Bei depressiven Frauen kann Bewegung Stress abbauen 

24.09.2012, Universität Basel

Durch körperliche Bewegung sind Frauen mit früheren Depressionen in der Lage, neue Stressfaktoren besser zu bewältigen. Bereits leichte körperliche Aktivitäten könnten gegen weitere depressive Episoden vorbeugend wirken. Zu diesem Resultat kommt eine Studie von Psychologen der Universität Basel und Kollegen, die in der Fachzeitschrift "Journal of Abnormal Psychology" online veröffentlicht wurde.

Von Depression, der verbreitetsten psychischen Erkrankung, sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen. Sie wird oft auch als «Stresskrankheit» beschrieben: Erkrankte erleben mehr Stressfaktoren und reagieren gleichzeitig stärker auf sie. Angenommen wird, dass Menschen mit früheren Depressionen auf jeden weiteren Stress stärker reagieren, also eine sogenannte Sensibilisierung erfahren; dies macht sie wiederum anfälliger für depressive Episoden. Mehr als 80% jener, die einmal eine depressive Episode erlebt haben, machen noch mindestens eine weitere durch.

Dr. Jutta Mata von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel und Kollegen in den USA haben in ihrer Studie Frauen, die mindestens eine depressive Episode hinter sich haben, mit gesunden verglichen; insgesamt nahmen daran 81 Probandinnen teil. Jeweils die Hälfte der beiden Gruppen trat eine Viertelstunde lang auf die Pedalen eines Hometrainers, während die andere Zeitschriften durchblätterte; anschliessend wurden die Teilnehmerinnen der beiden Gruppen durch zwei sehr traurige Filmausschnitte emotional gestresst.

Velofahren dämpft Reaktion
Wie erwartet zeigten die Gesunden einen starken negativen Affekt nach dem ersten Filmausschnitt und – wegen des Gewöhnungseffekts – eine geringere Reaktion auf den zweiten; dabei gab es keine Unterschiede zwischen der Gruppe auf dem Hometrainer und jener mit den Zeitschriften. Ebenso ein voraussehbares Muster zeigten die Probandinnen, die früher eine Depression erlebt haben und Zeitschriften lasen: Sie berichteten von einem starken negativen Affekt nach dem ersten Filmausschnitt, der nach dem zweiten noch stärker wurde; sie machten also eine Sensibilisierung durch.

Für die Forschenden interessant waren nun jene, die früher schon eine Depression erlebt hatten und auf die Pedalen traten: Sie zeigten nach dem ersten Filmausschnitt zwar ebenfalls einen stark erhöhten negativen Affekt, dann aber eine deutlich schwächere Reaktion auf den zweiten – dieser Verlauf glich der Gewöhnung in der gesunden Kontrollgruppe. Nur eine Viertelstunde Velofahren hat also die beiden Gruppen in ihrer emotionalen Reaktion auf die Stressfaktoren vergleichbar gemacht – die Gruppe mit früheren Depressionen und die gesunde Kontrollgruppe. Dieser Effekt müsste durch weitere Studien ausserhalb von Laborbedingungen und mit Männern bestätigt werden, so die Forschenden.

Originalbeitrag
Mata, J., Hogan, C. L., Joormann, J., Waugh, C. E. & Gotlib, I. H.
Acute exercise attenuates negative affect following repeated sad mood inductions in persons who have recovered from depression
Journal of Abnormal Psychology, Sep 17, 2012 (Advance Online Publication) | doi: 10.1037/a0029881

Dr. Jutta Mata, Fakultät für Psychologie der Universität Basel

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