Der diabetische Fuß 

Der diabetische Fuß ist eine gefürchtete Komplikation des Diabetes. Wer seinen Füßen frühzeitig genügend Aufmerksamkeit schenkt und ganzheitliche Therapien wie das Schiele-Bad nutzt, kann viel für die Abheilung seines diabetischen Fußes und zur Vermeidung von Amputationen tun.

Eine gefürchtete Komplikation

Der diabetische Fuß ist eine häufige und gefürchtete Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. Sie führt jährlich zu geschätzt mindestens 40.000 Amputationen in Deutschland, das sind zwei Drittel aller durchgeführten Amputationen. Betroffen sind Typ 1- und Typ 2-Diabetiker.

Unter dem Begriff „diabetisches Fußsyndrom“ oder kurz „diabetischer Fuß“ wird eine ganze Reihe krankhafter Veränderungen der Füße zusammengefasst.

Ursachen und Entstehung

Über längere Zeit erhöhte Blutzuckerkonzentrationen schädigen die großen und kleinen Blutgefäße (diabetische Makro- und Mikroangiopathie) und das Nervengewebe (diabetische Polyneuropathie). Stark in Mitleidenschaft gezogen werden vor allem die kleinen Kapillargefäße an Auge (Retinopathie), Niere (Nephropathie) und Nerven (Neuropathie).

Von Ablagerungen verengte oder sogar verstopfte Gefäße können das umliegende Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, Kohlendioxid und Stoffwechselendprodukte nicht abtransportieren. Mangeldurchblutung und eingelagerte Stoffwechselabfälle schädigen das Nervengewebe. Diese Veränderungen vollziehen sich schleichend im ganzen Körper. Bemerkt werden sie oft zuerst an den Füßen.

Diabetes ist eine komplexe Erkrankung und so zeigen sich nur in einem Teil der Fälle entweder Symptome von Durchblutungsstörungen oder von Nervenschädigungen. Zur Entstehung des diabetischen Fußes führt meist ein Zusammenspiel beider Faktoren. Ein „Klassiker“ ist dabei eine kleine Verletzung, die aufgrund des reduzierten Schmerzempfindens zunächst nicht bemerkt wird – Wundheilungsstörungen durch mangelhafte Durchblutung und ein geschwächtes Immunsystem begünstigen im Anschluss die Entstehung größerer Wunden bis hin zum Absterben von Gewebe (Nekrosen).

Komplikation Charcotfuß

Der Charcotfuß (DNOAP = diabetisch-neuropathische Osteoarthropathie) ist eine Komplikation des diabetischen Fußes. Infolge der Polyneuropathie mit Fehlstellungen und Verlust des Schmerzempfindens kommt es beim Charcotfuß zu unbemerkten Knochenbrüchen. Als mitursächliche Faktoren werden u. a. multiple Mikrofrakturen und Knochenstoffwechselveränderungen diskutiert. Erste Anzeichen sind Schwellung und Rötung des Fußes bei nahezu vollständiger Schmerzfreiheit. Statt notwendiger Schonung wird der Fuß weiter belastet. Schwere Gelenk- und Knochendeformationen sowie offene Geschwüre können die Folge sein.

Anzeichen und Symptome

Anzeichen für Durchblutungsstörungen am FußAnzeichen für Nervenschädigungen am Fuß
kalte Füßeeher warme Füße
blasse oder bläuliche Hauttrockene, rissige Haut
Wadenschmerzen- und Krämpfereduziertes Schmerz-, Temperatur- und Vibrationsempfinden
WundheilungsstörungenTaubheits- und Kältegefühle
offene Geschwüre, NekrosenAmeisenlaufen, Kribbeln, Brennen, Stechen
Schmerz bei ruhenden Füßen, vor allem nachts
Lähmungen der Fußmuskulatur, Fehlbelastungen, Druckstellen, Verletzungen
Gelenkschwellungen
vermehrte Hornhautbildung
Nagelpilzinfektionen

Diagnose

Die Diagnose „diabetischer Fuß“ stellt meist der Hausarzt oder Diabetologe, ggf. unter Einbeziehung von Labortests auf Blutzucker- und Entzündungsparameter, Röntgen und evtl. weiterer bildgebender Verfahren.
Da der Typ-2-Diabetes bei vielen Menschen lange unentdeckt bleibt, weisen die Symptome des diabetischen Fußes mitunter erst den Weg zur Diagnose Diabetes (Typ 2).

Therapie des diabetischen Fußes

Schulmedizin

Je nach Fall arbeiten diverse Spezialisten zusammen „an einem Fuß“: Diabetologen, Chirurgen, Neurologen, Gefäßspezialisten, Orthopäden, Podologen und Orthopädie-Schuhmacher.
Neben der Schulung des Patienten und der medikamentösen Einstellung der Blutzuckerwerte werden Wunden mit (Spezial-)Verbänden und Antibiotika oder auch chirurgisch versorgt. Seit einigen Jahren wird bei infizierten, schlecht heilenden Wunden ein altes Wundheilverfahren mit Erfolg wieder eingesetzt: die sogenannte Biochirurgie, die Madentherapie. Zur Druckentlastung werden Polstereinlagen, Sohlen oder Spezialschuhe verordnet. Bei Fehlstellungen können operative Eingriffe erforderlich sein. Mit Gefäßerweiterungen per Ballonkatheter oder auf chirurgischem Weg mit Bypässen wird versucht, die Durchblutungssituation wenigstens teilweise zu verbessern. Bei schweren Infektionen oder wenn bereits große Gewebebereiche abgestorben sind, wird als letzte Maßnahme die betroffene Gliedmaße teilweise oder vollständig amputiert (Zehen, Fuß oder Bein).

 

Naturheilkundliche Behandlung

Schiele-Bad

Das Schiele-Bad hat sich bei Vorbeugung und Therapie des diabetischen Fußes bewährt. Je nachdem, wie lange die Symptome bestehen und wie schwerwiegend sie bei Behandlungsbeginn sind, wird mit Schiele-Bädern zumindest das weitere Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. Meist führt die Behandlung zu erheblicher Besserung, besonders auch bei Neuropathien. Ein Großteil der Patienten erreicht bei langfristiger und konsequenter Anwendung sogar Beschwerdefreiheit.

Das Schiele-Bad wird in Naturheilpraxen und Kliniken genutzt, die tägliche Anwendung zu Hause ist jedoch besonders effektiv. Schiele-Bäder können vorbeugend eigenverantwortlich durchgeführt werden. Hat der Patient bereits Symptome, sollte ein erfahrener Therapeut die Behandlung begleiten.

Das Schiele-Bad ist eine spezielle Fußbadewanne, die vom Boden her automatisch mit einem gleichmäßigen Temperaturanstieg von 0,5°C pro Minute bis auf max. 43°C beheizt wird. Das Prinzip des Schiele-Bades geht zurück auf das temperaturansteigende Fußbad nach Kneipp. Doch Achtung: Bei diesem wird heißes Wasser von oben hinzu gegossen. Das ist beim diabetischen Fuß zu vermeiden, die dabei einwirkenden Temperaturreize sind zu stark!

Beim Schiele-Bad werden Start- und Endtemperatur exakt festgelegt. Der Temperaturanstieg erfolgt gleichmäßig und von unten, denn das Kreislauf- und Gefäßsystem kann besonders gut über die Fußsohle beeinflusst werden. Das Schiele-Bad wirkt dadurch intensiver, aber sanfter als das herkömmliche ansteigende Fußbad. Benannt wurde es nach Fritz Schiele (1901–1990), der es in den 1930er-Jahren entwickelte.

Als Vorbehandlung werden sogenannte Vorweichöle unverdünnt in die trockene Fußsohle eingerieben. Die Auswahl dieser reinen ätherischen Öle richtet sich nach dem individuellen Beschwerdebild. Die Wirkung des Fußbades ergänzen die von Fritz Schiele entwickelten Badezusätze aus Heilpflanzen, Heilmoor und basischen Salzen. Während des Bades erweitern sich mit der langsam steigenden Wassertemperatur zunächst die Fußgefäße, dann kommt es zu einer verstärkten Durchblutung des ganzen Körpers, besonders der Kapillargefäße. Abgeschlossen wird die Behandlung mit einer haut- und gefäßpflegenden Lotion, die die Poren schließt, die Gefäße sanft zusammenzieht und die Wärme in den Füßen hält.

Bei längerfristiger Anwendung intensiviert sich die Blutzirkulation nachhaltig. Herz und Gefäße werden sanft trainiert, der Blutdruck wird reguliert, der Lymphfluss angeregt. Die Neubildung von Kapillargefäßen, sogenannten Kollateralen, wird stimuliert. Der Stoffaustausch im Gewebe intensiviert sich, Ablagerungen und Stauungen können sich lösen.

Das Schiele-Bad wird an mindestens fünf aufeinanderfolgenden Tagen in der Woche durchgeführt. Beim diabetischen Fuß/Charcotfuß wird grundsätzlich mit der sog. Schonenden Anwendung (verkürzte Badedauer und sehr langsame Steigerung der Endtemperatur) begonnen, um eine stärkere Erstverschlimmerung zu vermeiden:

  1. Woche 33°C – 37°C
  2. Woche 33°C – 37,5°C
  3. Woche 33°C – 38°C
  4. Woche 33°C – 38,5°C

Ab dem zweiten Monat wird eine Endtemperatur von 39°C für die nächsten drei Monate eingehalten. Anschließend kann sie in Absprache mit einem Therapeuten versuchsweise in 0,5°C-Schritten gesteigert werden.

Offene Wunden können zunächst abgedeckt oder ganz aus dem Wasser herausgelassen werden, bis sie sich geschlossen haben. Man kann auch zuerst nur den gesünderen Fuß behandeln; reflektorisch wird dabei zugleich die Durchblutung des anderen Fußes intensiviert. Bei großflächigen Wunden an beiden Füßen kann die Behandlung mit Armbädern begonnen und nach Besserung an den Füßen fortgesetzt werden.
Je nach Schwere der Gewebsschäden kommt es meist zu einer deutlichen Heilreaktion: einer kurzfristigen Verschlechterung der Symptome. Auftreten können z. B. starkes Kribbeln, Unruhe in den Beinen, beim Charcotfuß können Schwellungen vorübergehend zunehmen. Auch die Rückkehr des Schmerzempfindens kann zu Beginn als unangenehm empfunden werden.

Bei fortgesetzter Anwendung klingen diese Reaktionen ab, Wunden heilen, Nekrosen können sich zurückbilden.

Für den Erfolg ist die regelmäßige Durchführung der Bäder entscheidend. Wichtig ist, die Behandlung auch nach Eintritt der Besserung fortzuführen, um Rückfällen vorzubeugen.

Nahrungsergänzungen

Eine ausreichende Versorgung mit den Mikronährstoffen Magnesium, Zink, Mangan, Chrom, B-Vitaminen, Vitamin C, D, E, der Aminosäure Arginin sowie Alpha-Liponsäure unterstützt Stoffwechsel, Immunsystem, Nerven- und Gefäßgesundheit.

Mykotherapie

Bestimmte Heilpilze beeinflussen die diabetische Stoffwechsellage positiv, fördern Durchblutung und Gefäßgesundheit, wirken entzündungshemmend und regenerativ auf das Nervengewebe. Die Pilzpulver- oder -extrakte werden meist in Kapselform eingenommen.

Aromatherapie

Richtig angewendet, helfen ätherische Öle auf vielfältige Weise bei Vorbeugung und Behandlung des diabetischen Fußes. So wirken z. B. Rosmarin und Kampfer durchblutungsfördernd, Wacholder regt den Stoffwechsel an, Lavendel fördert die Wundheilung und Thymian, Teebaum und Manuka helfen bei Pilzinfektionen.

Apitherapie

Propolis stärkt das Immunsystem und kann innerlich und äußerlich angewendet werden. Medizinischer Honig wirkt antiseptisch und wird pur oder in speziellen Zubereitungsformen von Therapeuten zur Unterstützung der Wundheilung eingesetzt.

Weitere Therapieverfahren

Weitere Therapieverfahren zur Verbesserung von Durchblutung und Wundheilung sind die verschiedenen Formen der Sauerstofftherapie (z. B. Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie, Oxyvenierungstherapie nach Regelsberger, Hyperbare Sauerstofftherapie, Hämatogene Oxidationstherapie), die Ozontherapie, die Isopathie nach Enderlein, die Behandlung mit Blutegeln und die Homöopathie.

Was Sie selbst tun können

Vorbeugung

Eine möglichst ganzheitliche Therapie der Grunderkrankung Diabetes ist die Basis der Vorbeugung eines diabetischen Fußes. Dazu gehören eine angemessene Ernährung, regelmäßige Bewegung, naturheilkundliche und schulmedizinische Therapien.

Den Füßen sollte im Alltag besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zeigen sich bereits Empfindungsstörungen, kann das bedeuten, dass Schmerz, Kälte und Hitze nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden. Dann sind sorgfältige Fußpflege und die Beachtung einiger Vorsichtsmaßnahmen besonders wichtig:

  • Trocknen Sie Ihre Füße nach dem täglichen Waschen/Baden sehr sorgfältig, auch zwischen den Zehen.
  • Kontrollieren Sie bei dieser Gelegenheit die Füße inklusive der Zehenzwischenräume auf kleine Verletzungen, Blasen, Risse, Rötungen, evtl. unter Zuhilfenahme eines Spiegels.
  • Tragen Sie gut sitzende, nicht einengende Socken/Strümpfe aus Baumwolle oder Wolle und wechseln Sie sie täglich.
  • Tragen Sie Schuhe nicht ohne Socken/Strümpfe.
  • Achten Sie beim Schuhkauf auf gute Passform ohne Druck- und Engstellen.
  • Verwenden Sie niemals chemische Mittel zur Entfernung von Hornhaut und Hühneraugen.
  • Schneiden Sie Ihre Nägel möglichst gerade, um Verletzungen des Nagelbetts zu vermeiden oder nehmen Sie die professionelle Fußpflege beim medizinischen Fußpfleger/Podologen in Anspruch. Diese sind in der Anwendung geeigneter Pflegemittel- und -methoden geschult, auch bei Nagelproblemen, Hornhaut und Hühneraugen.
  • Laufen Sie nie barfuß an Orten, an denen eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht.
  • Setzen Sie Ihre Füße keinen extremen Temperaturen aus: Halten Sie sich nicht zu lange in kaltem Wasser auf, tragen Sie bei kalten Füßen warme Wollsocken, die ein trockenes Klima schaffen. Verzichten Sie auf Heizkissen und Wärmflaschen. Prüfen Sie die Wassertemperatur vor einem Bad oder Fußbad, am besten mit einem Thermometer.
  • Fußgymnastik hat positiven Einfluss auf Durchblutung und Beweglichkeit der Füße.

Ein Wort zum Rauchen

Rauchen schädigt die Gefäße und ist deshalb ein Risikofaktor für die Entstehung des diabetischen Fußes, außerdem erschwert es dessen Heilung.

Wer es dennoch bisher nicht geschafft hat, aufzuhören, sollte nicht in der Annahme, es nütze dann sowieso nichts, auf tätige Vorbeugung verzichten. Im Gegenteil, auch und gerade als Raucher sollten Sie etwas tun, um die schädlichen Wirkungen des Rauchens wenigstens etwas auszugleichen. Es wird weniger effektiv sein, aber wenig ist besser als nichts!

Viele Amputationen lassen sich vermeiden

Zur Vorbeugung, Besserung und Abheilung des diabetischen Fußes gibt es eine ganze Reihe bewährter Therapieoptionen, die auch sinnvoll kombiniert werden können. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser. Bei fortgeschrittenem Krankheitszustand kann die Therapie langwierig sein, doch auch dann ist sie oft erfolgreich und eine Amputation kann abgewendet werden.

 

Autor/en dieses Beitrages:
, Heilpraktiker/in aus Hamburg
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