bis maximal etwa 500 mg pro Tag hat es einen stimulierenden heilenden Effekt z.B. auf Entzündungen. Bei Dosierungen von 800 mg bis 1000 mg pro Tag wird die Vitamin E-Wirkung eher als supprimierend, d.h. unterdrückend für Entzündungsprozesse angesehen. Das erklärt, warum Rheumatiker auf unterschiedliche Dosierungen unterschiedlich ansprechen. Die Unterschiede zwischen natürlichem und synthetischem Vitamin E werden wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Bei Beachtung der Tatsache, dass stets auch nach guter Reinigung der Syntheseprodukte Fremdstoffe vorliegen und dass die Wirksamkeit des Kunstproduktes stark vermindert ist, gebe ich persönlich der Natur den Vorzug. 

  • Vitamin E hat eine allgemein anerkannte Schutzfunktion gegen Krebs.
  • Es schützt gegen Arteriosklerose und Herzinfarkt gemeinsam mit Omega- Fettsäuren.
  • Es vermindert die Zusammenklumpung von Thrombocyten, die die Blutgerinnung einleiten und verbessert dadurch auch die Gewebedurchblutung. In der Rheumatherapie hat es vergleichbar gute Wirkungen wie z.B. entzündungshemmende Rheumamittel, ohne deren gelegentlich auch schwere Nebenwirkungen zu haben.
  • In der angewandten Kinesiologie können wir viele Muskel-Organfunktionsstörungen mit Vitamin E ausgleichen. Dazu gehören einerseits die Bauchmuskeln mit dem Dünndarmbezug – Morbus Crohn, andererseits die Sitz- und rückwärtigen Oberschenkelmuskeln-Hoden / Eierstöcke – Unfruchtbarkeit oder die Schulterblattmuskeln-Herzmeridian-Infarktgefährdung.

Vitamin K (Phyllochinon)

Phyllochinon steht auch für eine Substanzgruppe, die wichtig ist für die Blutgerinnung. Durch Bakterien im eigenen Darm sind wir in der Lage, Vitamin K selber in größerem Umfang herstellen zu lassen. Dass diese Synthese nur bei einer gesunden symbiotischen Darmbesiedelung erfolgreich sein kann, versteht sich von selber. Starke Besiedelungen mit Candida oder Amöben wirken sich auf die Bildung und Resorption negativ aus.
In der Nahrung findet sich Vitamin K in Milch, in frischen Gemüsen und in InnereienDie tägliche Zufuhr von Vitamin K liegt nach den Empfehlungen der DGE bei 60 - 80 µg. Die internationalen Empfehlungen liegen bei bis zu 120 µg pro Tag.  Nebenwirkungen durch Überdosierungen sind nicht bekannt. Intravenöse Gaben sind (nach Ohlenschläger) u.U. wegen giftiger Lösungsmittel und Zusätze lebensgefährlich bis tödlich durch Schock und krebserregend! Bei Neugeborenen gibt es häufig einen Mangel, der inzwischen besser oral als durch Injektionen ausgeglichen werden sollte. 

  • Sowohl bei der Krebsabwehr als auch bei der Osteoporose wird Vitamin K gebraucht und sollte deshalb regelmäßig zugeführt werden.
  • Bei chronischen Darmerkrankungen kommt es unter den dysbiotischen Verhältnissen (bakterielle Störungen im Darm) und der gestörten Resorption zu Vitamin K-Mangelerscheinungen mit Blutgerinnungsstörungen, Blutarmut durch Darmblutungen und zu Sauerstoffmangel in den Geweben.

Presseinformation der DGE: DGE aktuell 15/2019 vom 09.07.2019: Neue Referenzwerte für die Zufuhr von Zink und Vitamin B6

H.Dietl; G. Ohlenschläger: Handbuch der Orthomolekularen Medizin, 2. Aufl. 2010, Haug GmbH & Co., Heidelberg

Autor/en dieses Beitrages:

Peter-Hansen Volkmann, FA. für Allgemeinmedizin aus Lübeck

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  • Thomas, am 05.09.2019
    Die Formulierung zu Überdosierungen bei Vitamin D ab 1.000 ie ist entweder mißverständlich oder falsch. Überdosierungen treten bei einmal Dosen von 2 Mio. ie oder bei längerfristigen Gaben von 40.000 ie täglich auf. Ein biologisch sinnvolle tägliche Dosierung liegt bei mindestens 5.000 i.e. Der Rechenfehler beim Tagesbedarf, der der DGE unterlaufen ist, wurde bereits 2014 nachgewiesen. Dort unterschätzt die Studie die täglichen Bedarf um den Faktor 5.
  • Online-Redaktion, am 26.10.2017
    Sehr geehrter Herr Johnson,
    einer Studie aus dem Jahr 2013 zufolge(Elevated Plasma Vitamin B12 Levels as a Marker for Cancer: A Population-Based Cohort Study, Johan Frederik Berg Arendt et al. Dez. 2013), kann ein erhöhter Vitamin-B12-Spiegel auf ein erhöhtes Krebsrisiko hinweisen. Das heißt aber nicht, dass das Vitamin B12 das Krebsrisiko erhöht. Denkbar ist auch, dass der erhöhte Vitamin-B12-Spiegel einfach eine Begleiterscheinung bei einem erhöhtem Krebsrisiko ist.
    Richtig ist, dass Vitamin B12 an Prozessen der Zellteilung beteiligt ist. Insofern ist nicht auszuschließen, dass Krebszellen, die sich bekanntermaßen schnell teilen, durch Vitamin B12 beeinflusst werden. Auf der anderen Seite sollten gerade Krebspatienten auf eine ausreichende Nährstoffversorung achten. Dazu sollte man wissen, dass insbesondere Vegetarier durchaus ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-B-12-Mangel haben.
    All dies hat in der Vergangenheit zu einer Diskussion um Vitamin B12 und Krebs geführt, die nach wie vor nicht abgeschlossen ist. Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. geht einen Mittelweg. Sie empfiehlt die langfristige, hochdosierte Gabe von Vitamin B12 (mind. 100 µg pro Tag) bei Krebspatienten nur, wenn ein Vitamin-B12-Mangel explizit im Blut nachgewiesen wurde.
    Ihre Online-Redaktion
  • Helmut Johnson, am 25.10.2017
    Ich habe im Netz gelesen das Vitamin B12 das Tumorwachtum fördert.Ist es also Ratsam ( ich bin Tumorerkrankt ) auf B12 zu verzichten ?

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