Ginseng 

Ginseng ist seit Jahrtausenden fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Geschätzt wird er unter anderem bei Abwehrschwäche, Stress und Erschöpfung, Diabetes und sogar Krebs.

Ginseng – seit Jahrtausenden bewährte Wurzel

Die als Ginseng bekannte Pflanze aus der Art Panax gehört in Asien zu den großen vier Heilpflanzen, die für verschiedenste Therapien eingesetzt werden. Die anderen drei Pflanzenarten sind das rübenähnliche Wasabi, die Wurzel des Ingwer und die Kurkuma genannte Wurzel, die für die Ockerfarbe des Curry verantwortlich ist. Auffällig bei diesem Quartett ist, dass alle vier ihre therapeutisch wirksamen Substanzen im Erdreich entwickeln.

Das Wort Ginseng bedeutet frei übersetzt „das Wunderbare in der Welt“. Diese Wurzel ist unverzichtbarer Bestanteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und dort das wohl älteste verwendete Kraut. Erste Aufzeichnung über die therapeutische Wirkung des Ginseng entstanden bereits vor über 7.000 Jahren.

Die Pflanze Panax

Panax weist mehrere Arten auf, von denen einige wegen eines höheren Gehalts an Wirkstoffen für den therapeutischen Gebrauch bevorzugt werden. Als medizinisch wirksam gelten:

  • Chinesischer Ginseng (Panax Ginseng C.A. Mayer)
  • Amerikanischer Ginseng (Panax quinquefolius)
  • Sibirischer Ginseng (Eleutherococcus senticosus)
  • Koreanischer Ginseng (Panax Ginseng C.A. Mayer), der aus botanischer Sicht mit dem Chinesischen Ginseng identisch ist
  • Japanischer Ginseng (Panax japonicus)
  • Himalaya-Ginseng (Panax-Pseudoginseng – Unterart Himalaicus)

Der asiatische Ginseng, auch als chinesischer Ginseng bezeichnet, stammt ursprünglich aus der Mandschurei, dem chinesischen Tatar und Teilen Ostasiens. Angebaut wird die Heilpflanze hauptsächlich in China, Korea, Japan und Russland. Die Pflanze wächst auch in Wäldern im Osten und im Zentrum Nordamerikas.

Panax Ginseng ist eine glatte mehrjährige Pflanze mit einer großen, kräftigen, langsam wachsenden Wurzel. Deren Farbe reicht von hellgelb bis bräunlich.

Ginseng besitzt eine leicht schleimige Süße, ähnlich der von Lakritz. Dazu kommen leicht bittere Aromen, kombiniert mit einer feinen Schärfe, wobei die Wurzel selbst nahezu geruchlos ist. Die Pflanze selbst wird rund 40 cm hoch und trägt fein gezahnte Blätter. Die Blüten sind gelblich und bringen leuchtend rote Beeren hervor. Ginseng beginnt im vierten Jahr erstmals zu blühen. Auch die Wurzeln benötigen mindestens vier Jahre bis zur Reife. Je älter die Wurzel ist, desto höher ist die Konzentration von Ginsenosiden, den aktiven chemischen Verbindungen. Deshalb zeigen ältere Wurzeln bessere therapeutische Wirksamkeit. Ginsengwurzeln können länger als hundert Jahre leben.

Roter Ginseng – eine Frage der Herstellung

Roter Ginseng ist keine eigene Art, sondern beschreibt eine bestimmte Qualität. Diese entsteht erst durch eine spezielle Verarbeitung: Um roten Ginseng herzustellen, werden Ginsengwurzeln über Wasserdampf gedämpft. Dabei verhärtet sich die Wurzel und verfärbt sich rötlich. Zweck dieser traditionellen Dampfgarung ist neben der Konservierung eine Umwandung verschiedener Inhaltsstoffe. So können einige neue Wirkstoffe entstehen, die zur Stärkung des Immunsystems und beim Kampf gegen oxidativen Stress helfen sollen.

Erst nach dem fünften Lebensjahr des Panax Ginseng C.A. Mayer werden alle Inhaltsstoffe vollständig ausgebildet. Daher werden für die Verarbeitung zu Rotem Ginseng nur Wurzeln genutzt, die mindestens sechs Jahre alt sind.

Wirkstoffe in der Ginsengwurzel

Ginsengknollen enthalten die Vitamine A und Vitamin B6. Auch das Mineral Zink ist vorhanden. Zink unterstützt die Produktion von Thymushormonen, die für das Abwehrsystem des Körpers wichtig sind.

Als besonders wichtig im Hinblick auf die gesundheitlichen Wirkungen von Ginseng gelten zahlreiche Saponin-Triterpenoid-Glykoside, die als "Ginsenoside" bezeichnet werden. Allein Panax Ginseng enthält mehr als 30 Ginsenoside. Diese steroidartigen Inhaltsstoffe haben die Eigenschaft, die Auswirkungen von Stress auszugleichen und ihnen entgegenzuwirken. Glykoside scheinen auf die Nebennieren zu wirken, wodurch eine Nebennierenhypertrophie und eine übermäßige Corticosteroidproduktion als Reaktion auf physischen, chemischen oder biologischen Stress verhindert werden.

Trotz vieler positiven Berichte ist bis in die Gegenwart nicht klar, wie die Ginsenoside tatsächlich wirken. Fest steht aber, dass Kapseln, Tees oder Extrakte mit Ginsengwurzelexrakten einen positiven Einfluss auf die Allgemeinstimmung und das Wohlbefinden des Patienten haben.

Wirkung von Ginseng

Auch wenn man noch nicht im Detail versteht, wie die vielen Inhaltsstoffe zur Wirkung von Ginseng beitragen, sind eine Reihe von Wirkungen für Ginseng-Zubereitungen belegt.

Ginseng wirkt:

  • auf das Immunsystem
  • auf die Zellproliferation (Zellteilung und Zellwachstum)
  • auf die Bildung von Eiweißen
  • auf die DNA-Synthese
  • antioxidativ – d.h. er schützt vor aggressiven freien Radikalen und oxidativem Stress
  • schützend auf Herz und Gefäße
  • adaptogen, d.h. er hilft dem Körper beim Umgang mit Stress

Ginseng in der Therapie

In der orientalischen Medizin und in der TCM werden Präparate aus der Wurzel vorbeugend sowie heilend eingesetzt. Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel aus Ginsengknollen werden verwendet, um die Auswirkungen von Stress zu reduzieren, die Leistung zu verbessern und das Energieniveau zu erhöhen. Außerdem kann die Wurzel das Gedächtnis verbessern und das Immunsystem stimulieren.

Auch bei gestörter Libido sowie erektiler Dysfunktion soll Ginseng hilfreich sein.

Zudem können ginsenghaltige Präparate sowohl geistige als auch körperliche Müdigkeit beseitigen, Lungenbeschwerden heilen, den Körper im Kampf gegen Tumore unterstützen und die Auswirkungen des Alters verringern. Obendrein werden Kapseln mit konzentrierten Ginsenosiden als Wirkstoff bei Diabetes, bei Erkältungen, Schlaflosigkeit und zur Anregung des Appetits verwendet.

Zudem wird berichtet, dass Krebspatienten mit einer begleitenden Ginsengkur Behandlungen wie eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie viel besser verkraften konnten und zugleich über eine erheblich gestiegene Lebensqualität berichteten (z.B. Kim HS al., 2017). Unter anderem scheint Ginseng ein krebsbedingtes Müdigkeitssyndrom (Fatigue) verbessern zu können (Yennurajalingam S et al., 2015).

Es muss aber auch deutlich gesagt werden, dass Ginsengwurzelpräparate kein Heilmittel für Krebs oder andere schwere Erkrankungen sind.

Studienbelegte Wirkung – das sagt die Forschung

Etliche wissenschaftliche Studien verschiedenster Fachrichtungen haben sich mit der Ginsengwurzel und ihrer Wirkweise befasst. Teilweise konnten erstaunliche Ergebnisse festgehalten werden, die nach strengen wissenschaftlichen Maßstäben erzielt wurden.

  • Bei Tieren konnten Ginsengextrakte
  • die Leistungsfähigkeit steigern
  • die Lern- und Gedächtnisleistung fördern
  • die Konzentration des Glückhormons Serotonin in der Hirnrinde erhöhen.

Studien an Menschen bestätigten zahlreiche positive Wirkungen von Ginseng auf körperlicher, geistiger und psychischer Ebene. (s. Blaschek, 2016)

Verschiedene sogenannte „Arzneimittelmonografien“ bescheinigen Ginseng eine Wirkung bei Müdigkeit, Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie zur Kräftigung (Tonikum) und in der Rekonvaleszenz. (insb. Monografie der Kommission E)

Sogar gegen „Kater“ soll er helfen, wenn er zeitnah nach dem Alkoholgenuss zugeführt wird. Vermutlich wirkte er, indem er den Abbau von Alkohol beschleunigt (Lee et al., 2014).

Ginseng fürs Immunsystem

Ginseng wird eingesetzt zur:

  • Anregung des Immunsystems
  • Vorbeugung und zur Förderung der Heilung bei Grippe und allen Arten von Erkältungskrankheiten
  • Begleittherapie bei verschiedensten Lungenerkrankungen, auch bei Asthma

Einige dieser Wirkungen wurden bereits in Studien belegt. So konnten Pflanzenextrakte aus rotem Ginseng sowohl in Versuchen mit Zellen als auch bei Tieren Entzündungen hemmen und die Abwehr aktivieren. Zudem konnte die Vermehrung der Grippeviren in den Zellen verzögert werden. Möglicherweise eignet sich roter Ginseng damit sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung von Grippe. (Lee et al. 2014)

Auch vor bakteriellen Infekten scheint Ginseng schützen zu können (Kim YR, Yang CS, 2018). Bei Mäusen konnte Ginseng den Anteil bestimmter Abwehrzellen, der sog. „natürlichen Killerzellen“ um das 3-fache erhöhen.

Ginseng gegen Stress und Erschöpfung

Ginseng wirkt adaptogen, das heißt, es hilft uns bei der Anpassung an körperlichen und emotionalen Stress. Entsprechend wird die Heilpflanze eingesetzt:

  • zur Vorbeugung von jeder Art von Stress
  • als begleitende Therapiemaßnahme beim Burn-out-Syndrom, bei chronischer Müdigkeit, Motivationsmangel, Fatigue (CFS), Abgeschlagenheit
  • bei hohen psychischen Belastungen, auch bei Prüfungsstress, aber auch bei Depression, klimakterisch bedingten Stimmungsschwankungen, Konzentrationsmangel und leichter Vergesslichkeit

Darreichungsformen

Kapseln, Extrakte oder Tees mit Inhaltsstoffen aus der Ginsengknolle werden vielfältig eingesetzt. Die meisten Präparate mit Ginsenosiden als Wirkstoff sind Nahrungsergänzungsmittel. Es gibt aber auch einige wenige als Arzneimittel zugelassene Präparate. Typische Einsatzgebiete sind Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsmangel und Stress.

Ginseng-Präparate gibt es grundsätzlich als

  • Kapseln, Tabletten, Dragees, Lutschtabletten,
  • Tee,
  • Pulver,

wobei es sehr große Unterschiede in der Qualität gibt. So enthalten Tabletten, Dragees und Lutschtabletten grundsätzlich technische Hilfs- und Zusatzstoffe. Wer reine Ware möchte, sollte daher zu Pulver oder Kapseln greifen, in denen die Wirkstoffe aus der Ginsengknolle in pulverisierter Form enthalten sind. Bei der Auswahl sollten Sie darauf achten, dass die Kapseln ausreichend Wirkstoff enthalten (6–8 % Ginsenoside) und in Deutschland hergestellt wurden.

Darüber hinaus kommt Ginseng in zahlreichen Kräuterrezepturen vor.

Tipp: Darauf sollten Sie beim Ginseng-Kauf achten

  1. Menge des enthaltenden Ginseng und der Anteil der Ginsenoside (6-8 %)
  2. Tagesdosis mind. 1 g
  3. Herstellung in Deutschland oder anderen EU-Ländern
  4. Möglichst Kapseln oder Pulver ohne Zusatzstoffe Kontrolle in Deutschland auf Pestizide, Schwermetalle, Schimmelpilze, Bakterien, Radioaktivität
  5. Mindestalter der Wurzel mindesten 6 Jahre (roter Ginseng) – dann enthält die Ginsengwurzel mehr Wirkstoff

 

Einnahmehinweise & Gegenanzeigen

Bislang sind bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel oder Präparaten mit Ginsengwurzel keine Nebenwirkungen bekannt. Die Dosierung liegt in der Regel bei 1-2 g pro Tag.

Eine Überdosierung kann Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität, Muskelverspannungen, Blutungen in der Menopause, hohen Blutdruck und Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen oder Armen zur Folge haben. Außerdem sind Durchfälle und Magenverstimmungen möglich.

Bislang sind zwar keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt, allerdings gibt es Hinweise, dass Ginseng die Blutgerinnung verzögern kann. Dies sollte bei Patienten, die Blutgerinnungspräparate nehmen oder bei denen eine Operation geplant ist, berücksichtigt werden. Im Zweifelsfall sollte immer der behandelnde Arzt hinzugezogen werden!

  • Blascheck, W.: Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka, 6. Aufl. 2016 – Ein Standardwerk zur Phytotherapie
  • Kim HS et al.: Effect of red ginseng on genotoxicity and health-related quality of life after adjuvant chemotherapy in patients with epithelial ovarian cancer: A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Nutrients. 2017 Jul 19;9(7)
  • Kim YR, Yang CS: Protective roles of ginseng against bacterial infection. Microb Cell. 2018 Sep 19;5(11):472-481
  • Lee JS, et al.: Immunomodulatory activity of red ginseng against influenza A virus infection. Nutritients 2014; 6(2): 517-529
  • Lee MH, et al.: Red ginseng relieves the effects of alcohol consumption and hangover symptoms in healthy men: a randomized crossover study. Food Funct 2014; 5: 528-534
  • Leukemic, Juvenile Mice Extends their Life Span. J Complement Integr Med 2011; DOI: 10.2202/1553-3840.1315
  • Miller SC, et al: Extract of North American Ginseng (Panax Quinquefolius), Administered to
  • Yennurajalingam S et al.: High-dose asian ginseng (Panax ginseng) for cancer-related fatigue: A preliminary report. Integr Cancer Ther. 2015 Sep;14(5):419-27
  • www.carstens-stiftung.de
Autor/en dieses Beitrages:
, Heilpraktiker/in aus Glinde
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