Hauptstadtbüro Komplementärmedizin (7/2010) 

Stellungnahme des Hauptstadtbüros Komplementärmedizin zur Diskussion um die Anerkennung und Erstattungsfähigkeit der Homöopathie.
(Quelle: Hauptstadtbüros Komplementärmedizin)

Die aktuelle Gesundheitspolitik wird bestimmt von der Debatte um die Kosten im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich der Solidargemeinschaft der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Seit Jahren steigen die Ausgaben der GKV stark an. Durch mehrere erlassene Gesetze zur Kostensenkung und die angestiegene Selbstbeteiligung der Versicherten an den Gesundheitsleistungen sollte dies abgefedert werden.

So wurden mit der Gesundheitsreform 2004 alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel aus der Erstattung ausgeschlossen – aus Kostengründen und nicht aus Gründen eines fehlenden
Nutzens oder fehlender Wirksamkeit! Betroffen waren und sind nahezu alle Arzneimittel der Komplementärmedizin. Nur wenige Ausnahmen werden überhaupt noch im Rahmen der GKV erstattet, hauptsächlich Phytotherapeutika. Zu Einsparungen hat diese Maßnahme nicht beitragen können. Im Gegenteil: die Ausgaben steigen nach wie vor und Versicherte, die Arzneimittel der Besonderen Therapierichtungen präferieren, müssen die Kosten selbst tragen.
Die Ausgaben für homöopathische Arzneimittel im Rahmen der GKV betrugen im letzten Jahr gerade einmal 0,09 Prozent der Gesamtausgaben, die Ausgaben für ambulante homöopathische Versorgung zulasten der GKV nur etwa 0,03 Prozent. Die jetzt diskutierte Streichung der Erstattung homöopathischer Medikamente und Leistungen verbessert in keiner Weise die Kassenlage der GKV und geht darüber hinaus in die falsche Richtung.

Akzeptanz in Bevölkerung und Ärzteschaft

In Deutschland sind rund 90 % der Bevölkerung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert und haben Anspruch auf Leistungen, um ihre Gesundheit zu erhalten und wiederherzustellen oder den Gesundheitszustand zu verbessern. Zahlreiche Umfragen der letzten Jahre belegen: rund zwei Drittel der deutschen Bevölkerung vertrauen Naturheilverfahren und anderen Verfahren der Komplementärmedizin. Fast 60% nehmen Naturheilverfahren wie Bewegungstherapie, Phytotherapie und Hydrotherapie in Anspruch.

Eine aktuelle Umfrage zur Akzeptanz der Homöopathie bestätigt: rund 25 % der Befragten sind überzeugte Anwender homöopathischer Arzneimittel, Tendenz steigend.
Auch in der Ärzteschaft spiegelt sich dieses Interesse wieder. Fast 60 % der Hausärzte praktizieren eine oder mehrere Methoden der Komplementärmedizin. Mehr als 15.000 Ärzte haben die Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren, knapp 42.000 erwarben weitere Zusatzbezeichnungen der Komplementärmedizin wie Homöopathie, Akupunktur und Chirotherapie.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wünscht sich zudem eine Verbindung von Schul- und Komplementärmedizin. In der Versorgungsrealität (Arztpraxen, Krankenhäuser, Ärztekammern, Krankenkassen, medizinische Fakultäten) gibt es zahlreiche gute Beispiele für ein funktionierendes Miteinander.

Komplementärmedizin ist kostengünstig

Was in der derzeitigen Debatte völlig außer Acht gelassen wird, ist das Potential der Kosteneinsparung durch die Nutzung komplementärmedizinischer Verfahren. Das beginnt bereits beim grundlegenden Denkansatz. Grundprinzip der Komplementärmedizin ist die Aktivierung und Stärkung der Selbstheilungskräfte. In dem Prinzip, das auch die Verantwortung des Einzelnen fordert und fördert, steckt das Potential, Gesundheitsbewusstsein und Verhalten nachhaltig zu verändern.
Herkömmliche Arzneimittel verschwinden jährlich im Wert von über 4 Mrd. € ungeöffnet im Müll – weil der Patient sich mit der Therapie nicht identifiziert. Diese, Compliance genannte Einhaltung der therapeutischen Richtlinien ist im Rahmen einer komplementärmedizinischen Behandlung kaum ein Problem. Die Möglichkeit, die Therapie mitzubestimmen und mit in die Verantwortung genommen zu werden, verbessert die Compliance erheblich.
Zudem haben Verfahren und Arzneimittel der Komplementärmedizin deutlich weniger Nebenwirkungen.
So zeigt zum Beispiel eine Studie von Michalsen et al., dass bei Gonarthrose schon bei einmaliger Anwendung von Blutegeln eine bis zu dreimonatige Besserung der Beschwerden erreicht werden kann. Die Anwendung ist der medikamentösen Standardtherapie gleichzusetzen, die bei längerer Einnahme bekanntermaßen gravierende Nebenwirkungen aufweist.
Die Stärken komplementärmedizinischer Verfahren und Therapien liegen vor allem im Bereich chronischer Erkrankungen. Diese verursachen rund 75 % der Kosten im Gesundheitswesen.
Während der 5. Komplementärmedizinischen Gespräche des Hauptstadtbüros Komplementärmedizin wies Prof. Dobos anhand mehrerer Beispiele sowohl die Studienlage als auch die Erfolge der Komplementärmedizin in diesem Bereich aus.

Komplementärmedizinische Verfahren und Arzneimittel sind durch zahlreiche anerkannte Studien abgesichert

Großangelegte Studien wie die GERAC-Studie konnten die Überlegenheit der Akupunktur, sogar der Scheinakupunktur über die Leitlinienmedizin nachweisen. Auch die homöopathische Behandlung von ADHS im Rahmen einer Langzeit-Studie der Arbeitsgruppe um Dr. v. Ammon (Kikom Bern, Schweiz) konnte als erfolgreicher und zudem nebenwirkungsarm bestätigt werden. Nachweise zur Wirksamkeit der Anthroposophischen Medizin lieferte die im Jahr 2004 veröffentlichte Studie "Anthroposophic Medicine Outcomes Study" (AMOS). Für diverse chronische Erkrankungen konnte eine über zwei Jahre stabile, klinisch relevante und statistisch signifikante Besserung nachgewiesen werden und gleichzeitig waren die Patienten hoch zufrieden. Ein positiver Effekt auf die Kosten für anthroposophische Behandlungen und Therapien konnte im Rahmen einer Subauswertung dieser "AMOS-Studie" ebenso bestätigt werden. Aktuell liegen in der medizinischen Datenbank Medline über 15.000 Studien allein zu naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Verfahren bei der Behandlung chronischer Erkrankungen vor.
Ein wichtiges Instrument zur Abbildung der komplementärmedizinischen Therapien, letztendlich jeder Art medizinischer Intervention, ist die Versorgungsforschung. Hier besteht noch ein großer Bedarf. Diese Forschung benötigt jedoch unbedingt eine Unterstützung durch öffentliche Mittel. Auf der Basis umfassender Versorgungsstudien wäre eine grundsätzliche Neuorientierung des Gesundheitssystems möglich.
Das Hauptstadtbüro Komplementärmedizin wurde von der Hufelandgesellschaft, Dachverband der Ärztegesellschaften für Komplementärmedizin, und dem Dachverband Anthroposophischer Medizin in Deutschland (DAMiD) gegründet. Das Hauptstadtbüro Komplementärmedizin repräsentiert die Interessen der Naturheilverfahren und Komplementärmedizin in allen gesellschaftlichen Bereichen des Gesundheitswesens und setzt sich als übergeordnete Interessenvertretung für die Anerkennung dieser Verfahren und ihre Einbindung in das Gesundheitssystem ein.

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