Burnout Prävention 

Nach Ansicht von Dr. med. Oettmeier ist das Burnout-Syndrom die Folge eines Missverhältnisses zwischen Energiezu- und -abfluss. In diesem Film erklärt er Ihnen, welche Patienten besonders für ein Burnout gefährdet sind. Außerdem stellt er Ihnen die vier Hauptphasen bei der Entstehung eines Burnout vor.

Burnout in unserer Gesellschaft

Burnout ist ein Stück weit Ausdruck unserer Zeit und Gesellschaft. Immer mehr Menschen fühlen sich dem stetig wachsenden Druck in Arbeit und Privatleben nicht mehr gewachsen. Ermüdung und Erschöpfung machen sich breit, schließlich droht der Burnout. Der Burnout ist dabei nicht nur ein Problem der Psyche. Psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen und Kopfschmerzen gehören in der Regel ebenso zum Burnout. Und es droht noch mehr Ungemach: Das Burnout-Syndrom ist, meist in Kombination mit der damit verbundenen ungesunden Lebensweise, ein typischer Wegbereiter für zahlreiche chronische Krankheiten von Depressionen über Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall bis hin zu Krebs. Grund genug frühzeitig zu klären, ob man bereits auf dem Weg zum Burnout ist und wie man dem „Hamsterrad“ entrinnen kann.

Burnout-Definition

Definitionsgemäß beschreibt Burnout einen Zustand anhaltender Überforderung (Stress) mit Erschöpfung, Leistungsabfall, innerer Distanzierung und psychosomatischen Beschwerden. Es handelt sich dabei im eigentlichen Sinne nicht um eine anerkannte Krankheit, sondern eine Lebenssituation ganz persönlicher Art. In den Industriestaaten nimmt diese Problematik stetig zu. Insbesondere in Leistungsberufen mit einem Höchstmaß an Verantwortung, wie bei Ärzten, Führungskräften, Verkaufsmanagement und Politikern geht man von einer Quote von 30-40 % bei den über 40-Jährigen aus. Auch bei Lehrern, Anwälten und in Pflegeberufen wird eine hohe Burnout-Rate beobachtet. Vereinfacht dargestellt ist Burnout ein sich meist allmählich vertiefendes Energiedefizit, also ein Bilanzproblem von Energiezu- und -abfuhr.

Die 4 Burnout-Stadien: Der Weg zum Burnout

Beim Burnout sollten die wichtigen Lebensbereiche Familie und Beruf sowie die Charakteristika der betreffenden Person beleuchtet werden. Um die Veränderungen in diesen Bereichen zu untersuchen, hat es sich als hilfreich erwiesen, die Entstehung des Burnout in zwölf Stadien bzw. vier Hauptstadien zu unterteilen.

1. Burnout-Stadium: Anspruch und Aktivität

Durch ein Höchstmaß an Anspruch und Aktivität zeichnet sich das erste Stadium der anhaltenden Überforderung aus. Nach dem Motto „Zeit ist Geld“ werden Beruf, Familie und Freizeitinteressen mittels viel Engagement „unter einen Hut“ gebracht. Man fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes „ständig unter Strom“. Gegenüber der Außenwelt erscheint man als Energiebündel, „Hans Dampf in allen Gassen“ und scheinbar unbegrenzt belastbar. Solch´ engagierte Führungskräfte, Mitarbeiter oder Partner sind sehr beliebt, sagen selten „Nein“ und erklimmen anfangs schnell die Erfolgsleiter in Richtung Leitungsfunktionen und Selbstständigkeit, sind gern gesehen in Ämtern von Parteien und Vereinen und zeichnen sich als unentwegte Organisatoren von Freizeitaktivitäten aus. Typisch ist das Bestreben, Zeiten des Schlafes und der Erholung zu minimieren, um Raum für Aktivitätserweiterungen zu schaffen.

2. Burnout-Stadium: Verleugnung

Hält die Überforderung an und türmen sich zunehmend Probleme auf, so wird dies nicht als Aufforderung zum „Heraustreten aus dem Hamsterrad“ verstanden, sondern ignoriert und verdrängt. Unter dem Motto „das wäre doch gelacht“ versucht man im Stadium der Verleugnung die Leistungs- und Harmoniedefizite im Beruf als auch in der Privatsphäre nicht wahr haben zu wollen, nimmt konstruktive Kritik nicht an oder antwortet mit Mehrarbeit und Reizbarkeit. Dabei spielen zunehmend auch Genussgifte und scheinbar harmlose medikamentöse Stimulanzien eine Rolle zum Überwinden von ersten Schwächephasen und dem Abbau von Frust und Unzufriedenheit. Die Problematik wird gern nach außen hin durch eine „immer freundliche Maske“ verdeckt.

3. Burnout-Stadium: Verhaltensänderungen

Lassen Konzentration, Leistungsfähigkeit und Kreativität spürbar nach, häufen sich die Probleme auf Arbeit wie zu Hause, so folgen im dritten Stadium des Burnout charakteristische Verhaltensänderungen. Es kommt in vielen Fällen zu einem Rückzug von liebgewordenen Hobbys, Freizeitsport und Treffs mit Freunden. Es besteht ein Bedürfnis nach Einsamkeit und Erholung. Doch immer öfter reicht der Jahresurlaub nicht mehr zum „Auftanken“. Immer mehr „bleibt auf der Strecke“, die Probleme häufen sich und harren einer guten Lösung. Die Unzufriedenheit von Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden nimmt zu und kann bis zum finanziellen Desaster führen. Irgendwie möchte man weiter „funktionieren“ und immer öfter taucht die Affirmation „aber früher hab´ ich das doch auch geschafft“ auf. Die schöpferische, positive Denkweise als Garant für Erfolg und Glück wird abgelöst durch negatives, konservativ-verharrendes oder sogar destruktives Gedankengut. Damit wird der geistige Raum für privaten, geschäftlichen und somit persönlichen Misserfolg geschaffen.

4. Burnout-Stadium: totale Erschöpfung

Beim Ausbleiben fundierter Korrektur der bereits beschriebenen negativen Wirkketten folgt im letzten Stadium des Burnout-Syndroms die totale Erschöpfung. Das Gefühl „die Akkus sind leer“ wird von Gedanken, wie „das hat doch alles keinen Sinn mehr“ mit klaren Zeichen von körperlicher und geistig-seelischer Erschöpfung begleitet. Antriebsschwäche, Müdigkeit und eine Vielzahl von so genannten

psychosomatischen Beschwerden, wie

  • Schlafstörungen,
  • Kreislaufprobleme,
  • Verdauungs- und Essprobleme,
  • Verspannungen,
  • Kopfschmerzen und schließlich
  • Abwehrschwäche und
  • Drogenmissbrauch

lassen jeden Arbeitstag als Last erscheinen. Man schleppt sich von Wochenende zu Wochenende, Urlaub zu Urlaub und nicht zuletzt von Krankschreibung zu Krankschreibung. Nicht selten findet sich auf die Frage nach dem Lebenssinn keine Antwort mehr. Negatives Denken und fehlender Lebensmut machen sich breit. Wird man insbesondere in diesem Stadium von einem Schicksalsschlag, wie Tod eines lieben Mitmenschen, Entlassung, Überschuldung und tiefgreifende seelische Verletzungen ereilt, folgt nicht selten die Entwicklung einer tiefen Depression mit Selbstmordgedanken oder der tatsächliche Suizid.

Die erwähnten Schicksalsschläge sind oft Wegbereiter für den Übergang von einem Stadium zum nächsten. Das letzte Stadium des Burnout macht gehäuft die Inanspruchnahme medizinischer Hilfe erforderlich. Der früher auch als „Nervenzusammenbruch“ bezeichnete schnell auftretende totale Erschöpfungszustand erfordert nicht zuletzt wegen der verstärkten Suizidgefahr stationäre klinische Hilfe.

Burnout als Wegbereiter chronischer Krankheiten

Das Burnout-Syndrom ist, meist in Kombination mit der damit verbundenen ungesunden Lebensweise, ein typischer Wegbereiter für alle Arten von chronischen Krankheiten und Leiden, insbesondere Krebs, Depression, Nervenleiden (MS, Parkinson, Alzheimer u.a.m.), Bluthochdruck, Herzinfarkt und Hirnschlag, chronische Schmerzen sowie Substanzverluste (Osteoporose) und Verschleiß (Arthrose).

Medizinische Aspekte der Burnout-Vermeidung und -Bewältigung
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die häufigsten Burnout-Symptome, die als Warnzeichen des Körpers verstanden werden sollten.

Häufige Burnout-Symptome in der „Sprache des Körpers“

Burnout-SymptomeInterpretation – Was steckt dahinter?
Blähungen, Heißhunger auf SüßesSchwäche der Leber, mangelhafter Gallefluss
brennende SchmerzenÜberlastung mit Säurestoffen
Abgeschlagenheit, Schwäche, AppetitmangelMangel an Energie und Vitalstoffen, chronische Giftbelastung?
Infektneigung, ausbleibendes FieberAbwehrschwäche, mangelndes Immuntraining
SchweißausbrücheBedürfnis nach Ausscheidung, innere Ausscheidung unzureichend
Hautjucken und -ausschlagReizstoffe im Blut, Bedürfnis nach Ausscheidung
Absonderungen, DurchfallReizstoffe in Blut und Lymphe, Bedürfnis nach Ausscheidung

 

Nur ein frühzeitiges Erkennen des Abfalls von Vitalität und Leistungsfähigkeit, der funktionellen Schwäche von inneren Organen, Stoffwechsel und vegetativem System verhindert ein stadiengemäßes Fortschreiten des Burnout-Prozesses. Die von der Standardmedizin vorgehaltenen so genannten „Check up´s“ sind aufgrund der alleinigen Fixierung auf messbare und möglichst bildgebend darstellbare körperliche (d.h. organische) Veränderungen hierfür ungeeignet. Sie zeigen gewissermaßen nur die Spitze des Eisbergs. Beispielsweise zeigen übliche Laborwerte, z.B. der Leber oder Niere, erst nach Einschränkung der Leistungsfähigkeit von mindestens 70 Prozent (!) Normabweichungen an. Dem entgegen kann die ganzheitlich-biologische Diagnostik zur Einschätzung der tatsächlichen Leistungspotentiale und Bewusstmachung von individuellen Schwächen sehr wertvolle Erkenntnisse liefern und Lösungen anbieten.

 

Was tun bei drohendem Burnout?

Wie lässt sich ein „Abrutschen“ in den Burnout vermeiden bzw. durch welche Strategie wird eine tatsächliche und nachhaltige Umkehr möglich?

Die Antwort hierfür liegt klar auf der Hand: Bewusstmachung der Situation und Selfcare, d.h. Achtsamkeit gegenüber den eignen Bedürfnissen und Fürsorge gegenüber sich selbst. Es geht dabei nicht um oberflächliche Korrekturen, sondern um tiefgreifende Sinnfragen, wie die nach dem Sinn des Daseins, dem Sinn des Lebens und meiner Stellung in dem allen. Im Grunde strebt jeder Mensch nach Liebe und Anerkennung. Hierzu werden zum Teil hohe persönliche Investitionen getätigt, die gemäß der Transaktionsanalyse nach Eric Berne nur unter der Leitformel „Ich bin o.k., Du bist o.k.“ zu innerer Zufriedenheit und Harmonie führen. Jede Einschränkung auf der „ICH-“ oder „DU-Seite“ führt zu nachhaltigen Problemen. Insbesondere die Burnout-Persönlichkeit strebt zusätzlich nach Perfektion. Möchte über die Perfektion natürlich Liebe und Anerkennung. Doch das Leben ist Ordnung und Chaos und das mit hoher Flexibilität. Die totale Perfektion bedeutet Stillstand, Starre und damit Tod. Deren Überwindung wird durch Bewegung, Anpassung an Lebenssituationen und damit die Bewahrung des Lebensflusses charakterisiert. Die Zielstellung muss sein, die Liebe zu allem was ist zu finden einschließlich seiner selbst. Gemäß dem bekannten Managementcoach Corssen stehen jedem Menschen mit Selbst-Verantwortung, Selbst-Bewusstheit, Selbst-Vertrauen und Selbst-Überwindung vier Instrumente zur Verfügung, um sein Leben zu gestalten und um letztlich dem Burnout zu entgehen. Oft beeinflusst auch die Sichtweise auf bestimmte Dinge und Situationen unsere Handlungsweise. Jeder kennt sicher den Unterschied zwischen „das Glas ist halb voll und das Glas ist halb leer“.

Es ist wichtig, persönliche Energiequellen zu definieren und für Ausgleich, Entspannung und Erholung zu nutzen. Jeder von uns hat hier andere Favoriten und kann diese wieder reaktivieren.

Vorbeugung und Überwindung des Burnout erfordern immer wieder die Akzeptanz der persönlichen Belastbarkeitsgrenzen. Und diese sind naturgemäß schwankend und abhängig von Vitalität, Alter und Grundkonstitution. Es ist ein Ausdruck der Liebe zu sich selbst, dieses Leitmotiv zu verinnerlichen.

Schließlich ist es sehr wichtig, primitive und letztlich (selbst-)zerstörende Denkweisen, wie Neid, Missgunst, Angst, Pessimismus, Verurteilen und Festhalten an Zuständen (nicht loslassen können) zu überwinden und durch schöpferisches Denken, welches Positives entstehen lässt, Neues erschafft und Problemlösungen ermöglicht, zu ersetzen. Denn nach Ackermann ist Denken auch Energie, ist spürbares Gefühl, ist Schwingung und kann dadurch in Resonanz gehen. Jeder zieht also auf Dauer das an, was er denkt und damit auch wünscht.

In Fällen, wo die „Hilfe zur Selbsthilfe“ nicht ausreichend ist, sollte kompetente Hilfe angenommen werden. Dies sollte nicht als Schwäche fehlinterpretiert, sondern als weiterer Ausdruck der Liebe zu sich selbst verstanden werden. Eine lösungsorientierte Kommunikation mit Freunden, Gleichgesinnten, guten Beratern und vielleicht auch Seelsorgern sollte die Introversion und Grübelei ablösen. Die biologische bzw. naturheilkundliche Medizin hält viele sinnvolle Angebote zur Entgiftung, Entschlackung, Stärkung der Organvitalität, Verbesserung der Stress-Fähigkeit und schließlich wirksame tiefenpsychologische Verfahren zur Aufarbeitung alter Verletzungen und Konfliktmuster bereit. Effektive Entspannungsverfahren können in großer Vielfalt genutzt werden! Methoden wie Meditation, Autogenes Training, Yoga, Heilhypnose, Reiki, Qi Gong, Craniosakraltherapie usw. sind inzwischen weit verbreitet und gut zugänglich. Immer kann gemäß eigenem „Strickmuster“ der spirituelle Aspekt des Lebens einbezogen werden.

Mit einem solchen Bewusstsein und einer entsprechenden Veränderungsbereitschaft ausgestattet, lässt gerade in den frühen Burnout-Stadien der Weg aus dem Burnout erreichen.

Autor/en dieses Beitrages:
, FA. für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Gais
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  • Gerhard Grimm, Berater +Coach, am 09.06.2018
    Den Kommentar von Gitta Höpfner teile ich voll und ganz; aus meiner Sicht sehr übersichtliche, klare, prägnate und auf den Punkt gebrachte Abhandlung des Themas
  • Gitta Höpfner, am 12.01.2018
    Vielen Dank für diesen ausführlichen und informativen und - ganz wichtig - VERSTÄNDLICHEN Bericht über Burnout. Das Beste was ich bisher darüber gelesen habe.

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Norbert Hartwig
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