Burnout – ganzheitliche Heilungswege 

Lesen Sie wie die Ärztin für Naturheilverfahren Dr. Sabine Gapp-Bauß ihren Burnout-Patienten den Weg aus der Burnout-Krise ebnet. Dabei setzt sie nicht nur auf psychische Methoden, wie ihr „3-Schritteprogramm beim Burnout“, sondern auch auf einfache körperliche Übungen wie Bauchwickel und den „langen Atem“. 

Burnout als Heilungskrise

Ein Burnout stellt für Jeden einen harten Einschnitt dar. War man bislang gewohnt, seine Dinge souverän und zuverlässig zu erledigen, machen sich nun Erschöpfung, Schlafstörungen und Antriebslosigkeit breit. Viele Burnout-Betroffene empfinden den Burnout als persönliche Kapitulation. Für die langjährige Stress- und Burnout-Expertin und Sachbuchautorin, Dr. Sabine Gapp-Bauß, ist die Burnout-Krise jedoch kein Ausdruck von Versagen, sondern eine Chance, sich selbst durch eine Korrektur des eigenen Lebens wieder in Einklang zu bringen. Lesen Sie wie die Ärztin für Naturheilverfahren ihren Burnout-Patienten den Weg aus der Burnout-Krise ebnet. Dabei setzt sie nicht nur auf psychische Methoden, wie ihr „3-Schritteprogramm beim Burnout“, sondern auch auf einfache körperliche Übungen wie Bauchwickel und den „langen Atem“. Damit können Burnout-Betroffene ihr Körpergefühl stärken, Körper, Gefühle und Gedanken wieder in Gleichklang bringen und so gestärkt aus der Burnout-Krise hervor gehen.

Redaktion: Dr. rer. nat. Inge Ziegler

Ich möchte den Zustand des Burnouts als Heilungskrise beschreiben, die in einer vermeintlich kontrollierbaren Welt mit unerschütterlichem Fortschrittsglauben wie ein Betriebsunfall wirkt, der nicht eingeplant ist. Mit über 40.000 Krankmeldungen wegen Burnout wird dieses Phänomen zu einem volkswirtschaftlichen Faktor, der sich nicht mehr so einfach übersehen lässt.

Wenn wir Krankheit grundsätzlich als Heilungsversuch von Körper und Seele betrachten, so ist ganz offensichtlich, dass der Mensch durch die Burnout-Krise die Chance bekommt, sich selbst durch eine Korrektur des eigenen Lebens wieder in Einklang mit seinen körperlichen und seelischen Kräften zu bringen. Und dazu benötigt er oder sie Unterstützung in vielfacher Hinsicht. Zunächst aber ist wichtig zu verstehen, wie es zu einem Burnout kommt.

Ab wann ist es ein Burnout?

Wir verwenden heute gern die Modebegriffe „Stress“ und „Burnout“, um uns nicht dazu zu bekennen, was denn wirklich mit uns los ist. Mit solch „saloppen“ Ausdrücken kann man sich perfekt hinter einer glatten Fassade von Unerkennbarkeit verstecken. Anstatt zu sagen: „Ich bin sehr traurig und auch wütend über all das, was geschehen ist“, oder: „Eigentlich fühle ich mich dem Ganzen überhaupt nicht gewachsen“, oder: „Ich fühle mich schon lange sehr gekränkt durch das Benehmen meines Chefs“, speist man seine Mitmenschen und sich selbst mit der nichtssagenden Stress- und Burnout-Diagnose ab.

Vor einiger Zeit kam die Abteilungsleiterin einer Firma in meine Praxis mit den Worten: „Ich bin total burnout“. Mit einem Schwall von Worten berichtete sie mir vom Tod ihrer Mutter und all den schwierigen Dingen, die sie neben all ihrer anstrengenden Arbeit zu erledigen hatte. Dass sie mit ihrer Mutter kein gutes Verhältnis gehabt hatte, kam zu all der Belastung hinzu. Sie sei zurzeit nur noch erschöpft, was ihr sehr viel Angst mache. Sie habe zu nichts mehr Lust, sei kraftlos und ihr sei eigentlich nur noch „zum Heulen“. Bei näherem Nachfragen berichtete die Patientin, schon seit längerer Zeit würde sie nur noch funktionieren: Keine Freizeit, kein regelmäßiges Essen und Trinken, schlechter Schlaf, nur noch atemlos und in Hetze.

Diese Frau hatte offensichtlich seelisch eine Menge zu „verdauen“, denn der Tod der eigenen Mutter, rührt an viele Empfindungen, die seelische Kraft kosten. Dies war ihr überhaupt nicht bewusst. Zielstrebig wie sie sich sonst kannte, hatte sie sich solche Regungen in keiner Weise zugestanden. Wir verabredeten eine Tagesstruktur, in der es Platz für persönliche Gefühle gab und wir suchten nach Möglichkeiten, die ihr helfen würden, sich selbst viel Ruhe und Fürsorge angedeihen zu lassen und sich Unterstützung durch ihre Angehörigen zu erbitten. Allein durch diese Empfehlungen und die Einsicht, sich nun selbst liebevoll zu „bemuttern“, ging es ihr von Tag zu Tag besser und nach zwei Wochen hellte sich ihre Stimmung auf und sie konnte wieder positiv auf ihr Leben schauen.

In diesem Fall würde ich nicht von Burnout sprechen, sondern eher von einer vorübergehenden seelischen und körperlichen Erschöpfung, wenngleich es viele Übergänge gibt. Was führt also zum Burnout?

Überträgt man das Bild eines ausgebrannten Hauses auf den Burnout-Zustand eines Menschen, so sehen wir vor uns jemanden, dessen gesamte Lebenskräfte aufgebraucht sind, da kein Energienachschub kommt, der noch genutzt werden könnte. Der volkstümliche Ausdruck: „Fix und fertig mit den Nerven“ ist hier sehr treffend. Damit ist jedoch nicht eine Stimmungsschwankung gemeint, die jeder von uns bisweilen hat, sondern eher ein Dauerzustand, aus dem der Betroffene nicht so ohne Weiteres wieder herauskommt.

Burnout und Depression sind Bezeichnungen, die sehr ähnliche Zustände beschreiben. Die Depression ist eine klinische Diagnose, die den Seelenzustand der extremen Mutlosigkeit und Antriebslosigkeit bezeichnet, während der Burnout eine spezielle Bezeichnung ist, die historische Ursachen hat. Ursprünglich waren nur die Menschen aus Helferberufen, wie z.B. Feuerwehrleute nach verausgabenden Einsätzen vom Burnout betroffen. Später sprach man vom Burnout als der „Managerkrankheit“, die vor allem arbeits- und erfolgssüchtigen Managern vorbehalten war. Heute hat „jeder“ ein Burnout. Der Burnout kann eine Hausfrau ebenso treffen wie eine Professorin, einen Handwerker ebenso wie einen Aufsichtsratsvorsitzenden.

Miriam Meckel spricht in ihrem Buch: „Brief an mein Leben“ vom Burnout als „Edelvariante der Depression“, die auch im Moment des Scheiterns, das Selbstbild unangetastet lässt. „Nur Verlierer werden depressiv, Burnout dagegen ist eine Diagnose für Gewinner, genauer: ehemalige Gewinner.“ In unserer Hochleistungsgesellschaft, in der jeder sich um ein perfektes Image bemüht, ist kein Platz für Menschen, die sich eingestehen müssen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, etwas zu „bringen“.

Der typische Burnout-Zustand ähnelt dem „Nervenzusammenbruch“ früherer Zeiten, bei dem die Betroffenen einen völligen Leistungsknick erleben, zu nichts mehr fähig sind und sich hilflos und verzweifelt fühlen. Eine E-Mail, ein kurzer schriftlicher Vorgang dauert unter Mühen eine Stunde, oder ist nicht mehr möglich, da die Betroffenen vor lauter Angst und Unsicherheit nicht mehr klar denken können. Vorgänge können nicht abgelegt oder zugeordnet werden, da der innere Selbstzweifel regiert. Meistens versuchen die Betreffenden ihr eigenes Unvermögen möglichst lange vor anderen zu kaschieren, was zusätzlich Kraft und Nerven kostet. Das Schlimmste aber ist, dass vom Burnout Betroffenen den Zustand des krampfhaften seelischen und körperlichen Überlebens vor sich selbst geheim halten. Zu groß ist das peinliche Gefühl des plötzlichen Unvermögens. Sich zu schämen ist eine der schlimmsten Empfindungen, die wir Menschen haben, wenn nicht gar die Schlimmste. Das Gefühl von Scham wird bei uns Menschen kaum zugelassen, da es ein fast unerträgliches Gefühl ist, das die Würde des Menschen völlig in Frage stellt. Dies ist der Grund, warum Menschen es so weit kommen lassen, bevor sie sich Hilfe holen oder etwas an ihrer Situation verändern. Da ist meist der eine Teil der Persönlichkeit, nennen wir ihn „Das kranke Ich“, das wirklich nicht mehr kann, das sich krank fühlt und Hilfe sucht. Leider gibt es meist auch den anderen Teil der Persönlichkeit, nennen wir ihn den „Zensor“, der das kranke Ich streng kontrolliert und sagt: „Das kannst du nicht machen, was denken die andern …“.

Ähnlich wie bei einem Alkoholiker, der erst mit dem Eingeständnis seiner Sucht eine Chance zur Heilung hat, kann die Gesundung eines Burnout-Betroffenen erst dann beginnen, wenn derjenige dazu steht, dass er oder sie allein nicht weiterkommt, sondern dringend Hilfe benötigt. Das kann die Unterstützung durch einen Arzt, einen Therapeuten, Coach oder eine außen stehende Person sein, die Halt und Orientierung gibt.

Wie immer ist auch beim Burnout der erste Schritt zur Heilung der Schwierigste: Ja zu sagen zu dem eigenen Unvermögen, der eigenen Schwäche. Man könnte ihn auch die „Kapitulation“ nennen.

Im zweiten Schritt geht es um eine genaue Bestandsaufnahme und Diagnosestellung, in der man sich das Ausmaß des Problems (des Burnouts) genau ansieht.

Im dritten Schritt sollte genau überlegt werden, wie viel und welche Hilfe der Burnout-Patient von außen braucht, etwa einen Klinik- oder Sanatoriumsaufenthalt, und mit welchen Selbsthilfestrategien er zu seiner Heilung vom Burnout beitragen kann. Selbsthilfestrategien sind besonders wichtig, da sie später als Werkzeuge zur Gesunderhaltung sehr von Nutzen sind und für eine bleibende Stabilität im Leben sorgen. Aus ganzheitlicher Sichtweise hätte dann der Burnout seinen „Zweck“ erfüllt: Heilsame Erkenntnisse zu gewinnen. In einer Medizin, in der es heute weitgehend um eine schnelle Reparatur des Menschen durch das „Wegmachen“ von Symptomen geht, mutet diese Sichtweise fast etwas altmodisch an, doch ist sie sehr viel „nachhaltiger“.

Ich werde immer wieder gefragt, was Freunde und Kollegen tun können, um die vom Burnout Betroffenen davon zu überzeugen, sich doch eine Auszeit zu nehmen. Überzeugungsarbeit von Außenstehenden ist nur insoweit wirkungsvoll, wie die Burnout-Betroffenen dafür offen sind. Manchmal ist die Zeit noch nicht reif, um jemandem zu sagen: „Mir fällt auf, dass etwas mit dir/Ihnen nicht in Ordnung ist. Ich mache mir Sorgen.“ Der Burnout-Kranke würden vielleicht nur mit Abwehr reagieren oder sagen: „Ja, wer soll das denn dann machen, wenn ich fehle?“
Hier ist soziale Kompetenz und sehr viel Feingefühl angebracht. Wichtig ist jedoch, dass Kollegen die Augen nicht verschließen, sondern dem auffälligen Mitarbeiter, der zum Beispiel ständig etwas vergisst, keine Termine einhält, gereizt und abwesend wirkt, freundlich Grenzen setzen und nicht mitagieren. Dies führt dazu, dass die Burnout-Betroffenen sich schneller als „auffällig“ erleben und ihre Störung schneller selbst wahrnehmen.

Wie kommt es zum Burnout?

Neurobiologisch handelt es sich bei Burnout und Depression um eine über lange Zeit einwirkende hochgradige Überreizung unseres Alarmsystems und eine chronische Überforderung unseres emotionalen Gehirns (Limbisches System). Über lange Zeit entsteht dadurch ein Mangel an Botenstoffen, welcher die Stimmung schwer beeinträchtigt: Es fehlt an dem Gute-Laune-Hormon Serotonin, dem Motivationshormon Dopamin, den Opioiden, unseren natürlichen Schmerzkillern, die auch in gewisser Weise seelischen Schmerz nehmen und dem Freundschaftshormon Oxytocin, das für Offenheit und Zugewandtheit sorgt. Solche Menschen werden überempfindlich, traurig, stumpf, verschlossen und völlig lustlos. Was nach außen oft aussieht, als seien die Menschen lethargisch, ist im Gegenteil ein hochgradiger Stress- und Erregungszustand, der den Körper nicht entspannen, manchmal nicht schlafen und den Kopf in einem Tunnelblick verharren lässt mit ständigem Grübeln und endlosen Katastrophenfantasien. Das Vollbild der Depression ist begleitet von Mutlosigkeit, Panik bis zu schierer Verzweiflung. [Mehr zu den neurobiolgischen Hintergründen des Burnouts finden Sie hier.]

Nur zu verständlich sind solche Reaktionen, wenn man bedenkt, dass die vom Burnout betroffenen Menschen sich so meist vorher nicht gekannt haben. Wer selten Schwächen gezeigt hat oder immer darüber weggehen musste, wird von sich selbst in dieser Verfassung sehr erschreckt. Vor allem glauben die Burnout-Betroffenen, dass es nie besser wird. Der Zustand des Burnouts geht immer mit einer gewissen Depressivität einher, wobei diese schwer oder weniger schwer sein kann. Depression bedeutet, dass jemand sehr viel Negativität gegen sich selbst richtet, keinen Sinn in seiner derzeitigen Betätigung sieht, keinen Antrieb hat und die Stimmung auf einem Tiefpunkt angelangt ist.

Doch möchte ich betonen, dass nicht jeder, der über seine Grenzen geht, zwangsläufig in einem Burnout landet. Es gibt viele Menschen, die sechzig Stunden und mehr pro Woche arbeiten, noch viele Ehrenämter bekleiden und sich trotzdem sehr vital fühlen. Sicher werden bestimmte Lebensbereiche darunter vernachlässigt wie zum Beispiel die Familie, aber das ist die persönliche Entscheidung jedes Menschen selbst. Nicht die Menge der Arbeit ist entscheidend, sondern wie derjenige sie erlebt. Ist es eine Sinn erfüllende Tätigkeit, die Freude bereitet, ist derjenige dabei gelassen oder im Gegenteil ständig wie getrieben oder „aufgedreht“ und süchtig nach Arbeit? Bringt die Arbeit Erfüllung und Anerkennung oder ist sie eine leidige Pflichtübung oder gar eine ständige Überforderung?

Stress hat nichts zu tun mit der Menge an Belastung oder der Schwere einer Situation, sondern damit, ob ein Mensch sich der Situation über lange Zeit gewachsen fühlt, sie gar als Herausforderung erlebt oder als Bereicherung empfindet. Unliebsame Pflichten, die kränkend sind oder Erwartungen, die jemand auf Dauer nicht erfüllen kann, lösen hingegen anhaltende Alarmreaktionen und ein „Ausbrennen“ der Energieregeneratoren aus. Ein wesentlicher Aspekt ist auch das Arbeitsklima. In einem unterstützenden und kollegialen Ambiente lässt sich eine große Arbeitsbelastung sehr viel besser ertragen als in einem Klima von Missgunst und Unkollegialität. In stillgelegten Bergwerken können wir uns ein Bild machen von den unfassbar schweren Arbeitsbedingungen früherer Zeiten. Diese Menschen haben sich nicht gefragt, ob sie „Stress“ haben. Den Begriff gab es noch nicht. Auch wenn die Arbeit schwer und gefährlich war, war es eine ehrenhafte Arbeit. Sie erfüllte die Menschen mit Stolz und die Gemeinschaft gab ihnen Anerkennung und Schutz. Diese Faktoren trugen dazu bei, ein solch schweres Los bewusst und gelassen zu tragen.

Nach meiner Erfahrung in der Praxis kommen Depressionen und Burnout-Zustände irgendwann im Leben zum Tragen, es handelt sich aber vielfach um das Wiederbeleben von Vorerfahrungen, die zu einem früheren Zeitpunkt ihren Ausgang genommen haben. Der Mensch, der auf diese Weise in eine Krise gerät und doch bis vor kurzem noch Hochleistungen vollbracht hat, ist oft nicht kontinuierlich in einem Erwachsenenzustand, sondern fällt häufig emotional in den Zustand zur Zeit seiner Vorerfahrung (Flash back). Das kann zum Beispiel der Zustand eines fünfjährigen Kindes sein, das ständig Schläge oder Missachtung erfahren hat, oder schon früh nur für gute Leistungen oder Angepasstheit Zuwendung bekommen hat. So können die Bemühungen von Eltern, ein Kind anzupassen und ihm seine Gefühle und Bedürfnisse weg zu erziehen, die natürliche Lebenskraft des Kindes „töten“. Reich nennt das die “emotionale Pest“. (Stephan Wolinsky in: Die dunkle Seite des inneren Kindes) Lebensläufe berühmter Filmschauspieler, Sportler oder Rocksänger, deren Krisen die Boulevardblätter füllen, bieten hier ausreichend „Anschauungsmaterial“.

Hilfe für Burnout-Betroffene

Der Burnout-Zustand ist eine Gelegenheit, um diese ungünstigen Vorerfahrungen durch heilende Erfahrungen zu ersetzen und neue gesündere Verhaltensmuster in die Persönlichkeit zu integrieren. Die Burnout-Krise dient also dazu, den Blick auf die Balance der eigenen Kräfte zu richten. Eine Heilung wird dadurch gefördert, dass Schwäche, Unvermögen, Hilflosigkeit, Schamgefühle und Verzweiflung gesehen und gewürdigt werden und stattdessen neue, heilsame Erfahrungen gemacht werden. Darüber hinaus besteht in dieser „Auszeit“ die Möglichkeit, sich ganz neu im Leben auszurichten, neue Werte in das eigene Leben zu bringen und eine Balance zwischen Denken, Fühlen und Sein herzustellen. Statt sich nur über Leistung zu definieren darf das Gefühl für sich selbst in den Mittelpunkt gerückt werden. Entscheidend für die Heilung vom Burnout ist nicht eine bestimmte Methode, sondern der Vertrauen und Halt gebende Effekt, der dadurch transportiert wird.

Burnout-Test: Brauche ich schon professionielle Hilfe?

Es ist verständlich, dass Burnout-Betroffene in der ersten Phase ihres „Zusammenbruchs“ professionelle Hilfe benötigen, da sie keinen klaren Blick mehr auf ihre Situation haben und voller Selbstvorwürfe und Selbstzweifel sind. Für viele Burnout-Patienten ist die Frage entscheidend, ob der Zustand von selbst wieder vorübergeht oder ob alles immer nur noch schlimmer wird. Abwarten und Tee trinken bringt meist nichts. Wenn Sie folgende Aussagen uneingeschränkt bejahen können, handelt es sich wohl nur um eine vorübergehende Erscheinung von Erschöpfung. Wenn Sie mehr als vier Aussagen anzweifeln, muss dringend etwas geschehen, da sonst die Gefahr besteht, dass der Zustand sich verfestigt.

  • Ich schlafe ausreichend.
  • Ich esse regelmäßig und mit Appetit.
  • Ich trinke genug gesunde Flüssigkeiten.
  • Ich kann gut für mein körperliches Wohlbefinden sorgen.
  • Ich kann mich nach anstrengenden Tagen meist gut wieder entspannen und erholen und benötige dazu keinen Alkohol.
  • Ich freue mich an mir, meinen Kindern, meiner Familie und ich interessiere mich für meine Nächsten.
  • Meine Arbeit macht mir grundsätzlich Spaß. Es ist eine sinnvolle Tätigkeit, und ich bin ihr gewachsen.
  • Ich kann gut mit mir allein sein.
  • Ich habe meine häusliche und berufliche Organisation grundsätzlich im Griff.
  • Ich komme meinen Verpflichtungen nach und habe einen Überblick über meine Zeitplanung.
  • Ich bin mit meinen Kollegen, meinen Partnern und Mitmenschen grundsätzlich in Einklang.

Notieren Sie, ob diese Aussagen immer, meistens oder nie auf Sie zutreffen. Bei mehr als 4-5 „Nie-Antworten“ und kaum „Immer-Antworten“ ist es Zeit etwas zu verändern.

Bestandsaufnahme und Behandlungsplanung

Meist kommen die Burnout-Betroffenen zu ihrem Hausarzt oder einem Arzt ihres Vertrauens und schildern ihre Beschwerden. Typische Beschwerden beim Burnout sind Schlaflosigkeit, Übererregung, die Unfähigkeit, noch zur Ruhe zu kommen, bis zu heftigen Angst- und Panikattacken oder eine abgrundtiefe Traurigkeit und Antriebslosigkeit. Wenn Menschen mit Burnout zu mir kommen, fallen meist als erstes die innere Ruhelosigkeit, die Angespanntheit und die niedergeschlagene Stimmung auf. Manchmal wird der Zustand auch überspielt durch vieles Reden, das aber wenig über die eigenen Gefühle sagt. Häufig besteht die felsenfeste Überzeugung, dass der Zustand so schwierig ist, dass daran nichts zu ändern ist.

Hier ist zunächst wichtig zu entscheiden, ob der Burnout-Betroffene überhaupt noch in der Lage ist, auch wenn er arbeitsunfähig geschrieben wird, alleine zu Hause zurechtzukommen. Frauen mit Burnout können z.B. nicht mehr für sich und ihre Familie kochen und einkaufen, Männer mit Burnout können z.B. nicht mehr allein sein, nicht mehr klar denken und keine Entscheidungen mehr treffen. In diesem Falle lässt sich die Akut-Einweisung in eine psychiatrische Klinik kaum vermeiden. Psychosomatische Kliniken haben zudem meist zu lange Wartezeiten, was eine längere Vorplanung erfordert. Ist das Ausmaß der Symptome für den Burnout-Betroffenen gerade eben aushaltbar, kann manchmal eine stützende ambulante Kurzzeittherapie von 2-3 Wochenstunden diese Wartezeiten überbrücken.

Wichtig in dieser ersten Phase der akuten Burnout-Krise sind:
  
•    ein unterstützendes Netzwerk
•    die Existenzabsicherung
•    ein Halt und Struktur gebender Tagesablauf
•    eine Auszeit bzw. ein völliger Schonraum für Körper, Seele
      und Geist
•    unterstützende Medikamente und therapeutische Maßnahmen
•    Selbsthilfe- und Selbstfürsorgestrategien

Bezüglich eines unterstützenden Netzwerks kommt es darauf an, dass der Burnout-Kranke einen Therapeuten seines Vertrauens findet, der zunächst Halt und Struktur vermitteln kann, vor allem jedoch auch Trost und Zuversicht, eine in der Medizin heute weit unterschätzte Hilfeleistung. Trost kommt nach Anselm Grün vom Wortstamm „treu“ und bedeutet so viel wie innere Festigkeit. Sie geht von einem Menschen aus, der zu einem steht. Denn zu Beginn der Burnout-Krise ist die Verunsicherung so stark, dass der Behandelnde stellvertretend für den Burnout-Patienten an dessen Heilung glauben muss und Erfahrung damit haben muss, wie man aus solch einer Krise unbeschadet hervorgehen kann. Halbherzig gemeinte „Vertröstungen“ und Zweifel an einer Heilungschance spüren Burnout-Betroffene sofort und sind noch mehr verunsichert. Nach und nach müssen die Gründe für die Burnout-Krise aufgearbeitet werden. Später sind Selbsthilfegruppen, Sport-, Musik-, Ergo-, Maltherapie wertvolle zusätzliche Heilungsfaktoren.

Weiterhin ist entscheidend abzuklären, ob die Existenz eines Burnout-Patienten gefährdet ist. Hier sind die Beantragung vorübergehender Renten oder Absprachen mit dem Arbeitgeber zu bedenken. Denn nichts ist bedrohlicher für den Burnout-Patienten als zusätzliche Existenzsorgen.

Der Burnout-Kranke benötigt in der ersten Zeit dringend einen strukturierten Tagesablauf. Er sollte nach Möglichkeit nicht allein sein. Regelmäßige Essens- und Ruhezeiten, kleine Spaziergänge in der Natur, Ordnung und unterstützende Angehörige sind eine wichtige Hilfe für die Genesung.

Zusätzlich kommt es darauf an, das gestresste Nervensystem mit Medikamenten zu stabilisieren, damit es sich wieder erholen kann. Deshalb ist beim Burnout manchmal für eine gewisse Zeit die Gabe eines Antidepressivums nützlich. Sie gehört jedoch in die Hand eines erfahrenen Psychiaters, der mit dem Therapeuten zusammenarbeiten sollte. Allerdings sollte mit Antidepressiva nicht leichtfertig umgegangen werden, was in der Medizin heute sogar bei jungen Menschen zunehmend geschieht. Bemerkenswert ist die Erkenntnis, die Joachim Bauer in seinem Buch „Das Gedächtnis des Körpers“ beschreibt, dass die alleinige Gabe von Antidepressiva Rezidive vorprogrammiert. Die Symptome werden auf diese Weise nur gemildert. Es werden aber keine neuen Erkenntnisse gewonnen, da im Gehirn keine neuen Netzwerke für alternative Verhaltensmuster gebildet werden. Diese können nur in einer guten therapeutischen Beziehung entstehen und führen zu bleibenden positiven Veränderungen im Bereich der neuronalen Netzwerke.

Aus diesem Grund ist beim Burnout neben der medikamentösen Therapie eine psychotherapeutische Begleitung notwendig. Weiterhin ist beim Burnout eine zusätzliche Stabilisierung des vegetativen Nervensystems durch geeignete Maßnahmen nützlich wie zum Beispiel eine gute Versorgung mit Vitaminen, insbesondere der B-Gruppe, sowie Mineralienund Spurenelementen. Ihre Wirkung ist meist schon nach wenigen Tagen spürbar. Sie sorgen für mehr Lebensenergie und beschleunigen die Erholungsphase. In leichten Burnout-Fällen reichen zusätzlich Johanniskrautpräparate sowie beruhigende pflanzliche Drogen wie Baldrian, Melisse und Passionsblume aus. Auch hoch dosierte Ginseng-Präparate sind hier sehr wirkungsvoll. Wichtig ist jedoch immer, die Burnout-Klienten darauf hin zu weisen, dass sie die neu gewonnene Energie nicht durch Überaktionismus wieder „verpulvern“, sondern sie sorgsam für den Heilungsprozess nutzen. Das heißt: trotzdem besonders viel Ruhe und seelische Fürsorge walten lassen.
Da Depressive infolge des inneren Stresses unter Appetitmangel leiden oder sich völlig unausgewogen ernähren bzw. schon lange Zeit vorher ernährt haben, ist eine Ernährungskorrektur notwendig. Nahrungsmittel mit hohem Gehalt an Tryptophan sind für den Serotoninstoffwechsel wichtig. Sie sind unter anderem in Cashewnüssen, Erdnüssen und Haferflocken enthalten. Ein gesundes Frühstück ist z.B. Haferflockenbrei oder Haferflocken in einem Müsli mit Früchten, Nüssen und Honig, welcher u. a. das Herz beruhigt.
Ganz wichtig für eine verbesserte Stresstoleranz ist das ausreichende Trinken von Wasser, insbesondere heißem Wasser (1-2 Liter täglich), das eine beruhigende Wirkung auf die Verdauungsorgane hat und durch Wärmung der Körpermitte und Anregung des Solarplexus einen beruhigenden Effekt hat. Empfindliche Menschen sollten ganz auf Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee verzichten, da sie das Erregungsniveau zu sehr erhöhen. Jedoch muss jeweils ganz individuell entschieden werden.

Konkrete Selbsthilfe und Selbstfürsorge

In jedem Fall ist beim Burnout ein völliger Schonraum für Körper, Geist und Seele und die völlige Entlastung von Pflichten ein absolutes Muss. Man sollte den Burnout-Patienten darüber aufklären, dass es jetzt darauf ankommt, sich alle Zeit der Welt für seine Gesundung zu gestatten. Gerade das macht den Burnout-Betroffenen erst einmal Angst, da sie häufig noch die Illusion haben, nach ein oder zwei Wochen Pause sei man wieder „fit“. Wie oben bereits gesagt, gibt es im Verlauf von depressiven Krisen keine sicheren Voraussagen über die notwendige Heilungszeit. Im Gegenteil: Je mehr Zeit sich der Burnout-Patient zugesteht, desto schneller verläuft der Heilungsprozess. Hier ist meist sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich erinnere mich an einen Burnout-Patienten, der wegen heftiger Unruhe und Schlafstörungen und einer schweren Herzangst in meine Praxis kam. Er wünschte sich, von mir bis zu seinem Urlaub mit seiner Frau wieder „fit“ gemacht zu werden. Die Burnout-Krise war schon überdeutlich, doch dem Burnout-Patienten noch nicht klar. Den Urlaub schaffte er tatsächlich, doch danach klappte er vollends zusammen. Erst jetzt konnte ich ihm den Aufenthalt in einer Klinik und eine längere Auszeit überzeugend anraten.

Da Körper, Geist und Seele beim Burnout aus der Balance geraten, ist es dringend nötig, den Rhythmus zu verlangsamen, das heißt innezuhalten, langsamer zu gehen, langsamer zu essen, langsamer und weniger zu sprechen, damit die Gefühle Zeit haben, zum Bewusstsein zu gelangen und der Körper das „mitbekommt“. Den Körper könnte man auch als das „Haus“ bezeichnen, in dem Seele und Geist ihre Wirkung entfalten. Diese Tatsache wird oft unterschätzt. Burnout-Betroffene fühlen sich selbst nicht mehr, und das erzeugt im Kopf ein großes Durcheinander. Wenn wir davon ausgehen, dass der Körper das „innere Kind“ repräsentiert, das sich in vielfältigen psychosomatischen Symptomen meldet, so hat die Fürsorge und Pflege des eigenen Körpers für den Erwachsenen eine ähnliche Bedeutung wie die Fürsorge eines Babys durch die Mutter (oder den Vater). Ein gutes Körpergefühl hat deshalb äußerst positive Auswirkungen auf das eigene Lebensgefühl und ist die Basis der Genesung vom Burnout. Dies zu betonen, sollte auch Teil der therapeutischen Begleitung des Betreffenden sein.

Selbstfürsorge ist beim Burnout eine wichtige Voraussetzung zur Überwindung des seelischen Tiefs, da auf diese Weise ein Aussteigen aus der Opferrolle geschieht. Außerdem tragen Depressive und Erschöpfte eine übergroße Sehnsucht in sich, von außen das zu bekommen, was ihnen selbst gerade fehlt. Dabei sind sie oft jedoch unfähig, überhaupt etwas von außen anzunehmen und aushalten zu können. Selbstfürsorge und Selbststeuerung durch einen liebevollen und heilsamen Umgang mit sich selbst sind deshalb wichtige Faktoren, um wieder eine Beziehung zu sich selbst zu bekommen.

Überdies gibt die Fürsorge für das eigene Wohlergehen ein Gefühl von Kontrolle über das eigene Leben. Da die Burnout-Klienten die Kontrolle über ihr Leben verloren haben, bedeutet Selbstfürsorge eine neue positive Kontrolle, die deutlich spürbar ist und Mut macht, sich selbst wieder „in den Griff“ zu bekommen. Jede kleine Freude ist dabei förderlich und motiviert. Dem depressiven Sog wird etwas entgegengesetzt.

Ich werde der Übersichtlichkeit wegen jeweils Maßnahmen für Körper, Seele und Geist beschreiben, auch wenn es dabei Überschneidungen gibt. So bewirkt etwas Wohltuendes für den Körper automatisch eine bessere seelische und geistige Verfassung ebenso wie ein „klarer Kopf“ der Seele und dem Körper zugutekommt. Ausdrücklich möchte ich betonen, dass es keine Allheilmittel gibt und jeder seine eigenen Vorlieben hat. Entscheidend ist das, was bei jedem einzelnen am besten funktioniert.

Maßnahmen für den Körper

Positive Wirkung von Bewegung bei Burnout und Depression

Wie anfangs erwähnt, steht der Mensch im Burnout sehr „neben sich“. Hier hilft einzig und allein, den Rhythmus zu verlangsamen und dafür zu sorgen, dass Körper, Gefühle und Gedanken wieder in Gleichklang kommen. Wie macht man das? Da die Burnout-Betroffenen sich völlig von ihrer eigenen Natur entfernt haben, hilft am besten der Wechsel von Ruhephasen in geborgener Umgebung und kleine Gänge in die Natur.Wichtig ist, langsam zu gehen, am besten mit Stöcken, die für eine aufrechte Haltung sorgen und stützen. Ich empfehle, den Wind, den Regen, die Sonne bewusst zu spüren und Kontakt mit den Füßen zum Boden aufzunehmen, damit der Mensch seine „Bodenhaftung“ wiedergewinnt.

Durch Gehen im ruhigen Rhythmus wird auch der Herzrhythmus ruhiger und schwingungsfähiger, eine wichtige Voraussetzung für ein ausgeglichenes Seelenleben. Dies besänftigt Angst und Panik und verringert das Gedankenkreisen.

Manchmal reichen schon kleine Spaziergänge. Auch wenn gerade Männer häufig auf die Idee kommen zu joggen, kann man diese Sportart in der ersten Phase nicht empfehlen. Joggen ist zu anstrengend und verbraucht oft die letzten Energiereserven. Das anfängliche Wohlgefühl wird dann mit einer noch größeren Erschöpfung bezahlt. Später ist joggen mit Pulskontrolle durchaus möglich.

Stimulation der Fußsohlen beim Gehen hat zudem eine anregende Wirkung auf den ganzen Körper. Für manche ist das Fahrradfahren eine wichtige Bewegungsform. Es ist erfahrungsgemäß eine Sportart, die besonders den eigenen „Antrieb“ fördert. Dabei wird unser unteres Energiezentrum aktiviert, was nach der indischen Philosophie mit Urvertrauen, Erdverbundenheit und innerer Sicherheit assoziiert ist. Dies wirkt der Übererregung des Gehirns entgegen.

Zu achten ist auf Bewegung mehr am Morgen und vor allem bei Sonne, um die Serotoninproduktion anzuregen. Da Serotonin bei Dunkelheit in Melatonin umgewandelt wird, tut derjenige auch etwas für seine Schlafqualität. Abends sollte zu besinnlichen Tätigkeiten übergegangen werden. Die meisten Menschen in der Krise bekommen sehr schnell ein Gefühl dafür, was ihnen gut tut und ohne Anstrengung möglich ist. Schon minimale Freudeempfindungen sind heilsam für das emotionale Gehirn. Einmal entfachte Freude multipliziert sich schnell. Auch Tai Chi oder Yoga oder andere Disziplinen wie Feldenkrais haben positive Effekte auf das Gefühl für sich selbst.

Das Bürsten und Massieren des ganzen Körpers beim Burnout

Meist ist das Körpergefühl beim Burnout mehr oder weniger abhandengekommen. Deshalb empfehle ich Burnout-Patienten regelmäßige Anwendungen, die die Haut stimulieren. Folgende Maßnahme hat bei regelmäßiger Anwendung nach der morgendlichen Dusche eine äußerst schnell spürbare wohltuende Wirkung auf das Körperempfinden.

Nach dem Abtrocknen des Körpers wird mit einer Sisalbürste von unten nach oben und von außen nach innen gebürstet, und zwar immer nur ein Bürstenstrich an der gleichen Stelle. Anschließend wird mit einem angenehm duftenden Körperöl jeweils von unten nach oben, von außen nach innen zum Herzen hin der ganze Körper einmassiert. Da die Haut noch leicht feucht ist, entsteht eine Öl-Wasseremulsion, die sehr schnell in die Haut eindringt. Genaueres ist dem Buch „Stressmanagement. Zu sich kommen statt außer sich geraten“ von Sabine Gapp-Bauß zu entnehmen. Diese Maßnahme bewirkt ein wunderbares Wachheits-, Lebendigkeits- und Wohlgefühl im eigenen Körper. Zugleich erhält der Körper durch das Öl wichtige Fettsäuren. Dadurch, dass man sich täglich „in die Hand nimmt“, verbessert sich das Körpergefühl. Das Bürsten ist eine Maßnahme, die wegen ihrer nachhaltigen Wirkung von den meisten Patienten beibehalten wird.

Der Bauchwickel mit Sesamöl beim Burnout

Diese Anwendung ist bei Unruhe und Ängsten vor dem Einschlafen sehr entspannend. Sesamöl, das man in der Pfanne etwas erwärmt, wird im Uhrzeigersinn etwa fünf Minuten über dem Oberbauch mit der Hand eingerieben. Ein vorher unter heißem Wasser angewärmtes Tuch wird ausgewrungen und währenddessen auf einer heißen Wärmflasche bereitgelegt. Nach dem Einölen legt man das Tuch – und darüber die nicht zu schwere Wärmflasche – auf den Bauch (darüber ein trockenes Handtuch).

Mit dieser Anwendung regt man den Solarplexus, bzw. das Vagus-Nervensystem an. Das bedeutet: Pulsverlangsamung, Beruhigung, Entspannung. Nicht zuletzt werden dadurch die regenerativen Kräfte in den Bauchorganen entfaltet, was wiederum Wohlgefühl und Müdigkeit erzeugt.

Salzbäder und warme Fußbäder beim Burnout

Sie sind besonders wohltuend zur Entspannung des ganzen Körpers und beruhigen die Seele. Den nicht zu heißen Bädern gibt man etwa ein Kilogramm Meersalz bei. Am besten ist das Bad abends, zumindest sollte man anschließend – ähnlich wie nach einem Saunagang – ruhen. Man kann dem Salzbad auch beruhigende Kräuterölextrakte wie z.B. ein Melissen-Ölbad zusetzen.

Mit „langem Atem“ gegen Burnout

Die positive Wirkung des Atems beim Burnout kann man ganz einfach nachvollziehen: Wer entspannt und langsam atmet, kann weniger in Wut, Aufregung oder ins Grübeln zu verfallen. Auf der anderen Seite ist es unmöglich, entspannt und besonnen zu sein, wenn man hektisch atmet oder die Luft anhält. Sie können das ohne Schwierigkeit ausprobieren. Atmen Sie vor allem sanft, nicht zu tief, sondern eher langsam. Es kann ein sehr angenehmes Gefühl sein, zu beobachten, wann von selbst ein neuer Impuls zum Einatmen kommt. Auf diese Weise kann man schwierige Lebenssituationen regelrecht durchatmen.

Achtsamkeit im Hier und Jetzt und alle Entspannungsformen beim Burnout

Für Menschen in Krisensituationen ist es ganz entscheidend, zu üben, mit den Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben, da sonst die Gedanken sich nur noch um Katastrophenphantasien und Probleme kreisen. Von Achtsamkeit, einer alten asiatischen Tradition berichten alle Bücher über Stress, doch der hochgradig getriebene Burnout-Patient ist erst einmal kaum dazu in der Lage. Hier empfehle ich eher den umgekehrten Schritt: die Unruhe zu bemerken und die Gefühle zuzulassen, die damit zusammenhängen. Man kann dies unterstützen mit einer Übung aus der Psychokinesiologie, indem man mit der rechten Hand, genauer dem rechten Zeige- und Mittelfinger links über der Herzgegend den „Wunden Punkt “ reibt (Er liegt dort, wo man sich einen Orden anstecken würde). Man sagt am besten laut: „Auch wenn ich gerade unruhig, krank, schwach, mutlos,……….bin, bin ich gut so wie ich bin.“ Sie erinnern sich? Annahme ist die Devise und nicht das Dagegen-Ankämpfen!

Unterstützend wirkt zum Beispiel auch ein Gegenstand in der Hand, der einen an diese Achtsamkeit erinnert. Ich gebe meinen Klienten oft einen bestimmten Stein oder eine Walnuss mit nach Hause, die für ein gutes Gefühl für sich selbst oder wie ein „Anker“ für den Kontakt zu sich selbst stehen. Kinder schleppen, wenn sie Angst haben, oft ihr Kuscheltier überallhin mit. Ich habe kein Problem damit, wenn auch Erwachsene dies tun. Entscheidend ist, was hilft, sich stabiler zu fühlen. Falsche Schamgefühle stehen jeder Heilung nur entgegen. Außerdem kann man auch „heimlich“ etwas Stärkendes mit sich herumtragen. Religiöse Menschen können hier alles nutzen, was ihnen gut tut. Damit wären wir schon mitten im Bereich Seelennahrung, die so überaus wichtig für den Heilungsprozess ist.

Seelennahrung

Den Burnout-Zustand kann man fast als Zustand der seelischen Unterernährung bezeichnen. Den meisten Burnout-Betroffenen wird erst dann bewusst, dass ihre eigenen Gefühle und Stimmungen völlig hinter äußeren Notwendigkeiten, dem Funktionieren-Müssen zurückgestanden haben und nun dringend zu Wort kommen wollen. Wie gibt man seinem Seelenleben am besten Raum?

Seelennahrung ist innere und äußere Stille, das sich wieder Einschwingen in den Rhythmus der Natur und/ oder schöpferische Tätigkeiten, die das Herz berühren. Im Gegensatz zum zielgerichteten Handeln, bei dem es vor allem auf das schnelle Erreichen eines Ergebnisses ankommt, ist bei Tätigkeiten, die die Seele nähren, die Sache selbst, das Sein an sich wichtig. Das können auch ganz alltägliche Dinge sein, wenn sie einfach nur gut tun und nicht in Stress ausarten. Dabei dürfen ruhig Gefühle wie Trauer und Schmerz hochkommen. Wichtig ist, jederzeit innehalten zu können, um dem Rechnung zu tragen. Jede Art von schöpferischer Tätigkeit (Tanzen, Musizieren, Malen, Schreiben, Filzen, Töpfern, Schnitzen, Kochen) ist sinnvoll. Auch das Zusammenleben mit Tieren ist sehr heilsam. Ein Patient hat für sich das Mundharmonikaspiel wiederentdeckt, das ihn als Kind getröstet hat. Es tat ihm einfach gut, leise vor sich hin zu spielen.

Alle großen Künstler können das ausdrücken, was sich oft schwer in Worte fassen lässt, dass da noch ein größeres Ganzes ist, das der Seele gut tut. Es ist wie ein Gefühl von Aufgehobensein in einem größeren Zusammenhang. Man kann es auf dem Gipfel eines Berges, in einer Kirche, am Meer oder in der Nacht unterm Sternenhimmel spüren. Auch in der Stille der Meditation oder des Gebets kann man mit diesem inneren und äußeren Frieden in Kontakt kommen. Religiöse Vorbilder sind manchmal eine Hilfe, jedoch gibt es auch auf diesem Gebiet viel Traumatisches, wie etwa religiösen Missbrauch oder wenn Kinder ob ihrer „Romantik“ ausgelacht wurden. Nach meiner Erfahrung hat jedoch jeder Mensch irgendeinen Zugang zu einer ganz „natürlichen Spiritualität“ (Bert Hellinger). Sie hat etwas mit dem Gefühl zu tun, dass wir ein Teil der Schöpfung sind, mit dem Gefühl von Einklang und innerem Frieden. Im Burnout ist es verloren gegangen. Der Betroffene muss es wieder finden. Kein Weg ist besser als der andere. Das Thema Seelennahrung ist so komplex und für jeden Menschen grundverschieden, dass der Mensch in der Krise selbst herausfinden muss, was ihn oder sie in eine angenehme Gemütsverfassung bringt, und wenn es nur das Lösen von Sudokus ist. Ich verweise gerne auf das Buch von Marco von Münchhausen: „Wo die Seele auftankt “. Immer wenn man etwas für die eigene seelische Ausgeglichenheit tut, hat dies positive Auswirkungen auf das körperliche und geistige Wohlbefinden.

Mentale Selbstfürsorge und Selbststeuerung

Sich seelisch und körperlich wohl zu fühlen, bedarf einer sorgsamen geistigen „Regieanweisung“. Diese Aufgabe kommt unserem „Ich“ zu. Das Ich ist unsere geistige Instanz, die je nach „Reifegrad“ verblendet oder bewusst ist. Das Ich entscheidet darüber, ob der Körper gnadenlos geschunden und die Gefühle übergangen werden, oder ob es eine gesunde Kooperation zwischen diesen Dreien gibt. Auch ist das Ich in der Krise zur Begleitung und Bewusstwerdung aufgerufen. Man könnte diesen Prozess mit dem altmodischen Begriff der „Läuterung“ beschreiben. In der Zeit der Krise wird das Ich durch Schwäche und Unvermögen dazu gezwungen, Rücksicht auf das Befinden von Körper und Seele zu nehmen. Gerade, wenn Angst und Unruhe das Lebensgefühl beherrschen, kann das Ich für inneren Halt und äußere Struktur sorgen, die helfen, den Überblick zu behalten, aber auch Symptome abzumildern. Sonst gibt es bei Burnout keine Heilung.

Sich klare äußere Strukturen geben beim Burnout

Je instabiler sich der Burnout-Betroffene fühlt, desto mehr zeitlich und örtlich Halt gebende Strukturen benötigt er. Deshalb rate ich meinen Burnout-Patienten, sich so gut es geht, einen geregelten Tagesablauf und ein geordnetes, angenehmes Ambiente zu schaffen. Ebenso ist wichtig, sich nicht zu überfordern und klare Prioritäten zu setzen. So ist zum Beispiel die morgendliche Körperpflege mit besonderer Aufmerksamkeit einzuplanen, ein kleines Bewegungsprogramm draußen in der Natur, ein gutes Frühstück. Beim Burnout ist es wichtig Ordnung zu schaffen, ein paar Pflichtprogrammpunkte zu erledigen, eine Stille-Phase einlegen, ein täglicher Kontakt zu andern Menschen, vor allem therapeutische Ankerpunkte zu haben.

Das 3-Schritteprogramm beim Burnout

Um sich in schwierigen Gefühlszuständen wie dem Burnout nicht selbst zu verlieren, ist es sinnvoll, systematisch in drei Schritten vorzugehen:

Der erste Schritt beim Burnout ist das Wahrnehmen und vor allem, das Annehmen der Situation, so, wie sie gerade ist. Der erste Impuls bei unangenehmen Gefühlszuständen und depressiver Stimmung, ist immer, dass man sie sofort weghaben möchte. Man hat Angst, dass die Situation sonst nicht auszuhalten ist. Doch dadurch wird alles nur noch schlimmer. Genau das Gegenteil bringt Erleichterung: Das Akzeptieren dessen, was gerade ist, nimmt den Stress aus einer Situation, und wenn es auch nur für einen Moment ist, in dem man STOPP sagt. Man kann sich sagen: „O.K., ich fühle mich gerade sehr unwohl, mal schauen, was ich machen kann, damit es mir besser geht.“ Deshalb ist es auf die Dauer wenig sinnvoll, ständig gegen die Depression an zu kämpfen, sondern lieber „hinein- und durchzutauchen“.

Im zweiten Schritt beim Burnout stellt man eine genaue Diagnose, indem man präzisiert, was gerade los ist, welche Gefühle da sind, wie die Umstände sind und was für Bedürfnisse dahinter stehen. Zum Beispiel bei Hoffnungslosigkeit und Angst das Bedürfnis nach Schutz, Unterstützung, Kontakt und Trost. Bei Ruhelosigkeit die Unfähigkeit, still sitzen zu können. Bei Gedankenkreisen oder Katastrophenfantasien sind es vielleicht Existenzängste.

Im dritten Schritt beim Burnout geht es um lösungsorientiertes Handeln und darum wie man diese Bedürfnisse befriedigen kann. Zum Beispiel ein Telefonat mit einem Freund, mit jemand von einer Selbsthilfegruppe, eine ärztliche Unterstützung. Eine ablenkende Tätigkeit kann auf andere Gedanken bringen. Ein warmes Bad kann beruhigen. Der erste Impuls ist immer, zu sehr im Gefühl „hängen“ zu bleiben und zu bewerten, wie schlimm doch alles ist. Gerade das bindet die Betroffenen an das schlechte Gefühl und macht noch zusätzliche Schuld- und Schamgefühle, die eine weitere Abwärtsspirale zur Folge haben. Das Ziel all dieser Maßnahmen ist, den auf Daueralarm gepolten Zustand zu beruhigen. Denn nur so kann sich der Gehirnstoffwechsel wieder beruhigen und normalisieren. Das kann ein längerer Prozess sein, der nicht in zwei Wochen vorüber ist. Deshalb möchte ich betonen, wie wichtig eine unterstützende Person ist, die demjenigen dabei hilft, den Mut nicht zu verlieren, wenn alles viel länger dauert, als er oder sie sich das gedacht hat.

Praktische energetische Methoden zur Stressreduktion beim Burnout

Beim Burnout muss sich das gesamte Energiesystem des Körpers erholen, und die Energiereserven müssen sich wieder auffüllen. Wie kann man sich das vorstellen? Der energetische Ansatz geht davon aus, dass die Stressempfindungen beim Burnout eine Störung im Energiesystem des Körpers verursachen, insbesondere bewirken sie ein Ungleichgewicht unserer Gehirnhemisphären. Über eine Harmonisierung dieses Energiesystems kann man belastende Emotionen löschen. Dies erreicht man über eine Kombination aus Klopfakupressur, Kinesiologie, Hypnotherapie und Neurolinguistischem Programmieren. Da viele Probleme bei Burnout und Depression jedoch sehr komplexer Natur sind, braucht es oft viele Teilschritte und die Erfahrung eines Profis. Kleinere Anflutungen von Angst oder Missempfindungen –auch körperlicher Art – kann man aber sehr gut selbst therapieren. Ich möchte folgende Kurzfassung der Methode vorstellen, wie sie für Selbsthilfezwecke genutzt werden kann:

Übung zur Stressreduktion beim Burnout

Zunächst ist wichtig festzustellen, um was für einen Zustand es sich handelt. Dieser ist präzise zu benennen, z.B.: „Diese furchtbare Angst“. Man bestimmt auf einer Skala von 1 bis 10, wie schlimm man das Symptom empfindet, sagen wir z.B. -8-. Dann geht es um die Annahme, bzw. das Akzeptieren des Symptoms, genau wie oben beim ersten Schritt beschrieben. Man sucht mit der rechten Hand den bereits erwähnten „Wunden Punkt“. Er liegt links über der Mamille (Brustwarze) zwischen der zweiten und dritten Rippe. Während man diesen Punkt sanft mit dem rechte Ring- und Mittelfinger im Uhrzeigersinn reibt, sagt man drei- oder mehrmals (so oft, wie man das Bedürfnis danach hat) den Satz: „Auch wenn ich diese furchtbare Angst habe, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz (oder bin ich gut so wie ich bin)“. Allein dieser Schritt bewirkt oft schon eine gewisse Entspannung, da der Kampf gegen das Symptom aufhört.

Indem man nun intensiv an die Angst denkt, klopft man folgende 4 Punkte mit der Spitze des Mittelfingers jeweils etwa neunmal: In der Mitte der Stirn über der Nasenwurzel, in der Mitte der Rinne zwischen Nase und Oberlippe, in der Mitte der Querrille des Kinns und in der Mitte des Brustbeins (über der Thymusdrüse). Man wiederholt dies mehrmals bis man eine Erleichterung verspürt. Oft ist die Heftigkeit des Symptoms auf der Skala gesunken, vielleicht sogar bei Null. Der Trick ist: Dadurch wird das „Angst - Programm“ im Gehirn „verwirrt“ und die Angst wird weniger.

Eine andere Möglichkeit aus dem Wingwave-coaching ist, sich wechselweise rechts und links auf die Schultern zu klopfen, während man an die Probleme denkt. Die akustischen und spürbaren Reize bringen das Gehirn wieder in einen balancierten Zustand. Auf diese Weise kann man sich schneller aus dem Tunnelblick und dem damit verbundenen Katastrophendenken holen.

Die Notfallliste beim Burnout

In jedem Fall ist es sinnvoll, eine Liste von ausgewählten Maßnahmen zur Hand zu haben, die gut tun, denn meist fällt den Burnout-Betroffenen im entscheidenden Moment nichts ein, was sie tun könnten. Die Notfallliste ist sehr individuell und enthält einen ganz persönlichen Maßnahmenkatalog, der erfahrungsgemäß hilft, sich entweder abzulenken oder wieder zu zentrieren. Sie kann immer wieder ergänzt und erneuert werden.

Auf die Notfallliste gehören auch Telefonnummern von hilfreichen Personen oder so banal anmutende Hinweise wie: ein großes Glas kaltes Wasser trinken, Wanderschuhe anziehen und um den See laufen oder: Radio anschalten, einkaufen gehen, ein Tier streicheln, Trommeln, Gartenarbeit, Mundharmonika spielen, eine Runde walken, Fahrrad fahren, ein Sudoku lösen, „drauf los“ schreiben, malen, laut aus der Zeitung vorlesen, auf einen Boxsack hauen ...

Auf diese Weise kann man sich selbst auch im typischen Tunnelblick daran erinnern, dass man etwas Hilfreiches tun kann. Das Prinzip ist, sich durch Orts- oder Tätigkeitswechsel wieder in die Realität zu bringen. Denn meist ist die Realität viel freundlicher als das Kopfkino. Bei fortgeschrittener Heilung vom Burnout ist es immer besser möglich, die Haltung eines inneren Beobachters einzunehmen und positive Selbstgespräche zu führen. Positive Selbstgespräche haben auch nichts damit zu tun, dass man immer nur positiv denkt, sondern damit, dass man dem was ist, Rechnung trägt und damit gut umgeht. Sie führen dazu, dass derjenige lernt, besser für sich selbst zu sorgen und sich Schritt für Schritt zu stabilisieren. Diese Lernschritte sind so wertvoll, da sie zu einer wirklichen Reifung der Persönlichkeit führen, zu Stolz und Selbstachtung.

Tagebuch oder Dokumentation des Heilungsprozesses beim Burnout

Eine sehr wichtige Hilfe beim Genesungsprozess ist, wenn Burnout-Betroffene täglich ein paar Worte aufschreiben: Was habe ich heute gemacht? Wie habe ich dies oder jenes erlebt? Was hat mir (besonders) gut getan? Man kann die positive Erfahrung mit bunten Smilys versehen, sodass sie nicht vergessen wird. Auf diese Weise gewinnt der Burnout-Betroffene ebenfalls etwas inneren Abstand und wird zu seinem eigenen Coach. All dies wird später zu größerer persönlicher Bewusstheit führen und den Heilungserfolg stabilisieren.

Ich beobachte immer wieder, dass Menschen erst in der Krise zur Besinnung kommen und erst dann bereit sind ihr Leben zu verändern. Offensichtlich muss der Leidensdruck ein bestimmtes Ausmaß haben, um die Bereitschaft zur Veränderung entstehen zu lassen. Wird die Burnout-Krise jedoch als Chance begriffen, so gestaltet sich das Leben danach sehr viel ausgewogener und stimmiger. Wichtig ist jedoch die Unterstützung durch heilsame Beziehungen und genügend Zeit und Geduld zur Neuorientierung. Es muss also während der Zeit der Burnout-Krise in der Seele des Menschen etwas geordnet werden. Krankmachende Muster, wie zum Beispiel die Angewohnheit, sich nur über Leistung zu definieren oder auch Gefühle von Schwäche zu übergehen, müssen korrigiert werden. Manchmal muss auch ein Stück Entwicklung nachgeholt werden, damit jemand wirklich erwachsen mit seiner Umgebung umgehen kann, denn viele Mosaikstücke, die zu einem Burnout-Zustand führen, liegen in der frühen Kindheit oder Jugendzeit.

Wie kann man schon bei Kindern einem Burnout vorbeugen?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten mit dem Ratschlag: Tun Sie dies und lassen Sie Jenes. Schon gar nicht möchte ich den Eindruck erwecken, als wüsste ich genau, wie man ein Burnout verhindern könnte. In einer Welt von Haschkeksen, KO-Tropfen, subtilem Mobbing und der täglichen Medienberieselung kann selbst eine behütete Kindheit nicht immer davor schützen, dass Kinder in der gesunden seelischen Entwicklung ihrer Persönlichkeit Schaden nehmen. Äußere Gefahren wie Kriege, Naturkatastrophen, Seuchen sind in unseren Breiten ein relativ geringes Risiko, jedoch bleibt das Leben gefährlich. Es bleibt uns oft nur, dafür dankbar zu sein, wenn ein Kind das Erwachsenenalter unbeschadet überstanden hat. Dies zum Grundsätzlichen. Doch möchte ich einige Punkte ansprechen, die hilfreich sind, um gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein Kind zu einer starken Persönlichkeit heranreifen lässt.
Wenn wir das Thema Ganzheit als Grundlage einer gesunden und stabilen Persönlichkeit betont haben, so kann man sich fragen, wie bleiben Kinder „ganz“, denn sie haben von Geburt an alle Voraussetzungen dazu. Wie immer ist es das rechte Maß, das Kinder zu dem werden lässt, wer sie wirklich sind. So glauben Eltern, denen es selbst in ihrer Kindheit an Zuwendung gefehlt hat, sie müssten ihre Kinder mit besonders viel davon überschütten. Eltern, die selbst in ihrer Kindheit durch Verwöhnung lebensuntüchtig gemacht worden sind, meinen, sie müssten ihre Kinder schon sehr früh an Selbstständigkeit gewöhnen oder ständig kritisieren. Weder das eine noch das andere ist die Ideallösung. Doch woran kann man sich orientieren? Patentrezepte gibt es nicht.
Machen wir uns klar, dass unserer Kinder „nicht unsere Kinder sind…“ wie es so treffend heißt in „Der Prophet“von Khali Gibran, sondern dass sie ein Geschenk der Natur sind, selbst wenn der Mensch heute der Natur oft ein bisschen nachgeholfen hat. Unsere Kinder benötigen zu ihrer gesunden Entwicklung den Halt und die Struktur, die Zuwendung und Unterstützung, um sich selbst als angenommene, wertgeschätzte Wesen zu erkennen, die genug Zeit bekommen, um ihre ganz eigenen Potentiale zu entwickeln und Vertrauen in sich selbst zu haben. Das heißt also:

Das können wir tun, um bei Kindern dem Burnout vorzubeugen:

  • Kindern Geborgenheit jenseits von völliger Gefahrenabschirmung und zu früher Überforderung zu geben
  • Kindern Zeit der Stille aber auch Anregungen zu geben, jenseits von überehrgeizigem Förderungswahnsinn und
    Gleichgültigkeit
  • Kindern immer Positives zuzutrauen, jenseits von völliger Idealisierung (Meine Tochter kann alles ...) und Abwertung (Mein Sohn kann so was gar nicht ...), denn oft werden Eltern überrascht von Eigenschaften ihrer Kinder, die sie plötzlich durch Anregung von außen entwickeln.
  • Kindern Sinn vermitteln, indem Sie als Erwachsene selbst etwas Anderes als reinen Materialismus vorleben und indem sie in allem was geschieht einen Lernprozess sehen.
  • Eltern an sich selbst und ihrer wertschätzenden Beziehung miteinander arbeiten und eine Atmosphäre von grundsätzlicher Sicherheit und friedlichem Miteinander gewährleisten.
  • Kindern zuzutrauen, dass man auch einmal etwas Schwieriges und Schmerzhaftes durchstehen muss, wenn dies mit Unterstützung und einer tröstenden Haltung geschieht.
  • Eltern es aushalten, dass ihre Kinder lebendiger sind als sie selbst, indem sie etwas für sich selbst tun und sich selbst mit all ihren Fehlern annehmen und achten.
  • Kindern eine natürliche Spiritualität auch jenseits aller Religionen vorleben, was bedeutet, Achtung und Ehrfurcht gegenüber dem Geheimnis des Lebens und der Natur zu haben und Dankbarkeit zu zeigen.

Das Leben ist nicht immer ideal und niemand kann all dies ständig gewährleisten. Das muss auch nicht sein. Wichtig ist jedoch, dass Kinder immer wieder die Chance haben, zu sich selbst zurückzufinden, zur Not mit Unterstützung von außen. Denn für ihre Entwicklung brauchen Kinder „ein ganzes Dorf“, wie es in einer alten Weisheit heißt, und nicht nur allein seine Eltern. Es gibt in der Geschichte genug Beispiele, wie trotz aller Widrigkeiten Menschen die Chance hatten, zu stabilen Persönlichkeiten heranzureifen, die im heutigen Jargon „stressresistent“ wirken. Mir scheint, dass gerade in der täglichen Eile und Abgehetztheit dem Faktor Zeit und Muße eine große Bedeutung zukommt. Schließlich möchte ich betonen, dass zum Elternsein auch ein gehöriger Schuss Humor und Mut zur Lücke gehört und nicht zuletzt ein stoisches Urvertrauen, dass es gut ausgehen wird. Dieser brennt sich in der Seele eines Kindes viel besser ein als perfektionistische Erziehungsmaßnahmen, die ja kaum jemand auf Dauer durchhalten kann. Vielleicht sollten Eltern sehr viel weniger tun und einfach mehr -sein-.

Ein Wort an Angehörige und Beziehungspartner von Burnout-Betroffenen

Immer wieder erlebe ich das Problem, dass Angehörige und Freunde in die Krankheit des Burnout-Betroffenen hineingezogen werden und oft nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Einige kurze Tipps:

  • Gleichgültig wie krank jemand ist, trägt derjenige die Verantwortung für sein Leben.
  • Wichtig sind Mitgefühl und Halt, jedoch auch die Forderung an den Burnout-Betroffenen, etwas für sich zu tun und sich nicht nur auf dem andern abzustützen. Gleichzeitig sollten Angehörige an die Heilung glauben und sie dem Burnout-Kranken zutrauen.
  • Wichtig ist, dass Angehörige und Partner von Burnout-Patienten ihr eigenes Leben nicht vergessen und rückmelden, wann ihnen die Unterstützung zu viel wird. Notfalls benötigen sie selbst Unterstützung. Dies hat nichts zu tun mit mangelnder Bereitschaft oder Hartherzigkeit, sondern mit Kompetenz, mit der zur Verfügung stehenden Energie und der Fähigkeit, noch bei sich selbst bleiben zu können und sich nicht mit dem Burnout-Kranken zu verstricken. Verstrickung nützt dem Burnout-Betroffenen nichts. Sie schadet nur dem Heilungsprozess.
  • Statt den Burnout-Kranken mit Hilfe und Ratschlägen zu überschütten, sollten sie eher etwas Distanz wahren und demjenigen signalisieren: „Ich bin da und ich bleibe da.“ Das ist schon eine sehr wertvolle Hilfe.

Ausblick – Burnout als Chance

In einer Welt, in der „Billig ist geil“ gilt, ist der Mensch häufig nur noch zum Kostenfaktor geworden. Doch dies ist auf lange Sicht keine Perspektive. Das kränkt auf Dauer und macht krank. Da in unserer Gesellschaft Ausfälle durch Burnout zu einem erheblichen volkswirtschaftlichen Kostenfaktor geworden sind, könnte ein Umdenkprozess notwendig werden von einer – wie Gerald Hüther es ausdrückt: reinen „Ressourcenausnutzungskultur zu einer Potentialentwicklungskultur“. Dies würde voraussetzen, dass Leitungsgremien mehr Wert auf soziale Kompetenz und Verantwortungsgefühl legen und eine Haltung von Respekt und Achtung vorleben. Für den Einzelnen, der sich in der Krise befindet, ist der Heilungsprozess zunächst schwer auszuhalten. Es zeigt sich jedoch, dass der Körper und die Seele dem „Ich“ helfen, zu mehr Weisheit und Stimmigkeit, und somit auch zu mehr Reife zu gelangen, die dann nach außen deutlich sichtbar wird.

Rückmeldungen von Klienten, die die Burnout-Krise durchgestanden haben, berichten fast übereinstimmend, dass es das schwerste, aber auch das Beste war, was ihnen passieren konnte. Die Überwindung der Krise erfordert von den Burnout-Betroffenen, dass sie sich selbst damit annehmen und fürsorglich zu sich selbst werden. Dass sie ihr Leben ändern. So, dass es besser zu ihnen passt. Wird die Burnout-Krise als Chance begriffen, so gestaltet sich das Leben danach sehr viel ausgewogener und stimmiger. Wichtig ist jedoch die Unterstützung durch heilsame Beziehungen und genügend Zeit und Geduld für eine bewusste Neuorientierung.

Autor/en dieses Beitrages:
, aus Lilienthal
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  • Annemarie Buley, am 17.08.2016
    Verehrte Frau Dr. Gapp-Bauß,
    ich bin einmal was zu >unserer Seite< zurückgekehrt, darf kurz berichten, wie es mir geht? bezw. auch Erfahrungen aufschreiben. In wenigen Tagen werde ich 80, die Tumorgeschichten (Leber,Lunge) sind einstweilen weitgehend behandelt worden. Ich muß wieder zur Nachschau, habe den hervorragenden Prof. Vogl in Frankfurt als Arzt. Von weiteren Kuren will ich absehen, ich habe gute Bücher, gute Berater/innen z.B. auch SIe mit Ihren Ausführungen, Krebsmedikamente bekam ich nie, versuche viel mit Schüßler und kam nun, da es mir doch oft "gemischt" geht, auf die Idee nach Tipps aus dem Internet, mal zu eeinem guten aufbauenden Mittel zu greifen, hier eins von den Nestle´-Präparaten. Ja, warum kam ich da nicht früher drauf, bezw. mache ich hier einigen Ärzten einen Vorwurf, auch Psychoonkologen. Denn ich esse wenig, vieles z.B. auch Kuchen gar nicht mehr. Irgendwie stellen sich so Mängel ein. Ich hatte fast sofort das Gefühl, es bessert sich alles, Kraft kommt zurück, seelisch wirds besser, ich nehme es jetzt eine Woche. Auf grund mancher trauriger Beispiele mit guten Bekannten im Alltag, auf grund dessen, daß ich nicht ganz frei bin, total tun kann was ich möchte (zwei Herren -der Mann und ein Sohn sind zu Mittag da, wir haben ein Gärtchen) habe ich jetzt zwar keinen "Rückfall", jedoch fühle ich mich etwas so, daß ich total die Flügel hängen lassen möchte. Es ist dann nicht leicht, hindurch zu kommen. Ich schrieb das jedoch jetzt nicht als Klage, ich denke, mit Durchatmen schaffe ichs wieder, nur habe ich im Hinterkopf, was ich alles las -übers Atmen, leichte gezielte Gymnastik, etwas Zuwendung zum Körper. Noch immer suche ich nach einer Selbsthilfegruppe hier, wo man wirklich diskutieren kann. Sie haben hoffentlich ein paar gute Urlaubstage planen können. Das fällt eben bei Rentnern
    weitgehend weg. Wir haben immer Urlaub bezw.sehen es schnell als eintönigen Trott an. Herzlich grüßt Annemarie Buley aus Frankfurt/Main
  • Annemarie Buley, am 19.01.2016
    Verehrte Verfasserin obiger Ausführungen, danke für Ihre Ausführungen. Sie sind umfassend, lesen sich wie ein Buch und ich möchte jeden Punkt total bestätigen. Auf grund vieler Dinge bin ich jetzt endgültig in solch einer Endphase, 79, im alltäglichen Leben ist weitgehend alles stimmig. Aber ich finde jetzt, gesundheitlich durch viele ops recht beeinträchtigt, nicht recht in meinen dem Alter entsprechenden Rythmus. Daraus entstanden wohl die jetzigen Symptome, die ich voll als Burnout auf psychosomatischer Basis bezeichne. Unterdessen besorgte ich mir mehrere Bücher, u.a. eins Anwendung von Kinesiologie und über Achtsamkeit, werde gleich das, was ich jetzt Ihren Ausführungen entnahm nochmal vertiefen. Gute Naturmittel nehme ich zu mir. Dadurch halte ich mich überhaupt noch aufrecht, und es muß wieder besser werden. Alles Gute auch Ihnen.
  • Sabine Gapp-Bauß, am 04.06.2014
    Hallo Jana,

    ja, so verläuft das. Wichtig ist, dass Sie an den Tagen, an denen es Ihnen besser geht, nicht alles ausreizen, was geht, damit die Seele nicht am nächsten Tag wieder die Bremse ziehen muss, um Sie vor noch zu früher Überforderung zu schützen.
    Vielleicht gibt es auch innere Persönlichkeitsanteile, die noch berücksichtigt werden müssen, da sie noch "klein" sind. Das muss man klären.
    Besser geht es einem dann, wenn die besseren Tage immer häufiger werden, die Berge nicht mehr so hoch und die Täler nicht mehr so tief.
    Ich schreibe gerade an einem Buck über Depression und Burnout, das dürfte Sie interessieren. Wenn ja, schicke ich Ihnen den einen oder anderen Text zum Testlesen. Schreiben Sie mir dann eine mail.

    Nur Mut das wird besser!
    Alles Gute
    Ihre Dr. S. Gapp-Bauß
  • Jana Löß, am 22.01.2014
    Hi,

    man liest alles Mögliche über Burnout: Woher, warum, wie merkt man's, wie wiedereingliedern, ect... aber eine Frage bleibt, die hier noch niemand beantwortet hat:

    WORAN MERKT MAN, DASS MAN AUF DEM WEG DER BESSERUNG IST?? WAS PASSIERT MIT EINEM, WENN ES BESSER WIRD?

    Denn mir geht es mal besser, sodass ich einen schönen Tag verlebe und dann, nur einen Tag später hänge ich wieder total in den Seilen... obwohl es mir doch besser ging?! Ich trinke viel, esse Gemüse, Obst, nur selten Schoki und Co, hab keinen Heißhunger o.ä. ... bin ich wirklich auf dem Weg der Besserung?

    LG Jana

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